Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Ruis Ramírez Lucena (ca. 1465 bis ca. 1530), spanischer Schachspieler und Schachautor“

schachburg.de

Beitrag von Babylonia

In unserem VHS - Schachkurs wurde Bezug genommen auf die historische Person Lucena und alle in unserm Kurs dachten, er sei Italiener gewesen. Der Familienname klingt für Italienischsprecher und Spanischsprecher sowohl Italienisch als auch Spanisch. Ich bin in unserem Kurs die Einzige, die diese beiden Sprachen auch kann. Seit Wikipedia ist es klar, dass es sich um einen Spanier gehandelt hat, die korrekte Aussprache ist daher "Luthena" mit "th" wie auf Englisch. Link zur Wikipedia: [Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://de.wikipedia.org/wiki/Luis_Ramírez_Lucena". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://de.wikipedia.org/wiki/Luis_Ram%C3%ADrez_Lucena" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.]Babylonia

Beitrag von Kiffing

Wegen des nicht unbedingt spanischen Namens von Lucena, so könnte dies daran liegen, daß er Converso war, d. h. jüdischer Konvenienz, aber zur Taufe gezwungen, um Verfolgung und schlimmerem zu entgehen. Gerade gegen Ende des Mittelalters verstärkte die Spanische Inquision nun auch gegen die Conversos ihre Verfolgung, denn den zwangsweise zum Christentum übergetretenen (konvertierten) Juden wurde vorgeworfen, trotz Taufe innerlich Juden geblieben zu sein. Lucenas Vater mußte deswegen vor der Inquisition nach Portugal fliehen. Da Lucena sein berühmtes Schachbuch "Anleitung zur Kunst und Liebe des Schachspiels" dem spanischen Prinzen Don Juan III. gewidmet hatte (vgl. Ehn/Kastner, Schicksalsmomente der Schachgeschichte, Humboldt-Verlag 2014, S. 24) vermutet Joachim Petzold, daß Lucena sein Werk u. a. mit der Intention verfaßt habe, das spanische Königshaus ihm gegenüber wohlgesonnen zu machen, da "nur die königliche Familie [...] einen gewissen Schutz vor dem Wüten des Inquisitionsgerichts" gewähren konnte. (Joachim Petzold, Schach - eine Kulturgeschichte, Edition Leipzig 1986, S. 160) In diesem Zusammenhang muß man wissen, daß die Verfolgung gegenüber den Juden in Spanien wie übrigens auch gegen die Mauren (man erinnere an die Reconquista) gegen Ende des Mittelalters mit einem Rassegesetz korrespondierte, das für die Ämterlaufbahn, für den Beitritt in Orden sowie für den Besuch einer Universität eine "Blutsreinheit" ("Limpieza de sangre") verlangte.

Beitrag von Babylonia

Danke, Kiffing, für diesen interessanten historischen Background! Ich musste im Romanistikstudium mich auch mit der Geschichte Spaniens und Italiens befassen. Dein Beitrag vertieft meine inzwischen verblassten Kenntisse zu der Reconquista in Spanien. Babylonia