Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Und täglich grüßt die Herdprämie“

schachburg.de

Beitrag von Kiffing

Die schwarzgelbe Koalition hat nun ein Betreuungsgeld beschlossen, das bis 2014 150 Euro pro Monat für Eltern umfassen soll, die ihr Kind im Alter von 2-3 Jahren nicht in den Kindergarten schicken. Damit setzt die Koalition ein fatales Signal. Die „Herdprämie“ entstammt einem reaktionären Weltbild, das so gar nicht mehr in die heutige Zeit paßt. Nicht zufällig hat sich damit die CSU durchgesetzt.Dabei weisen alle Studien darauf hin, daß Kinder, die in den Kindergarten geschickt wurden, sowohl sozial als auch kognitiv weiter sind als Kinder, die in ihrer Kindergartenzeit zuhause betreut wurden. Denn im Kindergarten läßt sich prima soziales Verhalten einüben, es sind ausgebildete Erziehungsprofis am Werk, und der Kindergarten bieten den Kindern Anregungen, die sie zu Hause nur selten erfahren würden. Kindgerechtes Lernen ist ja auch im heutigen Kindergarten selbstverständlich.Zudem bietet der Kindergarten vor allem Kindern aus Migrantenfamilien die Möglichkeit, mit ihren Deutschkenntnissen gegenüber ihren deutschen Altersgenossen aufzuholen. Und es sind gerade die Kinder aus ärmeren Schichten, wozu auch zahlreiche Ausländerkinder gehören, diejenigen, die am ehesten gefährdet sind, aufgrund der neuen Regelung nicht mehr in den Kindergarten gehen zu dürfen. Überhaupt verschafft der Kindergarten so etwas wie eine gewisse soziale Chancengleichheit. Denn ein Kind etwa aus einem gutsituierten Bildungsbürgertum würde zuhause weitaus mehr gefördert als ein Kind einer möglicherweise alkoholkranken Problemfamilie. Hier hat also die Ideologie gegenüber dem gesunden Menschenverstand gesiegt. Ein bayrisches Modell quasi aus den 50er Jahren soll nun Deutschland übergestülpt werden.

Beitrag von yury

Dem ist nichts hinzuzufügen. :)

Beitrag von Maschendrahtzaun

Um es gleich vorweg zu sagen, ich bin auch kein Freund der verabschiedeten von Kiffing so genannten "Herdprämie".Dennoch sollte man es auch differenziert betrachten, schließlich gibt es auch Gründe, warum sie letztendlich beschlossen wurde.[QUOTE=Kiffing;2895] Die „Herdprämie“ entstammt einem reaktionären Weltbild, das so gar nicht mehr in die heutige Zeit paßt. [/quote]Sollten wir uns nicht in Toleranz üben und auch Weltbilder, die wir vielleicht nicht teilen, akzeptieren anstatt sie als "reaktionär" abzukanzeln?Man könnte auch argumentieren "paßt" zu schreiben anstatt "passt" würde nicht mehr in die heutige Zeit passen, was dann ungefähr genauso qualifiziert wäre.[quote]Dabei weisen alle Studien darauf hin, daß Kinder, die in den Kindergarten geschickt wurden, sowohl sozial als auch kognitiv weiter sind als Kinder, die in ihrer Kindergartenzeit zuhause betreut wurden.[/quote]Du ahnst es vielleicht schon: Welche Studien denn?Wenn du mit ihnen argumentierst, wäre es sinnvoll, sie auch zu nennenSicher ist jedenfalls dass nicht alle Studien zu diesem Ergebnis kommen, es gibt zu jedem Thema widersprüchliche Studien, so auch zu diesem, was schon alleine im Interesse der Auftraggeber begründet liegen mag.Die Hand, die mich füttert, beiße ich schließlich nicht...[quote]Denn im Kindergarten läßt sich prima soziales Verhalten einüben, es sind ausgebildete Erziehungsprofis am Werk, und der Kindergarten bieten den Kindern Anregungen, die sie zu Hause nur selten erfahren würden. Kindgerechtes Lernen ist ja auch im heutigen Kindergarten selbstverständlich.[/quote]Vielleicht sollte es so sein, wie du beschreibst, aber die Realität sieht wohl doch ein wenig anders aus.Neben den privaten, gebührenpflichtigen Privatkindergärten und andere Frühförderprogramme [1], in denen das zutreffen mag, gibt es chronisch überfüllte staatliche Kindergärten, die eher einer Kinderverwahranstalt gleichen.Ebenso ist es sicher nicht der Fall, dass hier "ausgebildete Erziehungsprofis" am Werk sind, sondern viel eher schlecht bezahlte und ausgebildete Kräfte - sicher sind auch ein paar Idealisten darunter, aber ich kann es niemandem, der andere berufliche Perspektiven hätte, verdenken, für diesen Hungerlohn nicht den Erzieher zu machen.Eine viel elementarere Frage, die sich daraus ergibt, ist:Warum ist der Gesellschaft im Allgemeinen und den privaten Personen im Speziellen die Erziehung in einem anregungsreichen Umfeld nicht mehr wert?[quote]Zudem bietet der Kindergarten vor allem Kindern aus Migrantenfamilien die Möglichkeit, mit ihren Deutschkenntnissen gegenüber ihren deutschen Altersgenossen aufzuholen. [/quote]Ja, und nun guess why wohlhabendere Eltern ihre Kinder nicht in einen solchen Kindergarten schicken wollen.Die soziale Selektion beginnt bereits im Alter von drei Jahren...[quote] Denn ein Kind etwa aus einem gutsituierten Bildungsbürgertum würde zuhause weitaus mehr gefördert als ein Kind einer möglicherweise alkoholkranken Problemfamilie. [/quote]Das ist sicher richtig und auch bedauerlich, aber das kann man weder direkt noch indirekt dem ersten Kind anlasten.[1]:[url]http://www.fastrackids.com/de[/url]

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=Maschendrahtzaun] Um es gleich vorweg zu sagen, ich bin auch kein Freund der verabschiedeten von Kiffing so genannten "Herdprämie".[/QUOTE]Die Bezeichnung macht Sinn insofern, als daß Frauen dafür belohnt werden, zuhause „am Herd“ zu bleiben, anstatt zu versuchen, Kind und Beruf unter einem Hut zu bekommen. Weil damit ihre Abhängigkeit vom Mann wächst und das alte Rollenmodell vom Mann als Ernährer und Frau als Hüterin des Hauses quasi aus der Mottenkiste wieder hervorgeholt wird, ist das Modell für mich reaktionär. Es werden ganz einfach falsche Anreize gesetzt.[QUOTE=Maschendrahtzaun] Sollten wir uns nicht in Toleranz üben und auch Weltbilder, die wir vielleicht nicht teilen, akzeptieren anstatt sie als "reaktionär" abzukanzeln?[/QUOTE]Die von Dir angemahnte Toleranz gegenüber den Konservativen, würde ich mir auch von Dir wünschen bei Ideen, die von links kommen. :P[QUOTE=Maschendrahtzaun] Du ahnst es vielleicht schon: Welche Studien denn?Wenn du mit ihnen argumentierst, wäre es sinnvoll, sie auch zu nennenSicher ist jedenfalls dass nicht alle Studien zu diesem Ergebnis kommen, es gibt zu jedem Thema widersprüchliche Studien, so auch zu diesem, was schon alleine im Interesse der Auftraggeber begründet liegen mag.Die Hand, die mich füttert, beiße ich schließlich nicht...[/QUOTE]Hier zur kognitiven Leistungsfähigkeit durch den Kindergarten: [url]http://www.focus.de/schule/dossiers/fruehfoerderung/forschung/bildungsstudie_aid_263766.html[/url]Und hier zu der von mir bereits angesprochenen stärkeren Chancengleichheit durch den Kindergarten: [url]http://www.zeit.de/online/2008/20/kindergarten-studie[/url]Du bist herzlich eingeladen, Studien auf den Tisch zu legen, die zum gegenteiligen Ergebnis gekommen sind. Es werden sich nur schwerlich welche finden lassen. :P[QUOTE=Maschendrahtzaun] Ebenso ist es sicher nicht der Fall, dass hier "ausgebildete Erziehungsprofis" am Werk sind, sondern viel eher schlecht bezahlte und ausgebildete Kräfte - sicher sind auch ein paar Idealisten darunter, aber ich kann es niemandem, der andere berufliche Perspektiven hätte, verdenken, für diesen Hungerlohn nicht den Erzieher zu machen.[/QUOTE]So schlecht ist die Ausbildung für Erzieher an Kindergärten nicht. Ich zitiere aus [url]http://www.ulmato.de/erzieherin.asp[/url] :[QUOTE] Die Ausbildung bzw. Weiterbildung als Erzieher/in ist eine schulische Berufsausbildung, die an einer Berufsfachschule oder anderer Schulform erlernt werden kann. Die Ausbildungsdauer richtet sich nach Umfang und Art der Ausbildung und kann zwischen 2 und 4 Jahren betragen. In der Regel besteht die Möglichkeit während der Ausbildung die Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife zu erwerben.Jede Schule kann die Kriterien zur Auswahl der Bewerber selbst bestimmen. Die Regelungen sind jedoch in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich. Normalerweise ist der mittlere Bildungsabschluss die Mindest-Voraussetzung für die Aufnahme.Verlangt werden können auch ein polizeiliches Führungszeugnis, die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs oder ein Gesundheitszeugnis. Weil in diesem Bereich auch sehr viele kirchliche Bildungsträger aktiv sind, kann die Konfession eventuell auch eine Rolle spielen. In der theoretischen Ausbildung werden sämtliche Grundlagen vermittelt, die für diesen Beruf relevant sind. Der Inhalt reicht von sozialpädagogischen Grundlagen, rechtlichen Sachverhalten, über Religionspädagogik bis hin zu allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch oder Politik.Der praktische Teil erfolgt durch Betriebspraktika oder Projektarbeiten in Einrichtungen. Hierdurch lernen Erzieher nicht nur die Arbeitsbedingungen kennen, sondern sammeln auch Berufserfahrung und Wissen, um schwierige Situationen zu meistern.Um als staatlich anerkannte Erzieherin arbeiten zu können müssen mündliche, praktische und schriftliche Prüfungen absolviert werden. Die Anerkennung erfolgt aber erst nach dem Anerkennungspraktikum, welches im Anschluss an die Ausbildung absolviert werden muss. [/QUOTE]Über bessere Bezahlung kann man mit mir natürlich reden. ;)

Beitrag von yury

[QUOTE=Maschendrahtzaun;2920]Vielleicht sollte es so sein, wie du beschreibst, aber die Realität sieht wohl doch ein wenig anders aus.Neben den privaten, gebührenpflichtigen Privatkindergärten und andere Frühförderprogramme [1], in denen das zutreffen mag, gibt es chronisch überfüllte staatliche Kindergärten, die eher einer Kinderverwahranstalt gleichen.Ebenso ist es sicher nicht der Fall, dass hier "ausgebildete Erziehungsprofis" am Werk sind, sondern viel eher schlecht bezahlte und ausgebildete Kräfte - sicher sind auch ein paar Idealisten darunter, aber ich kann es niemandem, der andere berufliche Perspektiven hätte, verdenken, für diesen Hungerlohn nicht den Erzieher zu machen.[/QUOTE]Klar ist das jetzige System nicht perfekt. Die Lösung muss aber sein, es zu verbessern, statt Eltern dafür zu belohnen, ihre Kinder von den öffentlichen Kindergärten fernzuhalten.[QUOTE=Maschendrahtzaun;2920]Eine viel elementarere Frage, die sich daraus ergibt, ist:Warum ist der Gesellschaft im Allgemeinen und den privaten Personen im Speziellen die Erziehung in einem anregungsreichen Umfeld nicht mehr wert?[/QUOTE]Der Gesellschaft im Allgemeinen - daccord. Den privaten Personen im Speziellen? Du bist lustig. Könnte es vielleicht sein, dass viele Leute überhaupt nicht das Geld hätten, hohe Gebühren zu bezahlen? Könnte es sein, dass das an sinkenden Löhnen liegt, die Du -- ach, egal. Anderes Thema. ;)

Beitrag von Maschendrahtzaun

[QUOTE=Kiffing;2933]Die Bezeichnung macht Sinn insofern, als daß Frauen dafür belohnt werden, zuhause „am Herd“ zu bleiben, anstatt zu versuchen, Kind und Beruf unter einem Hut zu bekommen. [/quote]Sie werden ja nicht "belohnt" dafür, sondern nur einigermaßen (und nicht besonders üppig) entschädigt.Nach deiner Diktion wird ein Arbeitsloser auch mit Arbeitslosengeld belohnt.Trotzdem heißt das Arbeitlosengeld nicht Faulheitsprämie.[quote]Es werden ganz einfach falsche Anreize gesetzt.[/quote]Das sehe ich in der Tat ähnlich, wobei die Frage natürlich ist, wie stark der Anreiz ist, der von diesem singulären Beschluss ausgeht.[quote]Die von Dir angemahnte Toleranz gegenüber den Konservativen, würde ich mir auch von Dir wünschen bei Ideen, die von links kommen. :P[/quote]Na dit musste ja kommen.Stimmt aber völlig: Man muss nur trennen zwischen akzeptieren/tolerieren und gut heißen.So halte die Meinung eines gemeinen Linksextremen für vollkommen legitim, und finde sie trotzdem gleichzeitig vollkommen unsinnig - angewandte Meinungsfreiheit ;). [quote]Hier zur kognitiven Leistungsfähigkeit durch den Kindergarten: [url]http://www.focus.de/schule/dossiers/fruehfoerderung/forschung/bildungsstudie_aid_263766.html[/url][/quote]Sicher gibt es positive Beispiele, allerdings ist von der dort erwähnten "Frühförderung" in den meisten Kindergärten eher nicht die Rede.Sie sind chronisch unterbesetzt und meist schon zufrieden, wenn sie den Tag überstehen, ohne dass ein Kind verschwindet oder konstant heult.Da von im Zeitraum von 1990 bis 1995 Geborenen die Rede ist, kann ich da als Betroffener feststellen, dass ich in meinem Kindergarten jedenfalls nicht frühgefördert wurde, sondern stattdessen jeden Tag von 2 bis 4 zum Mittagsschlaf verdonnert, den ich schon damals erschreckend doof fand.Auch ansonsten waren die Kindergärtnerinnen häufiger in der Raucherecke oder sonstewo anzufinden als in aktiver Beschäftigung mit den Kindern, ihre Schwächen in der deutschen Sprache waren (und sind, ich habe die eine Kindergärtnerin beim Heimatbesuch vor ein paar Monaten zufällig beim Bäcker getroffen) so augenfällig wie eklatant.[quote]Du bist herzlich eingeladen, Studien auf den Tisch zu legen, die zum gegenteiligen Ergebnis gekommen sind. Es werden sich nur schwerlich welche finden lassen. :P[/quote]Ich behaupte ja gar nicht das Gegenteil, schließlich finde ich die Prämie auch nicht sinnvoll, du wirst den von dir offenbar sehnlichst herbeigewünschten Sachstreit nicht bekommen, zumal wir beide davon nix verstehen, die Diskussion also an sich auch nicht sehr fruchtbar wäre.[quote]So schlecht ist die Ausbildung für Erzieher an Kindergärten nicht. Ich zitiere aus [url]http://www.ulmato.de/erzieherin.asp[/url] :[/quote]Das, was du da zitierst, ist das Idealbild der Ausbildung eines Erziehers.Dass das Idealbild nicht mit der Realität übereinstimmt, ist augenfällig, man muss nur an seine eigene Kinderzeit zurückdenken oder in den nächsten Kindergarten gehen.Warst du im Kindergarten?Den Vorwurf muss man allerdings nicht denjenigen machen, die dort als "Erzieher" arbeiten, sondern eher denjenigen, die eine so geringe Zahlungsbereitschaft für so eine wichtige Ressource wie kleine Kinder aufbringt, und deshalb Erzieher einfach ein Beruf für Leute ist, die eben sonst nicht viele Chancen haben.Siehe z.B. hier:[url]http://www.gehaltsvergleich.com/gehalt/Erzieher-Erzieherin.html[/url][quote=yury]Klar ist das jetzige System nicht perfekt. Die Lösung muss aber sein, es zu verbessern, statt Eltern dafür zu belohnen, ihre Kinder von den öffentlichen Kindergärten fernzuhalten.[/quote]Da stimme ich dir vollkommen zu.[quote]Der Gesellschaft im Allgemeinen - daccord. Den privaten Personen im Speziellen? Du bist lustig. Könnte es vielleicht sein, dass viele Leute überhaupt nicht das Geld hätten, hohe Gebühren zu bezahlen?[/quote]Nein, könnte es nicht.Es geht ja nicht darum, potentielle Mehreinnahmen dann für Bildung auszugeben, sondern um Prioritäten bei einem gegebenen Einkommen.Dann muss man sich halt mal einen Kasten Bier und ne Packung Zigaretten weniger kaufen?Oder eine Ladung Markenklamotten weniger? Vielleicht muss sogar am Flachbildfernseher gespart werden? :eek:In unserer Überflussgesellschaft ist mangelndes Geld nun wirklich nicht das Problem.Die falschen Prioritäten sind es.

Beitrag von yury

[QUOTE=Maschendrahtzaun;2947]Da von im Zeitraum von 1990 bis 1995 Geborenen die Rede ist, kann ich da als Betroffener feststellen, dass ich in meinem Kindergarten jedenfalls nicht frühgefördert wurde, sondern stattdessen jeden Tag von 2 bis 4 zum Mittagsschlaf verdonnert, den ich schon damals erschreckend doof fand.Auch ansonsten waren die Kindergärtnerinnen häufiger in der Raucherecke oder sonstewo anzufinden als in aktiver Beschäftigung mit den Kindern, ihre Schwächen in der deutschen Sprache waren (und sind, ich habe die eine Kindergärtnerin beim Heimatbesuch vor ein paar Monaten zufällig beim Bäcker getroffen) so augenfällig wie eklatant.[/QUOTE]Ich kann als Betroffener das Gegenteil feststellen (außer bei der "Frühförderung"). Und jetzt? Einzelne Fallbeispiele helfen uns nicht viel weiter. ;)[QUOTE=Maschendrahtzaun;2947]Nein, könnte es nicht.Es geht ja nicht darum, potentielle Mehreinnahmen dann für Bildung auszugeben, sondern um Prioritäten bei einem gegebenen Einkommen.Dann muss man sich halt mal einen Kasten Bier und ne Packung Zigaretten weniger kaufen?Oder eine Ladung Markenklamotten weniger? Vielleicht muss sogar am Flachbildfernseher gespart werden? :eek:In unserer Überflussgesellschaft ist mangelndes Geld nun wirklich nicht das Problem.Die falschen Prioritäten sind es.[/QUOTE]Schon mal davon gehört, dass es Geringverdiener gibt, die nicht rauchen, nicht trinken und keine Markenklamotten kaufen und trotzdem nicht über die Runden kommen? Du kritisierst gerne Dinge aus dem "linken Ideologiekübel". Nun, mir sind linke Ideologien lieber als rechte Klischees...Dazu passt auch das Erwähnen des "Flachbildfernsehers" als typischer Aufhänger der Hetze gegen Hartz-IV-Empfänger. Das Bild steht mittlerweile so selbst verständlich für "spätrömische Dekadenz", dass sich viele nicht einmal die Mühe machen, es zu überprüfen. Dabei ist doch offensichtlich, dassa) Flachbildfernseher technischer Standard sindb) so gut wie keine Röhrenfernseher mehr verkauft werdenc) Flachbildfernseher mittlerweile sehr günstig sindd) Flachbildfernseher Energie und somit auch Geld sparen (wenn wir über LCD reden)Selbst wenn also Niedrigverdiener Flachbildfernseher besitzen, wer sollte es ihnen verdenken? (Wobei ich einige kenne, die uralte, meist auch winzige und teilweise auch kaputte Röhrenfernseher besitzen.)Nachdenken statt Phrasen dreschen?

Beitrag von Maschendrahtzaun

[QUOTE=yury;2953]Schon mal davon gehört, dass es Geringverdiener gibt, die nicht rauchen, nicht trinken und keine Markenklamotten kaufen und trotzdem nicht über die Runden kommen? Du kritisierst gerne Dinge aus dem "linken Ideologiekübel". Nun, mir sind linke Ideologien lieber als rechte Klischees...Dazu passt auch das Erwähnen des "Flachbildfernsehers" als typischer Aufhänger der Hetze gegen Hartz-IV-Empfänger. Das Bild steht mittlerweile so selbst verständlich für "spätrömische Dekadenz", dass sich viele nicht einmal die Mühe machen, es zu überprüfen. Dabei ist doch offensichtlich, dassa) Flachbildfernseher technischer Standard sindb) so gut wie keine Röhrenfernseher mehr verkauft werdenc) Flachbildfernseher mittlerweile sehr günstig sindd) Flachbildfernseher Energie und somit auch Geld sparen (wenn wir über LCD reden)Selbst wenn also Niedrigverdiener Flachbildfernseher besitzen, wer sollte es ihnen verdenken? (Wobei ich einige kenne, die uralte, meist auch winzige und teilweise auch kaputte Röhrenfernseher besitzen.)Nachdenken statt Phrasen dreschen?[/QUOTE]Ganz ruhig. ;)Ich habe nicht vor, mit dir eine Diskussion über neueste Fernsehtechnologie zu führen - hätte auch mit dem Thema nix zu tun.Die von mir aufgezählten Dinge - Zigaretten, Alkohol und Fernseher - dienten bewusst der Zuspitzung.Dass es Geringverdiener gibt, die weder rauchen, noch trinken, noch Markenklamotten kaufen und auch nicht alle drei Monate ihren Fernseher wechseln, ist natürlich möglich - ich kenne nur keine.Dabei sind mir durchaus einige bekannt - alle bestätigten bisher das Klischee, nein, viel mehr, sie haben es erst aufgebaut. Fakt ist jedenfalls, dass sowohl Zigaretten als auch Alkohol und andere Rauschmittel bei gering gebildeten, gering verdienenden Personen sowohl absolut als auch dementsprechend natürlich relativ deutlich stärker nachgefragt sind.Was ich finde ist, dass Menschen, die wenig Geld haben, meist auch nicht damit umgehen können. Dies ist natürlich rein subjektiv und nur durch meine persönliche Erfahrung begründet.Tatsächlich muss es ja irgendetwas geben, dass Geringverdiener dazu verleitet, nicht über die Runden zu kommen - ich schaff das doch auch, obwohl ich nicht Jesus bin.

Beitrag von yury

[QUOTE=Maschendrahtzaun;2958]Ganz ruhig. ;)Ich habe nicht vor, mit dir eine Diskussion über neueste Fernsehtechnologie zu führen - hätte auch mit dem Thema nix zu tun.Die von mir aufgezählten Dinge - Zigaretten, Alkohol und Fernseher - dienten bewusst der Zuspitzung.[/quote]Das ist mir schon bewusst. Ich wollte nur zeigen, dass die Zuspitzung an der Stelle schlicht Unsinn war. Manche Klischees (Hartz-IV-Empfänger Flachbildfernseher) haben sich so sehr in unserer Denken eingefressen, dass kein Mensch sie mehr auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft.[QUOTE=Maschendrahtzaun;2958]Dass es Geringverdiener gibt, die weder rauchen, noch trinken, noch Markenklamotten kaufen und auch nicht alle drei Monate ihren Fernseher wechseln, ist natürlich möglich - ich kenne nur keine.Dabei sind mir durchaus einige bekannt - alle bestätigten bisher das Klischee, nein, viel mehr, sie haben es erst aufgebaut.[/quote]Ich habe eben andere Erfahrungen gemacht. Wie gesagt: Persönliche Erfahrungen sind eben immer genau das - persönlich. Vermutlich neigt man auch zu selektiver Wahrnehmung.[QUOTE=Maschendrahtzaun;2958]Fakt ist jedenfalls, dass sowohl Zigaretten als auch Alkohol und andere Rauschmittel bei gering gebildeten, gering verdienenden Personen sowohl absolut als auch dementsprechend natürlich relativ deutlich stärker nachgefragt sind.[/QUOTE]Um mal zum Thema der Kindergartengebühren zurückzukommen: Wenn das so ist (ich kenne keine Quellen für Deine Behauptung, halte sie aber für plausibel*), was ist dann die Lösung des Problems?a) Hohe Kindergartengebühren und eine "Herdprämie", damit die Kinder aus diesen Familien noch weniger Bildung genießen als ohnehin schon, weil die Eltern ja nicht mit Geld umgehen können, was übrigens auch dazu führt, dass diese Kinder mit höherer Wahrscheinlichkeit später selbst rauchen, trinken und "dem Staat auf der Tasche liegen" oderb) (möglichst) gebührenfreie und verpflichtende öffentliche Bildung für alle, damit die nächste Generation nicht dasselbe Schicksal ereiltNun?* Was ich außerdem noch anmerken möchte: Du sprichst von "gering gebildeten, gering verdienenden Personen". Das ist nicht unbedingt das Gleiche. Es ist zwar so so, dass gering gebildete Personen mit hoher Wahrscheinlichkeit später wenig verdienen; umgekehrt verdienen aber mittlerweile auch viele hoch gebildete Personen wenig. Für gering gebildete Personen halte ich Deine These für plausibel, für hoch gebildete Niedrigverdiener eher weniger.

Beitrag von Maschendrahtzaun

[QUOTE=yury;2986] Manche Klischees (Hartz-IV-Empfänger Flachbildfernseher) haben sich so sehr in unserer Denken eingefressen, dass kein Mensch sie mehr auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft.[/quote]Wie gut, dass es da aufgeklärte Helden des Alltags wie dich gibt, die genau das tun.:froh:Ne, jetzt mal im Ernst, dass Hartz-IV-Empfänger alles für Telemedien ausgeben ist genauso zu sehen wie das Klischee, dass alle Ausländer kriminell seien oder alle Arbeitslosen faul: Es trifft natürlich nicht zu und man kann es nicht verallgemeinern, aber eine gewisser Zusammenhang wird schon bestehen.[quote]Ich habe eben andere Erfahrungen gemacht. Wie gesagt: Persönliche Erfahrungen sind eben immer genau das - persönlich. Vermutlich neigt man auch zu selektiver Wahrnehmung.[/quote]Ich weiß ja nicht, wie selektiv du Dinge wahrnimmst, auch wenn ich mir schon eine gewisse Meinung darüber gebildet habe ;).Allerdings ist es nicht sehr selektiv wahrgenommen, wenn bei meinem Nachhilfeschüler Samstags morgens um 10 das Bier aufm Tisch steht.Ebenfalls wenig subjektiv ist zum Beispiel die Studie, die Wikipedia zitiert, derzufolge folgendes zutrifft:Zu den Berufen mit der höchsten Raucherquote zählen Bauhilfsarbeiter (54 % Raucher), Straßenbauer (52 % Raucher), Transportarbeiter (52 % Raucher), Dachdecker (51 % Raucher) und Berufskraftfahrer (40 % Raucher). Unter den Berufen mit der niedrigsten Raucherquote gibt es nur einen manuellen Beruf, nämlich Landwirt (17 % Raucher). Andere Berufe mit einer niedrigen Raucherquote sind Elektroingenieur (17 % Raucher), Volksschullehrer (16 % Raucher), Hochschullehrer (15 % Raucher) und Gymnasiallehrer (13 % Raucher).[quote]* Was ich außerdem noch anmerken möchte: Du sprichst von "gering gebildeten, gering verdienenden Personen". Das ist nicht unbedingt das Gleiche. Es ist zwar so so, dass gering gebildete Personen mit hoher Wahrscheinlichkeit später wenig verdienen; umgekehrt verdienen aber mittlerweile auch viele hoch gebildete Personen wenig. Für gering gebildete Personen halte ich Deine These für plausibel, für hoch gebildete Niedrigverdiener eher weniger.[/quote]Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass es nötig ist, dir die Funktion eines Kommas zu erklären, aber da ich ja ein netter Mensch bin, will ich mal nicht so sein ;).Wenn ich von "gering gebildeten, gering verdienenden Personen" spreche, meine ich keinesfalls, dass alle gering gebildeten Personen wenig Geld haben, wofür in der von mir gewählten Konstruktion auch keine Anzeichen bestehen, sondern lediglich Personen, die sowohl ungebildet sind, als auch wenig Geld haben.[quote]a) Hohe Kindergartengebühren und eine "Herdprämie", damit die Kinder aus diesen Familien noch weniger Bildung genießen als ohnehin schon, weil die Eltern ja nicht mit Geld umgehen können, was übrigens auch dazu führt, dass diese Kinder mit höherer Wahrscheinlichkeit später selbst rauchen, trinken und "dem Staat auf der Tasche liegen" oderb) (möglichst) gebührenfreie und verpflichtende öffentliche Bildung für alle, damit die nächste Generation nicht dasselbe Schicksal ereilt[/quote]Auch wenn das natürlich provokativ formuliert ist, selbstverständlich b), da sind wir uns vollkommen einig.Was verstehst du aber unter "verpflichtend"?Eine Kindergartenpflicht?

Beitrag von ToBeFree

[QUOTE=Maschendrahtzaun;2998]Was verstehst du aber unter "verpflichtend"?Eine Kindergartenpflicht?[/QUOTE]Wie wäre es mit einer Prämie, die Eltern bekommen, wenn sie ihre Kinder in einen Kindergarten schicken - statt einer Prämie dafür, genau das nicht zu tun? :-/

Beitrag von Maschendrahtzaun

[QUOTE=ToBeFree;3006]Wie wäre es mit einer Prämie, die Eltern bekommen, wenn sie ihre Kinder in einen Kindergarten schicken - statt einer Prämie dafür, genau das nicht zu tun? :-/[/QUOTE]Theoretisch nett - doch woher soll das Geld dafür kommen? :confused:

Beitrag von yury

[QUOTE=ToBeFree;3006]Wie wäre es mit einer Prämie, die Eltern bekommen, wenn sie ihre Kinder in einen Kindergarten schicken - statt einer Prämie dafür, genau das nicht zu tun? :-/[/QUOTE]Was spricht dagegen, das letzte Kindergartenjahr vor der Einschulung verpflichtend zu machen? Man kann vieles, aber nicht alles optimal über finanzielle Anreize regeln...

Beitrag von Kiffing

Kindergarten verpflichtend zu machen, greift zu sehr in die Freiheitsrechte der Eltern ein. Deswegen wäre ich für eine sanfte Steuerung ala Anreize. Es reicht schon, wenn Schule ab dem 6. Lebensjahr verpflichtend ist.

Beitrag von Maschendrahtzaun

[QUOTE=Kiffing;3061]Kindergarten verpflichtend zu machen, greift zu sehr in die Freiheitsrechte der Eltern ein. Deswegen wäre ich für eine sanfte Steuerung ala Anreize. Es reicht schon, wenn Schule ab dem 6. Lebensjahr verpflichtend ist.[/QUOTE]Das sehe ich ganz ähnlich.Langfristiges Ziel muss ohnehin sein, den Kindergarten so erstrebenswert zu machen, dass Eltern ihre Kinder frei-und bereitwillig ihre Kinder dorthin schicken.Ein anderer Punkt, der gegen die Kindergartenpflicht im letzten Jahr spricht: Kindergärten kosten Geld, und zwar je nach Einkommen für Vielverdiener nicht gerade wenig, man kann es also gar nicht verpflichtend machen, ohne vorher die Beiträge abzuschaffen. Dies würde allerdings wieder eine Finanzierungslücke aufreißen, die nur schwer zu schließen sein wird...Außerdem: Was ist mit Kindern, die aus wie auch immer gearteten persönlichen Gründen nicht in der Lage sind, einen Kindergarten zu besuchen?Wenn dort Einzelfallprüfungen vogenommen werden müssten, würde sich wieder ein Bürokratiewust aufbauen.

Beitrag von yury

Natürlich muss es das Ziel sein, Kindergärten so attraktiv wie möglich zu gestalten. Dazu gehört übrigens auch die Abschaffung der Kindergartenbeiträge.Dennoch finde ich die Entfaltungsmöglichkeiten der Kinder, die - mit Blick auf Sozialkompetenz und Gruppendynamik - in einem guten Kindergarten höher sind als zuhause, wichtiger als wie auch immer geartete "Freiheitsrechte der Eltern". (Die Eltern haben ja schließlich auch nicht das "Freiheitsrecht", die Kinder von der Schule zu nehmen.)

Beitrag von Kiffing

Persönliche Freiheit ist gar nicht hoch genug zu schätzen. Davon abgesehen, kann eine Kindergartenpflicht einfach nicht allen Kindern gerecht werden. Es gibt Kinder, denen es gut tut, zuhause betreut zu werden, und es gibt Kinder, denen die Eltern bessere Entfaltungsmöglichkeiten zuhause bieten können als in einem Kindergarten. Ob das Kind in den Kindergarten geht, sollten von daher nur die Eltern entscheiden, die den größten Bezug zu ihrem Kind haben und einfach am besten wissen, was jetzt konkret gut für das Kind ist.

Beitrag von yury

[QUOTE=Kiffing;3093]Persönliche Freiheit ist gar nicht hoch genug zu schätzen.[/quote]Warum bist Du dann gegen die Abschaffung der Schulpflicht? Darauf könnte ich das Argument der persönlichen Freiheit doch auch beziehen.[QUOTE=Kiffing;3093]Davon abgesehen, kann eine Kindergartenpflicht einfach nicht allen Kindern gerecht werden. Es gibt Kinder, denen es gut tut, zuhause betreut zu werden, und es gibt Kinder, denen die Eltern bessere Entfaltungsmöglichkeiten zuhause bieten können als in einem Kindergarten.[/quote]Einige Eltern meinen vielleicht, ihren Kindern bessere Entfaltungsmöglichkeiten bieten zu können. Ob das dann so ist, ist die andere Frage. Sozialkompetenz erlernt man eben nicht, indem man mit drei Jahren zum Chinesischunterricht geschickt wird.[QUOTE=Kiffing;3093]Ob das Kind in den Kindergarten geht, sollten von daher nur die Eltern entscheiden, die den größten Bezug zu ihrem Kind haben und einfach am besten wissen, was jetzt konkret gut für das Kind ist.[/QUOTE]Oder glauben, es zu wissen.

Beitrag von Maschendrahtzaun

[QUOTE=yury;3095]Warum bist Du dann gegen die Abschaffung der Schulpflicht? Darauf könnte ich das Argument der persönlichen Freiheit doch auch beziehen.[/quote]Die Schulpflicht erfüllt einen gewissen Zweck, nämlich dass Kinder etwas lernen.Dieser Zweck ist mir bei einer Kindergartenpflicht nicht bekannt.[quote]Einige Eltern meinen vielleicht, ihren Kindern bessere Entfaltungsmöglichkeiten bieten zu können. Ob das dann so ist, ist die andere Frage. Sozialkompetenz erlernt man eben nicht, indem man mit drei Jahren zum Chinesischunterricht geschickt wird.[/quote]Ni hao?Ganz allgemein muss ich Kiffing hier uneingeschränkt recht geben (wer hätte das gedacht?).Manche Eltern meinen, ihre Kinder zuhause besser fördern zu können.Andere, darunter du, meinen wiederum, Kinder seien im Kindergarten besser aufgehoben.So what?Du kannst deine Kinder ja gerne in den Kindergarten schicken, aber das gibt dem Staat noch lange nicht das Recht, das über den Kopf der Eltern hinweg zu entscheiden. Das nähme totalitaristische Züge an. Nicht zu unrecht gibt es keine demokratischen Staaten, in denen eine solche Pflicht existiert.

Beitrag von yury

[QUOTE=Maschendrahtzaun;3100]Die Schulpflicht erfüllt einen gewissen Zweck, nämlich dass Kinder etwas lernen.Dieser Zweck ist mir bei einer Kindergartenpflicht nicht bekannt.[/quote]Warum nicht? Auch im Kindergarten kann man einiges lernen. Zwar nicht unbedingt Schulstoff in dem Sinne, aber ich würde von dem Gedanken Abstand nehmen, dass sich "lernen" immer nur auf Wissenserwerb bezieht. (Wobei auch dieser im Kindergarten spielerisch möglich ist.)So können Kinder im Umgang mit anderen Menschen emotionale und soziale Fähigkeiten lernen.[QUOTE=Maschendrahtzaun;3100]Ganz allgemein muss ich Kiffing hier uneingeschränkt recht geben (wer hätte das gedacht?).Manche Eltern meinen, ihre Kinder zuhause besser fördern zu können.Andere, darunter du, meinen wiederum, Kinder seien im Kindergarten besser aufgehoben.So what?Du kannst deine Kinder ja gerne in den Kindergarten schicken, aber das gibt dem Staat noch lange nicht das Recht, das über den Kopf der Eltern hinweg zu entscheiden. Das nähme totalitaristische Züge an.[/quote]Na ja, totalitaristische Züge, nun übertreib mal nicht. Wie gesagt, meiner Meinung nach ist eine Kindergartenpflicht durchaus mit der Schulpflicht vergleichbar. Es handelt sich um eine Form von Vorschulbildung, die der Schulbildung in nichts nachsteht. Warum soll sie dann nicht ebenso verpflichtend sein?[QUOTE=Maschendrahtzaun;3100]Nicht zu unrecht gibt es keine demokratischen Staaten, in denen eine solche Pflicht existiert.[/QUOTE]Doch, die Schweiz. Oder ist das kein demokratischer Staat?

Beitrag von Maschendrahtzaun

[QUOTE=yury;3103]Warum nicht? Auch im Kindergarten kann man einiges lernen. Zwar nicht unbedingt Schulstoff in dem Sinne, aber ich würde von dem Gedanken Abstand nehmen, dass sich "lernen" immer nur auf Wissenserwerb bezieht. (Wobei auch dieser im Kindergarten spielerisch möglich ist.)So können Kinder im Umgang mit anderen Menschen emotionale und soziale Fähigkeiten lernen.[/quote]Klar, alles völlig richtig, aber ich sehe darin keinen Zusammenhang damit, dass der Staat den Besuch dieser Einrichtung vorschreiben sollte.Es handelt sich dabei jedoch auch nicht um Dinge, die außerhalb eines Kindergartens nicht auch erlernt werden könnten.Schließlich ist es nicht Aufgabe des Staates, jede aus irgendeiner Perspektive als sinnvoll erscheinende Maßnahme seinen Bürgern aufzuzwingen - sonst könnte man genauso gut verpflichtende Volkshochschulkurse (man lernt etwas!), obligatorische Raucherentwöhnungsseminare (so gesund!) etc. anbieten. Das ist ebenso alles nett, aber geht eben den Staat nichts an. Nach meiner Überzeugung ist der Staat nicht dafür da, seine Bürger zu erziehen, sondern, ein funktionierendes Gemeinwesen zur Verfügung zu stellen.[quote]Na ja, totalitaristische Züge, nun übertreib mal nicht. Wie gesagt, meiner Meinung nach ist eine Kindergartenpflicht durchaus mit der Schulpflicht vergleichbar. Es handelt sich um eine Form von Vorschulbildung, die der Schulbildung in nichts nachsteht. Warum soll sie dann nicht ebenso verpflichtend sein?[/quote]Ich übertreibe überhaupt nicht, wenn ich dieser Maßnahme totalitaristische Züge unterstelle. Wohin das führen kann, habe ich oben bereits genannt. Dass es sich bei dem Kindergartenbesuch um eine Form von Vorschulbildung handele, die der Schulbildung "in nichts nachsteht", ist dagegen natürlich nicht richtig.Wenn es so wäre, müsste diese Versorgung einheitlich sichergestellt sein.Es mag sicher sein, dass dies teilweise der Fall ist, flächendeckend jedoch sicher nicht. Wenn es so wäre, müsste es darüberhinaus noch feste Lehrpläne und Lernziele geben, um die von dir angebrachte Vergleichbarkeit herzustellen.[quote]Doch, die Schweiz. Oder ist das kein demokratischer Staat?[/QUOTE]In der Schweiz gibt es selbstverständlich keine flächendeckende Kindergartenpflicht.In einigen Kantonen - Basel-Stadt und Zürich - gibt es einen obligatorischen Kindergarten, dessen Nichtbesuch jedoch nicht geahndet wird.Ebenso treffen die von mir genannten Bedingungen sämtlich zu - Gebührenfreiheit, Lehrpläne, ausgebildete Erzieher.Die finanziellen Mittel der Schweiz und insbesondere der Kantone Zürich und Basel-Stadt sind eben deutlich andere als diejenigen, die in Deutschland zur Verfügung stehen.Beispielsweise der Lehrplan des Kantons Zürich: [url]http://www.vsa.zh.ch/internet/bildungsdirektion/vsa/de/home.html[/url]

Beitrag von yury

[QUOTE=Maschendrahtzaun;3122]Klar, alles völlig richtig, aber ich sehe darin keinen Zusammenhang damit, dass der Staat den Besuch dieser Einrichtung vorschreiben sollte.Es handelt sich dabei jedoch auch nicht um Dinge, die außerhalb eines Kindergartens nicht auch erlernt werden könnten.Schließlich ist es nicht Aufgabe des Staates, jede aus irgendeiner Perspektive als sinnvoll erscheinende Maßnahme seinen Bürgern aufzuzwingen - sonst könnte man genauso gut verpflichtende Volkshochschulkurse (man lernt etwas!), obligatorische Raucherentwöhnungsseminare (so gesund!) etc. anbieten. Das ist ebenso alles nett, aber geht eben den Staat nichts an. Nach meiner Überzeugung ist der Staat nicht dafür da, seine Bürger zu erziehen, sondern, ein funktionierendes Gemeinwesen zur Verfügung zu stellen.[/quote]Kinder sollten aber schon erzogen werden und dafür ist selbstverständlich nicht nur, aber auch der Staat verantwortlich.[QUOTE=Maschendrahtzaun;3122]Ich übertreibe überhaupt nicht, wenn ich dieser Maßnahme totalitaristische Züge unterstelle. Wohin das führen kann, habe ich oben bereits genannt. Dass es sich bei dem Kindergartenbesuch um eine Form von Vorschulbildung handele, die der Schulbildung "in nichts nachsteht", ist dagegen natürlich nicht richtig.Wenn es so wäre, müsste diese Versorgung einheitlich sichergestellt sein.Es mag sicher sein, dass dies teilweise der Fall ist, flächendeckend jedoch sicher nicht.[/quote]Natürlich muss erst die flächendeckende Versorgung sichergestellt sein, bevor man eine Pflicht einführen kann. Das muss sie aber sowieso. Schließlich hat jedes Kind ab 3 Jahren ein Recht auf einen Kindergartenplatz.[QUOTE=Maschendrahtzaun;3122]Wenn es so wäre, müsste es darüberhinaus noch feste Lehrpläne und Lernziele geben, um die von dir angebrachte Vergleichbarkeit herzustellen.[/quote]Nein. Wie gesagt, ich bin nicht dafür, dass man im Kindergarten Schulstoff im engeren Sinne lernt, deshalb bringen Lehrpläne meiner Meinung nach wenig.[QUOTE=Maschendrahtzaun;3122]In der Schweiz gibt es selbstverständlich keine flächendeckende Kindergartenpflicht.[/quote]Stimmt. Habe ich das behauptet?[QUOTE=Maschendrahtzaun;3122]In einigen Kantonen - Basel-Stadt und Zürich - gibt es einen obligatorischen Kindergarten, dessen Nichtbesuch jedoch nicht geahndet wird.[/quote]Laut [url]http://de.wikipedia.org/wiki/Kindergarten#Schweiz[/url] soll die Kindergartenpflicht wohl auch in den anderen Kantonen eingeführt werden.[QUOTE=Maschendrahtzaun;3122]Ebenso treffen die von mir genannten Bedingungen sämtlich zu - Gebührenfreiheit, Lehrpläne, ausgebildete Erzieher.[/quote]Ich bin auch für gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher, Gebührenfreiheit und flächendeckende Versorgung mit Kindergartenplätzen... Hoffentlich ist die Kindergartenpflicht am Ende dieses Prozesses auch gar nicht mehr unbedingt notwendig, weil die Kindergärten attraktiv genug sind, dass fast alle Eltern ihre Kinder dorthin schicken. Die Kindergartenpflicht wäre dann nur der logische letzte Schritt bei der Weiterentwicklung der Vorschulbildung in Deutschland.[QUOTE=Maschendrahtzaun;3122]Die finanziellen Mittel der Schweiz und insbesondere der Kantone Zürich und Basel-Stadt sind eben deutlich andere als diejenigen, die in Deutschland zur Verfügung stehen.[/quote]Über die Finanzierungsfrage werden wir uns wohl nie einig werden...:(

Beitrag von Maschendrahtzaun

[QUOTE=yury;3125]Kinder sollten aber schon erzogen werden und dafür ist selbstverständlich nicht nur, aber auch der Staat verantwortlich.[/quote]Der Staat ist hier nur indirekt verantwortlich - und zwar dann, wenn das Kindeswohl gefährdet ist. Ansonsten hat der Staat hier nur die Aufgaben zu übernehmen, die ihm von den Eltern bereitwillig übertragen werden. Wenn sich daran nicht gehalten wird, sind Willkür Tür und Tor geöffnet.[quote]Natürlich muss erst die flächendeckende Versorgung sichergestellt sein, bevor man eine Pflicht einführen kann. Das muss sie aber sowieso. Schließlich hat jedes Kind ab 3 Jahren ein Recht auf einen Kindergartenplatz.[/quote]Dein Idealismus in allen Ehren, zur Zeit ist jedoch nicht absehbar, dass das in einem überschaubaren Zeitraum der Fall sein wird.Jeder Abiturient hat auch ein Recht auf einen Studienplatz - und zwar sofort und in jedem Fach.Und, wie sieht es aus?Mit Formaljuristerei kommen wir hier nicht weiter.[quote]Nein. Wie gesagt, ich bin nicht dafür, dass man im Kindergarten Schulstoff im engeren Sinne lernt, deshalb bringen Lehrpläne meiner Meinung nach wenig.[/quote]Aber ohne Lehrpläne, die es übrigens auch im Falle der von dir angeführten Kantone gibt, ist eine Kindergartenpflicht nicht durchsetzbar, da der von der Institution geschaffene Wert dann nicht qualifizierbar und damit gegenstandslos ist.[quote]Stimmt. Habe ich das behauptet?[/quote]Du hast von der Schweiz im allgemeinen gesprochen, dabei ging es nur um zwei Kantone.Das ist genauso, wie wenn ich sagen würde: "Deutschland steht gänzlich unter Wasser", nur weil es in Mecklenburg-Vorpommern einen See gibt.Eine nicht zutreffende Behauptung also, die richtiggestellt werden muss.[quote]Ich bin auch für gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher, Gebührenfreiheit und flächendeckende Versorgung mit Kindergartenplätzen... Hoffentlich ist die Kindergartenpflicht am Ende dieses Prozesses auch gar nicht mehr unbedingt notwendig, weil die Kindergärten attraktiv genug sind, dass fast alle Eltern ihre Kinder dorthin schicken. Die Kindergartenpflicht wäre dann nur der logische letzte Schritt bei der Weiterentwicklung der Vorschulbildung in Deutschland.[/quote]Gut ausgebildete Erzieherinnen wachsen aber nicht auf Bäumen.In der Breite würde dies nur gewährleistet werden können, indem sowohl Ausbildung als auch Bezahlung massiv verbessert würde. Dies würde Kosten verursachen. Das gleiche gilt für die Gebührenfreiheit sowie für die flächendeckende Gewährleistung von ausreichend Kindergartenplätzen.Dass du gerne Geld ausgibst, was du nicht hast, ist mir ja bekannt, aber hier übersteigen die potentiell anfallenden Kosten Grenzen, dass selbst du die Finanzierung nicht mehr mit einem "wir werden uns nicht einig" abwiegeln kannst.[quote][quote]Die finanziellen Mittel der Schweiz und insbesondere der Kantone Zürich und Basel-Stadt sind eben deutlich andere als diejenigen...[/quote]Über die Finanzierungsfrage werden wir uns wohl nie einig werden...:([/QUOTE]Are you able to read?Ich habe nur behauptet, dass die Kantone Basel-Stadt und Zürich über größere Finanzmittel verfügen als die allermeisten Deutschen Kommunen. Das hat mit der von dir immer beiseite gewischten "Finanzierungsfrage" nicht mal im Ansatz zu tun.

Beitrag von yury

Fazit: Wir haben kein Geld für die Erziehung unserer Kinder. Schade eigentlich. Aus der rein ökonomischen Perspektive sind sie die Arbeitnehmer von morgen, und wer wäre da nicht für eine gute Qualifikation? ...Na ja, was man sich nicht leisten kann, das geht eben nicht.

Beitrag von Maschendrahtzaun

[QUOTE=yury;3142]Fazit: Wir haben kein Geld für die Erziehung unserer Kinder. Schade eigentlich. Aus der rein ökonomischen Perspektive sind sie die Arbeitnehmer von morgen, und wer wäre da nicht für eine gute Qualifikation? ...Na ja, was man sich nicht leisten kann, das geht eben nicht.[/QUOTE]Jetzt kulminiert aber schon deine Hilflosigkeit...:PDa du dich offenbar in der Sache als unterlegen betrachtest, musst du dich jetzt weidwund auf den letzten akzeptablen Posten deines Linkssurrealismus zurückziehen und mit einem vor Pathos triefenden Schuldschein wedeln.Vielleicht hast du etwas aus den Augen verloren, worum es gerade ging?Um eine Kindergartenpflicht - nicht um den bösen Kapitalismus, der offenbar der einzige Treiber deiner Beiträge ist - womit er wieder einmal einen seiner Vorzüge offenbart hätte ;).

Beitrag von yury

[QUOTE=Maschendrahtzaun;3143]Jetzt kulminiert aber schon deine Hilflosigkeit...:P[/quote]Ja, das lag daran, dass ich die Diskussion äußerst fruchtbar fand; lege es aus, wie Du magst. ;)[QUOTE=Maschendrahtzaun;3143]Da du dich offenbar in der Sache als unterlegen betrachtest, musst du dich jetzt weidwund auf den letzten akzeptablen Posten deines Linkssurrealismus zurückziehen und mit einem vor Pathos triefenden Schuldschein wedeln.[/quote]Schön gesagt, den Satz muss ich mir merken. :) Linkssurrealismus :) Das Gegenteil ist wohl Rechtsrealismus? :D[QUOTE=Maschendrahtzaun;3143]Vielleicht hast du etwas aus den Augen verloren, worum es gerade ging?Um eine Kindergartenpflicht - nicht um den bösen Kapitalismus, der offenbar der einzige Treiber deiner Beiträge ist - womit er wieder einmal einen seiner Vorzüge offenbart hätte ;).[/QUOTE]Wer redet denn von Kapitalismus? Der einzige, der das die ganze Zeit in allen möglichen Diskussionen auspackt, bist Du. Der Suchbegriff "Kapitalismus" in Verbindung mit dem Benutzernamen "Maschendrahtzaun" ergibt 3 Treffer, mit "yury" 0. :P

Beitrag von Maschendrahtzaun

[QUOTE=yury;3176]Ja, das lag daran, dass ich die Diskussion äußerst fruchtbar fand; lege es aus, wie Du magst. ;)[/quote] Da bleibt kein Spielraum mehr, um etwas auszulegen, dafür wurde es allzu klar. Trotzdem: Netter Versuch! :P[quote]Schön gesagt, den Satz muss ich mir merken. :) Linkssurrealismus :) Das Gegenteil ist wohl Rechtsrealismus? :D[/quote]Nein, das Gegenteil ist Vernunft. Aber damit hast du es ja nicht so...;)[quote]Wer redet denn von Kapitalismus? [/QUOTE]Du, und zwar ständig, nur dass du es mit einer Larmoyanz verklausulierst, dass jede vernünftige (Achtung, nicht linkssurealistische! :D ) Suchmaschine davor kapituliert. Irgendwie verständlich...;)