Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Schuh-Doping“

schachburg.de

Beitrag von Kiffing

Von Borislav Ivanov habt ihr sicherlich schon gehört. Der bulgarische Spieler stand die letzten Monate massiv unter Betrugsverdacht, nun spielte er ein Turnier in seinem Land, er spielte beim Schachturnier in Blagoewgrad mit. Sein späterer Gegner GM Maxim Dlugy aus den USA hatte Ivanov bei dem Turnier beobachtet und war sich sicher, Ivanov ist mit seinen Zehen mit einem Handy verbunden, das Mörsezeichen versendet, und kann so die Empfehlungen einer starken Schachengine wie Houdini empfangen. Nachdem der Großmeister eine diesbezügliche Untersuchung des Gegners durchsetzte, verweigerte Ivanov, der vorher sämtliche Untersuchungen über sich ergehen ließ, das Ausziehen seiner Schuhe. Er sei regelrecht panisch geworden, so der GM. Für das Turnier sollte Ivanov nun disqualifiziert werden. Überraschenderweise wurde die Disqualifikation von Boris Ivanov nur in eine kampflose Niederlage gegen GM Dlugy umgewandelt, und Ivanov spielte zum Erstaunen aller weiter. In der Schachwelt dürfte er nun aber als ähnlich überführt gelten wie Jens Kotainy, und das, obwohl die Sicherheitsbedingungen in Blagoewgrad wesentlich härter waren als in Dortmund. Ein Vorgeschmack, was noch auf uns zu kommen kann, Beschreibungen von GM Dlugy auf [URL="http://www.chessbase.de/Home/TabId/176/PostId/4011400/mit-den-fen-auf-dem-iphone-041013.aspx"]Chessbase[/URL]:[QUOTE]Dabei gibt es jede Menge Security, auf beiden Seiten des Spielsaals stehen Störsender und Verschlüsselungsgeräte, Handys werden abgeliefert, es wird nach elektronischen Geräten gesucht, es gibt Metalldetektoren, jeder Spieler wird jede Runde durchsucht.[/QUOTE]In der Quelle schildert GM Dlugy übrigens sehr ausführlich, warum er sich absolut sicher ist, daß Borislav Ivanov auf geschilderter Weise betrogen habe.

Beitrag von Kiffing

Die Aktion von GM Maxim Dlugy hat übrigens ein Nachspiel, Borislav Ivanov beendete seine Karriere: [url]http://www.chessbase.com/Home/TabId/211/PostId/4011410/ivanov-ends-his-chess-career-051013.aspx[/url]Seine Begründung erinnert dabei an den Rundumschlag von Falko Bindrich nach dessen Verweigerung einer Kontrolle (Wo fängt es an, wo hört es auf?): [QUOTE]"My opponent wanted me to take off my shoes and socks. I refused because I knew it would not stop there. I will not participate in any more tournaments because I will not be allowed to do so. They will punish me for everything – for improper breathing to poor posture," he complained. "Ive already gotten used to it, my career as a chess player is over. The psychological front against me is too strong, you cannot take it. I wanted to be a GM, but apparently that is not going to happen."[/QUOTE]

Beitrag von ToBeFree

Ist die Erklärung ein Versuch von ihm, nach erkanntem Betrug wenigstens einigermaßen seinen Ruf zu retten, oder ist er tatsächlich unschuldig? Verhält man sich als Schachspieler vielleicht sogar anders, wenn man selbst bei fairem Spiel befürchten muss, aufgrund irgendwelcher "ungewöhnlichen" Verhaltensweisen unter Dopingverdacht zu geraten? Geht man, selbst wenn man aus irgendeinem Grund tatsächlich ungewöhnlich oft Harndrang hat, seltener auf die Toilette, um bloß keinen falschen Verdacht zu erwecken? Hätte die Durchsuchung tatsächlich bei den Socken aufgehört? Ist es nicht unglaublich leicht, jemanden als "schuldig" zu bezeichnen, nur weil er das Gegenteil nicht beweisen will? Ist es nicht falsch, jemanden zu verurteilen, dessen Unschuld nicht widerlegt wurde?So viele Fragen...Ich habe übrigens keine Lust darauf, bei jedem Spiel mein ausgeschaltetes Handy und meine Digitaluhr abzugeben, nur weil es irgendwelche Schachspieler gibt, die sowieso nicht auf so offensichtliche Betrugsmöglichkeiten angewiesen sind. Vielleicht habe ich in meinem Geldbeutel Eröffnungsanalysen und Endspiellösungen versteckt? Ich spiele zwar nicht auf so hohem Niveau, dass ernsthaft jemand von Betrug ausgehen würde, aber wo ist eigentlich die Grenze?Der Fall von Borislav Ivanov scheint vollkommen klar zu sein - ist er das wirklich? Ich habe nur die von Kiffing verlinkte Beschreibung gelesen und finde sie überzeugend - hätte ich eine andere Meinung zu dem Thema, wenn Kiffings Beitrag und die verlinkte Quelle anders aussähen?Und sowas...:[QUOTE]Dabei gibt es jede Menge Security, auf beiden Seiten des Spielsaals stehen Störsender und Verschlüsselungsgeräte, Handys werden abgeliefert, es wird nach elektronischen Geräten gesucht, es gibt Metalldetektoren, jeder Spieler wird jede Runde durchsucht.[/QUOTE]...ist doch wohl auch für faire Spieler irgendwie abschreckend.Was ist eigentlich mit "Verschlüsselungsgeräten" gemeint? [Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://de.wikipedia.org/wiki/IMSI-Catcher". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "IMSI-Catcher" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.]? ;)

Beitrag von zugzwang

An anderer Stelle in der Burg schrieb ich schon zu B.I.[url]http://www.schachburg.de/threads/1162-Engine-versus-Engine-Software[/url]Ich halte es für ausgeschlossen (= keine vernünftigen Zweifel), daß B.I. seine Partien der in Rede stehenden Turniere gegen Meister alle ohne regelwidrige Hilfe gespielt hat.Ob das Cheating aber tatsächlich und vor allem wie hauptsächlich über "Zehensensorik" ablief, daran habe ich meine Zweifel und gleichzeitig gewisse Bewunderung für den "Stinkefuß".Anders als bei Fingern benötigt die Zehensensorik gewisses Training und erworbenes Feingefühl samt Fehlerminimierung. Auch ein Zehenkrampf kann unangenehm sein. Senden und Empfangen via "großen Onkel" stelle ich mir durchaus anstrengend und schweißtreibend - nicht nur im Sockenbereich - vor.Ich suche nach wie vor Organisatoren und Sponsoren für einen Badehosen-Schnellschachkampf B.I. gegen Kiril G. an Bulgariens Goldstrand - mit freiem Blick auf die Badelatschen usw.

Beitrag von Kiffing

Borislav Ivanov hat seinen angekündigten Rücktritt offenbar revidiert und ist erneut in einem Turnier aufgetreten, das ihn noch spielen läßt. Das tun offenbar nur noch wenige Veranstalter. Bei diesem Turnier, in Navalmoral de la Mata, der spanischen Extremadura, spielte er jedenfalls mit und es geschahen höchst merkwürdige Dinge. Fortsetzung folgt: [url]http://www.chess.com/news/borislav-ivanov-back-to-chess-and-back-to-being-banned-2852[/url]

Beitrag von zugzwang

Schachboxen und Schachstrippen werden in diesem Zusammenhang immer populärer.FKK-Schach hat Zukunft.

Beitrag von Kiffing

Der Fall wird immer mysteriöser: [url]http://en.chessbase.com/post/ivanov-in-navalmoral-the-real-deal[/url][QUOTE=zugzwang;21096]Schachboxen und Schachstrippen werden in diesem Zusammenhang immer populärer.FKK-Schach hat Zukunft.[/QUOTE]Evtl. scheinen bezüglich der Wahl des Aufenthaltsortes des "Devices" gewisse Hemmschwellen bei anderen Spielern ausgenutzt worden zu sein. ;)

Beitrag von Daniel72

Während alle auf Ivanov (eine unendliche Geschichte) schauen, schummeln bestimmt einige in seinem Windschatten unbehelligt (weiter). :ups: