Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Johann Berger - die Inspiration für den Bindfaden?“

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Beitrag von Kiffing

Der bekannte österreichische Schachspieler Johann Nepomuk Berger, ein hervorragender Vertreter der Wiener Schule, soll nach Auffassung von Milan Vidmar für die Einführung des Begriffs: „Bindfadenvariante“ im Schach verantwortlich gewesen sein. Seine Mutmaßungen wirken durchaus schlüssig, aus seinen Goldenen Schachzeiten:[QUOTE]Als wir vor Jahrzehnten einmal an einem freien Turnierabend die Frage hin- und herdrehten, woher wohl der sonderbare Fachausdruck „Bindfaden“ käme – die Eröffnungsgelehrten kennen heute bereits eine Menge Gebilde dieser Art – versuchte jemand die Verbindung mit dem bekannten Grazer Schachmeister, Endspielgelehrten und Problemkomponisten Johann Berger herzustellen, der ein hochgewachsener, sehr dünner Mann war und wohl der bedeutendste Remismacher in noch halbwüchsigen Turnierpartien gewesen ist.Johann Berger hatte sich als Schachlebensziel in der Richtung seiner Turnierkämpfe das Lebensremis gesetzt. Er leistete bereits in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf den Turnieren des Deutschen Schachbundes eine schöne Reihe von sehr kurzen, sogar zehnzügigen Remispartien. Dabei war er ein sehr widerstandsfähiger Kämpfer, der, wenn es sein mußte, sein Remis auch nach schwerem Kampf nach Hause brachte.Woher dieser Grazer Meister seine fanatische Turnierfriedfertigkeit bezog, ist ein rätselvolles Problem, denn Berger war in seinen schachtheoretischen Auseinandersetzungen mit Problemkomponisten ein gar streitbarer Mann*. Fleißig wie eine Biene erwarb er sich im Problem- und Endspielgebiet unvergängliche Verdienste für die Schachwelt.Ich hatte als junger Mann, während meiner Wiener Dienstzeit, viel Gelegenheit, den damals schon alten Schachprofessor – er war Direktor der Grazer Handelsakademie – kennen und schätzen zu lernen. Sein Schachehrgeiz war unverkennbar und zuweilen geradezu ätzend. Er wußte, daß ihm die Kraft fehlte, in großen Turnieren Lorbeeren zu erwerben, aber er wollte sich nicht besiegen lassen, nachdem er nicht siegen konnte. Daß unter besonderen Umständen, d. h. wenn er die Möglichkeit sah, im Turnierkampf zu siegen, sein brennender Ehrgeiz wie eine Stichflamme hervorschoß, mußte der große Maroczy einige Male erleben. Es kann demnach schon sein, daß Berger der verkörperte Bindfaden war, daß er den Eröffnungsbindfaden aus der Taufe gehoben hatte.Begreiflicherweise öffneten die Veranstalter großer internationaler Turniere dem großen Remismacher ungern ihre Tore. [...][/QUOTE]PS: Die Quellbezeichnung: „J. Berger“ wurde von mir in „Johann Berger“ umgewandelt.Übrigens: Johann Berger hat die heute immer noch geschätzte Sonneborn-Berger-Wertung mit erfunden; sein Name steckt deswegen in dem Namen dieser Feinwertung! Ihm war ein für damalige Zeiten langes Leben beschienen, er erreichte das damals biblische Alter von 88 Jahren!Solche Spielerpersönlichkeiten scheinen jedenfalls nie auszusterben, sondern dauerhaft zum reichhaltigen Arsenal an Schachspieler-Persönlichkeiten dazuzugehören. Heute wäre Peter Leko ein solcher Johann Berger. ;)* aus [URL="http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Berger_(Schachtheoretiker)"]Wikipedia[/URL]:[QUOTE] Die als dogmatisch empfundenen Auffassungen über die formalen Anforderungen, die Bergers Schule an ein Schachproblem richtete, riefen zunehmend Kritik hervor. Eine Gegenströmung war die an der Schönheit des Mattbilds orientierte Böhmische Schule. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde eine Wende vollzogen, als Arthur Gehlert, Johannes Kohtz und Carl Kockelkorn sich von den formalen Kriterien Bergers abwandten und für eine strategisch ausgerichtete Schachkomposition eintraten. Trotz Gegenwehr Bergers und seiner Anhänger trat diese neue Richtung, die Neudeutsche Schule, nach 1910 den Siegeszug an. [/QUOTE]:

Beitrag von zugzwang

Aus der englischen Wiki eine Zusammenfasssung der herausragenden Schachdaten des sogenannten "Equalizers": 2008: 1st prize board one at 38th Chess Olympiad in Dresden 2008: 1st Dortmund (Cat. 18) 2007: 1st ACP Rapid World Cup 2006: 1st Tal Memorial (Cat 20) 2005: 1st Corus chess tournament 2004: Drew Classical World Chess Championship 2004 (+2−2=10) versus Vladimir Kramnik 2004: 2nd Linares chess tournament (Cat 20) 2004: 2nd Wijk aan Zee (Cat 19) 2003: 2nd Monaco 2003: 1st Linares (Cat 20) 2002: 1st Candidates Tournament at Dortmund chess tournament Won the right to challenge Vladimir Kramnik for the World Chess Championship 2002: 2nd place at Essen (Cat.17) 2002: 3rd place at Monaco 2002: 1st Rapid Grand Prix at Dubai 2001: 1st Rapid Master Event in Nordhorn (Germany) 2001: 3rd Dortmund (Cat. 21) 2001: Defeated Michael Adams in a Fischer Random Chess match, Mainz, Germany 2000: Defeated Alexander Khalifman in match play, Budapest 1999: 1st Dortmund (Cat. 19) 1999: 1st the Rapid Grand Prix in Bordeaux (France) 1998: 2nd place at Tilburg (Cat. 18) 1996: 1st World Junior Chess Championship U16 1995: 3rd Dortmund (Cat. 17) At the age of 15 1994: Awarded International Grandmaster title At then-record age of 14 years old 1992: Awarded International Master titleEs sieht so aus, als hätte Peter Leko einige Male deutlich über 50% abgeschlossen.Und der Herr Kasparov hat gegen Vladimir Kramnik mehr Remisen produziert als Der Equalizer. Die eine mehr gespielte Partie kann man noch abziehen. Ich vermute auch mal, daß der Endspieltheoretiker Johann Berger seine Remisen eher in einem bedächtigen Tempo erspielte.Der große Equalizer Peter Leko stellte bei einigen Rapidschach-Veranstaltungen unter Beweis, daß es für die Weltlelite nicht so einfach war (und vieleicht ist), gegen ihn die Remisbreite einzuhalten.