Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Kleine Taktik-Asse züchten?“

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Beitrag von hako

Von einen Mannschaftskollegen habe ich mal gesagt bekommen, wenn man gut werden will, macht man bis 1700 DWZ am besten fast nur Taktik. Das sei das A und O!Bei Grundschulkindern ist Taktik eigentlich auch das einzige, was man denen wirklich beibringen kann. Bei trockener Endspieltheorie schlafen sie ein, und die 12-Züge-Variante im Sizi haben sie nach ner halben Sekunde wieder vergessen. Würde es daher nicht sinn machen, den kleinen fürs erste entgegen der Auffassung "mit dem Endspiel anzufangen" nur die Taktik einzuprügeln?Man stelle sich vor:-Man macht mit seinen Kleinen nur Taktikaufgaben, immer dieselben Motive, damit sie diese auch behalten-Dazu ein passenes Eröffnungstraining mit offenen Eröffnungen, wo GENAU diese Motive häufig vorkommen, z.B. in Form von Eröffnungsfallen die jeder kennen sollte.-Damit die Motive so häufig wie möglich noch zum Einsatz kommen, lernen sie noch 1 bis 2 Gambits, damit es auf dem Schachbrett bunt einhergeht.Vorteil diese Trainings wäre sicherlich die hohe Freude am Blitzen und Tandem und die Aufmerksamkeit bei Eröffnungen (man will die nächste Partie ja gewinnen, und Gambits sind lustig!). Man muss ja aber auch über die Nachteile nachdenken:1) Man züchtet mit Sicherheit eine kleine, aber feine Zockermannschaft2) EInfache Gambits sind meist unsauber und können bei ausreichender Spielstärke leicht widerlegt werden.3) Endspiel und Positionsspiel bleiben auf der Strecke.Den letzten Punkt (3) finde ich nicht so tragisch, weil bis ins Endspiel kommen keine Kinder meist nicht und Positionsspiel ist nicht für Anfänger. Aber die anderen Punkte sind etwas kritisch. Es wirkt für mich nach dem Dilemma einfach, spaßig, lustig gegen saubere Technik.

Beitrag von ruf012

Vor fast 50 Jahren, im Alter von 15 Jahrenhaben wir in vielen Pausen Steckschach gespielt.Geübt zu Hause mit etwas Literatur.[HR][/HR]Wenn ich mich hineindenke in Schulren dieser Zeit.Die Anforderungen werden nicht geringer geworden sein.Schularbeiten in den Nebengegenständen,Papier meist durch Bildmaschinen ersetzt,permanente Unterbrechungen des Lernempfindens durch irgendwelche Ereignisse.Keine Ausgleichsübung für das Innenleben durch Singen, Zeichnen und Religion,derzeit alles umbenannt und verwissenschaftlicht.Ob da noch ein weiterer Gegenstand dieser Art notwendig ist.[HR][/HR]Die Gelegenheit, Schach und Ähnliches zu spielen, durch beaufsichtigte Bereitstellung von Garnituren ohne Uhrenund etwas Literatur scheint mir jene zu erfreuen,die sich tatsächlich dafür interessieren.In Pausen oder nach Unterricht.Sie können dann eher spielen, was und wie lange sie wollen.[HR][/HR]Schach ist für mich eine Möglichkeit eigener Entscheidungen aus einer inneren Landschaft,die sich nach und nach verändert.Das Orientieren an irgentwelche Zahlen lenkt eher ab,Zeitdruck schwächt Entscheidungen und die Voraussetzungen dazu.

Beitrag von Kampfkeks

Du gibst Schachunterricht für Kinder? Das finde ich ja super! :top:Ich persönlich finde es besser, wenn alle Bereiche thematisiert werden und die gesamte Bandbreite des Spiels abgedeckt wird. Natürlich kindgerecht aufbereitet. Die Priorität kann ja trotzdem bei der Taktik bleiben.psIch bin ja ein großer Fan des Youtube-Channels vom Chess Club and Scholastic Center of Saint Louis. Da gibt´s unter anderem Videos von GM Akobian, wie er Kindern Schach beibringt. Vielleicht findest du dort noch weitere Anregungen / Ideen für deine Klasse! Nur mal als Beispiel:[Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://www.youtube.com/watch?v=f46ymbyHJS0". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://www.youtube.com/watch?v=f46ymbyHJS0" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.] In jedem Fall viel Spaß und Erfolg beim Unterricht! ;)

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=hako]Aber die anderen Punkte sind etwas kritisch. Es wirkt für mich nach dem Dilemma einfach, spaßig, lustig gegen saubere Technik. [/QUOTE]Das ist genau das Problem dieses Trainings, es ist sehr oberflächlich, und echtes Verständnis für das Schach kann so gar nicht erst verstehen. Insofern gebe ich Kampfkeks da Recht, daß ein Training, das auch die anderen Bereiche im Schach miteinbezieht, wesentlich wirkungsvoller ist. Wegen des Spaßfaktors, so denke ich, unterschätzt man die Kinder, die sich für das Schach interessieren, und mit der heute immer stärker grassierenden Methode: „Taktik Taktik Taktik“ nimmt man ihnen sogar die Möglichkeit, Wesen und Tiefe des Schachs kennenzulernen und sich den Zugang zum Schach selbständig zu erarbeiten. Bildung bedeutet eben nicht Konsumption, sondern Auseinandersetzung und Arbeit, die Genuß und Freude bringen kann, aber eben nicht den sehr viel oberflächlicheren Spaß. Warum sollte es im Schach anders sein als in anderen geistigen Disziplinen? Endspiele sind auch fürs Training mit Kindern sehr wichtig, und zwar nicht nur unter dem Gesichtspunkt, wie man Endspiele gewinnt oder Remis hält, sondern auch, wie man im Mittelspiel am besten abwickelt. Fehlt dieses Wissen, so können Wege zum Sieg oder zur Vermeidung einer Niederlage nicht gefunden werden. Siegbert Tarrasch hat in seinem bekanntesten Lehrbuch Das Schachspiel nicht umsonst mit dem Endspiel angefangen. Eben dieser Tarrasch sagte auch, vor dem Endspiel haben die Götter das Mittelspiel gesetzt, und hier ist es genauso wichtig wie mit den taktischen Kenntnissen sich mit den positionellen Grundlagen des Spiels vertraut zu machen. Natürlich kann im Training mit Kindern nicht der Dworetzki verwendet werden, aber Herman Grootens Schachstrategie für Vereinsspieler liefert viele Beispiele, die auch im Training mit Kindern sehr gut miteinbezogen werden können. Nicht umsonst sollten Taktik und Positionsspiel nicht als feindliche Brüder gesehen werden, sondern als einheitlich, da das eine das andere bedingt. Jonathan Spielmann sagte z. B. einst über Aljechin, er sehe Kombinationen genauso wie er, er komme bloß viel seltener in solche Situationen. Und da eine gute Partie mit einem guten Start beginnt, sollten natürlich auch die Eröffnungen nicht vernachlässigt werden, denn immerhin werden hier die Weichen für die Zukunft des Spiels gestellt. :)

Beitrag von Zapp Brannigan

[quote]Von einen Mannschaftskollegen habe ich mal gesagt bekommen, wenn man gut werden will, macht man bis 1700 DWZ am besten fast nur Taktik. Das sei das A und O![/quote]Da kannst auch gerne bis DWZ 2000 rauf oder wahrscheinlich noch höher. :-)[quote]Bei Grundschulkindern ist Taktik eigentlich auch das einzige, was man denen wirklich beibringen kann. Bei trockener Endspieltheorie schlafen sie ein, und die 12-Züge-Variante im Sizi haben sie nach ner halben Sekunde wieder vergessen. Würde es daher nicht sinn machen, den kleinen fürs erste entgegen der Auffassung "mit dem Endspiel anzufangen" nur die Taktik einzuprügeln?[/quote]Endspielepositionen kann man auch als taktikaufgaben stellen, z.bsp. wie in "Fit im endspiel".[quote]Man stelle sich vor:-Man macht mit seinen Kleinen nur Taktikaufgaben, immer dieselben Motive, damit sie diese auch behalten-Dazu ein passenes Eröffnungstraining mit offenen Eröffnungen, wo GENAU diese Motive häufig vorkommen, z.B. in Form von Eröffnungsfallen die jeder kennen sollte.-Damit die Motive so häufig wie möglich noch zum Einsatz kommen, lernen sie noch 1 bis 2 Gambits, damit es auf dem Schachbrett bunt einhergeht.[/quote]Müssen nicht mal unbedingt gambits sein, taktik hat es in fast jeder eröffnung. Z.bsp. einfach 1.e4 mit weiss, 1.e4 e5 und 1.d4 d5 mit schwarz und taktik kommt von alleine.[quote]Vorteil diese Trainings wäre sicherlich die hohe Freude am Blitzen und Tandem und die Aufmerksamkeit bei Eröffnungen (man will die nächste Partie ja gewinnen, und Gambits sind lustig!).Man muss ja aber auch über die Nachteile nachdenken:1) Man züchtet mit Sicherheit eine kleine, aber feine Zockermannschaft2) EInfache Gambits sind meist unsauber und können bei ausreichender Spielstärke leicht widerlegt werden.3) Endspiel und Positionsspiel bleiben auf der Strecke.Den letzten Punkt (3) finde ich nicht so tragisch, weil bis ins Endspiel kommen keine Kinder meist nicht und Positionsspiel ist nicht für Anfänger. Aber die anderen Punkte sind etwas kritisch. Es wirkt für mich nach dem Dilemma einfach, spaßig, lustig gegen saubere Technik. [/quote]Gut taktik und zocken ist ja nicht das gleiche. Auch gambits kann man "korrekt" spielen, z.bsp. das Marshall und das Benko-gambit werden bis auf allerhöchstem niveau gespielt.Endspiele sind vor allem taktik, d.h. das wird indirekt sowieso trainiert.Positionsspiel ist sowieso ein schwamminger begriff, viel mehr als der richtige bauernhebel, das spiel gegen schwächen die nicht davonlaufen können (könig, bauern, felder) und der richtige figurenabtausch ist das ja nicht, und das basiert sowieso vor allem auf konkreter berechnung, wo dann wieder das taktik-training sinn macht.[quote]Jonathan Spielmann sagte z. B. einst über Aljechin, er sehe Kombinationen genauso wie er, er komme bloß viel seltener in solche Situationen.[/quote]Jonathan schreibt sich Speelman, aber das ist der falsche, der ist ja erst nach Aljechins tod geboren :DDu meinst den Rudolf...

Beitrag von Lasker2.1

Ich komme am Vereinsabend hin und wieder dazu, Partien von schwachen Spielern (900-1200) mit diesen zusammen durchzugehen. Dabei vermittelt man als deutlich stärkerer Spieler immer auch ein paar aus den Büchern gelernten Grundsätze und Prinzipien. Am meisten kam da Nunns LPDO (Loose Pieces Drop Off) und am zweithäufigsten die vernachlässigte Entwicklung. Das überschätzen von statischen Schwächen (bloß keinen Doppelbauern zulassen...) ist auch häufiger ein Thema. Typisch bei einer Partie zwischen zwei zu vorsichtigen Spielern sind z. B. vier Eselsohren. Entweder können die Spieler die (Un-)Gefährlichkeit einer potentiellen Fesselung nicht einigermaßen gescheit durchrechnen oder wollen es nicht.Würden diese Spieler konsequent Taktik trainieren, wären schnelle Spielstärke-Zuwächse denke ich machbar. Die relativ geringe Menge an benötigtem Strategie-Wissen kriegt man bei Einsteigern in der Partieanalyse und ggf. im Gruppentraining hin.Für Kindergruppen kann man sich finde ich auch sehr gut an der Stappenmethode orientieren. Das ist ein sehr bewährtes Konzept. Aber meiner Erinnerung nach ist das alles auch sehr Taktik-lastig.

Beitrag von hako

[QUOTE=Kampfkeks;24321]Du gibst Schachunterricht für Kinder? Das finde ich ja super! :top:[/QUOTE]Sagen wir ich versuch es ;) Es ist echt schwer Kinder bei der Stange zu halten, daraus ist diese Idee entstanden, damit sie bei der Sache bleiben.Danke für deinen Link :top:Prinzipiell sollte man beim Schachtraining natürlich am besten alles von Endspiel über Taktik bis hin zur Eröffnung vermitteln. :D Fände ich besser so ein Training; ist aber schwer zu etablieren, wenn die Kinder lieber blitzen.Rein aufbautechnisch ist es aber schonlogisch mit der Taktik und Mattsetzen im Mittelspiel anzufangen. Da wendet man das gelernte wirklich direkt an. Endspieltaktik ist leider immer ne andere Hausnummer als Mittelspieltaktik, weil du einfach anders vorgehen musst beim rechnen.Das Konzept eignet sich so gesehen aber echt nur als Einstiegstraining für den Beginn. Da sind die Grenzen. Wer wirklich gut werden will und Schach verstehen will, braucht ergänzendes Training.

Beitrag von ruf012

Nachmittagsbetreuung.In einem Klassenzimmer stehen Schachbretter zur Verfügung.Der zuständige Referent hat nicht alle Steine aufgestellt.Könige sind immer vorhanden.Etwa Brett 1: -8B /8B, nur alle BauernBrett 2: -1(DSLT)4B /8B, eine weisse Figur aus Dame, Springer, Läufer, Turm und 4 Bauern, gegenüber alle schwarzen Bauern. Brett 3: -2(DSLT)2B /8B zwei Figuren und 2 Bauern gegenüber 8 Bauern. Brett 4: -1(DSLT)8B /1(DSLT)8B, eine Figur auf beiden Seiten mit allen Bauern.Brett 5: -2(DSLT)8B /1(DSLT)8B zwei Figuren gegenüber eine Figur, jeweils mit allen Bauern.Brett 6: -2(DSLT)8B /2(DSLT)8B zwei Figuren gegenüber zwei Figuren, jeweils mit allen Bauern.Brett 7: -4(DSLT)8B /4(DSLT)8B vier Figuren gegenüber vier Figuren, jeweils mit allen Bauern.Brett 8: alle Steine. Die Speilren nehmen beliebig Platz undverteilen die verfügbaren Kräften auf das Brett oder daneben.Dann wird damit gespielt. Die Anfangsbehandlung wird weitgehend umgangenund einfachere Situationen können stärker geübt werden.Ebenso das Erstellen von Aufgaben, nicht nur deren Bearbeitung.