Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Reti Eröffnung?!?!“

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Beitrag von stockfisch

Hallo liebe Schachfreunde,Ich habe vor mein Schach - Repertoire wieder zu erweitern. Es handelt, wie man dem Thema schon entnehmen kann, um die Reti Eröffnung.Ich habe nur ein Problem - ich habe keine Ahnung, wie das Spiel nach 1. Sf3 weitergeht, da es so viele verschiedene Möglichkeiten gibt. Allerdings ist in meinem Repertoire Katalanisch bereits vorhanden, dh. diese Stellungen sind mir bekannt. Des Weiteren bin ich seit langem ein Fan von Geschlossenen Stellungen, dh. damit kenn ich mich auch aus.Vielleicht habt ja paar cbv datein zur Reti - Eröffnung für mich oder könnt mir so einige Varianten sagen, aber auch Pläne, die man als Weißer verfolgt.Grüße

Beitrag von Kiffing

Das Reti-System ist eine hypermoderne Eröffnung, wahrscheinlich die Eröffnung, die am konsequentesten auf hypermodernen Grundlagen aufgebaut ist. Am Ende stehen zwei Fianchetti und damit Unterminierung des Zentrums statt seine Besetzung. Wer es ganz hypermodern haben will, kann später noch seine Dame nach a1 stellen. Das hat Reti gerne gemacht. 1. Sf3 ist auch gegen ein mögliches störendes ...e5 gerichtet.1. Sf3 d5 2. c4. Schwarz versucht einen Bauern im Zentrum zu etablieren, der von Weiß gleich angegriffen wird. Das ist Retis Philosophie des Spiels gegen die Stärken. Die Stärke von Schwarz soll angegriffen werden, damit diese schwächer wird und Schwarz die Grundlage seines Spiels verliert. Wenn 1. Sf3 Sf6 empfiehlt es sich vielleicht, mit c4 noch zu warten und 2. g3 zu spielen, bis Schwarz sich doch zu ...d5 entschlossen hat. Aber ich sehe nicht, daß auch hier ein 2. c4 grundlegend falsch wäre.Auf 1. Sf3 d5 2. c4 dxc4 ist womöglich 3. Da4+ am stärksten. Dann aber den Bc4 nicht sofort nehmen, sondern sich erst ein wenig entwickeln. Der Bauer läuft in dieser Struktur nicht weg, und wenn Schwarz Tempi dafür verwendet, den zu schützen, dann ist das gut für Weiß.

Beitrag von stockfisch

cool danketrotzdem weiß ich leider noch nicht wie prinzipiell so eine typische Struktur der Reti eröffnung aussiehtdoppelfianchetto ok nur wie sieht dann so eine beispiel stellung aus?^^

Beitrag von Fabritianum

ich würde Igel spielen :) (was ich auch mache)

Beitrag von stockfisch

ja ne mir gehts nicht darum das ich etwas spielen will sondern dass ich weiß wie die Theorie gehtaba nur so als info: den igel spiel ich ab und zu auch^^ehm vllt hab ich dich auch flasch verstanden...wie meinst du das mit igel genau? gibts in der reti eröffnung auch so einen aufbau?

Beitrag von SiegerFCN

Damit die sehr interessante Variante für Weiß hier im Forum auch mal wieder ins Leben gerufen werden kann, schreibe ich mal meine Kenntnisse über diese Eröffnung.Weiß versucht durch 1.Sf3!, die neben den Zügen 1.e4!, 1.d4! und 1.c4! zu den vermutlich einzig guten Optionen für Weiß gehört, das Zentrum erst einmal - wie es damals üblich war - nicht zu besetzen. Reti hat sich diese strategische Idee gesetzt, Schwarz durch 1. ...d5! mit 2.c4! ein Strich durch die Rechnung zu begleiten und den Zentrumsbauer durch ein Bauernopfer zu tauschen. Der Zug entwickelte sich sehr schnell zum positiven und wurde von vielen Spielern genutzt, da die Variante wie schon erwähnt dem Katalanischem Spiel sehr ähnelt. Habe zu jeder Hauptvariante ein Beispiel hinzugefügt. Zur Veranschaulichung habe ich drei Weißsiege gebracht, da dies hier auch ein Push für die Variante sein soll. Natürlich gewinnt Schwarz genauso oft, also keine Sorge für die Schwarzspieler :)Es gibt 3 Hauptvarianten für Schwarz, den Zug 1.Sf3 zu begegnen:1. ...Sf6Dieser Zug ist hauptsächlich mit der Idee verbunden, eine Art Zukunftsstellung zu der üblichen Damenbauerneröffnung 1.d4 zu erreichen. Weiß antwortet - falls er nicht wie 1.d4 spielen will - mit 2.g3. 2.c4 oder 2.d4 führen zu der Variante in der Damenbauereröffnung. Ein weiterer Zug ist 2.b3, die aber auch oftmals zur Zukertort-Variante überführt.Schwarz hat nach 2.g3 einige Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Er kann sich mittels 2. ...g6 in eine Art Königsinder einlassen und Weiß nachspielen. Ebenfalls ist 2. ...b5 auch eine schöne Variante für Schwarz. Die Idee dahinter ist, Weiß seinen üblichen Aufbau mit c4 zu verhindern und den Läufer nach b7 bringen,damit die Diagonale vor Abzügen geschützt ist. Allerdings muss der Bauer eventuell mal abgedeckt werden und Weiß kann sich einfach weiterentwickeln. Die Option d4 bleibt bestehen. Ebenfalls kann dieser sich mit Lg2-0-0-d4-Dd3 wunderschön aufbauen und hat keine Probleme. Ebenfalls ist 2. ...d5 ein weiterer guter Zug. Weiß baut sich wie normal auf: Lg2-0-0-d3-Sbd2-De1! um direkt mit e4 zuschlagen zu können. Es ist eine Spielweise wie die im Königsinder. Bei gutem Spiel besteht bei beiden Seiten aber kein Problem.[Event "57th US Open"][Site "Oklahoma City, OK USA"][Date "1956.07.19"][EventDate "1956.07.16"][Round "4"][Result "1-0"][White "Robert James Fischer"][Black "Peter Lapiken"][ECO "A04"][WhiteElo "?"][BlackElo "?"][PlyCount "37"]1. Nf3 Nf6 2. g3 d5 3. Bg2 Bf5 4. O-O e6 5. d3 c6 6. Nbd2 Na67. a3 Nc5 8. c4 b5 9. Nd4 Qd7 10. Nxf5 exf5 11. Nb3 h6 12. Be3Ne6 13. Nd4 g6 14. Qb3 Rb8 15. Nxc6 Qxc6 16. cxd5 Nc5 17. Qc3Qd6 18. Bxc5 Qxc5 19. Qxf6 1-01. ...d5Nun kommen wir - meiner Meinung nach - zu der solidesten Antwort von Schwarz. Nämlich 1. ...d5. Weiß kann sich hier ebenfalls wie bei 1. ...Sf6 mit 2.g3, 2.d4, 2.c4 und 2.b3 aufbauen. 2.g3 kann eine Zukunftsstellung zu 1. ...Sf6 führen, könnte aber auch mit 2. ...Lg4 oder 2. ...c5!? begegnet werden. Bei dem Läuferzug möchte Schwarz sich mit Sd7 und eventuellem e5 entwickeln. Weiß sollte dabei frühzeitig c4 spielen, um wieder Druck gegen das Zentrum auszuüben.Nach 2. ...c5!? könnte eine Tarrasch-Struktur entstehen, die auch für beide Seiten OK ist.2.b3 führt erneut zur Zukertort-Variante und 2.d4 zur normalen Damenbauerneröffnung.2.c4 ist der eigentliche Plan, nämlich der Reti-Plan.Das Bauernopfer wird oftmals von Schwarz durch die Züge 2. ...c6 , 2. ...e6 und 2. ...d4 abgelehnt. Falls es doch zur Bauernannahme kommt, ist Weiß in der Lage, das Spiel mittels 3.e3, 3.Da4 fortzuführen, um den Bauern zu erhalten und dann eine gute Stellung zu bekommen. Bei 3.Da4 sollte man aber nicht so gierig sein und sich den Bauern direkt abholen, sondern sich erstmal mit g3-Lg2-0-0 zu entwickeln. Die Idee ist an sich zwar gut, doch Schwarz holt durch einfache Eröffnungszüge relativ schnell Ausgleich mit angenehmer Stellung. 3.e3 führt zu einer möglichen Form des angenommenen Damengambits und ist vermutlich die erfolgsamstreichste Fortsetzung um auf Sieg zu spielen. Schwarz sollte bei beiden Variante besser nicht versuchen, den Bauern zu halten, sondern sich lieber weiter zu entwickeln. Auch 3.Sa3 ist eine Idee wert. Konzentriert sich Schwarz allerdings trotzdem nicht auf den Bauern, hat der Nachziehende keine Probleme auszugleichen.Die Züge 2. ...c6 und 2. ...e6 sind beide sehr solide. Strukturell können beide sich wie im Damenspiel/Damengambit entwickeln. 2. ...d4 ist eine scharfe Antwort. Es gibt folgende Ideen:3.b4!? Weiß versucht wie in der normalen Reti-Idee den Läufer nach b2 zu entwickeln, dieses mal aber noch mit Tempo, da der schwarze Bauer angegriffen ist. Auch versucht er Druck am Damenflügel auszuüben. Schwarz antwortet daraufhin sehr gut mit 3. ...f6! oder 3. ...c5! Weiß sollte in beiden Varianten veruschen, mittels 4.e3 den d4-Bauern zu attackieren, damit dieser im Zentrum nicht die Weißen Ideen verstauen kann. Schwarz steht hier nach Ergebnissen der Fritz13-Datenbank aber schon sehr solide und punktet relativ gut.3.g3 Weiß versucht mit diesem Zug den Bauernvorstoß zu ignorieren und seinen gewohnten Aufbau zu spielen. Schwarz kann sich weiter mit 3. ...c5 scharf oder mit 3. ...Sc6 und 3. ...g6 sehr solide postieren. In jeder Variante baut sich Weiß mit Lg2-0-0-d3 auf und versucht mit e3 den d4-Bauern von Schwarz im Zentrum zu knacken, um danach am Damenflügel Druck zu verarbeiten. Den Springer entwickelt man mit a3-c2, wo er da am besten steht. Schwarz entwickelt seine Springer auf die natürlichen Felder, spielt mit e5 und als Ziel setzt er sich, entweder mal e4 durchzudrücken oder auch selbst am Damenflügel zu spielen.3.e3 Ein solider Zug, der hier versucht, den schwarzen Vorstiß sofort zu stören. Schwarz kann sich mit 3. ...Sc6 darauf einlassen und auf d4 die Bauern und die Springer abtauschen lassen, um nachher auch ausgeglichen zu stehen, oder er spielt 3. ...c5. Weoß versucht hierbei weiter die schwarze Bauernstruktur zu knacken und spielt mit 4.b4! stark weiter. Wenn auf e3 genommen werden sollte, nimmt Weiß mit dem f-Bauern und nicht mit dem d-Bauern raus, da der Damentausch in der Eröffnung angenehmer für Schwarz ist.[Event "Portsmouth / Southsea"][Site "Portsmouth/Southsea blz9"][Date "1923.08.23"][EventDate "?"][Round "10"][Result "1-0"][White "Alexander Alekhine"][Black "John Drewitt"][ECO "A06"][WhiteElo "?"][BlackElo "?"][PlyCount "43"]1. Nf3 d5 2. b4 e6 3. Bb2 Nf6 4. a3 c5 5. bxc5 Bxc5 6. e3 O-O7. c4 Nc6 8. d4 Bb6 9. Nbd2 Qe7 10. Bd3 Rd8 11. O-O Bd712. Ne5 Be8 13. f4 Rac8 14. Rc1 Nd7 15. Nxc6 Rxc6 16. c5 Nxc517. dxc5 Bxc5 18. Rf3 Bxa3 19. Rxc6 Bxc6 20. Bxh7+ Kxh721. Rh3+ Kg8 22. Bxg7 1-01. ...c5Oftmals will Schwarz hier geschlossen weiter spielen und den möglichen Aufbau des Weißen mit 2.d4 verhindern. Dabei hat Weiß die Optionen, in den Sizilianer mit 2.e4 oder in die Englische-Partie mit 2.c4 überzugehen. Spielt Weiß gewohnt mit dem Königsinder-Aufbau, so kann Schwarz weiterhin eine Tarrasch ähnliche Stellung aufbauen, die bekanntlich ja ebenfalls als scharf gilt. Falls der Anziehende im Königsindischen-Aufbau weiterspielen möchte, kann Schwarz sich natürlich mit den Springern entwickeln und die Bauern ins Zentrum stellen. Auch kann er sich selber im Königsindischen-Aufbau entwickeln und mit g6-Lg7 spielen.[Event "Bled"][Site "Bled YUG"][Date "1961.09.10"][EventDate "1961.09.03"][Round "6"][Result "1-0"][White "Petrosian"][Black "Ludek Pachman"][ECO "A04"][WhiteElo "?"][BlackElo "?"][PlyCount "42"]1.Nf3 c5 2.g3 Nc6 3.Bg2 g6 4.O-O Bg7 5.d3 e6 6.e4 Nge7 7.Re1O-O 8.e5 d6 9.exd6 Qxd6 10.Nbd2 Qc7 11.Nb3 Nd4 12.Bf4 Qb613.Ne5 Nxb3 14.Nc4 {Very nice tempo move. --Fischer} Qb515.axb3 a5 16.Bd6 Bf6 17.Qf3 Kg7 18.Re4 {Now Petrosian ispreparing for a very beautiful finish.--Fischer} Rd8 19.Qxf6+Kxf6 20.Be5+ Kg5 21.Bg7 {This is a real problemmove. --Fischer} 1-0

Beitrag von hako

[QUOTE=SiegerFCN;20184]Ebenfalls ist 2. ...b5 auch eine schöne Variante für Schwarz. Die Idee dahinter ist, Weiß seinen üblichen Aufbau mit c4 zu verhindern und den Läufer nach b7 bringen,damit die Diagonale vor Abzügen geschützt ist. Allerdings muss der Bauer eventuell mal abgedeckt werden und Weiß kann sich einfach weiterentwickeln. Die Option d4 bleibt bestehen. Ebenfalls kann dieser sich mit Lg2-0-0-d4-Dd3 wunderschön aufbauen und hat keine Probleme.[/QUOTE]Hast du hierzu eine Partie? Ich find die Variante als Schwarzer interessant. :)Alternativ kann Schwarz doch auch in den Dameninder mit 2. .. b6 wechseln, oder`?