Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Mit Dr. Angie Light (geb. Leid, v1.4711) in Wonderland“

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Beitrag von zugzwang

Viele Schachspieler wandern durch das Dickicht der Datenbanken. Eine Reise in die teilweise dunkle, schlecht ausgeleuchtete Vergangenheit mit einigen Richtungschildern, Ortsnamen, aber auch vielen weißen, nein schwarz-weißen Flecken - auf der (Land)karte und sonstwo.Zur Orientierung begleitet sie häufig Dr. Angie Light-Leid (geb. Leid verheiratete Light/Lite) dezent im Hintergrund.Änlich dem Navy "Prof. Dr. Antje Leit" flüstert Dr. Angie ("Aintschy") mit femininer Stimmlage dem Schachwanderer die eine oder andere Beobachtung, einen Richtungswechsel oder Warnung vor Stolpersteinen zu.Die Version für Schachwanderinnen ist noch im Erprobungsstadium und läuft unter dem Projektnamen "Dr. Phil (ip)". Die Produktentwicklung ist nicht ausgereift und die Absatzchancen liegen eher im einstelligen Prozentbereich - derzeit.Eine Hürde für vieles.Je nach ihrer (inneren) Einstellung oder (äußeren?!) Konfiguration geht das Flüstern zuweilen in Zwitschern, Schreien, Kreischen, Fauchen über oder sie fängt an zu blinken und purpur-ferrarirot anzulaufen. Dabei wirft sie dem Schachwanderer Koordinaten wie +2,87, -5,13, 0,13, 0,00 sowie #6, #-87 an den Kopf.Verwandte (oder sind es Parteigänger?) von Angie begleiten den Schachwanderer inzwischen regelmäßig und recht zuverlässig bei Tagesausflügen in die Schachlandschaft.Auch dort erhält der Ausflügler/ die Ausflüglerin die ausgeklügelten Daten zur schnellen Orientierung.Über Sinn oder gar Unsinn der Neuorientierung und Richtungsweisung nicht nur in diesem unserem Lande in einer globalisierten Schachwelt gehen die Meinungen zuweilen stark auseinander, auch wenn der Konsens der großen Gruppe der gewohnheitsmäßigen Mittelwegs- und Alleenwanderer dahin geht, daß Angie Lite/Light/Leid/Leit ein Fortschritt ist, wenn man ihr mit gesundem Menschenverstand, wohlwollend-kritisch aber nicht sklavisch-abhängig zuhört bzw. zuschaut.Daß jeder Fortschritt auch gewisse Nachteile, manchmal sogar Rückschritte mit sich bringen kann, scheint ein Naturgesetz zu sein.Ich möchte hier aber eher gewisse positive Reize von Dr. Angie Light eingehen und das Problem von Cheetah & Co lieber an anderer Stelle erörtern.Angie ist bei Zeitreisen in die Vergangenheit eine interessierte Wegbegleiterin und ergänzt und korrigiert manch alten und neuen Reiseführer. Gar nicht selten zeigt sie neue, bisher unentdeckte Wege und macht bei kleineren Ausgrabungen ein (Zufalls)funde. Ihr Vorteil ist ihre große Belastbarkeit, ihre ausdauernde Suche, ihr systematisches Vorgehen. Zwar beansprucht sie einige Ressourcen und etwas Strom, doch einen Vergleich zu manchem menschlichen Reise- bzw. Wanderführer braucht sie selten zu scheuen. Allerdings ist sie nicht sehr sprachbegabt und drückt sich mehr wissenschaftlich mit Zahlen (+1,08) und Zeichen (Tfe1 0-0) aus. Weil der Schachwanderer aus vielen anderen Lebensbereichen mehr Gerede, Geschreib(s)e(l), Dampfplaudereien, Worthülsen aber auch mal Fachbegriffe (Termini), Arbeits- bzw. Bedienungsanleitungen gewohnt ist, haben zumindest für eine gewisse Zeit noch Übersetzer für den Output von Dr. Angie ihr Arbeitsgebiet.In diesem Thread (Fundbüro) können Fundsachen, die Angie ausgegraben hat, abgegeben und die Fundstücke angesehen werden.Ich selbst werde überwiegend Fünde aus der Vergangenheit hier abgeben und ab und zu aus der Tagesaktualität.Hinzufügen möchte ich, daß Angie und ihre Kolleginnen/Kollegen wie alle M-än-tschens noch nicht 100% fehlerlos arbeiten können. Daran sind wie üblich die M-en-schen(s) schuld. Der TSchÜV (Technischer Schach-Überwachungsverein) kontrolliert von Zeit zu Zeit Konfiguration und Eichung von Angie. Daneben gibt es einige wenige freiwilige Fehlerprüfer, die die Arbeitsergebnisse von Angie & Co. zwar nicht auf Plagiate, aber auf Irrtümer und Fehlbeurteilungen hin untersuchen und auf Plattformen wie Angie-Plag(e)-Platt zur Diskussion stellen.

Beitrag von zugzwang

Angie kann sich auch auf das Archiv ihres Vaters Dr. Fritz Leid stützen.Dieser Veteran in der Forschung zur Behandlung ver(w)irrter Schachwanderer merkte zu dieser Stellung[FEN=zz01]q3b2k/3rbp1p/1n1p1npB/1ppPp1N1/4P1P1/2P2QNP/1PB2P1K/6R1 b - - 0 24[/FEN]die Behandlungsmethoden 1.Sh5 und 1. Sf5 mit Neuoireintierung in Richtung Nullpunkt an, während er 1. Se6 eindeutig als falschen Wegweiser bezeichnete.Es ist zumindest ratsam Dr. Fritz Leids altes Bearbeitungsergebnis mal in ein modernes Forschungslabor von Prof. Dr. Hou und seinem Team zu geben.

Beitrag von zugzwang

Vor fast 30 Jahren erschien 1985 in Deutschland die Übersetzung von John Nunns Kultbuch "Tactical Chess Endings" aus dem Jahr 1981.Es war das erste Buch, das einen deutlich anderen Fokus in gesammelter Form auf den Partieabschnitt "Endspiel" legte. Faszinierende Beispiel zeigen die trickreichen Raffinessen in Endspielsituationen. Komplizierte Varianten entstehen aus taktischen Geistesblitzen. Im deutschen Sprachraum war derartiges Material in Rubriken und Büchern Kurt Richters in Einzelstücken zu finden, ohne Haupthema eines ganzen Buches zu sein. Das Buch selbst hat eine großen Nachteil: Es bedeutet tagelange, harte Kopfarbeit und hohen Zeitaufwand während des Konsums. Gleiches und noch viel mehr gilt für das Verfassen dieses Werks per Hand.In der Zwischenzeit hat sich Dr. John Nunn vom Weltklassegroßmeister zum Problemlöse-Weltmeister, Studienkomponisten und Autor vieler erstklassiger weiterer Schachbücher entwickelt. Sein dunkler Lockenkopf der 80er Jahre ist inzwischen etwas "eingepudert", doch knifflige Schachaufgaben und präzise Analysen sind nach wie vor ein Feuerwerk dieses Großhirns des Schachs.Vor 30 Jahren standen ihm nicht die Hilfsmittel zur Verfügung, die heutzutage jeder "Schwatzer" (Schachpatzer, Typus geschwätzig) wie ich um Rat fragen kann.Auch wenn ich ab und zu mal selbst im Kopf oder auf dem Magnetbrett analysiere, so ist es mir zur gewohnheit geworden, Angie Light/Angina Leidt beim Einpflegen von Partien und Beispielen in Datenbanken anzuwerfen und beim Einklimpern der Züge auf ihre Kommentare zu schielen.Vor kurzem war der Partieausschnitt Jovcic-Rajkovic Belgrad 1977 dran.Obwohl die Partie in meiner Datenbank nicht enthalten ist, ist Dr. Nunn auf dieses interessante Endspiel gestoßen. Scheinbar ist dieses Fragment durch die damaligen Schachmedien gewandert und zwar völlig zu Recht. Eine höchst spannende Situation führte in der Partie zu einem taktisch hochklassigen Finish mit Matt- und Kombimotiven:[FEN=zz02]8/8/1P6/6pk/2r2p1n/1R4p1/8/1R4K1 b - - 0 1[/FEN]1. ... f3 (Was sonst, aber wer gewinnt hier eigentlich), 2. b7 (Wie Du mir...?) Tc2 (tückisch-geistreich-fiese Attacke), 3. b8D (?)führte zu einem glanzvollen Schlußakkord des Schwarzen.Dr. Nunn schlägt statt 3. b8D als Verbesserung 3. Tf1 vor und hält die Stellung jetzt für remis, weil Schwarz bei Gewinnversuchen leicht überziehen kann.Ein Beispiel: 3. ... g2, 4. Tbb1 +-.Dr. Light dagegen zwinkert oberlehrerinnenhaft und meint es mal wieder besser zu wissen. Anders als verwandte "Aintschies" scheint sie von der Thematik wirklich Ahnung zu haben und durchzublicken.Wer mehr wissen will, der versucht sich mal im Kopf oder auf dem Analysebrettchen an 3. Tf1 Tg2+, 4. Kh1 Te2! oder schaltet seine wissenschaftlichen Berater hinzu.In der nächsten Folge kümmert sich Angie Light um das Springerendspiel Yanofsky-Golombek Hastings 1951/1952, Diagramm #12 des Buches.Bis dahin aber erst einmal etwas Erholung von zuviel Kopfarbeit.