Schachburg-Archiv: Benutzerthema „DSB wertet keine Turniere der ACO mehr aus“

schachburg.de

Beitrag von Kiffing

Der Konkurrenzkampf zwischen dem DSB und der weltweiten Amateurschachorganisation ACO wird schärfer. Nun hat der DSB [URL="http://schachbund.de/entry/727"]beschlossen[/URL], daß Turniere der ACO nicht mehr DWZ-ausgewertet werden. Die harte Maßnahme wurde damit begründet, daß zum einen der DSB damit mit der FIDE mitziehe, die in der ACO ebenfalls eine Konkurrenz sieht. Zum anderen wird es vom DSB nicht gerne gesehen, daß die ACO derzeit daran bastelt, ein eigenes Wertungssystem aufzubauen. Die ACO hat sich seit ihrer Gründung vor rund zwei Jahren in der Schachwelt einen Namen gemacht, und mittlerweile dürfte diese engagierte Organisation bei den meisten Schachspielern bekannt sein. Bspw. veranstaltet sie regelmäßig Turniere und bietet auch Schachtraining für ehrgeizige Schachspieler an. Ein sehr positiver [URL="http://www.chess-international.de/?p=16769#more-16769"]Erlebnisbericht[/URL] von Schachfreund Uwe Ritter auf Chess-International über ein von der ACO veranstaltetes Schachturnier in Kreta gibt einen Blick darauf, wie die Turniere der ACO ungefähr veranstaltet werden. Umstritten ist die ACO aber aufgrund der Tatsache, daß der seit der verweigerten Untersuchung zum Bundesliga-Auftakt zum Feindbild vieler Schachspieler mutierte Falko Bindrich bei der ACO weiterhin als Geschäftsführer firmiert. Allerdings kann diese Haltung der ACO auch Respekt einflößen, in dem Sinne, daß die ACO durchaus ihre Werte habe und sich nicht von Tagesstimmungen beeinflussen lasse. Homepage der ACO: [url]http://www.amateurchess.com/de/uber-aco/[/url]Schachforum der ACO (im deutschsprachigen Raum): [url]http://amateurchess.com/forum/[/url]

Beitrag von zugzwang

Auch die ACO wird sich der Thematik Sportbetrug im Schach stellen müssen.Insbesondere wenn bei ihren Turnieren stattlichere Preisgelder ausgelobt werden.Der Geschäftsführer Herr Bindrich hat sich als Großmeister und als geschaäftsführender Funktionär für meine Begriffe unprofessionell und selbstschädigend verhalten.Auch mit einigen Tagen Nachdenken war es ihm nicht möglich zu erkennen, daß die Regelung, die er zumindest fahrlässig nicht beachtete, ihn selbst mit dem Beruf Schachprofi schützt.Ich halte ihn daher auch für andere Aufgaben derzeit für überfordert.Was der DSB hinsichtlich der Auswertung der ACO-Turniere macht, halte ich für sehr, sehr strittig.Ich werde mir vom DSB-organisierten Schach erst einmal eine Beitragspause gönnen.

Beitrag von zugzwang

In der Juli-Ausgabe von "Schach" findet sich ein Turnierbericht von Tobias Hirneise (Gf. ACO) auf Seite 44 zu den ACO-Weltmeisterschaften auf Kreta.ACO wird also nicht von allen Seiten "ausgeblendet" oder in die Dunkelkammer geschickt.Ich bin zudem gespannt, ob Turnierpartien aus ACO-Turnieren in den geläufigen Datenbanken auftauchen werden.Schachzüge sind ja Informationen, egal unter welcher "Herrschaft" sie ausgeführt werden.

Beitrag von Kiffing

DSB und ACO gehen jetzt wieder aufeinander zu und führen Gespräche, um für diesen Konflikt eine Lösung zu finden. Das ist erst einmal gut, weil der Beschluß des DSBs, keine ACO-Turniere mehr auszuwerten, zwar durchaus seine innere Logik haben kann, aber gleichzeitig zulasten der Schachfreunde geht. Denn dadurch entsteht ein Anreizverlust, die wirklich gut organisierten Turniere der ACO mitzuspielen, so daß das Turnierangebot für die Schachspieler insgesamt an Attraktivität verliert. [url]http://schachbund.de/entry/740[/url]

Beitrag von Mufasa

[QUOTE=Kiffing;19887]Der Konkurrenzkampf zwischen dem DSB und der weltweiten Amateurschachorganisation ACO wird schärfer. Nun hat der DSB [URL="http://schachbund.de/entry/727"]beschlossen[/URL], daß Turniere der ACO nicht mehr DWZ-ausgewertet werden. Die harte Maßnahme wurde damit begründet, daß zum einen der DSB damit mit der FIDE mitziehe, die in der ACO ebenfalls eine Konkurrenz sieht. Zum anderen wird es vom DSB nicht gerne gesehen, daß die ACO derzeit daran bastelt, ein eigenes Wertungssystem aufzubauen. ...[/QUOTE]Ob die ACO wirklich als Konkurrent zum DSB anzusehen ist wage ich zu bezweifeln. In meinen Augen fungiert diese Organisation recht aktiv (was durchaus positiv zu sehen ist) als Turnier- und Reiseveranstalter und nimmt weniger die Funktionen eines Weltverbandes ein. Und dies ist von deren Gründern denk ich auch viel mehr beabsichtigt als vielleicht nach aussen hin gerne dargestellt wird. Die Gefahr für FIDE und DSB sehe ich leider als relativ gering an - was ich schade finde, denn das Modell (etwas gegen die FIDE zu unternehmen) ansich ist absolut zu befürworten!Ein eigenes Wertungssystem - aha - und wo siehst du hier Fortschritte in den genannten zwei Jahren Dasein (+Planungsphase)?! eigenes System schön und gut - aber es gibt keines... Turniere für genügend Erstzahlen müssten mittlerweile ja vorhanden sein![QUOTE=Kiffing;19887]Umstritten ist die ACO aber aufgrund der Tatsache, daß der seit der verweigerten Untersuchung zum Bundesliga-Auftakt zum Feindbild vieler Schachspieler mutierte Falko Bindrich bei der ACO weiterhin als Geschäftsführer firmiert. Allerdings kann diese Haltung der ACO auch Respekt einflößen, in dem Sinne, daß die ACO durchaus ihre Werte habe und sich nicht von Tagesstimmungen beeinflussen lasse. ...[/QUOTE]Aha, man hat also Werte wenn man ansich eine Alternative zu einem Weltverband schaffen will und im gleichen Zuge seine Turniere gerne bei diesem zur Auswertung (diesen somit mitverdienen lassen soll) bringen möchte. Interessante Sichtweise und mir scheint es eher so als lägen die Werte dort eher bei bedrucktem Papiere!!Wo ist FB übrigens Feindbild vieler Schachspieler - in besagter Partie gegen Schachfreund Siebrecht kann ihm doch höchstens sein naives und leichtsinniges Verhalten vorgehalten werden (da gab es in letzter Zeit auf schachlicher Ebene viel schlimmere Fälle die Feindbilder schaffen konnten) - viel mehr wurde doch in der allgemeinen Netzdiskussion das teils lächerliche/stümperhafte Vorgehen des DSB in diesem Falle thematisiert.Dass der DSB die Turniere der ACO nicht auswerten will/wollte halte ich auch nicht für wirklich gut (mMn ist dies in erster Linie Politikum und somit Machtspielchen der üblichen Art). Es ist jedoch dessen gutes Recht eben private Veranstaltungen von der Auswertung auszuschließen - genau das gleiche Recht wie es jedem Organisator eines beliebigen Opens freisteht einen Spieler nicht teilnehmen zu lassen. Beide Möglichkeiten etwas auszuschließen kann man eigentlich nur für gutheissen oder wie wäre sonst gegen "Bulgarische Turnierformen" (die es mit Sicherheit in ähnlicher Variante auch schon hier gab, bzw von DSBMitgliedern in Anspruch genommen wurden - DWZ-Schiebereien etc) oder Unruhestiftende Teilnehmer vorzugehen?!

Beitrag von Kiffing

@Mufasa: Im Prinzip sehe ich es ähnlich, daß der Hauptverdienst der ACO derzeit darin besteht, Turniere zu organisieren, die bei den Spielern auch sehr gut ankommen. Das ist ja auch der Grund dafür, daß ich den Beschluß des DSBs sehr kritisch sehe, die Turniere der ACO nicht mehr auszuwerten, weil genau diese Turniere dann für die interessierten Schachspieler an Reiz verlieren. Du hast Recht damit, daß der DSB dazu das (formelle) Recht hat. Das meinte ich ja selbst auch mit der „inneren Logik“. Aber trotzdem ist es in meinen Augen ein Machtkampf, der auf dem Rücken der Spieler ausgetragen wird. Und daß da beide Organisationen jetzt aufeinander zu gehen und miteinander reden, ist doch eher ein gutes Zeichen. Vielleicht finden beide Organisationen ja eine Lösung, die zugunsten der Schachspieler ausfällt.Was die Stellung der ACO angeht, so ist der neue „Weltverband“ noch sehr jung, hat aber in den Monaten seit der Gründung schon viel erreicht, macht auch gute Promotion, hat sogar schon eine eigene „WM für Amateure“ in Thessaloniki auf die Beine gestellt, und so ist da, denke ich, auch noch einiges zu erwarten. Momentan ist die ACO natürlich noch nicht mit den Neuschöpfungen von Garri Kasparov mit PCA und Braingames zu vergleichen, aber die ACO hat ja auch ein ganz anderes Anliegen. Kasparovs Fokus waren die Spitzenspieler, der Fokus der ACO liegt dagegen im Breitensport. Ähnlich wie Du sehe ich keine Notwendigkeit eines eigenen Wertungssystems, weil ich der Ansicht bin, daß Elo und DWZ gut funktionieren und auch realistisch den Leistungsstand eines Schachspielers abbilden. In dem Vorhaben der ACO, ein eigenes Wertungssystem zu implementieren, sehe ich einen eher symbolischen Versuch, sich von der FIDE abzugrenzen, um so die eigene „Wertigkeit“ zu unterstreichen.Was Falko Bindrich angeht, so kann ich mich nur auf die Diskussionen beziehen, die derzeit im Internet geführt werden. Das Internet ist natürlich ein eigenes Phänomen, wo es sehr schnell Treibjagden gegen bestimmte Personen geben kann, die sich sehr schnell steigern können. Insofern ist das natürlich auch ein bißchen zu relativieren. Aber der Tenor sieht derzeit so aus, daß für viele die Weigerung von Falko Bindrich, dem Schiedsrichter sein Handy vorzuzeigen, mit der Überführung des Betrugs gleichgesetzt wird und gleichzeitig noch weitergehende Maßnahmen gegen den jungen GM gefordert werden, die bis zum dauerhaften Ausschluß von allen Schachveranstaltungen reichen. Das Ganze bettet sich ein in ein internationales Phänomen, zu dem ich vor Kurzem geschrieben habe und gleichzeitig gefragt habe, ob hier schon ein gewisser „[URL="http://www.schachburg.de/threads/1227-Hexenwahn-im-Schach"]Hexenwahn[/URL]“ vorliegt. Übrigens hat sein Verein Eppingen ihn nach dem Vorfall gesperrt gehabt, und Falko Bindrich spielt nun für den [URL="http://schachbund.de/dwz/db/verein.html"]SC Turm Lüneburg[/URL] in der Oberliga, ein deutlicher Hinweis darauf, daß ihn nach seinem Rauswurf bei Eppingen kein höherer Verein mehr wollte. Im übrigen würde ich mir mal anschauen, wie die Stellungnahme von Bindrich regelrecht „zerrissen“ wurde. Was da für ein Charakterprofil des jungen GMs gezeichnet wurde, war schon nicht mehr feierlich. Sich trotz dieser Stimmungen sich hinter seinem Geschäftsführer zu stellen, hat von daher m. E. durchaus Charakter, wenngleich ich damit nicht sagen will, daß Falko Bindrichs Verhalten in diesem Fall selbst unproblematisch und "astrein" gewesen sei. Ansonsten habe ich persönlich kein besonders emotionales Verhältnis zur ACO. Ich bin also selbst kein Fan davon, finde es aber gut, daß die einiges an guten Turnieren auf die Beine stellen, den Schachsport damit fördern, und halte die Maßnahme des DSBs, deren Turniere nicht mehr auswerten zu lassen, für überzogen..

Beitrag von Kiffing

Geschickt gemacht vom DSB, der ACO die Turniere nicht mehr auszuwerten, um ihnen dann ihr Wertungssystem und ihren selbstgewählten Status als "Weltverband" abzunehmen, damit der DSB deren Turniere wieder auswertet. Genau so sieht nun die "[URL="http://www.schachbund.de/entry/767"]Einigung[/URL]" zwischen beiden Organisationen aus. Wer da der Große und wer da der Kleine ist, ist unübersehbar. :eek:

Beitrag von zugzwang

[QUOTE=Kiffing;20144]Geschickt gemacht vom DSB, der ACO die Turniere nicht mehr auszuwerten, um ihnen dann ihr Wertungssystem und ihren selbstgewählten Status als "Weltverband" abzunehmen, damit der DSB deren Turniere wieder auswertet. Genau so sieht nun die "[URL="http://www.schachbund.de/entry/767"]Einigung[/URL]" zwischen beiden Organisationen aus. Wer da der Große und wer da der Kleine ist, ist unübersehbar. :eek:[/QUOTE]Wenn es so rüberkommt, dann war es vllt. "geschickt" vom DSB.Bei mir kam es ganz anders rüber:1. Der DSB zettelt einen überflüssigen Kleinkrieg mit einer Mini-Organisation an, die als Turnierveranstalter einer unter vielen Partnern des Schachsports ist.2. Die DSB-Gründe (Fide) wirken vorgeschoben und werfen so oder so ein schlechtes Bild auf die Entscheidung. Hat man Druck von der Fide erhalten? Wie rechtlich berrechtigt war oder ist dieser Druck?3. Die Entscheidung wirkt wie ein Nachkarten wegen anderer Sachen, in denen das DSB-Regelwerk nicht mehr zeitgemäß und rückständig war (F.B.)4. Der DSB handelte gegen die Interessen einiger seiner "Kunden" (DSB-Schachspieler) und stiftete Verwirrung bei Funktionären, die nichts von Kleinkriegen zwischen Organisationen zu Lasten des Schachsports und der Turnireausrichtung halten.5. Der DSB begab sich in eine rechtliche Grauzone.Ob er als gemeinnütziger Verband tatsächlich ein so weitgehendes Hausrecht besitzt wie eine Privatperson, halte ich für zweifelhaft. Seine Entscheidungen müssen sich an der Satzung messen lassen und dürfen nicht diskriminierend oder boykottierend sein.Ob die ACO als Turnierveranstalter und damit EU-Unternehmer noch erweiterte Schutzrechte gegen Wettbewerbsnachteile durch getarnte "Boykottmaßnahmen" (Auswertungssperre) hat?Eine Frage für EU-Wirtschaftsjuristen.Der DSB hat mit der DEWIS-Umstellung genug zu tun, vernünftig bleibt, daß er den 2-Fronten-Krieg an der Auswertungsfront "geschickt" vermieden hat, nachdem er ihn aus meiner Sicht ohne Not eröffnete.