Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Was ist die Strategie gegen schwächere Spieler?“

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Beitrag von Kiffing

Es wird oft geraten, gegen deutlich schwächere Gegner die Stellung zu vereinfachen als zu verkomplizieren. Begründet wird diese Strategie damit, daß gerade in der Technik der Spielstärkeunterschied am größten seien. Ich selbst gehe den umgekehrten Weg. Zwar versuche ich möglichst objektiv an das Schach heranzugehen und gegnerunabhängig den stärksten Zug zu finden. Ich meine aber, daß schwächere Gegner darunter neigen, zu patzen und sich in dem Gewühl nicht mehr zurechtzufinden, wenn man sie denn unter Druck setzt. Bei Vereinfachungen dagegen sind die zu findenden Züge auch für schwächere Gegner leichter, und das Spiel kommt dem Remishafen gefährlich nahe, weitaus näher, als wenn man verkompliziert. Die These, daß der Spielstärkeunterschied in technischen Dingen am größten sei, halte ich ohnehin für ein Gerücht. Nach meinen Erfahrungen verstehen schwächere Gegner oft überhaupt nichts von Taktik, begehen eine Menge horrender taktischer Fehler und spielen selber im Prinzip nie eine Kombination. Einfache Züge dagegen werden von ihnen meist gefunden. Wie denkt ihr darüber?

Beitrag von Hans_van_Ille

Ich spiele, egal gegen welchen Gegner immer die gleichen Eröffnungen und versuche gute Züge zu finden.Wenn ich jedoch mit Vorteil abtausche, dann mache ich das und wenn ich einen Figurentausch ohne Nachteil gegen schwächere vermeiden kann, dann denke ich da auch schonmal drüber nach :)

Beitrag von ToBeFree

Ich spiele gegen alle Spieler gleich; allerdings gibt es in der Eröffnung, die ich immer spiele, einige Fallen, auf die wirklich schwächere Spieler eventuell hereinfallen. ;)

Beitrag von yury

Gegen wirklich schwächere Spieler neige ich automatisch tendenziell zum Vereinfachen, ohne das aber aktiv anzustreben. Meine Strategie ist da eher warten, bis der Gegner patzt. ;)

Beitrag von Kiffing

Durchs Vereinfachen ist die Chance, daß der Gegner patzt, aber deutlich geringer. Man sollte die Leute schon zu Fehlern zwingen.

Beitrag von Kleinmeister

Habe auch "Schach für Tiger" gelesen und mich mit Simon Webbs These auseinandergesetzt gegen schwächere Spieler tendenziell einfachere Stellungen anzustreben. Meiner Meinung ist das kein dummer Ratschlag, für Spieler, die dazu neigen gegen schwächere Spieler ZU unklare Stellungen zu erzeugen, sodass sie desöfteren solche "Pflichtsiege" eben nicht einfahren, sondern sogar verlieren. Langfristig ist es vielleicht wirklich besser einfache Stellungen anzustreben um möglichst viele Punkte gegen Underdogs einzufahren. Muss man allerdings gegen einen nicht deutlich schlechteren Gegner unbedingt diese eine Partie gewinnen - ich meine jetzt etwa 150 DWZ weniger, sprich ein Remis bringt nix, dann ist es vielleicht doch besser auf natürliche Art und Weise zu komplizieren.Was mir persönlich gegen schwächere Spieler wichtig scheint, ist es die Initiative zu haben! Gegen stärkere habe ich etwas den Eindruck, dass ich mich dort eher um langfristige Überlegungen kümmere (Struktur, Material). Im Endeffekt habe ich gegen beide Gruppen Ergebnisse entsprechend meiner Spielstärke.

Beitrag von yury

Die Überlegung hinter dem Ratschlag, zu vereinfachen, ist, dass kompliziertere Stellungen dem Gegner eine unnötige Chance geben, auf alles oder nichts zu spielen, während einfachere (Endspiel-)Stellungen gegen die gleichen Gegner ein Selbstläufer sind.Das gilt aber meiner Meinung nach so uneingeschränkt nicht, denn wenn man die Stellungen gerade noch so kompliziert hält, dass man selbst sie versteht, der Gegner aber nicht, ist man wohl auch auf der sicheren Seite, während einfachere Stellungen eben oft eine Remistendenz haben. Ist also alles nicht so einfach und vermutlich auch eine Sache des Spielstils.

Beitrag von Maschendrahtzaun

Immer wenn ich gegen schwächere Gegner versucht habe, einen lockeren Sieg durch einfache Stellungen nach Hause zu fahren, ging das tendenziell schief - meistens wurde irgendein blödes Remis draus.Das könnte aber auch daran liegen, dass ich generell lieber Stellungen mag, in denen etwas mehr los ist oder daran, dass ich einfach kein Schach spielen kann.Wie dem auch sei, denke ich jedenfalls, dass man sich von der Wertungszahl seines Gegners nicht allzu sehr beeinflussen sollte bei der Wahl des Spielstils...

Beitrag von tandem

Ich finde man sollte seine Spielart immer spielen denn wenn man wirklich der bessere ist, dann gewinnt man auch und wenn der gegner dann Remis schaffen sollte hat er doch genauso gut/schlecht gespielt!