Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Starke Nebenvariante gegen den Sosin-Angriff im Najdorf“

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Beitrag von Kiffing

Um mir als Schwarzer das "Gewürge" in dem von Fischer gegen die Najdorfvariante so gern gespielten Sosin-Angriff nach 1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. Lc4 e6 7. Lb3 b5 nepst ...Sbd7 zu ersparen, wo Weiß die Option auf den thematischen Schlag Lxe6 hat und wo Schwarz sehr beengt steht, sehr genau spielen muß und immer was in der Luft liegt, habe ich mir gegen den Sosin-Angriff eine Alternativvariante überlegt: Ich finde, 7. ...Sc6 überwindet all die eben aufgezeigten Probleme. Stattdessen kann Schwarz nun den Sd4 abtauschen und hat nach 8. Le3 Sxd4 9. Lxd4 b5 10. 0-0 Lb7 schon Ausgleich und bequemes Spiel. Schwarz kontrolliert im hypermodernen Sinne das Zentrum von hinten, steht sehr elastisch und harmonisch, und er hat die halboffene c-Linie. Wie denkt ihr darüber?

Beitrag von Kiffing

Oh lol, aber immerhin was seriöses. :D

Beitrag von sorim

Sizilianisch ist die Modevariante überhaubt. Wäre es da nicht besser sich eine andere Eröffung zu suchen die nicht so theorielastig ist? Caro Kann wird in den letzten 20 Jahren bei weitem nicht so häufig gespielt. Klar gibt es auch da genug Varianten zum lernen, aber bei weitem nicht so viel wie beim Sizi. Caro Kann ist auf alle Fälle eine Eröffnung die Schwarz gute Chancen gibt auch auf hohem Niveau.

Beitrag von hako

Ich würde die Eröffnung nicht unbedingt nach ihrer Popularität auswählen. Der Trick etwas zu spielen, was der andere nicht kennt, funktioniert ab einer gewissen Spielstärke nicht mehr, egal wie gut man die Theorie kennt. Mit etwas Erfahrung in Positionsspiel und Taktik bekommt man immer eine vernünftige Stellung aufs Brett unabhängig von den Theoriekenntnissen.Du solltest deine Eröffnung danach aussuchen, welche dir zusagt.

Beitrag von sorim

Leider gilt dies nicht für alle Eröffnungen, dass ein bischen Positionsspiel und Taktik reicht um einigermaßen Ausgeglichen aus der Eröffnung rauszukommen.Speziell im Najdorf muß man die genauen Züge und die Reihenfolge einhalten, sonst kann der Gegner mit entsprechenden Theoriekenntissen einen so richtig platt machen.

Beitrag von Kiffing

@sorim: ich spiele schon seit etwa 16 Jahren sizilianisch. Wenn ich da jetzt umsteige, würde ich mein ganzes Wissen, das ich mir im Sizilianer aufgebaut habe, umwerfen. Das ist mir dann doch ein bißchen ungenehm. Sizilianisch paßt zu mir, es gibt da eine Reihe von Varianten, die ich als Schwarzspieler sehr schätze, und generell haben theorielastige Eröffnungen ja nicht nur Nachteile, sondern zumindest den Vorteil, daß man seinen Gegner durch Wissen bezwingen kann. Ich gebe zwar gerne zu, daß mein Faktengedächtnis nicht das stärkste ist, aber das kompensiere ich durch Erfahrung.

Beitrag von hako

Ich kann aus Erfahrung sagen, dass Taktik und Praxis mehr wiegt als irgendein Theoriekram. In einer Turnierpartie beim Jugendmannschaftskampf hat mal einer gegen mich seinen Sizi gespielt (ich glaub das war auch Najdorf) und den hab ich ihn ohne jegliches Theoriewissen in den ersten 10 Zügen um die Ohren gezogen, weil er eine einfach Kombi übersehen hat. Kaputte Königsstellung und 2 Mehrbauern für mich.Sicherlich hat der Sizi scharfe Varianten, wo man genau spielen sollte, aber dafür braucht man keine Theorie. Mit Taktik und einen Plan ist man da meiner Meinung nach deutlich besser dran. Vor allem kann man nicht alle denkbaren Varianten auswendig lernen.

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=hako;16836]Vor allem kann man nicht alle denkbaren Varianten auswendig lernen.[/QUOTE]Hehe, das erinnert mich doch an ein Apercu von Emanuel Lasker: "man muß nicht perfekt Schach spielen, es reicht, wenn man besser spielt als der Gegner". Genauso ist es halt in der Eröffnung, man muß nicht alle Varianten kennen, es reicht, wenn man mehr weiß, als der Gegner. :DNa ja, denke schon, daß es einem hilft, wenn man ein gewisses Theorieverständnis hat von dem, was man so spielt. Wegen den von Dir angesprochenen scharfen Varianten, so kann man gewisse taktische und positionelle Fallstricke leicht übersehen, wenn man sie nicht kennt. Und im umgekehrten Sinne, also im Angriff, kann man auch nicht alle potentiellen Drohungen aufspüren, mit denen man dem Gegner das Leben schwer macht. Da hilt also auch ein gesundes Wissen.Eröffnungen zu kennen, heißt ja um Gottes Willen nicht einfach nur, sich irgendwelche Varianten einzuhämmern, sondern vor allem, die Ideen hinter den Eröffnungen zu verstehen, um sich dann im Spiele anwenden zu können. Die Eröffnung ist nun einmal die Anfangsphase im Schach, wo die Weichen für den zukünftigen Partieverlauf gestellt werden. Kommt man gut aus den Startlöchern oder muß man das Mittelspiel schon mit einer schweren Hypothek bestreiten, wenn man überhaupt da reinkommt? Mir hat wirklich noch keiner plausibel machen können, warum man ausgerechnet diesen so wichtigen Partieabschnitt vernachlässigen sollte. Man baut ja auch keine Häuser ohne Fundament.

Beitrag von hako

Tia, die Mischung macht das Gift :D Theoriewissen ist schon ein Vorteil, das will ich gar nicht abstreiten. Nur ich halte diese Meinung "man muss sämtliche Varianten können, sonst hat man ein Problem" für übertrieben. Man sollte auch keine Angst haben, wenn man auf eine fremde Eröffnung in einer Partie stößt, sondern mal 30 Minuten für die ersten 10 Züge einplanen. ;)Vor allem ist es doch mal schön nicht immer die ersten 15 Züge Theorie unterzurattern :heiter: