Der Minoritätsangriff, zu deutsch: Minderheitenangriff, meint den Angriff der Bauernminderheit (Minorität) am Damenflügel. Der Minoritätsangriff entsteht nach meinen Erfahrungen im Prinzip ausschließlich nach geschlossenen Eröffnungen nach dem Tausch cxd5 exd5. Er ist relativ einfach zu spielen, weil es dafür ein festes Rezept gibt, das ich euch gerne vorstellen möchte, sofern es noch nicht bekannt ist.Hier seht ihr die für den Minoritätsangriff typische Bauernstruktur:[FEN=54]4r1k1/pp3ppp/2p5/3p4/3P4/6P1/PP3P1P/1R4K1 w - - 0 1[/FEN]Weiß prescht nun einfach den durch den Turm auf b1 unterstützten b-Bauern nach vorne mittels b4 und b5, um den Abtausch auf c6 zu erzwingen, wonach folgende Struktur entsteht, die gleichzeitig das Ziel des Minoritätsangriffs ist:[FEN=324]6k1/p3rp1p/2p3p1/3p4/3P4/6P1/P4P1P/1R4K1 w - - 0 4[/FEN]Schwarz hat auf c6 einen rückständigen Bauern verpaßt bekommen, der künftig als Schwäche ausgebeutet werden kann. Wie bei allen rückständigen Bauern ist auch das Feld vor ihm, in diesem Fall auf c5, interessant. Es ist für den Gegner eine Felderschwäche. Außerdem ist die b-Linie für den eigenen Turm geöffnet.
Beitrag von Jan97
Weshalb ist das denn eine typische Bauernstrucktur für den Minoritätsangriff?
Beitrag von Kiffing
Weil diese Bauernstruktur nach vielen geschlossenen Eröffnungssystemen entsteht und sich für den Minoritätsangriff am besten eignet. Vergleiche das am besten mit der Endstruktur nach dem erfolgten Minoritätsangriff im zweiten Diagramm. Da hat Weiß sich einige positionelle Vorteile herausgespielt.
Beitrag von yury
Weiß sollte noch einen e3-Bauern gesponsert bekommen. ;)
Beitrag von Zapp Brannigan
[QUOTE]Der Minoritätsangriff entsteht nach meinen Erfahrungen im Prinzip ausschließlich nach geschlossenen Eröffnungen nach dem Tausch cxd5 exd5.[/QUOTE]Also erstes mal bekommt man die carlsbadstruktur sehr wohl auch durch 1.e4 eröffnungen, 1.e4 c6 2.d4 d5 3.exd5 cxd5 4.Bd3, schwarz will den minoritätsangriff spielen, weiss auf königsangriff. Zur gleichen struktur kommt man auch in vielen sogenannten damenbauer-eröffnungen, z.bsp. im london bekommt man oft gegen schwächere gegner die stellung 1.d4 d5 2.Bf4 Nf6 3.e3 e6 4.Nbd2 c5 5.c3 Be7 6.Nf3 cxd4 7.exd4 und weiss steht bombastisch, gegen stärkere gegner kommt aber leider oft 1.d4 d5 2.Bf4 c5 3.e3 cxd4 4.exd4 und schwarz hat eigentlich schon ausgeglichen. ähnliches kann auch im torre passieren, wobei der tausch für schwarz oft nicht so schlau ist weil eben schon e6 geschehen ist.Aber die carlsbad-struktur ist auch überhaupt nicht die einzige struktur wo man einen minoritätsangriff spielen kann. du als sizilianisch spieler solltest doch eigentlich wissen dass das ziel vieler sizilianer der minoritätsangiff mit a6+b5 gegen a2, b2, c2 ist!Was deine erklärung der carlsbad-struktur angeht, das ist dann schon etwas einseitig. wichtig ist die stellung aller figuren und schwarz schaut natürlich nicht zu. wenn weiss einfach besser stehen würde würde keiner mehr QGD mit schwarz spielen. während weiss nämlich all seine figur am damenflügel positioniert (Rb1, Rc1, Qc2, Bd3, Nc3-a4) manövriert schwarz mit vorliebe all seine figuren zum königsflügel (Rd6, Re8 (oder f8), Qf6, Ne4 (oder h5), Bf5/g4/h3 und der figurenangriff von schwarz ist ganz nett.Ich persönlich spiele lieber die "falsche" seite der carlsbad-struktur, nach 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Nc3 c6 4.cxd5 exd5 habe ich mit schwarz aus 3 partien 3 siege (leider im noteboom nur niederlagen :( ), im london und torre auch immer sehr gute resultate. Auch 1.d4 Nf6 2.Nf3 e6 3.e3 was momentan mein favorit ist ist nach d5 4.Bd3 c5 5.b3 Nc6 6.0-0 cxd4 7.exd4 eigentlich eine art carlsbad-struktur entstanden, wenn auch der c-bauern noch auf c2 steht und oft nach c4 geht, was dann zu hängenden bauern führt.