Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Großmufti verhängt Fatwa gegen das Schach“

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Beitrag von Kiffing

[QUOTE=Frank Mayer;22930]Liebe Schachfreunde,im Laufe der Geschichte wurde das Schachspielen von allen monotheistischen Religionen wie die der Juden, Christen und Mohammedaner in verschiedenen Epochen verboten.Dazu gehörten Länder wie Russland, Deutschland, Persien und viele andere, die das Schachspiel untersagten; sogar die damaligen Templer erhielten zeitweise das Spielverbot.Mit den besten schachlichen Grüssen Frank Mayerzu lesen unter: [url]http://schach-und-kultur.de/?p=9580[/url][/QUOTE]Daß wir die finstere Vergangenheit längst nicht überwunden haben, so wie wir in Deutschland noch lange bis in die optimistischen 90er Jahre hinein geglaubt hatten, zeigt ein aktuelles dem Artikel von Frank Mayer entsprechendes Ereignis: Irgendein saudischer "Großmufti" hat eine Fatwa gegen das Schach verhängt, und es bleibt abzuwarten, wie das fundamentalislamische Regime in Riad auf diese "Anregung" von hoher Stelle reagieren wird. Der "Großmufti" brandmarkte das Schach als "das Werk Satans". Im aktuell herrschenden "Kalten Krieg" zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran und dem Stellvertreterkrieg im Jemen (was die explosive politische Lage im Nahen Osten natürlich nicht vollständig beschreibt) gilt die saudiarabische Gesellschaft gegenüber der iranischen Gesellschaft als - selbst nach den strengen islamischen Maßstäben gemessen - wesentlich weniger dynamisch, illiberaler, unfreier und kulturell rückständiger. In diesem Bereich lägen zwischen beiden Gesellschaften [URL="http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-01/saudi-arabien-iran-hinrichtung-nimr-al-nimr"]Welten[/URL]. Während in Saudi Arabien kaum ein Spieler allein eine Elozahl hat, [URL="http://www.taz.de/!5137723/"]boomt[/URL] das iranische Schach nach einem zwischenzeitlichen Verbot kurz nach der islamischen Revolution von 1979, und im Iran gibt es rund um Ehsan Ghaem Maghami mehrere Großmeister. Quellen zum Schachverbot: [url]http://www.spiegel.de/politik/ausland/saudi-arabien-grossmufti-verbietet-schach-a-1073308.html[/url][url]http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/saudi-arabien-grossmufti-verbietet-schachspiel-14027840.html[/url]

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=Benutzername]Ne andere Möglichkeit, die aus Sicht eines schiiten legitim sein dürfte wäre, ihn zu töten, denn wenn das gelingt, war sein Tod im Sinne Allahs, da ja nichts geschieht, ohne den Willen Allahs. [/QUOTE]Ich kenne mich zwar mit dem Islam nicht so detailliert aus, aber im Christentum ist es ein gängiges Mißverständnis, davon auszugehen, daß Gott und Teufel als Repräsentanten von Gut und Böse rivalisierende Mächte um die Seele des Menschen seien (da auch der Islam eine monotheistische und damit keine dualistische Religion ist, dürfte es dort ähnlich sein), weil dies eben genau das bedeuten würde, daß der Teufel Gott gleichgestellt und Gott somit nicht allmächtig sei. Insofern sei der Teufel gemäß christlicher Auffassung ein Diener bzw. Werkzeug Gottes, der die Funktion habe, den Menschen immer wieder auf die Probe zu stellen, um somit seine Achtsamkeit, nicht vom rechten Weg abzufallen, wachzuhalten (Goethe läßt den Teufel, hier Mephistopheles genannt, in seinem Faust sogar als Schalk auftreten, der mit dem Herrn, d. h. Gott scherzend plaudert). Der rechte Weg bzw. nicht den Pfad des Guten zu verlassen, ist nämlich im Christentum der zentrale Gedanke. Zwar bietet das Christentum demjenigen, der sich von diesem Weg entfernt hat, also dem Sünder, den Weg in den Schoß der Kirche zurückzukehren, vorausgesetzt, er bereut sein Fehlverhalten, was übrigens das ebenfalls gängige Mißverständnis, das immer wieder als Kritik am Christentum aufgefahren wird, entstehen läßt, selbst Adolf Hitler habe am Ende seines Lebens noch die Chance zur Erlösung gehabt. Diese Möglichkeit ist aber nur theoretischer Natur, denn wer sich zu weit von Gottes Weg entfernt hat, der hat irgendwann einmal den No-Return-Point überschritten, das heißt, er würde von sich aus niemals zur Einsicht gelangen, daß sein ganzes bisheriges Wirken ein einziger Irrweg gewesen war. Adolf Hitler hätte also trotz theoretischer Möglichkeit praktisch nie bereut. [QUOTE=Benutzername]Sind die Schriften Marx´eigentlich im Iran verboten? [/QUOTE]Interessanterweise trägt die gemeinhin als islamisch bezeichnete Revolution im Iran von 1979 gegen den verhaßten Schah auch sozialistische Wurzeln, denn es gab breiten Widerstand gegen den Schah und eine Bündelung der Gegenkräfte. Allerdings hatten sich die Islamisten relativ schnell im darauffolgenden Machtkampf gegen die Sozialisten durchgesetzt und es kam zu blutigen Säuberungen gegen Letztere. Den Frauen, die aktiv an der Revolution mitgewirkt haben und ihr gewonnenes Selbstvertrauen im neuen Staat geltend machten, wurde nahegelegt, sich nach islamischen Verständnis erst einmal „anständig“ anzukleiden und sich so zu verhalten, wie es sich für eine Frau gemäß dem Koran gezieme. Die Sozialisten befinden sich heute im Widerstand zur Regierung in Teheran und sind in der KPI, der AKPI und der AKEP (das sind Abspaltungen, die Linke ist wie eh und je zerstritten) und der weniger orthodoxen Tudeh-Partei organisiert (deswegen glaube ich nicht, daß Werke von Marx herausgegeben werden dürfen). Im Gegensatz zu Saudi-Arabien befindet sich der Iran heute in der posttotalitären Phase. Die äußeren Merkmale sind ein extremer Glaubensabfall der Bevölkerung. Heute sind im Iran die [Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://de.qantara.de/inhalt/iran-die-entzauberte-revolution". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "Moscheen leer" versehen. 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Die Regierung verliert an Legitimation und Autorität, und dieser Skeptizismus reicht virulent bis in die höchsten Machtstufen hinein. Insofern ist mir da auch die Unterscheidung zwischen Sunniten und Schiiten so wichtig, auf die bereits der Ägypter Hamed Abdel-Samad in Der Untergang der islamischen Welt so detailliert zu sprechen gekommen ist. Im Iran wird man es praktisch nie sehen, daß eine Frau mit Vollverschleierung, und das ohne Augenschlitze, von ihrem Mann durch die Straße geführt wird. In streng sunnitischen Ländern gehört es zum vertrauten Straßenbild. Selbst die Augenschlitze müssen fehlen, damit die Frau auf ihren Mann angewiesen ist und sich von ihm in der Öffentlichkeit, wenn es sich nicht vermeiden läßt, führen lassen kann.

Beitrag von Kampfkeks

In politischen und religiösen Fragen habe ich zugegebenermaßen nur ein "gesundes Halbwissen". Trotzdem bin ich mir sicher, dass diese "Fatwa" sang- und klanglos untergehen wird. Wie im Spiegel-Artikel zu lesen ist, werden in Saudi Arabien richtige Schachturniere abgehalten, dh Schach erfreut sich dort offenbar einiger Beliebtheit. Und wenn ich die Entstehungsgeschichte des Schachspiels richtig in Erinnerung habe, dann bestimmt auch nicht erst seit gestern! Und jetzt auf einmal soll das Schach vom Beten abhalten oder zu Wetten verführen? Also ich glaube, damit kommt der Großmufti selbst bei den gläubigsten Muslimen nicht durch. Dafür spricht auch, dass sich der Veranstalter via Twitter ganz offen gegen den Mufti stellt - in Saudi Arabien nicht ganz ungefährlich - und damit deutlich macht, dass die Fatwa selbst von den eigenen Landsleuten nicht so richtig ernst genommen wird. Nach meiner politischen "Expertise" will sich da jemand nur als Hardliner profilieren. Das Schach ist dabei nur Mittel zum Zweck, alle wissen es - und spielen weiter. Hoffe ich.

Beitrag von hako

Fatwas haben durchaus ihren Einfluss, das sollte man nicht unterschätzen. Ob dieser EInfluss ausreicht, um eine lange Tradition Saudi-Arabiens zeitweise abzuschaffen, bleibt abzuwarten. Ein gesunder Geist wird eh schnell erkennen, dass die Argumentation dieser "Empfehlung" schwammig und extrem allgemein ist. Dieselben Argumente lassen sich auf auf Fußball und die olympischen Spiele EINS ZU EINS anwenden. Nur ist das Verbieten von Fußball in der Tat ein Ding der Unmöglichkeit in der heutigen Zeit.

Beitrag von Kampfkeks

[QUOTE=Benutzername;25440]wir können ja ne wette dazu abschließen - und damit wären dann fatwas selbst objekt von zockerei, die somit verboten werden sollten.[/QUOTE]hahaa :top: Wetten, dass der Großmufti als nächstes den Fußball verbietet... Ohhh der Großmufti selbst verleitet zum Wetten, na so geht das natürlich nicht ts,ts.. :D ;)

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=Benutzername]Zu dem was Du auf Hitler beziehst: Rein biblisch betrachtet, darf kein Mensch davon ausgehen, dass er weiss was nun Gott mit Hitler veranstaltet. Und wäre ich nun gläubiger Christ, würde ich mich wahrscheinlich auch mehr darum kümmern selbst alles richtig zu machen, als über andere nachzudenken. [/QUOTE]Dazu gibt die Bibel übrigens selbst Zitate her, am bekanntesten sind wohl: „wer mit einem Finger auf einen anderen zeigt, zeigt mit drei Fingern auf sich selbst“ oder: „wer frei ist von Schuld, der werfe den ersten Stein.“ Es ist übrigens interessant, wie viele Menschen, die von sich selbst behaupten, Christen zu sein, dagegen verstoßen. Zwei Studien belegen meine Beobachtungen. Zum einen, daß in christlichen Beziehungsverhältnissen mehr gemobbt werde als in weltlichen, und daß Menschen, die sich als konservativ empfinden, nicht fleißiger seien als der Rest der Bevölkerung (finde für beides leider keinen Link mehr, ist schon länger her, daß ich das in der Zeitung gelesen hatte). Warum das so ist, darüber kann man natürlich Vermutungen anstellen. Ich denke, das liegt daran, daß Menschen, die sich als christlich oder konservativ bezeichnen, dazu neigen davon auszugehen, ihr Selbstbild mache sie schon fast automatisch zu christlichen oder fleißigen Menschen. Oder, wie sagte es einst Meister Tarrasch: es reicht nicht aus, mich ans Brett als Tarrasch zu setzen. Ich muß auch spielen wie Tarrasch. Übrigens paßt zum Thema auch die Auseinandersetzung Jesus´ mit den Pharisäern. :D[QUOTE=Benutzername]Von der Einheitsübersetzung der Bibel ausgehend oder sauberen Übersetzungen, kann der Teufel als Engel auch quasi als Hand Gottes aufgefaßt werden, durch den eine Trennung vollzogen wurde, auf das die Schöpfung des Menschen als eigenstenständig erst vollendet wurde. Aber selbst wenn es anders aufgefaßt würde - also von der allgemeinen Auffassung ausgehend, wäre es eine Sünde, die Macht dieses Teufels überzubewerten, ihm quasi zu viel der Ehre zu geben - und das gilt insbesondere dann, wenn er als schöpferisch bezeichnet würde. [/QUOTE]Ich verstehe Dein Argument, sehe dies allerdings als halb so wild an. Warum? Wenn der Teufel Gottes Werkzeug ist, dann ist es sogar Gottes Wille, wenn der Teufel schöpferisch ist, damit er seine Arbeit als Kreator des Dunklen, damit das Licht Gottes umso heller erstrahlt, umso tiefgründiger verrichten kann. Ohne Dunkelheit kein Licht, und ohne Teufel kein Gott. Natürlich kann man auch darüber diskutieren, die Religionsgemeinschaften einfach als Hemmschuh der menschlichen Entwicklung anzusehen. Als Atheist, der ich bin, auch wenn es hier in diesem Thread vielleicht anders klingt, erscheint mir diese Auffassung als zumindest plausibel und natürlich aus politischen Erfahrungen urvertraut. Deshalb möchte ich mich mit einer kleinen Warnung begnügen in Erinnerung daran, wohin es in unserer modernen Geschichte Staatsgemeinschaften gebracht haben, die das christliche Ancien Regime hinwegfegten, um eine revolutionäre Gesellschaft ohne Gott zu kreieren. Übrigens hat - bezogen jetzt auf Rußland - diese Abgründe bereits Dostojewski in seinen Dämonen Anfang der 1870er Jahre vorausgesehen. Seine Warnungen waren prophetisch, und die Realität in Rußland hat später sogar alle unheilvollen Vorstellungen übertroffen.[QUOTE=Benutzername] Abgesehen davon: so lange gibt es das Wahlrecht für Frauen in Deutschland auch nicht. Es ist auch noch nicht so lange her, dass Menschen wegen eines niedrigen IQs zwangskastriert wurden usw. . Darum - wenn es schon verschiedene Länder gibt, die quasi eine Art Hoheitsgebiet für bestimmte Lebensweisen und Anschauungen sind - dann sollte man sich besser um sein eigenes Land oder die eigene Gesellschaft kümmern[/QUOTE]Ganz generell würde solch ein Standpunkt, sich nur um sein eigenes Land zu kümmern, zu einem sehr begrenzten Horizont führen. Deshalb halte ich es für besser, auch die Erfahrungen anderer Länder in seine Überlegungen miteinzubeziehen, die als Hilfe oder Warnung auch für das eigene Land dienen können und mit denen Vergleichsmöglichkeiten geboten werden können, die der Orientierung und Erkenntnisgewinnen für das eigene Denken dienen. Zum Vergleich Christentum und Islam, so ist im Christentum der Trend zur Säkularisierung unverkennbar, während der Islam momentan den umgekehrten Weg der religiösen Radikalisierung geht. Warum das so ist, eine mögliche Erklärung: islamische Länder sind in der jüngeren Vergangenheit durchaus den Ideen des Westens gefolgt und haben dessen Ideen des Nationalismus, Sozialismus und der Demokratie praktisch umgesetzt. Jetzt, wo sie gemerkt haben, so nicht weiterzukommen, besinnen sie sich wieder auf ihre Urwerte in Abgrenzung zum Westen. Das Grundproblem scheint nämlich nach den Erfahrungen des Arabischen Frühlings in allen, zumindest sunnitischen Gesellschaften dasselbe: wird ein eher säkularer Diktator gestürzt, so droht ein Machtgewinn der Islamisten. Ergebnisse sind Chaos, Terror und Exportierung der Revolution. Der Iran, d. h. das ehemalige Persien, ist da eher ein Sonderfall. Persien ist eine uralte Kulturnation, dessen Gesellschaft sich nicht ausschließlich durch islamische Wurzeln, die im Iran nicht einmal Wurzeln sind, definiert, so daß die Gesellschaft eine stärkere Resistenz gegen den Islam besitzt. [QUOTE=Benutzername]Und jetzt etwas, das sich zunächst unlogisch anhört: Alles menschliche ist schlecht. Ich will auch gar nicht menschlich sein - ich bin es auch gar nicht. Ich bin ein Mensch und damit sehr individuell, zumindest in dem Maße wie ich mich nicht selbst verleugne, weil ich menschlich sein will. Es ist eben die pauschalisierung dessen was gut und schlecht ist, menschlich oder unmenschlich, die keinem einzelnen Menschen entsprechen kann, so dass jeder davon eigentlich abweicht - im Bestreben diese Abweichung aufzuheben und damit hin und hergerissen ist zwischen schlechten Gewissen, weil er es nicht schafft und großer Befriedigung wenn er sich einfach darüber hinwegsetzt. das menschliche ist eine Illusion - so wie jedes intelektuell gezimmerte Moralgerüst. Ich sage lauf weg bei Gefahr, wenn es Dir entspricht und verleugne diese Anlage nicht, indem du etwas anderem entsprechen willst. Ich sage kämpfe mutig, wenn es Dir entspricht. Aber in beiden Fällen beuge Dich niemals einer allgemeinen Auffassung davon, was pauschal für alle richtig sein soll - und dann bekommen wir Menschen die wesentlich weniger unter Stress leiden, keinem Obsessionsausgleich folgen müssen, weniger substituieren in Bezug auf ihre Bedürfnisse insbesondere ihrer Lebensart, die ihre Defite nicht ausgleichem müssen, indem sie Wahnfantasien von Macht in der Poltik folgen und so weiter. [/QUOTE]Willkommen bei Der Einzige und sein Eigentum von Max Stirner. Kerngedanke seines radikalen Individualismus, der sich sowohl gegen göttliche als auch gegen weltliche Regeln verwahrte, war: jede Ethik, die sich nicht auf Gott bezieht, wird zu einem neuen Ersatzgott, der mir Verhaltensweisen aufstülpen will und mich in meiner Privatheit einengt. Stirners Gedanken waren damals revolutionär, heute ist daraus mit der Postmoderne eine seit den 80er Jahren wirkende übergreifende geistige Strömung in den westlichen Ländern geworden, die von den Großen Erzählungen (wie Aufklärung, Idealismus und Historismus) spricht und jedes wie auch immer geartete Ideengebäude als quasireligiös interpretiert und ihm somit jede Verbindlichkeit abspricht.@Kampfkeks: ich hatte einmal selbst in der Metaebene einen Artikel zum [Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://www.schachburg.de/threads/881-Schach-im-alten-Arabien". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "Schach im alten Arabien" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.] verfaßt. Hier sollte man allerdings bedenken, daß diese Epoche die Blütezeit der arabischen Kultur widerspiegelt, die dem mittelalterlichen Europa in vielen Beziehungen überlegen war. Die Araber hatten bessere Wissenschaftler, Ärzte, sie haben die arabischen Zahlen eingeführt, ein moderneres Verständnis von Toleranz gegenüber Fremden, und in den Städten gab es fließendes Wasser. Seitdem haben Islam und Christentum aber eine andere Entwicklung genommen. So definiert sich der Westen heute kaum noch über die Religion, während Arabien, nur durch das Öl zu einem gewissen Reichtum gelangt, auf allen anderen Ebenen abgeschlagen und bedeutungslos, sein kollektives Selbstwertgefühl ausschließlich über den Islam definiert (was angesichts der Vergleichsmöglichkeiten zu einem Minderwertigkeitskomplex und damit zu Frustration und Aggression führt), der gemäß islamischer Tradition und ohne Aufbrechung durch Aufklärung mit Staat und Gesellschaft eng verwoben ist (übrigens kannte der Islam bereits im Mittelalter nicht die christliche Trennung von weltlicher und geistlicher Herrschaft). Insofern sind Betrachtungen des Stellenwerts von Schach, das immer ein Gradmesser für die kulturelle Entwicklung einer Gesellschaft gewesen war, in Arabien des 13. Jahrhunderts und im heutigen Arabien ein guter Kontrast zur Versinnbildlichung dessen kulturellen Niedergangs.