Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Doppelbauer“

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Beitrag von Doppelbauer

Guten Abend,

ich bin 37 und spiele gerne Schach. Bei mir plätschert es mit der Spielstärke so vor sich hin. Meine Spielstärke hat sich auf knapp 1400 eingependelt seit nun etwa schon 10 Jahren. Die letzten 2 Jahre versuche ich an meiner Spielstärke zu arbeiten, aber ich sehe sehr wenig Fortschritte. Ich habe mich bisher damit getröstet, dass mir die Jugendarbeit im Verein großen Spaß macht.

Ich würde mich gerne mit anderen über ihre Erfahrungen im Schach austauschen und noch mal einen Versuch in Angriff nehmen, ob doch mehr drin ist als 1400. Ich bin da zwar ziemlich hoffnungslos, aber solange mir das Üben Spaß macht, bin ich auch guter Dinge.

Grüße Doppelbauer

Entschuldigung, ich sehe jetzt, dass ich ins falsche Forum geschrieben habe.

Beitrag von ToBeFree

Willkommen bei uns!

Das Spielstärke-Erlebnis kommt mir bekannt vor. Es hält allerdings noch nicht so lange an wie oben beschrieben, und wirklich intensiv um Training gekümmert habe ich mich eigentlich noch nie. Das ist eher das Ergebnis jahrelanger Mannschaftskämpfe.

Der Thread wird demnächst verschoben, kein Problem. 🙂

Beitrag von Zapp Brannigan

Ich habe auch eine Zeitlang stagniert (so um 1650 herum, und nochmals um 1800), oft hilft es neue Trainings--inputs zu geben. Wie trainierst du denn jetzt? machst Du tägliches Taktiktraining? Wie gut sind deine Endspiel-Kenntnisse? Hast du ein fixes Eröffnungsrepertoire? Kennst du die typischen Pläne der entstehenden Bauernstrukturen?

Beitrag von Doppelbauer

Ich versuche mir Eröffnungen einzuprägen und das im Online-Spiel umzusetzen und überprüfe dann, wo ich von der Theorie abweiche. Für Endspiele habe ich mir ein Buch aus dem Verein mit genommen und versuche jede Woche mindestens ein Diagramm gegen den Computer zum angegebenen Ergebnis zu bringen.Ich habe ursprünglich eins pro Tag machen wollen, aber dann finde ich immer Ausreden. Ich mache mir dann Notizen wie leicht mir die Stellungen fallen und ich gehe grundsätzlich von vorne nach hinten, aber manchmal versuche ich auch noch mal eine Stellung die mir früher nicht gelungen ist. Bei Taktik habe ich keine Idee, wie ich das sinnvoll üben kann. Bei den typischen Taktikaufgaben sehe ich entweder relativ schnell die Lösung oder ich verliere die Geduld und schaue nach.

Beitrag von Zapp Brannigan

Online-Spiel ist dann hauptsächlich Blitz? Was mir auffällt ist, dass bei dir die Motivation/Geduld, wirklich mal an einer Stellung zu Arbeiten, fehlt. Rechnen ist da denk ich der springende Punkt. Im anderen Thema sprichst du von "Gefühl". Aber Schach spielt man nicht nach Gefühl, da muss gerechnet und abgeschätz werden. Hat der Gegner Schachs? Schlagzüge? Ich habe einen schwachen, isolierten Bauern, dafür aber Raumvorteil und aktive Figuren, was ist der wichtigere Faktor? Ich verdopple dem Gegner die Bauern, dafür verliere ich aber das Läuferpaar, was ist wichtiger?
Wenn taktisch nichts läuft ist Schach ist oft das Abwägen von verschiedenen Faktoren.

Im anderen Thema sprichst du von 1min pro Zug, das ist extrem schnell! Die kürzeste Zeitkontrolle die ich spiele sind 90min/40 züge, das sind über 2min pro Zug. Die meisten Zeitkontrollen sind noch langsamer, meist kommt es in etwa auf 3min pro Zug. Benutzte die Zeit!

Wenn bei uns im club alle 3 Mannschaften gleichzeitig spielen sieht man immer das gleiche: Zuerst werden alle Spiele der 3ten Mannschaft fertig, dann die der 2ten, und am Schluss spielt nur noch die 1te Mannschaft. Fazit: Stärkere Spieler spielen langsamer (Ausnahmen gibt es immer).

Hier mal eine Checkliste wenn du am Zug bist:
(1) Was droht mein Gegner?
(2) Welche forcierende Züge gibt es? (Schachs, Schlagzüge, Angriffszüge)
(3) Welche positionelle Pläne gibt es? (Angriff auf Schwächen (König, Figuren, Bauern, Felder), Figurenabtausch, Bauernhebel, ...)
(4) Was sind meine Kandidaten
(5) Wenn Favorit gefunden: Patzercheck

Punkt 1,2 und 5 sollte man bei jedem Zug machen. Das alleine braucht doch schon mehr als 1 Minute? Punkt 3 kann man auch überlegen, wenn der Gegner am Zug ist.

Beitrag von Doppelbauer

Ja, hauptsächlich 5 Minuten Biltz und 1 Minute Bullet. Ich muss zugeben, dass ich sagen würde, dass ich eher gelernt habe mit dem Zeitmodi besser umzugehen, als besser Schach zu spielen. Wenn man Fehler macht wird es nicht immer bestraft und auch wenn es bestraft wird, bleibt der Ausweg die Zeit besser zu den eigenen Gunsten zu nutzen. Mit Inkrement kann ich meistens gar nicht mehr das Niveau halten, weil es dann schwer wird den Gegner, der schon gewonnen hat noch über die Zeit zu ziehen.

Ich werde mir die 5 Punkte merken und bei den nächsten spielen versuchen sie bewusst durchzugehen.

Mir ist das selber auch aufgefallen, dass es mir ab ungefähr 25 immer schwerer gefallen ist Geduld aufzubringen. Ich habe das Gefühl, dass es mit dem Internet zu tun hat. Früher habe ich gelesen und gepuzzelt und heute, fehlt mir für beides die Ruhe. Ich höre dann lieber ein Hörbuch und spiele neben bei Schach oder höre Musik und gucke netflix. Ich schaffe nicht mehr mich mit nur einer Sache zu beschäftigen. Außer manchmal beim Schach da merke ich wieder wie gut mir das eigentlich tut kein elektrisches Gerät anzuhaben. Veilleicht muss ich mir das für die Fastenzeit dieses Jahr auferlegen.

Beitrag von Zapp Brannigan

Die Interesse an Bullet habe ich nie verstanden. Mich stört schon oft die schlechte Qualität meiner Blitz-Partien, noch schneller spielen ist dann vor allem ein Wettkampf wer schneller die Maus bewegen kann. Gegner über die Zeit zu ziehen ist halt eine ziemlich Blitz-spezifische "Fähigkeit", die dir im Standard-Schach nicht viel bringt, vor allem jetzt wo fast nur noch mit Increment gespielt wird. Evtl. macht es Sinn, von 5min Blitz auf 3+2 umzusteigen? Die Partien dauern in der Regel etwa gleich lang, aber wie du bereits sagst, das über die Zeit Ziehen ist weniger im Vordergrund.

Ich spiele viel Online Korrespondenz Schach. Man hat zwar 3 Tage Zeit pro Zug (oder gar 7), aber dafür so viele Partien in Parallel wie man will. Es macht ziemlich süchtig :-D
Auf jeden Fall gibt es da ein Analysebrett, wo man Züge auf einem Brett ausprobieren kann, bevor man sie ausführt. Bis vor 1 Jahr habe ich das auch sehr stark benutzt. Das Problem ist aber, in einer Turnierpartie geht das natürlich nicht, ich gewöhnt mir also etwas an, das mir nichts bringt, ähnlich wie das über Zeit ziehen im Blitz. Anfangs 2019 habe ich mir dann gesagt, kein Analyse-Brett mehr. Meine Online-Wertung ging dann erst mal 150 Punkte in den Keller, aber nur für kurze Zeit, und ich habe danach sogar eine höhere Wertung erreicht als zuvor. Auch meine Schweizer und FIDE-Wertung haben sich seit dem verbessert. Es macht also durchaus Sinn, neue "reize" einzubauen.

Was das lösen von Aufgaben angeht, das Ausspielen von Endspielpositionen gegen Engines finde ich gut, evtl. kannst du das mit "normalen" Taktikaufgaben alternieren? Ich würde, wenn möglich, täglich trainieren, muss nicht viel sein, 15minuten macht schon viel aus! Ausreden hat man immer, aber oft schlechte. Z.bsp. "Heute bin ich zu müde", aber gleichzeitig gehe ich nicht ins Bett. "Heute habe ich keine Zeit", aber gleichzeitig schaue ich 1h youtube Videos.

Hast du mal auf einer online-Seite Taktik gelöst? Der Vorteil ist nicht nur, dass man das Brett nicht aufbauen muss, sondern dass man weniger gut sich selber betrügen kann:
* Sagen, ich finde die Lösung nicht, ich schaue nach geht nicht mehr, wie im richtigen Schach muss man einen Zug machen.
* Beim Lösen einer Taktikaufgabe im Buch findet man ab und zu die richtige Lösung, sieht aber die stärkste Antwort darauf nicht. Man hat Tendenz zu sagen "ach, das hätte ich schon gefunden". Online geht das nicht, die Aufgaben sind oft über mehrere Züge, nicht nur der erste.

Auf chesstempo.com, wo ich trainiere, werden die Aufgaben deiner Stärke angepasst. Du kannst zwischen "Hard" (aufgaben sind im schnitt gleich "stark" wie du, sprich du wirst 50% richtig lösen), "standard" (aufgaben sind im schnitt 100 punkte schwächer als du, du wirst ~65% richtig lösen) und "Easy" (aufgaben sind im schnitt 200 punkte schwächer als du, du wirst ~80% richtig lösen) auswählen. Auch gibt es "Standard" wo die Lösezeit unrelevant ist und "Blitz", wo schnelles lösen belohnt wird.

Beitrag von Doppelbauer

Ja, ich mache manchmal auch online Taktikaufgaben. Ich bin aber oft zu stark frustriert, wenn ich eine Aufgabe im dritten Zug falsch mache und sie dann als flasch gelöst gilt. Das ist dumm, aber dadurch habe ich Angst Fehler bei den Aufgaben zu machen und darum macht es mir keinen Spaß mehr.

[Event "?"] [Site "?"] [Date "2020.??.??"] [Round "?"] [White "Gegner"] [Black "Doppelbauer"] [Result "1-0"] [ECO "C50"] [PlyCount "89"] [EventDate "2020.??.??"] 1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bc4 Bc5 4. a3 Nf6 5. d3 d6 6. Ba2 Be6 7. c4 a5 8. O-O Nd4 9. Nxd4 Bxd4 10. Qc2 c5 11. Be3 Ng4 12. Bxd4 exd4 13. h3 Ne5 14. f4 Nc6 15. f5 Bd7 16. Nd2 a4 17. Rae1 Ne5 18. Nf3 h5 19. Rf2 Qa5 20. Ref1 f6 21. Nh4 O-O-O 22. Rb1 Rhg8 23. b4 Qa6 24. b5 Qa5 25. Nf3 g6 26. Nxe5 dxe5 27. Kh1 gxf5 28. exf5 b6 29. Qe2 Rg5 30. Qe4 Kb8 31. Rc1 Bc8 32. Qc6 Rxf5 33. Rxf5 Bxf5 34. Qxf6 Rg8 35. Qxe5+ Ka7 36. Qxf5 Rxg2 37. Qd7+ Kb8 38. Qd6+ Ka7 39. Qc7+ Ka8 40. Qc6+ Ka7 41. Qxg2 h4 42. Rf1 Qa6 43. Rf7+ Kb8 44. bxa6 b5 45. Qg8# 1-0

Ich habe hier eine Partie, die ich mit Schwarz gespielt habe und die ich für mich typisch finde. Die Partie ist eigentlich in Ordnung, aber als Weiß angreift konnte ich wieder nicht damit umgehen. Das sind die Situationen, wenn man genau spielen müsste, die überfordern mich jedes mal.Die einzige "Lösung" die ich dafür gefunden habe ist, dass ich vor dem Gegner eine Kombination finde. Wenn ich selber die Möglichkeit habe einen Angriff zu machen, kann ich schöne Kombinationen aufs Brett bringen. Aber wenn das Spiel in der Remisbreite ist und sich nichts ergibt, bleibt die Gefahr, dass der Gegner als erster einen Angriff macht, den ich nicht richtig verteidige. Gut, es pasiert auch, dass der Gegner meinen Angriffsplan geschickt durchkreuzt und ich dadurch verliere, dass der Plan Schwachstellen hatte, aber darum frage ich meistens mein Bauchgefühl, ob ich den Gegner das zutraue. Ich weiß, ich muss mich mehr für das interessieren, was auf dem Brett ist. ABer vielleicht, kann man an der Partie genauer abschätzen, was mein Fehler oder Problem ist und welches Training sinnvoll ist.

Ich versuche jetzt die Punkte bei Spielen zu beachten, obwohl ich sagen muss, dass ich dann zurzeit noch schnell ermüde oder bemerke, dass ich es nicht konsequent bei jeden Zug mache. Ich werde mit jeden Zug nachlässiger. Bis ich wieder bei den alten Gewohnheiten bin.

Mir ist auch aufgefallen, dass ich zwar dachte, das ich weiß, was ein Patzercheck ist, aber dass ich das vielleicht doch nicht weiß. Was macht ihr, um zu überprüfen, ob es kein Patzer ist? Ich habe überlegt, ob mir eine Widerlegung einfällt, aber da weiß ich eigentlich nicht, wann ich fertig bin oder was ich eigentlich suche.

Beitrag von Zapp Brannigan

Ok, habe die Partie mal überflogen. Ich sehe nicht ganz was du unter "weissem Angriff" in dieser Partie verstehst. Weiss spielt komische in der Eröffnung (4.a3?! versteh ich nicht) und steht nach 7.c4? bereits strategisch auf Verlust, der Läufer auf a2 ist von den eigenen bauern ausgeblockt, schwarz spielt ab sofort faktisch mit einer Figur mehr. Danach stehst Du eigentlich die ganze Zeit über besser, bis du mit dem 32...Txf5 eine Figur einstellst. 31...Lc8 war wahrscheinlich auch schon leicht ungeschickt, weil es die Dame nach c6 lässt.

Analysier doch die Partie mal mit einer Engine. Was mir auffällt ist, dass du, anstatt alles mal zu entwickeln und zu rochieren, sofort schon aktive Pläne suchst, ich hätte 0-0 anstatt 5...d6, 6...Le6, 8...Sd4, 10...c5, 11...Sg4 vorgezogen

Beitrag von Lowfish

Hab das Spiel nur mal kurz überflogen. Einen weißen Angriff sehe ich nicht. Schwarz stand doch die ganze Zeit besser. Ich hätte nur mal ab dem 28.Zug anstatt b6 erstmal die Dame zurückgezogen. Die macht nichts mehr auf a5 und versauert dort auch bis zum Spielende. Mit dem Plan die Dame auf die g Linie zu bringen und vielleicht dort die Türme zu verdoppeln hat Schwarz einfach besseres Spiel.
Den Bauern auf a4 kann man auchmal über Bord werfen wenn man am Königsflügel dafür dann zum Zug kommt

Beitrag von Doppelbauer

Ich meine der 23. Zug, wo Weiß einen Angriff auf den König einleitet, das fand ich zumindest unangenehm. Aber auch um den 32. Zug, wo so vieles angegriffen wird. Ich kann jetzt nicht mehr genau sagen, wo ich das Gefühl hatte, dass ich das jetzt nicht mehr genaueinschätzen kann. 32. Zug ist, wo die Engine sagt, dass es kippt. Wenn ich das beim 32. Zug gewusst hätte, hätte ich es vielleicht verhindern können. Ich finde auch, dass ich eigentlich besser gespielt habe,aber es bringt mir wenig, wenn ich dann trotzdem verliere.

Heute habe ich das hier gespielt. Dort hatte ich im 9. Zug die Entscheidungsschwierigkeit, ob ich aggressiv 9. ... e5 oder deffensiv 9. ... e6 spiele. Ich habe mich für aggressiv entschieden, aber es hat mich verwirrt, dass ich 11. Lxf7 nicht auf den Schirm hatte. Ich weiß nicht, ob ich es dann auch gemacht hätte. Mein Gegner hat auch lange gesucht,aber er hat das dann doch gefunden. Danach habe ich zwar noch leichten Vorteil, aber nicht viel und es ist schwierig, weil mein König wie auf demPräsentierteller liegt. Wenn ich das vorrausgesehen hätte, hätte ich schon lieber 9. ... e6 gezogen. Ich dachte, dass es ein Doppelangriff istund Weiß mussjetzt rochieren oder die Dame bewegen und ich bekomme den Läufer. Oder er rettet den Läufer und ich fessle die Dame, aber dann kann er auch sofort aufgeben. Das war für mich dann doch zu verführerisch und ich musste es ausprobieren. Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine begründete andere Entscheidung getroffen hätte, wenn ich länger nachgedacht habe, als ich das habe. Aber es ist schon möglich, dass meine Stimmung sich verändert hätte und ich deswegen zur vorsichtigeren Variante geneigt gewesen wäre, aber ich traue mich das kaum zu schreiben, der Begriff Stimmung deutet es schon an. Ich hätte nicht gewusst was anliegt, umdie Entscheidung objektiver zu machen. Ich hätte so oder so vor allem in meinen Gefühlen herum gestochert. Möglicherweise hätte ich durch Zufall auch Lxf7+ bemerkt, aber ehrlich muss ich sagen, dass das Zufall gewesen wäre.

[Event "?"] [Site "?"] [Date "2020.03.01"] [Round "?"] [White "Gegner"] [Black "Doppelbauer"] [Result "1-0"] [PlyCount "55"] 1. d4 d5 2. c4 c6 3. Bf4 Nf6 4. Nc3 Bf5 5. Nf3 dxc4 6. e3 Qb6 7. Qd2 Ne4 8. Nxe4 Bxe4 9. Bxc4 e5 10. Bxf7+ Kxf7 11. Nxe5+ Ke6 12. O-O Be7 13. Qe2 Bf6 14. f3 g5 15. fxe4 gxf4 16. Qc4+ Kd6 17. Nf7+ Kc7 18. Nxh8 Nd7 19. Nf7 Qxb2 20. Rab1 Qd2 21. Qb4 Qxe3+ 22. Kh1 b6 23. Qd6+ Kb7 24. Qxd7+ Ka6 25. Qxc6 Rg8 26. Nd6 Qa3 27. Qb7+ Ka5 28. Qxa7# 1-0

Naja, mein Gegner hatte noch 15 Minuten und ich 75 Minuten von den 2 Stunden für die ersten 40 Züge. Ich weiß, aber ich wusste wirklich nicht, was ich mit der Bedenkzeit hätte machen können.

Beitrag von Zapp Brannigan

Ich meine der 23. Zug, wo Weiß einen Angriff auf den König einleitet, das fand ich zumindest unangenehm. Aber auch um den 32. Zug, wo so vieles angegriffen wird. Ich kann jetzt nicht mehr genau sagen, wo ich das Gefühl hatte, dass ich das jetzt nicht mehr genaueinschätzen kann. 32. Zug ist, wo die Engine sagt, dass es kippt. Wenn ich das beim 32. Zug gewusst hätte, hätte ich es vielleicht verhindern können. Ich finde auch, dass ich eigentlich besser gespielt habe,aber es bringt mir wenig, wenn ich dann trotzdem verliere.
Ja, 23.b4 ist unangenehm, 23...axb3 wäre wohl am besten, öffnet zwar Linien für weiss, aber das kann weiss ja sowieso mit bxc5, und so bleibt deine Dame im Spiel. Zum Glück macht sich weiss mit 24.b5 gleich danach alle Chancen auf einen Angriff wieder kaputt
Die Stellung beim 32.Zug ist nicht unbedingt "kritisch", du stellst "einfach" eine Figur ein!
Wenn schon ist der 31. kritisch, du lässt die Dame rein und die Engine-Evaluation springt von grossem Vorteil auf 0.000, aber auch nur weil es ein Dauerschach sieht. Hättest du den Plan mit Rdg8 gefunden hast du in einer praktischen Partie immer noch alle Chancen.
Heute habe ich das hier gespielt. Dort hatte ich im 9. Zug die Entscheidungsschwierigkeit, ob ich aggressiv 9. ... e5 oder deffensiv 9. ... e6 spiele. Ich habe mich für aggressiv entschieden, aber es hat mich verwirrt, dass ich 11. Lxf7 nicht auf den Schirm hatte. Ich weiß nicht, ob ich es dann auch gemacht hätte. Mein Gegner hat auch lange gesucht,aber er hat das dann doch gefunden. Danach habe ich zwar noch leichten Vorteil, aber nicht viel und es ist schwierig, weil mein König wie auf demPräsentierteller liegt. Wenn ich das vorrausgesehen hätte, hätte ich schon lieber 9. ... e6 gezogen. Ich dachte, dass es ein Doppelangriff istund Weiß mussjetzt rochieren oder die Dame bewegen und ich bekomme den Läufer. Oder er rettet den Läufer und ich fessle die Dame, aber dann kann er auch sofort aufgeben. Das war für mich dann doch zu verführerisch und ich musste es ausprobieren. Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine begründete andere Entscheidung getroffen hätte, wenn ich länger nachgedacht habe, als ich das habe. Aber es ist schon möglich, dass meine Stimmung sich verändert hätte und ich deswegen zur vorsichtigeren Variante geneigt gewesen wäre, aber ich traue mich das kaum zu schreiben, der Begriff Stimmung deutet es schon an. Ich hätte nicht gewusst was anliegt, umdie Entscheidung objektiver zu machen. Ich hätte so oder so vor allem in meinen Gefühlen herum gestochert. Möglicherweise hätte ich durch Zufall auch Lxf7+ bemerkt, aber ehrlich muss ich sagen, dass das Zufall gewesen wäre.
9...e5 ist die richtige Idee, "falsche" Umsetzung. Hättest du 10.Lxf7+ gesehen (es ist ein Schach!), hättest du wahrscheinlich auch die beste Umsetzung, 9...Lxf3! gefunden. Dein Entscheidungsablauf ist aber merkwürdig. Welchen Zug man spielt ist selten eine Frage von aggressiv oder defensiv, es ist die Frage welcher Zug besser ist. 9...e5 kann potentiell eine Figur gewinnen, 9...e6 nicht. Du stellst Dir ja wohl kaum die Frage, "Will ich heute eine Figur gewinnen oder lieber nicht?". Und 9...e5 ist aber durchaus auch ein guter Zug, auch hier steht schwarz danach besser, einfach weniger genau und komplizierter als 9...Lxf3.

Kritisch ist für mich aber die Situation nach 11.Se5+, wohin mit dem König. Ich hätte da 5-10minuten investiert ob ich nach g8 oder e8 gehe. Auf e6 wäre ich jetzt wahrlich nie gekommen, den König in die Mitte des Zentrums zu stellen stellt ja dem Gegner geradezu die Frage, wie er mich Mattsetzen will. Am kritischsten ist aber 13...g5, bis dahin konntest noch mit einem blauen Auge wegkommen.

Auch in dieser Partie sehe ich, wie in der ersten, dass du deine Entwicklung vernachlässigst. In der letzten Partie konntest du noch mit einer sehr späten Rochade auf die "falsche Seite" flüchten, hier war es schon zu spät.
Die ersten Züge der Eröffnung sind alle etwas merkwürdig, ich hätte dxc4 entweder früher oder nicht mehr gespielt, und springer vor Läufer entwickelt (mit beiden Farben). Wenn du aber 5...dxc4 zeihst, dann doch mit der typischen Slavisch-Idee 6...b5 oder 6...Sd5, was aber beides sehr zweischneidig ist. 5...e6 sieht gesünder aus, der Läufer ist ja schon draussen. 6...Db6 (anstatt b5, Sd5 oder e6) entwickelt die Dame sehr früh, um auf b2 einen unwichtigen Bauern zu fangen, da sollten alle Alarmglocken leuten. 7...Se4 entwickelt eine Figur zum zweiten mal, welche danach auch gleich abgetauscht wird und den Läufer unverteidigt nach e4 stellt, auch da ist 7...e6 zu empfehlen. Die engine mag 7...Da6, aber das ist Spiel mit dem Feuer und würd ich nicht empfehlen.