Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Strafe wegen Aufschreiben des Ergebnisses während einer Partie?!“

schachburg.de

Beitrag von SiegerFCN

Hey Leute,heute bei den Jugend-Einzelmeisterschaften sah ich etwas freches sogleich schockierendes. Als ich von unserem Schachburg-Freund Kornel heute auf die Partie geschaut habe,sah ich schon das Ergebnis,obwohl die Partie noch am Laufen war!Hier nochmal detailliert:Ich ging die Treppe hoch zum Spielsaal und schaute auf Kornels Partie. Als ich sah,dass er momentan schlechter stand (sein Gegner hatte einen Bauern mehr und die Initiative) ,dachte ich mir,ach Kornel,was machst du bloß! Nach einigen Minuten entwickelte sich die Stellung so fehlerreich,dass als ich wieder zurück auf das Brett schaute,Kornel sogar eine Figur mehr hatte und später noch einen Turm gewann. Daraufhin schaute ich auf sein Partieformular und sah,dass Kornel unten schon 0-1 (er spielte mit den schwarzen Steinen) aufgeschrieben hatte. Dann wollte ich Kornel gratulieren,sah daraufhin aber,dass die Partie noch weiterlief! Sein Gegner sah das und holte sofort den Schiedsrichter.Ich sagte Kornel flüsternd,dass er dass weg machen sollte. Kornel strich das Ergebnis durch.Daraufhin meinte der Schiedsrichter,dass das unverschämt von Kornel gewesen sei und zugleich sogar unerhört und frech. Dieser entschuldigte sich sofort und meinte nach der Partie,nicht zu wissen,dass das illegal wäre. Der Schiedsrichter fügte während der Partie noch hinzu: Falls ich das in diesem Turnier nochmal von dir sehe,werde ich dein Ergebnis nullen (was bedeutet,dass Kornels Gegner gewinnt,Kornel wiederrum verliert). Kornel gewann schließlich die Partie mit Schachmatt!So meine Frage an alle Experten des Schiribundes und an alle anderen auch:Zur Sicherstellung: Ist es also erlaubt als Schiedsrichter,weil ein Spieler unfairer Weise das Ergebnis auf das Partieformular schreibt , die Partie dann als verloren für den Schreiber zu werten? Meiner Meinung nach ist es SEIN Partieformular. OK,es ist unhöflich,dass drauf zu schreiben. Aber im Endeffekt könnte er das doch dann auch durchstreichen,falls in so einer Stellung Patt wird oder in einer anderen Stellung ein Remis erreicht wird,vielleicht sogar noch eine Sieg für den Gegner???Freue mich auf eure Argumente!Viele Grüße,Sieger

Beitrag von Hans_van_Ille

Hallo Sieger,Erstmal Glückwunsch zum Sieg von Kornel :DIch persönlich finde hier haben der Gegner und vor allem der Schiedsrichter die Frechheit begangen. Es gibt keine Regel dass man das nicht darf, oder ? Mich selber würde es nicht stören in einer Partie und er kann meines Erachtens mit seinem Formular machen was er will, solange alles genau zu Lesen ist.Was ist daran jetzt sooo furchtbar unfair, wenn man in einer klaren Gewinnstellung das Ergebnis vorab einträgt ?Aber ich finde es überzogen deswegen gleich den Schiedsrichter zu holen. Und eine Unverschämtheit, was sich der Schiesrichter erlaubt. Die Bitte dies zu unterlassen, da es Andere als störend empfinden könnten reicht vollkommen aus. Und die Partie zu nullen wäre ja das höchste :angryfire:meine Meinung ;)

Beitrag von Dragon

Also je nach dem wenn ich fossiert gewinne also unverhinderbar gewinne ist das ok wärend einer partie wiederrum wie kornel in diesen fall dann finde ich das auch nicht ok

Beitrag von ToBeFree

Warum schreibt man aber auch ein Ergebnis auf das Formular einer laufenden Partie?^^Wenn der Ausgang der Partie so unklar ist, wie SiegerFCN es oben beschrieben hat, finde ich das tatsächlich unhöflich (bzw. frech).Das einzige Argument für das Ergebnis, das in dem Moment auf dem Blatt stand, konnte doch nur sein: "Ich spiele sowieso besser Schach als du - völlig egal, wie du gerade stehst, gewinne ich das und trage auch das hundertprozentig sichere Ergebnis schonmal auf dem Blatt ein. :P "Dass der Gegner das nicht in Ordnung findet, kann ich verstehen*. Man muss aber natürlich nicht direkt den Schiedsrichter holen und dieser muss auch nicht so reagieren; ich hätte an der Stelle von Kornels Gegner einfach Kornel darauf angesprochen und er hätte das Ergebnis bestimmt auch durchgestrichen. So gesehen haben sich beide Spieler und der Schiedsrichter etwas... merkwürdig verhalten. Jetzt irgendeiner dieser drei Personen Recht/Unrecht zu geben, halte ich für falsch. ;)*siehe auch "Ich bin Schachgroßmeister" im Videothread. Wer das unhöflich findet, sollte meiner Meinung nach nicht behaupten, Kornels Verhalten wäre völlig in Ordnung. ;)

Beitrag von Maschendrahtzaun

Ich kann die Reaktion des Gegners schon irgendwie nachvollziehen.Schließlich ist man nicht gerade in bester Stimmung, wenn man gerade (wie offenbar in dieser Partie geschehen) ziemlich dämlich eine Gewinnstellung hergeschenkt hat.Wenn dann der Gegner auch noch das Ergebnis notiert, und vor allem schon andere Spieler ankommen, um zu gratulieren, ist das schon relativ unhöflich.Vor allem gibt es keinen erkennbaren Grund, das Ergebnis schon vor Ende der Partie zu notieren, außer demjenigen, den Gegner bewusst provozieren zu wollen, oder?Was soll das also?Man kann sich doch einfach über seine Gewinnstellung freuen und erst nach Beendigung der Partie das Ergebnis eintragen - wo ist das Problem?

Beitrag von FraKoWu

vielleicht hierzu noch folgender Hinweis: Das Partieformular ist grundsätzlich nicht Eigentum des Spielers, sondern des Bezirkes oder Verbandes , der das Turnier ausrichtet. Dieses gilt auch für Mannschaftskämpfe!! Bei der letzten Spielleitersitzung des Schachbezirkes Beegisch-Land wurde hierauf nochmal ausdrücklich hingewiesen. Das Partieformular ist ein offizieller "Nachweis" und kann auf Verlangen des Turnierleiters z.B. bei Protestfällen einbehalten werden. Auch deshalb gibt es die "neueren" Vordrucke mit Durchschrift.Das voreilige Notieren eines noch nicht feststehenden Ergebnisses ist somit nicht nur höchst unsportlich, sondern auch in der Sache falsch und kann tatsächlich vom Turnierleiter als "Fehlverhalten" geahndet werden!

Beitrag von Kleinmeister

Ich glaube in den Fide-Regeln ist das nicht direkt geregelt. Gerade bei Jugendturnieren sollte man als Schiedsrichter einfach den "Ergebnisaufschreiber" höflich darauf hinweisen, das sein Verhalten respektlos gegenüber dem Gegner ist. Aber mit Partieverlust etc. zu drohen ist einfach überzogen:flop:.Bei richtigen Open etc. empfiehlt sich aber schon ein bestimmtes Eingreifen. Immerhin handelt es sich dort nicht mehr um Jugendschach, sondern es geht um Preisgeld etc. und gerade hier sind vielleicht auch Partieabsprachen etc. möglich.

Beitrag von Kiffing

Der Schiedsrichter war offenbar einer der moralinsauren und humorlosen Sorte. ^^Na ja, viele Kinder tun sich schwer damit aufzugeben. Und mit Minusfigur und Minusturm kann man schon mal aufgeben. Daß man da als derjenige, der die Partie offenbar gewinnen wird, schon einmal den Sieg einträgt, finde ich also irgendwie verständlich, wenngleich ich es nicht für richtig halte. Aber auch nicht als dramatisch. Da als Schiedsrichter gleich mit dem Partieverlust zu drohen, halte ich also für maßlos übertrieben. Offenbar wollte er Kornel „erziehen“. Ob so etwas das Regelwerk hergibt, wage ich allerdings zu bezweifeln. Oder hat ein Schiedsrichter einen derartigen Ermessensspielraum?Meine Meinung: hier wurde mit Kanonen auf Spatzen geschossen, im übrigen schließe ich mich Kleinmeister an. Es sind Kinder. Und Hans van Ille hat auch Recht, sich über den Gegner zu ärgern. Leicht petzen- und mimosenhaft, würde ich sagen. Da wollte einer wohl nicht einsehen, daß er verloren hat und dann noch ein wenig Frust schieben. Sicher kann ich seinen Ärger verstehen, aber den Gegner darauf aufmerksam zu machen und ihn zu bitten, das wegzumachen, hätte genügt.

Beitrag von Maschendrahtzaun

[QUOTE=Kiffing;3045]Na ja, viele Kinder tun sich schwer damit aufzugeben. Und mit Minusfigur und Minusturm kann man schon mal aufgeben. Daß man da als derjenige, der die Partie offenbar gewinnen wird, schon einmal den Sieg einträgt, finde ich also irgendwie verständlich, wenngleich ich es nicht für richtig halte. Aber auch nicht als dramatisch. [/QUOTE]Trotzdem würde ich mich dem ganzen etwas anders nähern:Welche Funktion hat es, den Sieg vor Beendigung der Partie einzutragen?Einen Vorteil auf dem Brett bekommt man dadurch nicht, ebenso wenig wird der Gegner dadurch einsichtig und endlich aufgeben.Wenn ich der Gegner gewesen wäre, hätte ich dann aus Trotz bis zum Matt weitergespielt, denn:Für mich ist der einzige Sinn des Notierens des Ergebnis vor Beendigung der Partie die Provokation, oder, wie ToBeFree schreibt, dass man dem Gegner zeigen will, dass man sowieso besser ist - eine ganz schön arrogante Geste.Immerhin sollten wir glücklich sein, dass Kornels Gegner den Schiedsrichter gerufen hat und ihm nicht einfach eine geklatscht. :v::froh:

Beitrag von Kiffing

Vielleicht ist es auch einfach nur eine Kinderei, die nicht so bierernst genommen werden sollte und die im Prinzip harmlos ist, weil die Folgen, die aus ihr erwachsen, sehr überschaubar sind. :P

Beitrag von yury

Volle Zustimmung zu ToBeFree. Beide Spieler und der Schiedsrichter haben sich in dem Fall meiner Meinung nach einfach nur lächerlich verhalten.Es ist unhöflich und arrogant, das Ergebnis der Partie vor dem Ende auf das Partieformular zu schreiben. Es ist unnötig, wegen einer solchen Bagatelle den Schiedsrichter zu rufen.Und es ist überzogen, als Schiedsrichter mit Sanktionen wie dem Nullen von Partien zu drohen.

Beitrag von Mattmonster

Hallo ich weiss es gehört nicht ganz zum Thema aber weis einer ob kornell noch schach spielt er war ein relativ starker jugendlicher mit ca 2000 dwz glaueb ich

Beitrag von ToBeFree

Es sieht zumindest so aus: [url]http://www.schachbund.de/spieler/10275786.html[/url]

Beitrag von hako

Es existiert kein Grund für eine Strafe, aber es ist zutiefst umsportlich. Gestern erst habe ich eine Partie gesehen zwischen einer 1600er und einem 1400er, wo der 1600er mit 2 Mehrbauern klar auf Gewinn stand und dann den Turm durch ein Abzugschach verlor sowie später die Partie. Kann passieren. Daher halte ich es einfach für dreist, wenn der vermeintliche Sieger sich schonmal den Punkt notiert. Das ist kurz vor seinen Gegner zu bitten die Partie aufzugeben.Bei Kindern entsprechend pädagogisch einzugreifen ist richtig.

Beitrag von Pantau

@hakoManchmal ist es aber am Wirksamsten, "es" einfach geschehen zu lassen:Bei den letzten Bezirksmeisterschaften, bei denen (wegen der geringen Größe des Teilnehmerfeldes) alle Altersgruppen zusammen, aber mit getrennten Wertungen spielten, spielte meine zehnjährige Tochter gegen einen sechzehnjährigen Spieler, der jedoch im Vereinsschach relativ neu war. Als er sah, dass er gegen ein kleines Mädchen spielen sollte, die er noch nicht kannte, begann er damit, sie eingangs zu fragen ob sie denn schon das Schäfermatt kenne usw.Ich war Turnierleiter und griff nicht ein, da mir irgendwie vorher klar war, wie die Begegnung ausgeht. Als er später mit hängenden Ohren den Turniersaal verlies, habe ich ihn noch gefragt, ob sie denn nun das Schäfermatt gekannt habe oder nicht?Das war für ihn wohl lehrreicher als jede Zurechtweisung.

Beitrag von ToBeFree

[QUOTE=Pantau;28030]Ich war Turnierleiter und griff nicht ein, da mir irgendwie vorher klar war, wie die Begegnung ausgeht. Als er später mit hängenden Ohren den Turniersaal verlies, habe ich ihn noch gefragt, ob sie denn nun das Schäfermatt gekannt habe oder nicht?[/QUOTE]:lach::top:Naja, bei Kornel ist es halt so, dass er wirklich für sein Alter überragend spielte bzw. spielt. Ein regelrechtes Wunderkind. Es wäre sehr, sehr unwahrscheinlich gewesen, dass er auf diese Weise eine Lektion erhält.