Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Gegen das Londoner System spielen“

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Beitrag von Kiffing

Das Londoner System ist eine leicht zu erlernende Eröffnung, die durch einen gesunden Aufbau und vernünftiges Stellungsspiel überzeugt. Sie gehört in der Eröffnungsunterteilung Fühleröffnungen versus konkrete Eröffnungen im extremen Bereich zu den Fühleröffnungen, d. h. man kann hier gut nach Gefühl spielen und läuft nicht Gefahr, durch einen Fehler gleich zu verlieren wie bspw. in der sizilianischen Drachenvariante. Wegen ihres einfachen Charakters, bei dem Weiß zwar nichts anbrennen läßt, aber wohl schwerlich den Gegner mit den schwarzen Steinen überfordern sollte, und der damit verbundenen Remislastigkeit hat sich in der Schachszene der Spottname „Rentnereröffnung“ für dieses System etabliert. Ich selbst würde als Weißer das Londoner System nicht spielen, aber sehe es nicht ungern, wenn Weiß es gegen mich auspackt.Eine schwarze Idee besteht darin, den weißen Springer auf e5 bei gleichzeitig guter Entwicklung am Damenflügel elegant ins Leere laufen zu lassen. Dieses Manöver zeigt sich hier ab dem 11. Zug: 1. d4 Sf6 2. Sf3 e6 3. Lf4 d5 4. e3 c5 5. c3 Sc6 6. Sbd2 Ld6 7. Lg3 0-0 8. Ld3 b6 9. Se5 Lb7 10. 0-0 Tc8 11. f4 Se7! 12. Df3 Sf5.Bei 6. Ld3 hat sich das Verfahren mittels 6. ...Db6 7. Db3 c4! bewährt, nach dem Weiß meist auf b6 die Damen tauscht. Schwarz besitzt nun die Möglichkeit, am Damenflügel mit den b-Bauern aktiv zu werden, muß aber sowohl auf seinen unterentwickelten Königsflügel als auch auf den Lf4, der hier sehr giftig werden kann, aufpassen. Es empfiehlt sich, den Läufer mit ...Sh5 abzutauschen. Wie würdet ihr gegen das Londoner System spielen?

Beitrag von Zapp Brannigan

Kommt halt drauf an was schwarz normalerweise gegen 1.d4 spielt. Ich hatte eine kurze phase wo ich das London System mit weiss spielte, da gab es vor allem eine variante die ich gar nicht mochte, die spiele ich jetzt mit schwarz :-)[Event ""][Site ""][Date ""][White ""][Black ""][Round ""][Result ""]1.d4 d5 2.Bf4 ( 2.Nf3 Nf6 3.Bf4 c5 4.e3 Nc6 5.c3 Qb6 6.Qb3 ( 6.Qc2 Bf5 7.dxc5 Bxc2 8.cxb6 Bxb1 9.Rxb1 axb6 10.a3 ) c4 7.Qc2 ( 7.Qxb6 axb6 8.Na3 ( 8.Nbd2 b5 ) Bf5 9.Be2 e6 10.Nb5 ) Bf5 8.Qc1 ( 8.Qxf5 Qxb2 ) h6 9.Nbd2 e6 ) Nf6 3.e3 c5 4.c3 Nc6 5.Nd2 Bf5 6.Qb3 Qb6 7.dxc5 Qxb3 8.axb3 e5 9.Bg3 Bxc5 10.b4 Bd6 11.Ngf3 Nd7 2.Bf4 wird in ein paar bücher als besser als 2.Nf3 angegeben, ob das wirklich stimmt ist diskutierbar. Die schlussstellung mit 11...Nd7 hatte ich mit schwarz auch schon in einer turnierpartie auf dem brett, ein ereignisloses remis gegen einen 2000er

Beitrag von Kiffing

Kein Wunder, daß der Londoner so eine Variante nicht will, die ist ihm zu scharf und unübersichtlich, und er kann so keine ruhige Kugel schieben :D

Beitrag von Mattmonster

[QUOTE=Kiffing;25605]Kein Wunder, daß der Londoner so eine Variante nicht will, die ist ihm zu scharf und unübersichtlich, und er kann so keine ruhige Kugel schieben :D[/QUOTE]Dazu habe ich einen interessanten Kommentar gefunden:[QUOTE="katar von chesspub.com"]It is with a heavy heart that I have to admit that I can no longer keep up with the deluge of dense theoretical material published on the London System on a weekly or monthly basis. In light of this strain on my time and other resources, i have decided to cut my theoretical workload by switching to the Ruy Lopez.[/QUOTE]([url]http://www.chesspub.com/cgi-bin/chess/YaBB.pl?num=1470754666/2#2[/url])Übersetzungsversuch:"Es ist mit einem schweren Herzen, dass ich zugeben muss, dass ich mit dem Platzregen des dichten theoretischen Materials nicht mehr Schritt halten kann, das auf dem Londoner System auf einer wöchentlichen oder monatlichen Basis veröffentlicht ist. Im Licht dieser Beanspruchung auf meiner Zeit und anderen Mitteln habe ich mich dafür entschieden, mein theoretisches Arbeitspensum zu schneiden, indem ich auf den Ruy Lopez umschalte."

Beitrag von blunder1

Sehr gut finde ich GM Boris Avrukhs Buch “Beating 1.d4 Sidelines”; es ist sehr komplett und schlägt ein gesundes und ambitioniertes Eröffnungsrepertoire für Schwarz vor.Gegen das Londoner System empfiehlt er Abspiele mit ...d5, ...Sf6 und sehr schnellem ...c5 und ...Db6, wobei es Nuancen gibt, ob Weiβ die Zugfolge 1.d4 2.Lf4 oder 1.d4 2.Sf3 3.Lf4 wählt.Seine Vorschläge finde ich sehr überzeugend; seitdem ich sie anwende, erziele ich deutlich bessere Resultate im Online-Blitz. Ich spiele das LS nicht mit Weiβ.

Beitrag von Lowfish

Buch besitze ich auch. Nur zu empfehlen!Ich spiele den KI Aufbau dagegen und hab mit der Idee ...e5 mit Bauernopfer schöne Siege gefeiert. Seit dem können sich dje LS Spieler warm anziehen. Ich freue mich jedesmal wenn Weiß gedenkt London spielen zu müssen rotflmao2

Beitrag von blunder1

Dazu möchte ich noch hinzufügen, dass Avrukh eigentlich ein dreifaches Repertoire für Schwarz vorschlägt:
  1. Für 1...d5-Spieler.
  2. Für Nimzowitsch-/Damen-Indisch-Spieler mit der Zugfolge 1...Sf6 und 2...e6.
  3. Für Königs-Indisch/Grünfeld-Spieler (1...Sf6 und 2...g6).
Bei 1.) und 2.) kann es zu Übergängen kommen.

Beitrag von Lowfish

Das ist korrekt. Man muss sein sonstiges Repertoire nicht umstellen. Man kann sich daran orientieren was man sowieso spielt.

Beitrag von freesafety

Ich habe keine Erfahrung mit dem Londoner System. Als Schwarzspieler habe ich die Idee, auf das Läuferpaar zu spielen. Also zum Beispiel mit folgender Zugfolge:1. d4 - d52. Sf3 - Sf63. Lf4 - Sbd74. e3 - Sh5 mit der Absicht den Läufer mit dem nächsten Zug zu tauschen und den schwarzen Springer von d7 nach f6 zu stellen.Schwarz hat das Läuferpaar, der Weiße hingegen schon früh einen Doppelbauern. Sehe ich das falsch, wenn ich hier Schwarz bevorzuge?

Beitrag von Zapp Brannigan

Ich denke Weiss steht leicht besser: 1. d4 d5 2. Nf3 Nf6 3. Bf4 Nbd7 4. e3 Nh5 5. Bg3 (5.Bg5 ist interessant) Nxg3 6. hxg3 Der Doppelbauer ist keine Schwäche, der kontrolliert viele Felder. Viel wichtiger ist die offene h-linie, schwarz darf nicht mehr kurz rochieren, sonst wirds matt. Weiss kann mit c4, Sc3, Db3 druck gegen d5 ausüben, und gleichzeitig auch die lange Rochade verhindern, Ld3 kommt immer mit Tempo gegen h7.Was das Läuferpaar angeht, das ist frühestens im späteren Mittelspiel wichtig, momentan ist es nutzlos da beide Läufer noch auf der 8ten Linie sitzen. Auch ist in so fixierten Bauernstellungen ein Springer auf e5 oft mehr wert als ein Läufer.Als kleine Faustregel würde ich den Läufer auf g3 immer erst nehmen, nachdem Weiss kurz rochiert hat