Schachburg-Archiv: Benutzerthema „max. möglicher elowert“

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Beitrag von Riebmeister

Hallo zusammen ich habe eine Frage: es kommen ja immer mehr neue Schachprogramme raus. Und der elowert wird immer höher. Aber gibt es da nicht ein maximum? Irgendwo muss es doch ein limit geben, oder doch nicht? Denn wenn man immer von den kandidatzügen den richtigen findet wäre das ja schon das maximum.

Beitrag von Kiffing

Eine Elo-Obergrenze gibt es nicht. Eine Engine, die jede Partie in den Schachcomputerwettbewerben gewinnt, wird also weiterhin von Turnier zu Turnier ausgewertet werden. Das geht nach den üblichen Parametern von Gegnerschnitt und Performanz. Performanz ist die in dem Turnier ermittelte Leistung, in eine Elozahl aufgeschlüsselt. Dieser von Dir angedachte Supercomputer würde zwar dann in jedem Turnier auf eine Gewinnquote von 100 Prozent kommen. Aber nach wie vor kann dieser Supercomputer seine Elozahl weiter erhöhen. Denn wenn wir davon ausgehen, daß die Schachcomputer von Jahr zu Jahr stärker werden, also auf immer höhere Elozahlen kommen, dann wird die Performanz des Supercomputers bei Beibehaltung einer 100-Prozent-Quote wegen des höheren Gegnerschnitts also weiter ansteigen.

Beitrag von Pantau

Das ist zwar richtig, aber die Frage verstehe ich wegen der darin enthaltenden Erklärung eher so, dass es doch irgendwann einen perfekt spielenden Computer geben müsse, der keine Fehler mehr mache. Dieser müsse dann auch einen bestimmten Elo-Wert als Spielstärke haben. Man muss unterscheiden zwischen einer tatsächlichen Spielstärke (die keiner kennt) und dem einem zugeteilten Elo-Wert (oder DWZ oder was auch immer). Die Algorithmen, welche die eigenen Spiele auswerten und den neuen Wert zuteilen, sind regelungstheoretisch sog. "Zustandsschätzer". Daher wird z.B. im Glicko-System auch die Bandbreite der möglichen Abweichung als Parameter mit angegeben, in welcher die echte Spielstärke mit 95% Wahrscheinlichkeit liegt. Je mehr Wertungen man hat, desto enger wird diese. Das gilt natürlich auch für alle anderen Systeme, die es nur nicht mitangeben, obwohl dies mathematisch möglich wäre.Also für den Fall, dass die Frage auf einen theoretisch optimales Programm abstellt: Alle legalen Züge sind im Grunde "Kandidatenzüge". Die Einschränkungen, welche der Mensch durchführt, um diese Zahl auf wenige herunter zu brechen, sind ja nur "geistige Krücken", um den Variantenwust beherrschbar zu machen und meine Auswahl der Kandidatenzüge für eine bestimmte Stellung unterscheidet sich sicher oft von jemanden, der z.B. über 400 Punkte mehr auf dem Kasten hat. "Kandidatenzüge" sind für den Schachspieler lediglich das Gleiche wie für den Kripobeamten die Verdächtigen. Es ist denkbar, dass Schach irgendwann einmal "geknackt" wird und es dann für jede Stellung den optimalen Zug gibt, aber es ist im Moment nicht möglich zu sagen, wie viele Klassen (jeweils 200-Elo- oder DWZ-Punkte) noch in die Lücke zwischen diesem Optimum und der aktuell maximalen Spielstärke passen.

Beitrag von hako

Wenn ein perfekter Schachspieler (perfekt, weil er immer gewinnt) 100% an einem Turnier holt und an diesem Turnier immer Teilnimmt, wird seiner Wertung stetig, aber immer langsamer steigen. Merke: Würde er mit nur 800 DWZ (sagen wir mal das ist seine erste Wertungszahl) auf Turnier gegen ebenfalls perfekte Spieler spielen und so permanent 50% holen, und es gäbe keine anderen Turniere, wäre seine Maximale Zahl 800. Ist die Zahl der anderen perfekten Spieler 1200, ist seine Maximale Zahl 1400.Die maximale Zahl hängt also von den Wertungszahlen der anderen ab und davon ob man sie schlagen kann ;)

Beitrag von Pantau

Ein perfekter Spieler gewinnt nicht immer, sondern macht "nur" immer den perfekten Zug. Dieser Unterschied hat statistische Gründe, da auch ein schlechterer Schachspieler manchmal die richtigen Züge aus den falschen Gründen macht, was, - gelänge ihm dies die ganze Partie über, mindestens zum Remis führen würde. Je besser ein Schachspieler ist, desto weniger Züge müssten jedoch diesem Glück unterliegen und umso mehr Punkte würde er auch gegen einen perfekten Spieler holen, also würde es immer auch für einen perfekten Spieler eine Obergrenze geben. Dass diese Obergrenze von der aktuellen Punkteverteilung der Normalsterblichen abhängt, ist natürlich richtig, aber wir alle wissen, was unter einem Tausender, einem Vierzehnhunderter oder unter einem Achtzehnhunderter spielstärkemäßig zu verstehen ist. ;-)