In meiner ersten Turnierpartie nach einer knapp zweijährigen Pause wollte ich zunächst erst mal wieder in die Langzeitpartie zurückfinden - aus diesem Grund ging ich die Partie etwas zu ruhig an.Im weiteren Verlauf ließ ich mich auf einen für mich leicht nachteiligen Abtausch ein.Mein Gegner jedoch wollte die nun am Damenflügel entstandene Bauernmajorität nicht für einen Angriff nutzen und entschied sich stattdessen für einen Angriff am Königsflügel.Dies ließ mir jedoch genug Zeit, am Damenflügel zu einem Angriff zu gelangen, der letzenlich ganz im Sinne Lipnitzkys (Hallo Kiffing! :D) die Partie gewann.[Event "Mannschaftskämpfe 1.Runde"][Site ""][Date "2011.09.17"][Round "1"][White "Ich"][Black "Gegner (1602)"][Opening "langsames Englisch"][ECO ""][Result "1-0"] 1.Nf3 c5 2.c4 Nf6 3.Nc3 g6 4.g3 Bg7 5.Bg2 0-0 6.0-0 Nc6 7.d3 d6 8.Bd2 a6 9.a4 Bd7 10.Nd5 Nxd5 11.cxd5 Nb4 12.Bxb4 cxb4 13.Qb3 a5 14.Rfc1 Rc8 15.Nd2 e5 16.Nc4 Bh6 17.Rc2 Qf6 18.Nxa5 Rxc2 19.Qxc2 Rc8 20.Qb3 Bg4 21.e3 Qe7 22.Qxb4 Bd7 23.Qxb7 Qd8 24.Nc4 Bf8 25.a5 Rb8 26.Qa7 Ra8 27.Qb6 Qc8 28.a6 Rb8 29.Qa5 Rb5 30.Qa3 Qa8 31.a7 Be8 32.Qa6 Be7 33.Nb6 1-0
Beitrag von Kiffing
Für einen Spieler mit 1602 ein erschreckend schwacher Gegner. Nach 17. ...Dxf6?? fällt erst der Bauer, und dann bricht die ganze Stellung zusammen. Aber da kannst Du ja nichts für. Deine Leistung war natürlich souverän. :top:
Beitrag von Maschendrahtzaun
Das Bauernopfer war beabsichtigt, er dachte, die Initative würde den verloren gegangenen Randbauer ausgleichen.MMn. hätte er lieber am Damenflügel angreifen sollen als am Königsflügel, ist es nicht so, dass ich, nachdem ich das Läuferpaar aufgab, etwas schlechter stand?
Beitrag von Kiffing
Ein selten dummes Opfer, weil Schwarz nichts konkretes hat, und nachdem der Ba5 fällt, welcher der Bauernstruktur am Damenflügel Stabilität verliehen hat, die ganze übriggebliebene Bauernstruktur fällt. Sah man ja in der Partie, daß Schwarz unmittelbar danach zusammenbrach, was zwar auch an Deinem guten Spiel lag, aber eben auch an seinem Fehler, der, wenn nicht unabsichtlich geschehen, eine schwere Fehlklakulation darstellte. Schlechter standest Du nie trotz Läuferpaar des Gegners. Denn auf seinem Vorposten hat der Sc4 ein starkes Feld, und von da kann er auch nicht vertrieben werden wegen a4. Denke, Springer auf guten Vorposten wiegen das Läuferpaar des Gegners auf.
Beitrag von yury
Ich sehe das ähnlich wie Kiffing - Sf3-d2-c4 sollte genug Kompensation für das Läuferpaar geben. Glückwunsch zur souverän gespielten Partie! :)
Beitrag von Maschendrahtzaun
In der ersten Runde des Pokals kam mein geliebtes Englisch leider nicht zustande, stattdessen war ich nach 1. ...c6 leider schon vollkommen raus aus der Theorie. In der Folge rang ich mich zum Londoner System durch, welches ich leider auch nur rudimentär beherrschte. Durch die ohnehin schon ruhige Partieanlage der Eröffnung und meine nicht vorhandenen Kenntnisse gelang es mir nicht, genügend Druck aufzubauen.Da ich mein Heil ohnehin eher in Ungleichgewichten suche, schwor ich mir in der Folge, Caissa die Grausamkeiten meines Versuchs eines Schachspiel in Zukunft nicht mehr zuzumuten, wenn sie mich doch nur noch diese verkorkste Partie gewinnen ließe. Sie erhörte mich.Eigentlich müsste ich jetzt aufhören.[Event "Mannschaftspokal 1.Runde"][Site ""][Date "2011.09.17"][Round "1"][White "Ich"][Black "Gegner (1577)"][Opening "langsames Englisch"][ECO ""][Result "1-0"] 1.Nf3 c6 2.d4 d5 3.Bf4 Bg4 4.e3 e6 5.c3 Bd6 6.Bg3 Nf6 7.Qb3 b6 8.Ne5 Qc7 9.Nxg4 Nxg4 10.Be2 Nf6 11.Nd2 Nbd7 12.Bxd6 Qxd6 13.0-0 0-0 14.c4 c5 15.cxd5 Nxd5 16.Nc4 Qe7 17.Bf3 cxd4 18.exd4 Nf6 19.Rfe1 Rac8 20.Ne5 Qb4 21.Red1 Rfd8 22.Qxb4 Nxb4 23.Rac1 g6 24.a3 Nbd5 25.g4 h6 26.h4 g5 27.hxg5 hxg5 28.Nc6 Rd7 29.b4 b5 30.Be2 a6 31.a4 Rdc7 32.axb5 axb5 33.Bxb5 Nxb4 34.Ne7+ Rxe7 35.Rxc8+ Kg7 36.f3 Nbd5 37.Rc5 Kg6 38.Bd3+ Kh6 39.Kf2 Nf4 40.Rh1+ 1-0
Beitrag von Maschendrahtzaun
So ganz an mein Versprechen gehalten habe ich mich dann doch nicht, auch wenn ich zu dieser Partie denkbar schlecht aufgelegt war, am Vorabend war ich erst um 4 Uhr Nachts heimgekommen, was man in der Partie auch deutlich sieht.Nachdem es mir gelang, eine vorteilhafte Stellung zu erspielen, in der ich eine Figur für zwei bis drei Bauern hergeben musste, schaffte ich das Kunststück, diese gleich zwei Mal wegzuschmeißen - mit 23. ...Tf7 und 29. ...hxg3.Aufgrund der hohen Komplexität der Stellung kamen wir beide in hohe Zeitnot, in der es mir schließlich gelang, durchschlagenden Angriff zu entwickeln.Damit bin ich nach wie vor ungeschlagen in dieser Saison, was an sich ganz nett ist.Alles in allem keine besonders starke Partie von mir, aber eine sehr interessante: [Event "Mannschaftskämpfe"][Site ""][Date "2011.12.10"][Round "5"][White "Gegner (1708)"][Black "Ich"][Opening "langsames Englisch"][ECO ""][Result "0-1"] 1.d4 g6 2.c4 Bg7 3.Nf3 d6 4.Nc3 Nd7 5.g3 c5 6.e3 Ngf6 7.Bg2 0-0 8.0-0 Rab8 9.b3 a6 10.a4 b6 11.Bb2 Bb7 12.Re1 Ne4 13.Qc2 Ndf6 14.d5 Nxc3 15.Bxc3 e5 16.dxe6 fxe6 17.Rad1 Be4 18.Qb2 Qe7 19.Nh4 g5 20.Nf3 Qb7 21.Nxg5 Bxg2 22.f4 Bc6 23.Nxe6 Rf7 24.Nxg7 Kxg7 25.Rxd6 R8f8 26.g4 Qc8 27.f5 h6 28.h4 Bf3 29.g5 hxg5 30.hxg5 Qxf5 31.Bxf6+ Kg8 32.Kf2 Rh7 33.Be5 Be4+ 34.Ke2 Qg4+ 35.Kd2 Rf2+ 36.Kc3 Rxb2 37.Rd8 Kf7 38.Rf1+ Bf3 39.Kxb2 Qg2+ 40.Kc3 Qxf1 41.Rd7+ Ke6 1-0
Beitrag von Kiffing
Na ja, das war Licht und Schatten. Schön fand ich natürlich Dein tiefes Manöver, das Du mit 17. ...Le4! eingeleitet hast und das Dir den Figurengewinn beschert hatte. Von der Spielanlage her, warst Du natürlich der überlegene Spieler.Aber neben den von Dir aufgezeigten Patzern, wäre 34. ...Th2+!! noch eine wunderschöne Kombination gewesen. Motiv der Ablenkung, um einen tödlichen Spieß zu landen.
Beitrag von Maschendrahtzaun
Die neue Saison hat begonnen, und am Sonntag durfte ich mit Weiß spielen. Zunächst versuchte ich erfolglos, Reti zu spielen, was zu einer sehr gedrückten Stellung führte, was ich aber mochte.Bezeichnend: 16.Sh2; 17.Lc1; 18.Sb1. :DNachdem sich die Stellung dann öffnete, spielte der Gegner in Zeitnot einige schwache Züge. [Event "Mannschaftskämpfe"][Site ""][Date "2011.12.10"][Round "4"][White "Ich"][Black "Gegner (1779)"][Opening "missratenes Reti"][ECO ""][Result "1-0"] 1.c4 e6 2.Nf3 d5 3.b3 c6 4.Bb2 Nf6 5.g3 Nbd7 6.Bg2 Bd6 7.0-0 0-0 8.d3 Re8 9.Re1 e5 10.e4 d4 11.a3 a5 12.Nbd2 Nc5 13.Qc2 Na6 14.h3 h6 15.Rf1 c5 16.Nh2 Qc7 17.Bc1 Be6 18.Nb1 Qd7 19.g4 Nh7 20.f4 exf4 21.Bxf4 Qc7 22.Qf2 Bxf4 23.Qxf4 Qxf4 24.Rxf4 Rab8 25.Nd2 b5 26.e5 Bd7 27.Raf1 Rxe5 28.Rxf7 Be8 29.Ra7 Rb6 30.cxb5 Nb8 31.Nc4 1-0
Beitrag von Kiffing
Reti hätte aber auch irgendwann einmal noch Da1 gezogen und die Zentralbauern, wenn überhaupt, erst im Endspiel bewegt. :DAber trotzdem, Glückwunsch natürlich zu diesem klaren Sieg gegen ein zumindest zahlenmäßig doch schweres Kaliber! 15. Tf1!! ist ein wunderschöner tiefer Zug, ein erst paradox anmutender Rückzug, der allerdings genau erkennt, wo auf dem Schachbrett etwas los ist und wo der Hebel angesetzt werden sollte, im wahrsten Sinne des Wortes. 18. Sb1!! ist nicht minder interessant, dem Plan wird alles untergeordnet. Das Endspiel, in das Du den Gegner im Prinzip danach gezwungen hast, würde ich schon als leicht besser für Dich werten. Den Entwicklungsrückstand holst Du rasch auf, und im Gegensatz zu Deinem Gegner bist Du im Besitz einer halboffenen Linie, auf der Du auch konkret etwas machen kannst. Daß er Dich auf f7 hat reinschlagen lassen, obwohl der besondere Wert der vorletzten Reihe für die Türme doch bekannt sein sollte, ist natürlich purer Selbstmord. Du selbst sagst, er habe am Ende wegen Zeitnot so schwach gespielt. Aber gut, dann liegt offensichtlich ein Mangel an Zeitmanagement vor, und an das Märchen, daß Spieler in Zeitnot die besten Züge zu spielen in der Lage seien, und daß es deswegen Spielertypen gebe, die deshalb bewußt ihre Zeit runterlaufen lassen, um in diese Lage zu kommen, habe ich eh noch nie geglaubt...Auch wenn die Situation am Anfang noch nicht so klar war, war es doch offensichtlich, daß Dein Gegner Deinem durchdachten Spiel nichts entgegenzusetzen hatte. Dein Spiel hatte den Reiz des gewissen Etwas, Du hast genau gewußt, wo Du ansetzen solltest, hast konsequent den Plan verwirklicht und danach rasch die taktischen Möglichkeiten, die sich aufgrund katastrophalen gegnerischen Spiels ergaben, erkannt und ausgenutzt. Ich würde diese Partie durchaus als Perle sehen, die gefällt mir wirklich sehr! :)
Beitrag von Maschendrahtzaun
In der nächsten Runde der Saison rutschte ich ein Brett nach vorne, hatte also wieder weiß. Wir spielten Englisch, wobei ich den klassischen Angriff am Damenflügel zunächst nicht durchdrücken konnte.In der Folge öffnete sich die Stellung und ich konnte einen Vorteil erzielen.Schließlich konnte ich die Dame fangen.[Event "Mannschaftskämpfe"][Site ""][Date "2011.12.10"][Round "4"][White "Ich"][Black "Gegner (1616)"][Opening "Englisch"][ECO ""][Result "1-0"] 1.c4 Nf6 2.Nf3 g6 3.g3 Bg7 4.Bg2 d6 5.Nc3 0-0 6.0-0 a6 7.d3 Nc6 8.Bd2 Rb8 9.a4 Nb4 10.a5 c5 11.Na2 Nc6 12.Qa4 Bd7 13.Qa3 Ng4 14.Rab1 Nge5 15.Nxe5 Bxe5 16.e3 b5 17.axb6 Rxb6 18.b4 Qb8 19.Rb3 cxb4 20.Nxb4 Nxb4 21.Rxb4 Rxb4 22.Bxb4 Qa7 23.d4 Bf6 24.Ra1 Rb8 25.c5 Rxb4 26.Qxb4 dxc5 27.Qc4 cxd4 28.Rxa6 1-0
Beitrag von Kiffing
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Dein verbissenes Bemühen, am Damenflügel anzugreifen, eingeleitet mit 11. Sa2, sah wirklich etwas komisch aus. Aber diese Partie zeigt wieder einmal sehr deutlich, wenn man eine Idee hat, diese gut umsetzen kann, und obendrein dazu noch den nötigen Willen, sein Ding jetzt durchzuziehen, dann hat der Gegner schon mal per se einen schlechten Stand. Das, was Du aus dieser etwas abenteuerlichen Idee gemacht hast, war wirklich aller Ehren Wert, und ja, der Damenfang am Ende war wirklich nett. :D
Beitrag von Maschendrahtzaun
In dieser Runde spielten wir gegen einen auf dem Papier starken Gegner, auch ich bekam einen deutlich stärker bewerteten Gegner.Ich hatte zum ersten Mal in dieser Saison schwarz, und nach 6. g4, eine Variante, in der ich mich überhaupt nicht auskenne, hatte ich schon ein schnelles Ende der Partie befürchtet. Weiß versäumte es allerdings, rechtzeitig d5 zu spielen, und so erwiesen sich seine weit vorgerückten Bauern als Schwäche. Schließlich ließ sich die weiße Stellung zerpflücken.[Event "Mannschaftskämpfe"][Site ""][Date "2011.02.03"][Round "7"][White "Gegner (1959)"][Black "Ich"][Opening "Königsindisch"][ECO ""][Result "0-1"] 1.d4 g6 2.c4 Bg7 3.Nc3 d6 4.e4 Nf6 5.Be2 0-0 6.g4 c5 7.g5 Nfd7 8.Be3 Nc6 9.d5 Nd4 10.Nf3 Qb6 11.Qd2 Nxf3 12.Bxf3 Ne5 13.Be2 Bg4 14.0-0-0 Bxe2 15.Qxe2 Qb4 16.a3 Qxc4 17.Qc2 Nf3 18.Ne2 b5 19.h4 Ne5 20.f4 Qxc2 21.Kxc2 Nc4 22.Bc1 a5 23.b3 Nb6 24.Bb2 a4 25.Bxg7 axb3+ 26.Kxb3 Kxg7 27.Nc3 Ra5 28.Rh3 Rfa8 29.Ra1 Nc4 30.Nb1 Ra4 31.Ra2 Na5+ 32.Kc3 b4+ 33.Kd3 c4+ 34.Ke3 c3 35.Rah2 Nc4+ 36.Kd4 Nxa3 37.Nxa3 bxa3+0-1
Beitrag von hako
8.d5 sieht wesentlich stärker aus als 8.Be3. Schwarz kann nicht seinen Springer entwickelt und auch 8. ... e6 geht nicht. 8. .. Bxc3+ sieht als Antwort interessant aus. Weiß kann gar nicht mehr rochieren und Schwarz kann nach 9.bxc3 Nb6 gefolgt von 10. ... e6 vielleicht sogar die Linien öffnen. :)Die Frage ist nur, ob du schnell genug bist und ob deinen anderen Figuren je ins Spiel finden :(Ich fand 10.Nf3 nicht gut von Weiß. Mit 10.f4 hätte der Weiße dir das schöne Feld e5 für den Springer nehmen können,
Beitrag von Kiffing
Glückwunsch zu diesem Sieg. Das nenne ich einen Skalp. :)Diese Partie bestätigt natürlich die bekannte [URL="http://www.schachburg.de/threads/267-Was-ist-die-Strategie-gegen-schw%C3%A4chere-Spieler"]These[/URL], daß man gegen „schwächere“ Gegner eher auf Vereinfachung aus sein sollte. Jedoch denke ich, daß das Problem hier eher mangelnde Korrektheit war. Du hast es ja selbst gesagt, daß sich seine weit vorgepreschten Bauern am Ende als Schwäche erwiesen. Jedenfalls sollte man auch gegen schwächere Gegner nicht inkorrekt spielen. Angreifen ist ja kein Problem, aber eben nicht inkorrekt. Sehr schön fand ich Dein Manöver 9. ...Sd4 mit dem Dir der Tausch des Sf3 gelang. Das war in dieser Situation ein höchst wichtiger Tausch, weil der Sf3 ungemein das weiße Zentrum unterstützt und einen etwaigen Zentralvormarsch evtl. hätte möglich machen können. Auch danach war an Deiner Spielweise nichts auszusetzen. Alles war logisch, folgerichtig und korrekt berechnet. Mit 12. ...Se5 eroberst Du temporär das Feld e5, mit 13. Le2 droht der Gegner f4, aber mit 13. ...Lg4 gewinnst Du das Feld dauerhaft. Das war schon sehr stark. Und 15. ...Db4 zeigt, wie leicht Schach doch sein kann. Schon hat der Gegner die Wahl zwischen der Skylla der Felderschwächung in seiner Königsfestung und der Charybdis des Bauernverlusts, und er hat sich dann für die Charybdis entschieden. Die Endphase der Partie hatte Botwinniksche Präzision.