Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Machtkampf zwischen NSF und FIDE nach Ausschluß des russischen Damenteams von Tromsö“

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Beitrag von Kiffing

Vor der kommenden Schach-Olympiade in Tromsö tobt derzeit ein Machtkampf zwischen dem Norges Sjakkforbund (NSF) auf der einen Seite und dem Russischen Schachverband sowie dem FIDE-Präsidenten Kirsan Iljumschinov auf der anderen Seite. Weil verschiedene Mannschaften sich bis jetzt noch nicht für die Schach-Olympiade angemeldet haben, erklärte der Ausrichter, eine Anmeldung sei nun nicht mehr möglich. [URL="http://de.wikipedia.org/wiki/Schacholympiade_2014"]Betroffen[/URL] sind dabei Gabun, Elfenbeinküste, Kambodscha, Oman, Pakisten, Senegal und die Zentralafrikanische Republik sowie bei den Damen Afghanistan und Rußland.Das russische Team ist natürlich empört, zumal sein berühmtes Damenteam gestandener Titelverteidiger ist. Rußland hatte bislang noch nicht gemeldet, weil der angestrebte Föderationswechsel der Ukrainerin Kateryna Lahnos nach Rußland wohl noch nicht abgeschlossen war. Rußland wollte mit Lahnos spielen, auch unter dem Hintergrund, daß Nadeschda und Kossinzewa ihren Rücktritt aus dem russischen Nationalteam verkündet hatten. Der russische Schachverband wird gegen diese Entscheidung klagen. Seine [URL="http://de.chessbase.com/post/russlands-frauen-duerfen-nicht-zur-olympiade"]Argumentation[/URL]:[QUOTE] Der Russische Schachverband wies seinerseits daraufhin hin, dass nicht geregelt ist, welche Sanktionen verhängt werden, wenn man gegen Paragraph 3.6.1 verstößt. Darüberhinaus heißt es in Paragraph 3.7.2, dass verspätete Meldungen von Spielern oder Delegationsteilnehmern bis 20 Stunden vor Turnierbeginn zulässig sind. In diesem Fall ist eine Säumnisgebühr von 100 Euro für jeden Spieler oder jedes Delegationsmitglied zu zahlen. Es ist allerdings nicht unmittelbar deutlich, ob die erwähnte Nachmeldung dazu dienen soll, einen Spieler zu ersetzen oder noch einen weiteren Spieler aufstellen zu können.Darüberhinaus stellte das Organisationskomitee dem Russischen Schachverband am 7. Juli 2014 für die Registrierung von zehn Spielern, zwei Mannschaftskapitänen, zwei Trainern und dem Delegationsleiter (insgesamt 17 Personen) den Betrag von 13.600 Euro in Rechnung. Dieser Betrag wurde vom Russischen Schachverband umgehend bezahlt und von den Organisatoren erhalten. Infolgedessen vertritt der Russische Schachverband die Ansicht, dass das Organisationskomitee keinerlei juristische Grundlage hat, um die Russische Frauenmannschaft von der Teilnahme an der Olympiade in Tromsø auszuschließen. [/QUOTE]FIDE-Präsident Kirsan Iljumschinov, der natürlich ein enger Freund des Russischen Schachverbandes ist, der ihn ja mit der Vergabe von Sotschi für die kommende Schach-WM zwischen Anand und Carlsen aus der Bredouille geholfen hat, warf nun seine Autorität als Präsident der FIDE in die Waagschale und legte gegen diese Entscheidung ein Veto ein, d. h. er nahm diese Entscheidung offiziell zurück. Seine Begründung ist hier einzusehen (auf englisch): [url]http://de.chessbase.com/post/brief-des-fide-praesidenten[/url]Die Frage ist nun, wie der NSF darauf reagieren wird, und ob er aus Protest gar die Schach-Olympiade platzen läßt, was natürlich ein schwerer Schaden für das Schach wäre. Es ist zwar richtig, daß Iljumschinov wohl gar nichts anderes übrigbleibt, als so zu reagieren, denn er ist den Russen etwas schuldig. Aber für seine Entscheidung hat er auch schachlich gute Gründe. Deshalb unterstütze ich ihn in diesem Fall, weil eine Olympiade bei den Damen ohne den Titelverteidiger nicht mehr dieselbe wäre. Ein wenig mehr Kulanz vom Ausrichter wäre angebracht gewesen und hätte allen Seiten mehr gedient.

Beitrag von zugzwang

Sieht nach ner Rumpfolympiade in Sotschi aus und der WM-Kampf Carlsen-Anand könnte auch noch Wellen zu spüren bekommen.Die norwegische Sportszene habe ich professioneller wahrgenommen, als mir ihr Schachverband rüberkommt.Scheint doch so zu sein, wie BMI und andere annehmen: Schach ist doch weniger Sport...

Beitrag von Kiffing

Der Schaden ist abgewendet, der Veranstalter hat zum Glück noch eingelenkt und seinen Ausschluß für die Verspäter zurückgezogen: Hier das entsprechende Schreiben von Hans Olaf Karde und Börge Robertson: [Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://chess24.com/de/olympiad2014/news/organisers-stand-by-case-but-allow-teams-to-play". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://chess24.com/de/olympiad2014/new ... ms-to-play" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.]Damit steht den Spielen hoffentlich nichts mehr im Weg. :)