Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Die Strategie des Igels“

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Beitrag von hako

Ich möchte diesen Thread nutzen um verschiede strategischen Ideen und Pläne der Igel-Stellung und igelartigen Systeme zu sammeln und zu diskutieren. Ich finde der Igel ist ein nicht so einfaches sehr häufiges Thema im Schach, wenn man bedenkt, dass dieser Stellungstyp durch verschiedene Eröffnungen entstehen kann. Ich habe diesen Thread vorsätzlich unter Strategie und nicht unter Eröffnungen gepackt, da ich den Fokus auf das Mittelspiel legen möchte und nicht auf die verschiedenen Eröffnungsvarianten, wie man mit seiner Farbe in eine bevorzugte Igelstellung gelangt.Der Igel bezeichnet einen schwarzen Aufbau, der wenn man so will, sehr platzsparend ist. Die 7 Bauern stehen auf a6, b6, d6, e6, f7,g7 und h7. Ein Läufer sehr auf b7, der andere auf e7, die Springer tummeln sich auf f6 und d7, die Türme auf c8 und f8/e8. Mit König auf g8 und Dame auf c7 kein weist der schwarze keinen sonderlich großen Raumvorteil auf. Den besitzt Weiß, üblicherweise mit Bauern auf e4 und c4.Eine prinzipiell mögliche Igelstellung könnte also so aussehen:[FEN=2r2rk1/1bqnbppp/pp1ppn2/8/1PPNP3/P1N1B3/2Q1BPPP/2R2RK1 w - - 0 14]2r2rk1/1bqnbppp/pp1ppn2/8/1PPNP3/P1N1B3/2Q1BPPP/2R2RK1 w - - 0 14[/FEN]Der Igel verdankt seinen Namen seinem passiven, aber effektiven Bauernwall am Damenflügel. Springerangriffe wie Nb5 sind nicht direkt möglich, sodass ein Angriff der Dame auf c7 zu unglücklichen Terminen ausgeschlossen ist. Man sagt über die Igelstellungen, dass sie zuerst wohl sehr ruhig und positionell sind und Schwarz sich zunächst der gegnerischen Stellung über günstig aufbaut und dann aktiv wird. Ab dann wird der Spiel wohl häufig scharf. Der Schwarzer kann das Spiel durch vorbereitete Bauernvorstöße mit b6-b5 oder d6-d5 (manchmal auch e6-e5, wenn f2-f4 gespielt wurde) öffnen.Hier ein Beispiel aus einer Partie:[FEN=1qr2rk1/1b1nbppp/pp1ppn2/8/1PPNP3/P1N1BP2/4B1PP/2RQ1R1K w - - 0 0]1qr2rk1/1b1nbppp/pp1ppn2/8/1PPNP3/P1N1BP2/4B1PP/2RQ1R1K w - - 0 0[/FEN]Die Stellung ist aus einem Youtube-Video, was ich Interessenten sehr empfehlen kann ;)[Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://www.youtube.com/watch?v=NYQDsIOIhBM". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://www.youtube.com/watch?v=NYQDsIOIhBM" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.]Weiß hat hier f2-f3 gespielt, um gegen den langen Läufer von Schwarz auf b7 vorzugehen. Außerdem baut er Druck aum Damenflügel durch Bauernvorstöße auf. Schwarz hat bereits mit Qc7-Qb8 seinen Turm auf c8 demaskiert und wartet weiter hab wie Weiß sich entwickelt. Es folgt: 1.Na4 Bd8 2.Bg1 Bc7 Schwarz spielt auf den Bauern h2, der nach d6-d5 sofort angegriffen wäre. Daher wird er gedeckt. Nach 3.Rc2 Nh5 darf Weiß nicht 4.g3 spielen, um den Springer das gute Feld f4 zu nehmen. Der Schwarzer könnte dann mit d6-d5 die Diagonale öffnen kann, auf der der Kong bereits ungeschützt steht. Daher 4.Qd2. NUN spielt Schwarz mit 4. ... d5 auf und öffnet die Diagonale, auf der der schwarzfeldrige Läufer steht. anschließend hantiert er mit Springer, Läufer und Dame am Königsflügel und im Zentrum und seht nach wenigen Zügen mit taktischen Kniffen Matt. :)

Beitrag von Kiffing

Mir gefiel in diesem Zusammenhang das Apercu von Mark Dworetzki, der in einem seiner Lehrbücher das typische Problem von Weiß gegen Igelstellungen festhält: "Weiß steht ideal, aber in dem Wort selbst steckt schon sein ganzes Problem, ein Ideal kann nicht mehr verbessert werden." Weiß steht gegen sehr viele schwarzen Igelstellungen vor diesem Problem, und auch ich habe in meiner Praxis gegen den Igel ein Gefühl dafür entwickelt, was Dworetzki meint. :D