Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Taktikbücher“

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Beitrag von Kiffing

Taktik ist im Schach natürlich ein Dauerbrenner, oft wird sie als Trainingsmöglichkeit an erster Stelle empfohlen, vor allen anderen schachlichen Bereichen. Wer also vorhat, sich ein Taktikbuch zu kaufen, mit dem er seine taktischen Fähigkeiten signifikant verbessern möchte, der steht, sofern er noch nicht über die große Erfahrung verfügt, vor der Situation, die der Volksmund so schön als Qual der Wahl bezeichnet. Welches Taktikbuch könnte von den ganzen Taktikbüchern, die mir angeboten werden, denn das richtige sein? Ich selbst habe, was Schachbücher allgemein angeht, schon eine recht große Leseerfahrung, und so bin ich in der Lage, das Thema mit eigenen Erfahrungen hoffentlich hilfreich einzuleiten:Für den jungen noch nicht so spielstarken Spieler sind vor allem Taktikbücher interessant, welche den wichtigsten taktischen Motiven wie Fesselung, Ablenkung, Hinlenkung, Doppelangriff, Vernichtung der Verteidigung, usw. ein eigenes Kapitel widmen und jedes Thema erst einmal anhand von eigenen Beispielen erklären, bevor es dann zum Selbsttest kommt. Bei diesen Einführungswerken kämen evtl. zwei Werke in Betracht:Zauberwelt der Kombination von Jakow Neistadt mit 357 Aufgaben und Erfolgreich kombinieren von Volkhard Igney mit ähnlich so vielen Aufgaben. Da beide Bücher die einzelnen Kombinationsmotive hervorragend erklären, kann ich gerne eine Empfehlung für beide Werke aussprechen. Allerdings fand ich das Werk von Jakow Neistadt noch überzeugender. Das Inhaltsverzeichnis mag nicht ganz so feindifferenziert sein wie das von Igney, dafür wird sich hier auf das Wesentliche konzentriert, und, für mich ganz wichtig, am Ende des Kapitels kommt ein Abschlußtest, der sich am ehesten an der Realität orientiert. Der Leser erhält Diagramme und weiß nur, daß hier eine Kombination drin ist, aber auf welches Motiv er von den gelernten Motiven jetzt zurückgreifen muß, das erfährt er genauso wenig wie der Spieler, der in einer praktischen Partie am Brett sitzt.Nun kommen wir zu den „Wälzern“, die eher als Arbeitsbücher dienen für Leute, welche die taktischen Motive im Prinzip alle schon kennen, aber sich in Mustererkennung, Rechenstärke und generell in ihren taktischen Fähigkeiten weiter verbessern möchten.Als generell empfehlenswert ist natürlich John Emms mit seinen 1001 Schachaufgaben. Von der Spielstärke her, ist für jeden was dabei, wobei sich Emms in seinem Buch eher an die breite Mitte orientiert. Den mittleren Stärkegraden ist der breiteste Raum gewidmet. Diese bestehen aus einem Kapitel zu mittelschweren Aufgaben und einem Kapitel über taktische Übungen aus alten sowjetischen Meisterschaften, das etwas schwieriger sein soll, aber mir sogar etwas leichter vorkam. Gut ist, daß regelmäßig kleinere Tests eingebaut werden, die mit Auswertung versehen sind und anhand derer der Leser seine Entwicklung messen kann. Auch nicht schlecht fand ich, daß die Aufgaben weniger der Ästhetik als vielmehr den praktischen Anforderungen an einer Partie verpflichtet sind. So kommen hier auch entscheidende Wendungen vor, die in jeder Partie auftreten können. Einzig und alleine das überflüssige Kapitel: „Finden Sie den falschen Zug!“ halte ich für überflüssig. Ich habe es einfach übersprungen.Noch mehr Aufgaben bieten der renommierte Schachtrainer Igor Shmirin mit seiner Schachtaktik. Hier stehen ca. 1300 Aufgaben auf der Agenda. Im Gegensatz zu Emms sind die Aufgaben hier nach Motiven geordnet, was ich persönlich nicht so gut finde, weil ich mich eher an das praktische Spiel orientieren möchte. Auch das Testverfahren überzeugt mich nicht. Denn hier kriegt man zu jeder Aufgabe eine Bewertung und kann sich so selbst immer wieder testen. Das ist sicherlich eine Hilfe, motiviert aber weniger als ab und zu eingestreute Tests. Ich werde es aber dennoch kaufen, denn 1300 Aufgaben für kleines Geld (15.95 Euro) sind für mich das entscheidende Argument.Dann natürlich die Bibel der Schachkombinationen, die Anthologie der Schachkombinationen von Alexander Matanovic, die sogar 2001 Aufgaben umfaßt. Allerdings schrecken mich der puristische Stil des Autors, der in keiner Weise den Übenden durchs Buch begleitet, sowie der hohe Schwierigkeitsgrad vom Kauf ab. Ein FM äußerte, er habe nur ein Drittel der Aufgaben lösen können.Dann natürlich noch die Polgarbücher, die ich irgendwie nicht mag und weswegen ich die Schachanthologie auch nicht kaufen möchte. Völliger Purismus, keine Erklärungen und dazu noch eine störende Gliederung nach Kombinationsmotiven wie Matt in 4 usw. machen diese Arbeitsbücher für mich nicht gerade attraktiv. Aber das muß jeder selbst entscheiden.Ich hoffe, ihr könnt mit meiner Liste etwas anfangen, auch wenn sie beschränkt ist auf das subjektive Wissen des Threaderstellers. Aber vielleicht könnt ihr zu den angesprochenen Büchern auch etwas beisteuern oder wollt andere Taktikbücher empfehlen. Dann nur heraus damit!

Beitrag von hako

Ich empfehle 1001 Taktikaufgaben von John Emms. Mit steigenden Schwierigkeitsgrad beinhaltet dieses Buch Stellungen für Anfänger (800 DWZ) und auch für angehende Großmeister.

Beitrag von Zapp Brannigan

Ist zwar kein buch, aber damit trainiere ich:[Hier befand sich ein Link auf die Seite "www.chesstempo.html". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "www.chesstempo.com" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.]trotz des namens kann man auch ohne zeitdruck trainieren. das schöne ist, dass man eine wertungszahl bekommt und das schwierigkeitsgrad der aufgaben mit der wertungszahl ändert.ansonsten sind die bücher von kurt richter genial, wenn man die noch finden kann...

Beitrag von Kiffing

Hab jetzt den Shmirin und kann schon mal sagen, daß es mit dem angesprochenen "Testverfahren" halb so wild ist. Es gibt nämlich keins. Dafür sind die Aufgaben nach Stärken gegliedert, und zwar von 1-7, wobei 1 für 1500 Elo und 7 für 2200 Elo steht. Das Buch richtet sich also wirklich im Gegensatz zur Anthologie an die breite Masse der Spieler. Verfahren wird dabei nach dem didaktischen Prinzip der Progression, d. h. zu jedem Thema kommen erst mal die Einer-Aufgaben, dann die Zweieraufgaben, dann die Dreieraufgaben bishin zu den Siebeneraufgaben. Ich mag das Buch und finde es gut.

Beitrag von zugzwang

Die Flut der Taktikbücher ...Sie haben aus meiner Sichtden großen Vorteil, daß man kaum ein richtig schlechtes Taktikbuch verfassen kann (abgesehen vom Preis-Leistungsverhältnis).Welche Bücher bieten nun etwas Besonderes?Material, Aufbereitung und Darstellung, Didaktik?!Momentan beschäftigt mich ein recht kleines Buch mit überschaubarer Anzahl von Stellungen:John Nunns Chess Puzzle Book (Gambit 1999)Schwierigkeitsgrade von 1-5+, Fundsachen in Partien und Analysen (z.B. alte Informatoren), das Kapitel "Test of Time" mit einem schwierigenund anspruchsvollen Ansatz das Niveau von Karlsbad 1911mit Biel IZT 1993 zu vergleichen.Irgendwie mehr als ein Taktikrätselbuch, weniger reine Menge, dafür mehr Neues, vielleicht sogar Unentdecktes.Gut auch der Einschub von "Hinweisen" vor den Lösungen.So kann man Lösungsgedanken vorab kontrollieren, ggf. nochmal stutzen und neu nachdenken - z. B. wenn man eine Aufgabe rasch zu lösen meinte und dann bei den "Hints" sieht, daß der Aufgabenlevel 4 oder 5 ist!In diesem Fall hat man mit Sicherheit nur einen Bruchteil gesehen...Nett auch Aufgaben wie: Es folgen 6 Halbzüge und Nunns Anmerkung, daß 4 Fehler enthalten seien (Miles-Pritchett 1982 Aufgabe # 143).Kein Buch für Anfänger und auch kein Buch, um schnell viele Motive kennenzulernen und zu verinnerlichen.Dafür ein Buch, daß zum gründlichen Nachdenken anhält.

Beitrag von hako

[QUOTE=zugzwang;17276]Welche Bücher bieten nun etwas Besonderes?[/QUOTE]Ich finde, dass Taktikbücher in erster Linie nichts besonderes haben müssen. Ich finde es reicht eine Sammlung verschiedenster Aufgaben verschiedenster Schwierigkeitsgrade (auch in Form von mehreren Büchern), an denen man trainieren und wiederholen kann.

Beitrag von zugzwang

[QUOTE=hako;17332]Ich finde, dass Taktikbücher in erster Linie nichts besonderes haben müssen. Ich finde es reicht eine Sammlung verschiedenster Aufgaben verschiedenster Schwierigkeitsgrade (auch in Form von mehreren Büchern), an denen man trainieren und wiederholen kann.[/QUOTE]Du beschreibst hier eine Form der Taktikbücher: Trainingsbücher mit sammlungen verschiedenster Aufgaben - geordnet oder auch ungeordnet.Es gibt aber auch Taktiklehrbücher. Hier ist (hoffentlich) mehr Didaktik neben Traningsaufgaben vorhanden.Daneben gibt es dann noch unterhaltsame Taktikbücher, die aufgaben mit Geschichten ums Schach und darüber hinaus verbinden.Ich werde mal bei Gelegenheit ein paar Bücher der verschiedenen Richtungen kurz vorstellen.