Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Engine versus Engine/Software“

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Beitrag von zugzwang

Die Verbesserung der Software und kostengünstigere Technik der letzten Jahre führen zu neuen Möglichkeiten des "Spielbetrugs" im Schach.Die Affäre Feller & Co, das "Toiletgate" von 2006 und Vorwürfe von Mamedjarov in Richtung Kurnosov zeigen die Bedeutung für das Spitzenschach.Der deutsche Fidemeister mit erspielter "Smartphone-IM-Norm" zeigt den Anreiz für den gehobenen/starken Amateurbereich.Mit Borislav Iwanov tauchte nun ein neuer Spieler auf, dessen Ergebnisse in einem Open und jetzt in einem Schnellschach-Open so ungewöhnlich wie rätselhaft und leider auch zweifelhaft sind.Die Wahrscheinlichkeit, daß es bei ihm nicht nur mit erlaubten schachlichen Mitteln zugeht, ist außerordentlich hoch.Ich halte ihn allerdings nicht für einen "Betrüger" im eigentlichen Sinn, weil er ganz offen und für alle ersichtlich, nach der Wahrscheinlichkeit nahezu unmögliche Leistungen für einen Spieler der jahrelangen Spielstärke 2200-2300 erbringt.Seine Leistungssteigerung präsentiert er offen und unverdeckt - wohl wissend wie nicht nur die Schachwelt auf späte Genies und unerklärliche Leistungssprünge deutlich nach der Jugendzeit reagiert. Ihm wird bewußt, daß es nicht reicht zu erklären, er habe fleißig (mit Rybka, Houdini) trainiert.Ich halte es sogar für nicht ausgeschlossen, daß Iwanov als eine Art Aktionist auf ein großes Problem (darauf deutet sein behauptetes Score gegen die engines im Training hin, wenn es nicht nur als Joke/Ironie/Sarkasmus gedacht war!) aufmerksam machen will:Spielbetrug ist im Nahschach aktuell fast problemlos möglich. Es gibt kaum Schutz oder Bemühungen und Verfahren zum Schutz.Auffällig sind nur Spieler, die übertreiben und überaus naiv "cheaten".Die Gruppe um Feller flog durch Zufall auf, Verdachtsmomente bei der Olympiade 2010 gab es eigentlich nicht. Bei Turnieren verhielt man sich allerdings einmal unnötig auffällig (Probephase?).Ich gebe zu, daß mich das Thema "Online-Schach" als Spielplattform nicht interessiert.Doch Vorgänge und Entwicklungen im Online-Schach können auch für das Over-the-Board-Schach interessant sein.Damit zurück zum Thema "Wahrscheinlichkeit(en)", ihre Berechnung, Überprüfung und Auswertung.Im Online-Schach wird anscheinend mit Prüfroutinen Mensch-Software gearbeitet, um Spielmanipulationen "nachweisen" (vielleicht besser: als sehr wahrscheinlich ansehen) zu können.Die Qualität dieser Verfahren könnte demnächst auch Bedeutung für das Nahschach erlangen. Allerdings zunächst nicht als Beweis mit folgendem Urteil, sondern zuerst als Warnglocke, wo etwas vielleicht äußerlich unverdächtiger abläuft als bei B. Ivanov, aber nichtsdestotrotz nur verdeckter und weniger auffällig abläuft. Wie belastbar derartige Prüfverfahren sind und welche Folgerungen und Veränderungen sich daraus ergeben, zeigen auch schon bisherige Diskussionen.Ich werde die mir interessanter scheinden Teile bei Gelegenheit in diesen Thread kopieren und erhoffe mir einen harten, aber an der Sache orientierten Meinungsaustausch zum Thema Prüfverfahren, Qualitätssicherung, Akzeptanz und Transparenz.Damit sind schon einige Punkte genannt, die mir persönlich noch ziemlich ungeklärt erscheinen.Fortsetzung folgt .... bei Gelegenheit.

Beitrag von zugzwang

Zum Prüfverfahren bei "Schacharena" gbit User "rautefm" folgenden Einblick und Einschätzung:[QUOTE=rautefm;18651]Das Prüfverfahren haben Experten (gemeinsam im Team) entwickelt und im Laufe der Jahre optimiertDiese Experten werten die Analysen aus.Das Analyseverfahren wurde auf Partien mit höchstem Niveau angesetzt (in mehreren Messreihen). Es wurde so die Zuverlässigkeit überprüft. Die statistische Auswertung dieser Messreihen beweist die Genauigkeit unseres Systems. Somit können wir die Formulierung "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" durchaus gebrauchen.Eine vorgeschriebene hohe Anzahl von auswertbaren Messergebnissen minimiert Zufallstreffer.Es gilt "in dubio pro reo".Bisherige Bundesliga Partien und WM Partien sind mit dieser Prüfmethode als nicht verdächtig analysiert worden, also müssen die gelöschten Progger mehr Züge gemacht haben, die ein Programm ebenfalls ziehen würde als die Weltelite....Bei Schacharena.de auch nicht. Denn es gilt: Keine Löschung ohne Beweise (ohne positive Analysen) Hinweise und Indizien reichen also nicht aus.Die User der Schacharena müssen darauf vertrauen, dass der Webmaster und das Prüfteam niemanden ohne Prüfung löschen. Warum sollten sie auch?Ich glaube keiner wird leichtfertig gelöscht (besonders Premium Member nicht) und die Prüfer müssen ganz genau nachweisen, welches Programm User xy verwendet hat. Also Programmtyp, Version und Einstellungen. Zwei Prüfer unabhängig voneinander. Selbst Bundesligacreeks, also Profis die davon leben erreichen in Ihren Partien keine Übereinstimmung mit einem Programm. Deshalb glaube ich nicht, dass ungerechtfertigt gelöscht wird. Aber das ist wohl mehr eine Glaubensfrage.Jeder der dort wegen Proggens gelöscht wurden ist, muss schon sehr deutlich geproggt haben und das in Dutzenden von Partien. Immer wieder sieht man, das vermeintlich klare Progger erst nach 500 oder mehr gespielten Partien gelöscht werden. Es ist alles nur eine Frage der Anzahl zu prüfenden Partien, früher oder später sind bei jedem Progger so viele klare Schachprogramm-Partien gesammelt, das eine Löschung mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durchgeführt werden kann. Die Computererkennung bei Schacharena.de ist daher vollkommen fehlerfrei.[/QUOTE]ToBeFree ist mit einigen Feststellungen nicht einverstanden.Insbesondere stört ihn:[QUOTE=ToBeFree;18653]...Während ich "an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit" noch akzeptieren kann, weil damit keine Fehlerfreiheit impliziert wird, ist dieser Satz meiner Meinung nach einfach falsch.[/QUOTE]Mich stört die Absolutheit, die hier zum Ausdruck kommt:[QUOTE=rautefm;18654]Deine Argumente sind nicht gut ToBeFree, da waren meine eindeutig besser. Mit dir ist eine Diskussion schon ziemlich sinnlos, da du eh alles besser weißt, bzw. denkst es besser zu wissen....Doch das garantiert sie ganz gewiss werter ToBeFree.[/QUOTE]Dazu ein paar Anmerkungen.Ich kann mir gut vorstellen, daß Schach-Server Prüfroutinen wie von rautefm dargestellt entwickelt, getestet, verbessert und implementiert haben.Zusätzlich arbeiten sie noch mit menschlichen Prüfern, die herausgefilterte Auffälligkeiten noch einmal mit Menschenverstand begutachten.Ich finde dieses System ganz ausgezeichnet, doch es hat einen erkennbaren Mangel.Aufgrund durchaus verständlicher Betriebsgeheimnisse gibt es nur einen theoretischen, aber keinen konkreten Einblick in die Prüfmechanismen.Von daher ist eine tatsächlich eine Glaubensfrage, wie von rautefm erwähnt, ob man glaubt, daß theoretisch denkbare Prüfverfahren tatsächlich fehlerfrei zur Anwendung kommen oder eben nicht.Darin liegt die Crux: Ich kann behaupten, etwas einzusetzen, was technisch möglich ist (oder mal möglich sein wird?;)). Ich kann auch behaupten, daß dies fehlerlos arbeitet.So lange ich aber keine Transparenz/Offenlegung anbiete, bleibt es allein dem Glauben der Betrachter überlassen, für wie zuverlässig, (nahezu) fehlerfrei sie das Verfahren halten.Für das Nahschach, mit noch anderen Konsequenzen als einer Accountlöschung, wären solch interessante Prüfroutinen allerdings nur akzeptabel, wenn eine unabhängige Prüfung ihre Zuverlässigkeit bestätigt.Die Absolutheit einer Aussage wieDie Computererkennung bei Schacharena.de ist daher vollkommen fehlerfrei.bleibt eine Glaubensfrage, solange diese Behauptung nicht von neutraler Stelle überprüft werden kann.

Beitrag von ToBeFree

So kann man auch als Nicht-Moderator einen Thread splitten. :lach:Ich denke aber, dass die Diskussion zu nichts führt; das wird spätestens dann deutlich, wenn einer der Diskussionspartner auf unbelegte absolute Aussagen sowie Kritik am Diskussionsgegner selbst zurückgreift, statt auf Gegenargumente einzugehen. ;)

Beitrag von zugzwang

Für mein Gefühl rutscht Nahschach in das Problem hinein, das Onlineschach schon länger kennt. Von daher ist es interessant, zu sehen, welche Verfahren und Mittel des Online-Schachs auch für Nahschach geeignet sind.Metalldetektoren, Störsender, Leibesvisitationen mit oder ohne Hinzuziehung von Ärzten, Privatdetektive, Richtmikrofone, Abhörmaßnahmen usw. dürften ja kaum akzeptable, noch praktikable Gegenmaßnahmensein, ohne dies näher auszuführen.Eine Art "genetischer Fingerabdruck" von Engineschach und Menschenschach ist da schon überdenkenswerter. Allerdings ist der Vergleich etwas zu weit, weil der genetische Fingerabdruck feststeht, während der schachliche Fingerabdruck, selbst einer engine, verschiedenen Entwicklungsstadien und Veränderungen unterliegen dürfte.Auch Wahrscheinlichkeitsüberlegungen sind möglich und könne Hinweise geben.Von Gewißheit spreche ich aber lieber nicht.Ein Spieler gehobener oder auch nur mittlerer Spielstärke kann gegen einen GM gewinnen. Das ist schon häufiger passiert und wird immer wieder geschehen. Vielleicht wird er ihn/sie auch mal überspielen und nicht durch einen Irrtum/gröberen Fehler des Titelträgers/ der Titelträgerin siegen.Daß deutlich schwächere Spieler eine Leistungsstärkeren ausgehend von einem kleinen Vorteil systematisch überspielen, kommt schon seltener vor. Bei bestimmten Stellungstypen und Vorerfahrungen und Wissen des Schwächeren ist das aber nicht unmöglich. Daß ein 2200er aber z. B. 3 Partien in dieser Form kurz hintereinander gegen 2600er gewinnt, fällt bei mit schon in die sehr geringe Wahrscheinlichkeit. Das kannte man allenfalls von explosionsartig sich entwickelnden Jugendlichen, die dies dann auch rasant weiterentwickeln und bestätigen.Von diesen Spielern und Spielerinnen würde man bei einer Partieanalyse überdies harte Fakten zu Stellungsbewertungen, Plänen, Alternativideen, konkret berechneten und verworfenen Varianten erhalten.Wer derartige Leistungen erbringt und zu den Zügen, den Strukturen, der Entwicklung einer Partie sowie auch den gegnerischen Eventualmöglichkeiten in einer "Post-Mortem" wenig zu erzählen hat, der ist für mich ein verdächtiger Kandidat.Besonders interessant wird es, wenn ein bisher nominell schwächerer Spieler eine schlechte Stellung hartnäckig und erfolgreich gegen Klasseleute verteidigt. Unter diesem Druck brechen üblicherweise ganz andere Kaliber zusammen. Eine derartige Leistung ist noch unwahrscheinlicher und ist wenn sie korrekt erbracht wird, ein Zeichen von stark gewachsener Schachklasse.Das müßte sich auch in weiteren Turnierergebnissen zeigen, wo Ausrutscher gegen deutlich Schwächere dann eigentlich kaum noch vorkommen dürften.Zum Fall Ivanov:Innerhalb kurzer Zeit gegen 2500, 2600 +3-4 zu spielen und kurz danach gegen 2000 +-0 ist für mich schachlich nicht nachvollziehbar. Da keine Krankheiten, okkulte Einflüsse oder ähnliches bekannt sind, ist für mich die wahrscheinlichste Erklärung, daß hier jemand zeitweise mit dem Hilfsmittel engine spielt.

Beitrag von zugzwang

Onlineschach litt aus meiner Sicht unter den vielfältigen "Hilfestellungen", die es im Nahschach so bequem nicht gab.Im Wettkampfmodus ausgetragenes Onlineschach führte zu einigen Betrugsvorwürfen auch gegen starke und renommierte Spieler. Um Onlineschach zu etablieren, wurden Sicherungsroutinen entwickelt. Die Qualität dieser Routinen ist nicht jedermann eingängig, zugängig, verständlich.Ein Fakt ist aber festzuhalten:Im Onlineschach wurde und wird von namhafteren Anbietern jedenfalls mehr gegen Spielbetrug gerade auch im Massenbetrieb unternommen, als es bisher im Nahschach von Seiten der großen Schachgemeinde (Verbände, Veranstalter, Vereine, Spieler) geschieht.Dubios-skurile Fälle wie Iwanov, aber auch die frz. Clique, der deutsche FM und mancher uneinsichtiger Handyman (gibt vermutlich mehr als einen) könnten dafür sorgen,daß sich manche Spieler bald "sicherer" im Onlineschach (trotz Bauchgrummeln) als im Nahschach fühlen.Steht Onlineschach vor einem Boom, wenn Nahschach die "Cheeta(h)"-Problematik nicht angemessen und zumutbar geregelt bekommt?

Beitrag von Kiffing

Jedenfalls regt sich jetzt was im Schach, weil immer mehr Spieler erkennen, daß dieses Thema ein zeitgenössisches Problem darstellt, auf das man reagieren muß. Die Spieler-Gewerkschaft ACP verfaßte einen von 700 aktiven Spielern unterschriebenen Brief an die FIDE mit der Absicht, eine "Anti-Cheating-Kommission" zu bilden. Es geht ja längst nicht mehr nur um Handys. Die Technik ist heutzutage soweit fortgeschritten, daß ein Spieler, wenn er es denn darauf anlegt, mit ungleich kleineren und damit unauffälligeren elektronischen Geräten betrügen kann. Der [URL="http://en.chessbase.com/home/TabId/211/PostId/4008751"]Fall Ivanov[/URL] hat viele aufgerüttelt und ist wohl von seiner Außenwirkung mit dem [URL="http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8541483.html"]Fall Allwermann[/URL] zu vergleichen. Zum [URL="http://www.chessvibes.com/reports/fide-acp-anti-cheating-commission-proposed-as-ivanov-causes-further-suspicion"]Wortlaut[/URL] des Briefes der ACP an die FIDE:

Beitrag von zugzwang

Für das Kandidatenturnier in London wurde eine "Qualitätsmessung" durchgeführt:[url]http://chessbase.com/Home/TabId/211/PostId/4009400/the-quality-of-play-at-the-candidates-090413.aspx[/url]Die Untersuchungsmethode wird erläutert und schaltet bereits einige Fehlerquellen aus.Anzumerken bleibt, daß die "Vorfahren" weit weniger von der bekannten theorie profitieren konnten.Mit der Überprüfung ab Zug 12 wird hier ein Schnitt gezogen, der die moderneren Spieler aber immer noch bevorzugt.Für bestimmte Spieledürfte die auswertungeigentlich erst ab Zug x erfolgen, wenn eine längere zum Zeitpunkt der Partie schon bekannte Meister-Tabiya gespielt wurde.Interessant ist es diese Auswertungen noch zu verfeinern und als Statistik-Grundlage für Anti-Cheating-Überprüfungen tauglich zum machen.Aktuell gibt es eine Spurensuche, die manchmal etwas skurril erscheint, wenn 1. Wahl bei absolut notwendigen, sprich einzigen Zügen als verdacht ausgerufen wird.Anders sieht es aus meiner Sicht aus, wenn die Gesamtquote einer Partieaus demstatistischen Rahmen fällt oder wenn in bestimmten Lavier- oder hochtaktischen Phasen eine überragende "Qualitätsquote" erreicht wird.Ich fürchte, es gibt einiges zu tun und Arbeit für engine-Freaks, die aber nicht in blindem Verfolgungswahn agieren, sondern mit eingeschaltetem S(ch)achverstand analysieren sollten.

Beitrag von Kiffing

Bekanntlich hatte Vishy Anand in Indien einen ungeheuren Schachboom ausgelöst. Seinem Landsmann Umakant Sharma war dabei 2006 jedes Mittel Recht, auf seinen Spuren zu wandeln. Er flog auf und wurde als "erster e-Betrüger" für zehn Jahre gesperrt. [URL="http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/knopf-im-ohr-zehn-jahre-sperre-fuer-schachspieler-a-456819.html"]Hier[/URL] seine Methoden: Handy, Bluetooth-Headset und ein Rechner.Der von mir bereits in diesem Thread verlinkte Fall Allwermann war freilich schon von 1998. Clemens Allwermann war sich dabei seiner Sache zu sicher. Er vertraute als Kind eines Rechtsstaats und dessen Grundsatz: "in dubio pro reo" konsequent darauf, daß man ihm nichts nachweisen könne. Sein Denkfehler dabei war freilich, sich nicht vorstellen zu können, daß er auch ohne konkreten Nachweis gesperrt werden konnte. Zu auffällig waren die Siege des 19xxer Spielers, reihenweise gegen Großmeister. Und sein angekündigtes "Matt in 8" gegen GM Kalinitschew in komplizierter Stellung wäre auch von den stärksten Spielern der Welt nicht erkannt worden. Super-GM aus aller Welt brüteten nach dem weltweit bekannten Vorfall über der Stellung ohne das Matt in 8 zu finden. Mehr zum Thema [URL="http://de.wikipedia.org/wiki/Betrugsf%C3%A4lle_im_Schach"]Betrug im Schach[/URL]:

Beitrag von zugzwang

[QUOTE=Kiffing;19020] Er vertraute als Kind eines Rechtsstaats und dessen Grundsatz: "in dubio pro reo" konsequent darauf, daß man ihm nichts nachweisen könne. Sein Denkfehler dabei war freilich, sich nicht vorstellen zu können, daß er auch ohne konkreten Nachweis gesperrt werden konnte...[/QUOTE]"In dubio pro reo" gilt für das staatliche Strafrecht.In anderen Rechtsbereichen gelten andere Grundsätze und Beweislastregeln.Zugegeben ist das "Sportstrafrecht" in gewisser Nähe zum allgemeinen Strafrecht, auch wenn die allgemeine Grundlage das Zivilrecht (Untertitel Vereinsrecht) ist.Allerdings gibt es den feinen Unterschied, daß man sich ihm über Teilnahme/Mitgliedschaft freiwillig unterwirft.Daneben gibt es noch Fragen des Profitums im Sport und daraus entstehend Rechtsansprüche aus freier Berufsausübung usw. Alles ein interesantes und komplexes Rechtsfeld noch zu dazu mit internationalem Anstrich.In Bewegungssportarten hat man über den (allerdings von Sportart unterschiedlich festgelegten) Hämatokritwert einen Weg gefunden, auffällige und verdächtige Sportlerzum Schutz ihrer Gesundheit (und der Fairness des Wettbewerbs) mit einer "Schutzsperre"zu versehen. Keine Dopingsperre wohlgemerkt!Beim Schach wäre nach den letzten Vorkommnissen um Herrn B.I., der mal gegen unter 2000 verliert wie ein Normalpatzer und dann rapid oder klassisch gestandene (Spitzen)GM abzieht wie ein Fritz-Wilhelm-Stockbird-Houdini-Fischlein, eine Schutzsperre auch ganz sinnvoll.Leider kann man hier die gesundheitlichen Aspekte (Schutz!) argumentativ nicht so gut heranziehen wie bei den Bewegungssportlern.Bei aktuellen Turnieren kann man recht gut verfolgen, wie häufig und wie lange absolute Spitzenstars entlang den Engine-Vorschlägen ihre Züge finden. Dabei müssen die Enginevorschläge allerdings nicht immer die besten Lösungen sein. Manchmal finden die Menschen noch Lösungen, die die Kiebitzengine zunächst als Schlechter ansieht.Für den schachlichen Hämatokritwert kann sich jeder mal so seine Gedanken machen, in welchen Stellungen und Partieabläufen eine Spielführung nicht auffällig hochklassig ist."In dubio pro reo" sollte nicht den Blick dafür versperren, daß in deer Vergangenheit auffällig ungewöhnliche Sportleistungen sehr häufig mit Doping verbunden waren.In der Leichtathletik sind Ben Johnson und Marion Jones zu nennen, die des Dopings überführt wurden.Im Radsport triumphierte Lance Legstrong jahrelang mit Minutenvorsprüngen vor teilweise nachgewiesen gedopter Konkurrenz.Nicht nur Insider fragten sich, wie schlecht muß das Doping eigentlich sein, wenn man damit nicht besser als ein (ehemals) beteuernd ungedopter Fahrer ist?Floyd Landis schaffte 2006 "Einmaliges", indem er als Solist nach stundenlanger Solofahrt das hinterherhetzende Feld in der Ebene und am Schlußanstieg nur das Aufholen weniger Sekunden "gestattte". So etwas hatte die Welt noch nie gesehen und der sich häufiger mit "Wasserduschen" kühlende Ex-Tour-Sieger wird vielen so in Erinnerung bleiben.Übermenschliche Leistungen im Sport haben inzwischen nachvollziehbare Erklärungen.Ein Johann Mühlegg lief bei Olympia 2002 als Solist einen Minutenvorsprung auf die Windschaffenmeute bei den 30 km heraus.Kurze Zeit später und nach einem weiteren "Olympiasieg" erhielt er dann zunächst seine Schutzsperre aufgrund seines Blutbildes...Eine Bildergalerie:[url]http://www.sueddeutsche.de/sport/prominente-dopingfaelle-von-johnson-bis-pechstein-1.730767[/url]

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=zugzwang;19022]In Bewegungssportarten hat man über den (allerdings von Sportart unterschiedlich festgelegten) Hämatokritwert einen Weg gefunden, auffällige und verdächtige Sportlerzum Schutz ihrer Gesundheit (und der Fairness des Wettbewerbs) mit einer "Schutzsperre"zu versehen. Keine Dopingsperre wohlgemerkt![/QUOTE]Na, ich weiß nicht. Dieses Konzept der "Schutzsperre" gefällt mir nicht, erinnert zusehr an "[URL="http://de.wikipedia.org/wiki/Schutzhaft"]Schutzhaft[/URL]".

Beitrag von zugzwang

Kommt immer darauf an, wie fundiert und wissenschaftlich korrekt die Grenzen gezogen werden undwie gleichmäßig die Regeln für alle Sportler angewandt werden.Der Fall Pechstein im Vergleich zu einigen anderen LA-Sprintern ist so ein Fall, der zweifeln läßt, ob die Qualität der Regeln gewährleistet ist und vergleichbare Sportler auch gleich behandelt werden.Hier liegt vieles noch im Argen.Auf der anderen Seite verdiene gedopte Olympiasieger und Weltmeister gutes Geld, stehen im Rampenlicht und der 10 Jahre später zum tatsächlichen Sieger ausgerufene (hoffentlich nicht gedopte) "2. Sieger" hat vom späten Ruhm nicht nur materiell recht wenig.Leider hat die ganze schwierige Dopingproblematik jetzt auch den Schachsport erreicht.Ein Vorteil des Schachsports (Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit der Leistungen) gegenüber den verseuchten Bewegungssportlern ist bald dahin.

Beitrag von zugzwang

Die aktuelle Spielstärke des bulgarischen Shootingstars Borislav Ivanov kann man dank des in Europa nahenden Sommers einem soliden Praxistest unterwerfen.Zum Schachmatch an einem abgesprerrten Bereich der bulgarischen Schwarzmeerküste treffen sich mit Badehose und Sonnenöl ausgestattet die Protagonisten B. I. (... verteidiger) und der ehemalige Jugendweltmeister und frühere (Weltklasse-) Blitz- und Schnellschachspieler Kiril Georgiev zu einem Schnellschach-Happening unter einem vom Sponsor gespendeten Sonnenschirm.Schachfreunde in aller Welt werden sicher ihr kleines Scherflein dazu beitragen, daß neutrale Badelaken, Handtücher und isotonische Getränke für das Match eines alteingesessenen Giganten gegen den neu aufgestiegenen Giganten des bulgarischen Schachs zur Verfügung stehen.Aus bekannten Gründen muß die werbetechnische Vermarktung von speziellen Ray-Ban-Lacoste-NN-Sonnenbrillen und peppig-poppigen Herren-Flip-Flops oder herkömmlich Badelatschen auf spätere Sonnenschach-Wettkämpfe verschoben werden. Auch werden die Kontrahenten gebeten auf schlabberige Bermudas zu verzichten und in knapper Badehose anzutreten.Bademäntel und andere Accessoires werden in einer Kühltruhe bei minus x-Grad während des Wettkampfs sicher aufbewahrt.Anstatt irgendwelcher spinnöser Metalldetektoren und weiterer Bodybefummlung werden die Spieler in Abständen gebeten, ein paar Tauchgänge im nahen, erfrischenden Naß einzulegen, um die die Gehörgänge salzwasserzuspülen.Auf Zuschauerresonanz in der Nähe muß leider ebenfalls zunächst verzichtetwerden, bis die ersten aussagekräftigen Ergebnisse vorliegen.Nach 10- 20 Partien konnte es dann möglich sein, daß interessierte Sonnenschachspieler dem Duell aus direkter Nähe beiwohnen können.Ich bin mir sicher, B. I. wird eine bessere Figur in Badehose abgeben als der in die Jahre gekommene, leicht ergraute und untersetzte Kiril Georgiev.Was die Figur am Schachbrett angeht, so bin ich der festen Überzeugung, daß Kiril Georgiev seinen Gegner so schachlich behandeln wird - trotz der auch für ihn etwas ungewöhnlichen Rahmenbedingungen - wie es ihm nachgesagt wird.Von Georgiev wird kolportiert, daß er selbst Meisterspieler der Kategorie 2500 als ziemliche Patzer ansieht und ziemlich von oben herab spielt.Bei Ivanov, denke ich, wird ihm das problemlos gelingen, ohne daß ihm Leute vorwerfen könnten, er habe (zu) überheblich gespielt.Sollte das Szenario anders verlaufen und die Leute, Recht behalten, die immer noch an irgendwelche, unerklärlichen Wunder und das Einwirken von Außerirdischen oder die Tai-Ginseng-Kraft der 2-3 Herzen glauben, dann wird Schach unversehens im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit stehen, weil sich ausgerechnet beim Schach an der Goldküste in Badehose zu ersten Mal ein Außerirdischer der Weltöffentlichkeit gegenüber geoutet hat.Bei diesem Spektakel gibt es nur Gewinner.Ivanov kann weiterhin sein Ego pflegen und zusätzlich seinen Body seiner Facebook-Fangemeinde präsentieren.Kiril Georgiev kann entweder Patzer weiterhin als Patzer niederwalzen oder ist der erste menschliche Spieler, der Steinitz Gedanken vom Match gegen einen Außerirdischen in die Tat umsetzen darf.Das Schach gewinnt an Aufmerksamkeit, weil es entweder gelingt, einem Bayern oder Bulgaren endlich die Badehose auszuziehen oder weil es der Ausgangspunkt für ganz neue wissenschaftliche Erkenntnisse gibt.Ich persönlich glaube weniger an unerklärliche Wunder und Leistungsschübe.Dafür wundere ich mich über die Leicht- und Gutgläubigkeit einiger .... Schachspieler, die sie in der Forenwelt niederschreiben.Der Musterfall Lance Legstrong hat verdeutlicht, daß es bisher noch niemandem gelungen ist, ohne eingebauten Hilfsmotor oder hochwirksamen Nahrungsergänzungsmitteln einem Pulk von nachgewiesen gedopten, hart trainierenden, bestens von ihren Mannschaften unterstützten Spitzenradsportlern, Jahr um Jahr konstant beim bedeutendsten Radrennen der Welt um zig Minuten in der Endabrechnung vorauszufahren.Floyd Landis hat verdeutlicht auf welchen Methoden "unerklärliche Wunder" im Radsport beruhen.Im Schachsport gibt es überragende Talente seit Jahrhunderten.Bei allen kann man mit wisenschaftlichen Untersuchungen ziemlich genau nachweisen, worauf ihre wundersamen Leistungsfähigkeiten tatsächlich beruhen.Bei sehr vielen ist die eine außerordentliche Gedächtnisleistung in Bezug auf Muster und Strukturen als eine wichtige Grundlage.In modernen Zeiten kommt ein intensives Schachtraining mit großem Zeitaufwand hinzu, um in den Bereich der Weltspitze zu gelangen.Für neue, spät startende und steil aufsteigend Schachsatteliten ala B.I. schlage den Badehosentest vor, um festzustelln, ob es sich nur um ein Sternschnüppchen eines profanen Tischfeuerwerks handelt.

Beitrag von zugzwang

Was gibt es neues Altes?!Die Arbeit mit den Ängies bewirke, daß die Schachwelt künftig durchaus weitere Partien sehen wird, die sich nur in Details von Computervorschlägen unterscheidet.So referierte ein um eine Stellungnahme gebetener junger deutscher Schachmeister in Schach 5/2012 hinsichtlich des "schachlichen "Fingerabdrucks, der neuerdings interessanter zu sein scheint als die verborgenen Varianten.Die ältere Generation der Schachspieler scheint da noch gewaltig hinterherzuhinken und Aufholbedarf zu haben.:pfeif:Jedenfalls darf man feststellen, daß aktuelle Weltklassespieler in den Turnieren von London, Stavanger, Zug und Thessaloniki noch recht große Schwankungen aufweisen, was das Auffinden der houdinischer Gedankenspielereien angeht.:zerknirscht::denknach:Auch in der Schach-Bundesliga erweisen sich viele Spieler einfach als zu altmodisch, um den neuen Trend erfolgreich mitgehen zu können.Es gibt aber auch Fälle, wo diese alten Spieler besser als die Ängie prognostiziert spielen und damit zeigen, daß es es durchaus schachlich sinnvoll sein kann, nicht zu sehr am Trainingstropf der Ängies zu hängen.Eine Partie, in der der Großmeister höchstwahrscheinlich die Stellung langfristig genauer einschätzte und verwertete, könnte das Endspiel der Partie Mista-Naiditsch aus der 11. Runde der Buli 2012/13 gewesen sein.