Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Strategische Planlosigkeit“

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Beitrag von Kampfkeks

Hi liebe Schachburg!Ich weiß nicht so recht, wie und wo ich anfangen soll... Also Folgendes: Manchmal habe ich einfach keine Ahnung, was ich ziehen soll. Oft sind´s langweilige Stellungen, bei denen nichts droht und es nichts zu berechnen gibt. Typischerweise sind die Damen und ein paar Leichtfiguren abgetauscht, in der Brettmitte gibt´s keine Bauern. Alle meine übrigen Figuren sind im Spiel, die Springer stehen zentral, die Läufer haben Diagonalen usw.Was mache ich denn jetzt? Ok, Schwachpunkte beim Gegner suchen. Aber wenn´s die nicht gibt? Soll ich auf Teufel komm raus den König angreifen? Oder die Türme ins Spiel bringen? Auf Bauernjagd gehen? In solchen Stellungen fehlt mir oft jegliche Idee, wie ich weiterspielen soll. Was macht ihr in solchen Partien?LG keks

Beitrag von Kiffing

Wenn man selbst genügend Druck aufgebaut hat und in der gegnerischen Stellung keine Anhaltspunkte für eigenes Spiel existieren, hilft noch die Kunst des [URL="http://de.wikipedia.org/wiki/Lavieren_(Schach)"]Lavierens[/URL]. Ansonsten: schafft man eine Schwäche ist es gut, aber erst wenn man zwei Schwächen beim Gegner geschaffen hat, kann man den Gegner überfordern. Auch dafür kann das Lavieren gut sein. :)

Beitrag von ficus

[QUOTE=Kampfkeks;17281]Hi liebe Schachburg!Ich weiß nicht so recht, wie und wo ich anfangen soll... Also Folgendes: Manchmal habe ich einfach keine Ahnung, was ich ziehen soll. Oft sind´s langweilige Stellungen, bei denen nichts droht und es nichts zu berechnen gibt. Typischerweise sind die Damen und ein paar Leichtfiguren abgetauscht, in der Brettmitte gibt´s keine Bauern. Alle meine übrigen Figuren sind im Spiel, die Springer stehen zentral, die Läufer haben Diagonalen usw.Was mache ich denn jetzt? Ok, Schwachpunkte beim Gegner suchen. Aber wenn´s die nicht gibt? Soll ich auf Teufel komm raus den König angreifen? Oder die Türme ins Spiel bringen? Auf Bauernjagd gehen? In solchen Stellungen fehlt mir oft jegliche Idee, wie ich weiterspielen soll. Was macht ihr in solchen Partien?LG keks[/QUOTE]Kommt wirklich auf die Stellung an, meistens versucht man irgendeinen halbwegs sinnvollen Plan zu erstellen oder einfach seine Figuren aktiver zu postieren. Hast du ein paar Stellungsbeispiele?

Beitrag von Kampfkeks

Ja, Beispielsstellungen kann ich haufenweise liefern! Aus der Datenbank (gespeicherte FICS-Spiele) läßt sich´s aber nachträglich schwer rekonstruieren. Ich mach in den nächsten Tagen ein paar Screenshots, wenn ich in typischen "Keine-Ahnung"-Stellungen bin!

Beitrag von zugzwang

Wo bleiben die "Keine Ahnung-Stellungen" mit Screenshots?Ansonsten: Bauernstruktur, Bauernstruktur .... Felder für Figuren, (halb)offene Linien, Veränderungen durch weiteren Abtausch, wichtigere und weniger wichtige Figuren bei Dir und beim Gegner, Bauernhebel ausgeschöpft.

Beitrag von Kampfkeks

Oh je, da habe ich gar nicht mehr dran gedacht... :ups:

Beitrag von Kampfkeks

Ok, hier sind mal zwei typische Planlos-Stellungen. Leider nicht aus einem aktuellen Spiel heraus aufgenommen (seit gestern hat sich da nichts ergeben), sondern aus den gespeicherten Spielen herausgesucht.Sind beides Blitzpartien (5+0), und ich spiele jeweils mit Weiß.[FEN=keks001]3r3k/2pr2p1/p6p/8/8/2N3B1/PPP3PP/5RK1 w - - 0 33[/FEN]Restliche Bedenkzeit war für beide knapp, dh weit unter einer Minute. Schwarz hat zuletzt a6 gezogen, wahrscheinlich um meinem Springer ein Feld zu nehmen.Ich habe Läufer und Springer umhergeschoben, offenbar in der Hoffnung, Material zu gewinnen (nachträglich läßt sich´s schwer sagen), aber vergeblich: Schwarz konnte noch zwei meiner Bauern schlagen, hat dann aber wegen Zeitüberschreitung verloren!Nachträglich sieht Se4 ganz gut aus, um ihn auf c5 zu postieren und mit dem b-Bauern zu decken. Sicher bin ich mir aber nicht. Welchen Plan würdet ihr empfehlen?**************[FEN=keks002]r3q1k1/ppp2pp1/2n4p/8/3P4/3Q4/P4PPP/R1B3K1 w - - 0 1[/FEN]Hier wurden zuletzt auf e8 Türme getauscht, dh der letzte Zug von Schwarz war Dxe8. Ich habe Le3 gespielt, einige Züge später grob geschnitzt (Läufer verloren) und dann aufgegeben. Auch im Nachhinein habe ich keine Idee, was der Plan für Weiß sein könnte. Vielleicht hätte ich den Läufer nach b2 ziehen sollen -auf b2 (mit der Option a3) steht er wahrscheinlich flexibler und kraftvoller, als auf e3. Aber einen griffigen Plan/Ansatzpunkt finde ich hier auch im Nachhinein nicht so richtig.

Beitrag von Kiffing

Obere Stellung:Zwei Leichtfiguren sind natürlich besser als ein Turm, Du hast zudem einen Bauern mehr und solltest gewinnen. Der Gewinn hier ist freilich noch nicht forciert, deshalb ist es hier tatsächlich unerläßlich, wie Du sagst, einen Plan zu entwickeln:Als Erstes fällt auf, daß Du am Damenflügel die Majorität (Bauernmehrheit) hast. Am Königsflügel dagegen stehen zwei eigenen Bauern zwei gegnerischen Bauern gegenüber, da kannst Du nichts reißen. Also sollte Dein Augenmerk auf den Damenflügel gehen. Zusätzlich fällt auf, daß die Bauernstruktur des Gegners dort schwach ist, er hat zwei Isolanis. Das sind seine Schwächen, und die sollten unter Druck gesetzt werden. Zuerst solltest Du mit Deinem Läufer nach f4, um das Feld d2 zu decken, damit der gegnerische Turm nicht auf die so wichtige vorletzte Reihe kann. Der Springer sollte auf c3 stehenbleiben, damit erst einmal d1 gut gedeckt ist. Dann solltest Du mit dem Turm über die 4. oder 5. Reihe (Turmlift) auf die a-Linie gehen, dort den schwachen Ba6 unter Druck setzen, das wird einen der wichtigen Türme des Gegners schon einmal an die Verteidigung binden, und dann würde ich im richtigen Moment Deine Leichtfiguren noch in den Angriff auf die Schwächen einbinden, und sobald der Ba6 oder der Bc7 fällt, sollte sich die Majorität dann in Bewegung setzen. Das dürfte dann relativ problemlos gewinnen. Untere Stellung:Hier ist Deine Stellung natürlich schwierig, weil Du einen Minusbauern und die schlechtere Bauernstruktur hast. Mit Le3 würde ich die e-Linie plompieren, Deinen schwachen Bd4 decken (auch in Vorbeugung für ein ...Td8) und die Türme verbinden und dem Gegner mit dem Turm und ggf. mit der Dame in einem Druckspiel auf den halboffenen Linien b und c nerven. Evtl. wird er dabei seine Bauern vorziehen, um diese zu decken, wonach Schwächen entstehen, die Du dann besetzen oder irgendwie anders ausbeuten kannst. Aber der weitere Partieverlauf läßt sich hier, zumindest für mich, noch nicht so gut abschätzen.

Beitrag von zugzwang

Blitzpartien haben noch ihre eigenen Zusatzstrategien/Pläne...;)Mich interessiert aber nur der schachliche Teil, der auch für andere Rest-Zeitvorräte relevant ist.Stellung 1 ist eine Endspielstellung mit deutlichem Materialvorteil für Weiß, der zum Gewinn ausreichen sollte. Es beginnt die für viele Spieler schwierige Verwertungsphase, die sogenannte Technik.Ich selbst habe mich auch schon in etlichen Partien relativ hilflos gefühlt, nachdem ich die erkannten und offensichtlichen Angriffsziele erobert hatte und es keine neuen Ziele mehr gab, sondern darum ging, den Beutescheck bei der bezogenen Bank gewinnbringend einzulösen. Grundplan: Sicherung der Beute (nicht gleichbedeutend mit reiner Verteidigung, auch ein geeigneter Gegenangriff dient der Beutesicherung - Verlust hier, Gewinn aber da), Schaffung eines Freibauern mit Figurenunterstützung, ggf. vorsichtige Aktivierung des Königs zur Unterstützung.Hilfsbeobachtungen: Schwarz hat immer noch 3 Schwächen: a6, c7, g7.Die weiße Bauernstruktur ist sehr gesund, schwächster Bauer wohl c2.Weiß kann sich den Abtausch eines Turmpaares recht locker erlauben wegen des Mehrbauern. Ansonsten muß man aufpassen, daß bei T+L+S gegen T+T ein Turmpaar nicht zu leichtfertig getauscht wird, da L+S manchmal recht unbeholfen gegen den einzelnen T sind.In Position 1 möchte ich Lf4 spielen, um schwarzes Gegenspiel (d2 mit Angriff auf c2) zu unterbinden.Ich meine, ich brauche hier noch keinen ganz genauen Plan außer obiger Grundlage (Absicherung, Unterbinden schwarzer Angriffsmöglichkeiten).Stellung 2: Weiß sucht Kompensation für den Wenigerbauern und 2 verbliebene Bauernschwächen. Chance ist das Ungleichgewicht weitreichender Läufer gegen Springer in offener Stellung, Problem dabei aber der störende und schwache Bauer d4.Weiß kämpft für mich ums Überleben und wenn Schwarz zu Sd5 nebst c6 käme, wäre seine Stellung fest und er kann an die Realisierung seines Vorteils denken, indem er die Schwerfiguren zentralisiert und ggf. zum Abtausch anbietet.Diesem müßte Weiß ausweichen, was seine Stellung zumeist verschlechtert.Weiß muß aus meiner Sicht d4-d5 spielen, bevor dieser blockiert wird, und dann hoffen, daß er für den dann schlecht deckbaren Bauern im Gegenangriff einen gegnerischen Bauern am Damenflügel erhält. Bei einer Postierung des L auf b2 hat man nach d4-d5 immer mal die kurze Drohung gegen g7, die ein wichtiges Tempo bringen kann. Großartige Chancen gegen den sK hat man aber wohl nicht, weil f7-f6 alles blockt und den sK nur weißfeldrig schwächt.Allzu weitreichende Pläne kann Weiß nicht mehr machen. Er muß zusehen, daß er in der folgenden schwarzen Aufstellung Ungereimtheiten findet. Schwarz muß sauber spielen, weil Weiß nach Entwicklung und Beseitigung des Grundreihenmotivs ein bißchen gegen b7, c7 drücken kann. Für mich sieht Lb2 auch geeigneter aus, Schwarz Verwertungsprobleme zu stellen.Einen großen Plan bietet die weiße Stellung für mich nicht an.Also Hoffen und Reagieren!

Beitrag von Kampfkeks

Vielen Dank euch beiden für die Antworten!Plan für Stellung 1 ist also das Spiel gegen die zwei schwachen Bauern am Damenflügel. Gleichzeitig muß man auf c2 achten, deshalb erst Lf4 um Td2 zu verhindern.Hab die Stellung mal gegen Fritz (mittlere Spielstärke) gespielt, aber jedesmal verloren! Ist gar nicht so einfach, aber ich werde es weiter versuchen. Nach Lf4 zieht er übrigens Te7.Und in Stellung 2 steht Weiß einfach zu schlecht, um eigene Pläne schmieden zu können, wenn ich euch richtig verstanden habe. Also spielt man defensiv weiter und wartet auf die Chance, gegen die b- und c-Bauern Druck machen zu können.

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=Kampfkeks;17766]Und in Stellung 2 steht Weiß einfach zu schlecht, um eigene Pläne schmieden zu können, wenn ich euch richtig verstanden habe. Also spielt man defensiv weiter und wartet auf die Chance, gegen die b- und c-Bauern Druck machen zu können.[/QUOTE]Sich rein defensiv zu verteidigen, ist im Schach generell kein allzu gutes Rezept. Der Gegner kann in Ruhe seinen Druck verstärken. Besser ist es, in Verteidigungsstellungen aktives Gegenspiel mit der notwendigen Verteidigungsarbeit zu verbinden, um es dem Gegner so schwer wie möglich zu machen, seinen Gewinn auch nach Hause zu fahren. Dem Verteidiger kommt zudem zugute, daß sich der Gegner psychologisch oft schon im "Abschaltmodus" befindet und nur noch mit halber Kraft weiterspielt, weil er denkt, der Gewinn sei schon mehr oder weniger geleistet. Gerade solch ein Gegner tut sich mit aktiver Verteidigung schwer. Die aktive Verteidigung hier wäre etwa das von mir schon angeregte Spiel auf den halboffenen Linien b und c.

Beitrag von zugzwang

[QUOTE=Kampfkeks;17766]...Und in Stellung 2 ... Also spielt man defensiv weiter und wartet auf die Chance, gegen die b- und c-Bauern Druck machen zu können.[/QUOTE]Kiffing hat das schon gut differenziert.Abwarten ist nicht unbedingt defensiv spielen. Abwarten bedeutet vielmehr, daß man nicht mehr die Initiative besitzt und gezwungen ist, auf Aktionen/Pläne des Gegners zu reagieren. Diese Reaktion kann je nach Möglichkeit der Stellung in Gegenangriff oder in Verteidigung bestehen. Wenn der Gegner mehrere aussichtsreiche Fortsetzungen hat, fällt das Abwarten natürlich schwer; denn man darf ja nicht so abwarten, daß eine dieser Möglichkeiten sehr verheißungsvoll wird.Persönlich versuche ich so abzuwarten, daß ich auf den aussichtsreichsten, unangenehmsten Plan des Gegners versuche, eine Gegenidee zu entwickeln.Aus meiner Sicht wäre die Blockade von d5 für Weiß sehr unangenehm, weshalb ich vorschlug, Varianten mit d4-d5 anzustreben, selbst auf die Gefahr hin diesen Bauern zu verlieren. Deshalb halte ich Ausschau danach, den Bd5 für einen schwarzen Bauern zu tauschen.Stellung 1 ist technisch schon anspruchsvoll und erfordert wohl Geduld mit kleinen Verbesserungen. Gegen eine engine ausspielen, ist hier eine sehr gute Trainingsidee, auch wenn es schief geht.Bei 1. Lf4 Te7 denke ich an h2-h4 (gewisse Absicherung des Lf4), nebst g2-g3 (Raum für den wK, Sicherung des Lf4) und Kg2-f3.

Beitrag von Kampfkeks

Ok, verstehe. Weiß muß verhindern, daß sich der Springer vor den Bauern stellt. Das sieht tatsächlich sehr unangenehm aus, da Weiß diesen Springer wegen des eigenen d-Bauern kaum noch bekämpfen kann. Daher die Idee mit d4-d5.Die weiße Strategie lautet hier also, die Pläne von Schwarz aktiv zu bekämpfen.

Beitrag von zugzwang

Und dann mal her mit Deinen weiteren Stellungsbildern - am besten aus Turnierpartien mit etwas längerer Bedenkzeit.

Beitrag von Kampfkeks

Mit Turnierpartien wird´s schwierig, weil ich nur online spiele. Meistens mit 15+0 Minuten Bedenkzeit. Hier noch zwei weitere Stellungen, bei denen ich Schwierigkeiten hatte, einen langfristigen Plan zu fassen. Ich bin jeweils am Zug.Stellung 3: Schwarz am Zug[FEN=keks003]r3k2r/ppp2ppp/2n1b3/8/5N2/3P1N2/PPP3PP/R4RK1 b kq - 0 13[/FEN]Kein Plan. Ich spielte 0-0-0, um den König in Sicherheit zu bringen und die d-Linie zugleich mit einem Turm zu besetzen. Wahrscheinlich keine gute Idee, es folgte Sxe6 fxe6, und vom Gefühl her schätze ich das als Verschlechterung für Schwarz ein. Vielleicht hätte ich den Läufer vorher wegziehen sollen. ***************************Stellung 4: Weiß am Zug[FEN=keks004]5rk1/1q3pnp/4p1p1/3pP3/2pP1PP1/Q1P2B2/7P/4N1K1 w - - 0 31[/FEN]Mal wieder kein Plan. Was ist in dieser Stellung wichtig? Ins Auge springt auf jeden Fall die offene a- und b-Linie. Da Schwarz zwei Schwerfiguren hat, kann er das besser ausnutzen, und ist daher wahrscheinlich im Vorteil. Also wäre es für Weiß logisch, die Figuren so zu postieren, daß Schwarz zu keinem Spiel auf den offenen Linien kommt. Oder??

Beitrag von Kiffing

Stellung 3:Du hast Recht: Der Le6 sollte weggezogen werden, denn sonst ergeben sich für Deine Bauernstruktur folgende Probleme: eine eklatante Bauernschwäche auf e6 (Isolani), die geradezu eine Einladung für Weiß ist, Dir sein Spiel aufzuzwingen, und die Tatsache, daß Du nun mehr Bauerninseln hast, die schwerer verteidigt werden können als nur wenige. Der Preis dafür ist freilich, daß der Gegner zu Te1+ kommt und Dir Deine Rochade verbaut. Wenn die Damen aber vom Brett sind, ist der Verlust des Rochaderechts nicht mehr so schlimm.In Deiner Stellung aber hast Du einen strategischen Vorteil, nämlich die kleinere Majorität. Die kleinere Majorität ist deswegen ein Vorteil gegenüber der größeren Majorität, weil sich hier Freibauern (nach der [URL="http://www.schachburg.de/threads/165-Kandidat-voran!"]Kandidat-voran-Regel[/URL]) leichter bilden können. Deswegen war Dein Grundgedanke, groß zu rochieren, schon mal wichtig, und solltest Du auch tun, wenn Dein Gegner nach Deinem Läuferrückzug Te1+ unterläßt. Freibauern werden umso stärker, desto weniger Material auf dem Brett vorherrscht, also kommen Dir Abtäusche hier tendenziell gelegen. Aber verliere dabei nie die konkreten Umstände aus den Augen!Ich schlage vor: 1. ...Lg4 2. Tfe1+ Kd7 und dann den weißen Druck auf der offenen e-Linie zu neutralisieren und gleichzeitig langsam Dein Spiel am Königsflügel aufzubauen. Stellung 4:Du hast Recht, allerdings ist diese Strategie schon nicht mehr zu realisieren. Die b-Linie kannst Du zwar noch mit einem späteren Sb4 vorläufig plombieren. Aber der Schwarze wird über die a-Linie in Deine Stellung eindringen und dann später den Bc3 gewinnen, wogegen Du nichts tun kannst. Denn es ist nicht nur der Qualitätsnachteil, der Dir hier zu schaffen macht, sondern auch die Tatsache, daß Du in Deinem Lager bereits viele Schwachpunkte hast. Dein Gegner dagegen hat keinen einzigen Schwachpunkt, was die Möglichkeit eines aktiven Gegenspiels ausschaltet.

Beitrag von zugzwang

[QUOTE=Kampfkeks;17806]... Hier noch zwei weitere Stellungen, bei denen ich Schwierigkeiten hatte, einen langfristigen Plan zu fassen. ... Wahrscheinlich keine gute Idee, es folgte Sxe6 fxe6, und vom Gefühl her schätze ich das als Verschlechterung für Schwarz ein. Vielleicht hätte ich den Läufer vorher wegziehen sollen. ... Da Schwarz zwei Schwerfiguren hat, kann er das besser ausnutzen, und ist daher wahrscheinlich im Vorteil. Also wäre es für Weiß logisch, die Figuren so zu postieren, daß Schwarz zu keinem Spiel auf den offenen Linien kommt. Oder??[/QUOTE]Zu den Stellungen kann ich Kiffing nur beipflichten, wie Du für Stellung 1 auch schon selbst erkannt und gefühlt hast.Etwas allgemeiner:Viele Schachstellungen enthalten keinen großen, langfristigen Plan.Insbesondere keinen, der nicht immer wieder abgewandelt oder neu gefaßt werden müßte.Ich denke, es ist hilfreicher, eine Schachpartie in kleineren Schritten/Plänen anzugehen, die man als Manöver bezeichnet.Beispiele: Besserstellung einer Figur (z.B. Vorposten für den Springer), Verschlechterung der Bauernstruktur des Gegners, Vermeidung einer eigenen Bauernschwäche, Öffnung/Besetzung einer Linie/Diagonalen, Abtausch bestimmter Figuren, Vermeidungdes Abtauschs, Schaffung/Verteidigung von Felderschwächen, Aktivierung von Bauernmehrheiten, Lockerung der gegnerischen Königsstellung, Vermeidung eingener Lockerungen (Prophylaxe), Schaffung/Blockade von Freibauern.Wie sehen die Pläne von Weiß und Schwarz in der ersten Stellung aus?Ich sehe keine "großen" Plan außer einer angemessenen Behandlung einer dem Endspiel zuneigenden Stellung. Die Bauernstruktur ist hier genauso wichtig wie im Mittelspiel, vielleicht noch wichtiger.Weiß hat ein Minimanöver gestartet: Abtausch des in der offenen Stellung recht starken sL bei gleichzeitiger Schwächung der schwarzen Bauernstruktur (isolierter e-Bauer, 3 Bauerninseln).Schwarz am Zug auf der Suche nach einem eigenen Manöver, muß entscheiden, ob er eine eigene gute Aktion zur Verfügung hat oder ob er das gegnerische Manöver entkräften oder erschweren kann. Schwarz muß auch entscheiden, ob hier restliche Entwicklung oder Bauernstruktur wichtiger ist.Nach 0-0-0, Sxe6 fxe6 haben dagegen beide Seiten schon einen klareren Plan:Weiß versucht, eine Initiative und Angriff um den Bauern e6 herum aufzubauen.Schwarz "plant" sich dagegen zu verteidigen, wenn ihm kein anderer Plan oder anderes Manöver einfällt.Manchem Schwarzspieler wird dies nicht behagen und er wird sich fragen, ob dies wirklich notwendig/erzwungen ist. Er wird daher überlegen, ob ein Wegzug des Läufers geschehen kann (=kurzes Manöver, kein Plan, sondern Vereitelung des gegnerischen Manövers/Miniplans) und ein Rochadeverlust hier schädlich ist.Beim Judo haben beide Gegner den "großen Plan", den Kampf für sich zu entscheiden.Neben dem "Königsangriff" in verschiedensten Wurf- und Hebeltechniken (Ippon) gibt es hier viele kleinere Manöver und Wertungen, um den Gegner etwas aus dem Gleichgewicht und in Nachteil zu bringen.Beim Schach ist es ähnlich.Stellung 4:Vielleicht ist es überlegenswert, wenn Du, Kampfkeks mal eine komplette Partie bis zur Deiner kritischen Stellung einstellst.Ansonsten:Welche Schachbücher zur Schachstrategie/Spielführung hast Du bisher gelesen?Ohne daß es da ein Wunderwerk gibt, sind da einige beachtliche Bücher auf dem Markt, die Anregungen zu Denkansätzen und Entscheidungsfindungen bieten.Nach meinen bisherigen Eindrücken möchte ich Dir tatsächlich Silman empfehlen.

Beitrag von Kampfkeks

Also komplette Partien werde ich hier bestimmt mal reinstellen, auch wenn dann alle sehen, wie schlecht ich bin... :rolleyes: Bücher habe ich keine gelesen, bei mir steht nur Fritz 8 im Regal, das war´s dann auch schon. Wobei ich ein Auge auf die Tigersprung-Bücher geworfen habe. Das Inhaltsverzeichnis klingt interessant, scheint recht abwechslungsreich zu sein ([url]http://www.jussupow.de/22982.html[/url]). So gesehen natürlich nicht im Sinne dieses Threads, aber ich habe ja auch von Endspielen und Eröffnung keine Ahnung... Zu den Stellungen: Das mit den Bauerninseln ist ein interessanter Punkt. Aus dieser Perspektive habe ich die Bauern noch gar nicht gesehen!Auch die Strategie-Idee mit den kleinen Schritten ist einleuchtend. Wenn man sich nach und nach kleinere Vorteile erarbeitet (Springervorposten, Linienbeherrschung), wird sich das sehr wahrscheinlich summieren... wenn man darüber nachdenkt, liegt dieses schrittweise Vorgehen eigentlich recht nah. Aber darauf muß man erstmal kommen. Bisher bin ich immer von einem großen Plan ausgegangen, den man sich zurechtlegt und dann versucht durchzusetzen. Jedenfalls dachte ich, daß die Profis das so machen.Eine Frage noch: Was eine Bauernmajorität ist, habe ich nachgeschlagen. Aber was ist kleinere "kleinere/größere" Majorität? :grübel:Nochmals tausend Dank für eure Hilfestellung! LG keks

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=Kampfkeks;17819]Eine Frage noch: Was eine Bauernmajorität ist, habe ich nachgeschlagen. Aber was ist kleinere "kleinere/größere" Majorität? :grübel:[/QUOTE]Das kann ich Dir gut an der besagten Stellung 3 erklären: Du hast am Königsflügel eine Mehrheit von 3 zu 2 Bauern, während der Gegner hier eine Mehrheit von 4 zu 3 Bauern hast. Also hast Du die kleinere Majorität und bist im Vorteil, weil sich daraus leichter und schneller ein Freibauer bilden kann. :)Eine Majorität am Damenflügel ist aber meistens noch besser, weil dann der gegnerische König schön entfernt ist. ;)

Beitrag von Dragon

[QUOTE]Wobei ich ein Auge auf die Tigersprung-Bücher geworfen habe. Das Inhaltsverzeichnis klingt interessant, scheint recht abwechslungsreich zu sein [/QUOTE]Zu den Tigersprungbücher:Das erste Buch dieser reihe ist Tigersprung auf 1500 DWZ es ist schon relativ anspruchsvoll. Man sollte ein Niveau von mindestens 1200 DWZ haben und ich denke selbst dann ist es noch relativ schwer. Wir nehmen es gerade im Training durch daher kann ich es sagen das manche Aufgaben sehr einfach sind vielleicht auch geeignet für dich aber die anderen Aufgaben sind selbst für erfahrene Vereinsspieler (über 1500 DWZ!) schon sehr schwer. Ich kenne deine Spielstärke ja nicht so gut das könnte man aus ganzen Partien besser sehen daher kann ich dich nicht so gut einschätzen aber trozdem denke ich andere "Anfängerbücher" wären besser für dich.sorry dieser Beitrag gehört nicht umbedingt zu diesen Thread.

Beitrag von Kampfkeks

@Kiffing: Danke für die Erklärung!@Dragon: Bei fics stehe ich bei Standardpartien (spiele meistens 15+0) immer so zwischen 1400-1500 (aktuell sogar 1533). Bei Blitzpartien (5+0) halte ich mit Mühe die 1200, spiele das aber aber auch nicht mehr so oft. Bei den Aufgaben von chesstempo habe ich ein Rating von 1455.6 (gerade nachgeschaut). Danke für deine Warnung!

Beitrag von zugzwang

[QUOTE=Kampfkeks;17819]...Bücher habe ich keine gelesen, bei mir steht nur Fritz 8 im Regal, das war´s dann auch schon...[/QUOTE]Deine bisher gezeigten Partiestellungen sehen ganz vernünftig aus, was Bauernstruktur, Königsstellung und Figurenaufstellung angeht.Ganz ohne Buch bzw. Bücher. Etwas Material ging jedem von uns schon mal in den Schachkämpfen verloren.Wenn Du aber mehr wissen willst, was Ziele und Methoden im Schach sind, dann führt imo an ergänzendem Lehrmaterial kein Weg dran vorbei.Nur mit eigenen gespielten Partien ist der Weg zur Erkenntnis länger und zeitaufwendiger.Nahezu alle großen Schachmeister (und Millionen von Amateuren) haben aus Spielen und Analysen anderer gelernt, ohne dabei das Rad zeitaufwendigfür sich selbst zu erfinden. Schachgenies erkennen bei dieser Arbeit aber auch Fehler ihrer Vorgänger, finden Verbesserungen und schaffen(teilweise) neue Ideen und Methoden.Von Paul Morphy heißt es, daß er selbst im entfernten Amerika bestens über die europäischen Schachpublikationen informiert war und sie studierte. Erstaunlich, was die Distanz angeht, aber noch machbar wegen des geringeren Informationsvolumens.Schachwunderkinder wie Bobby Fischer, Nigel Short und Magnus Carlsen haben Tausende von Partiestellungen gesehen, Bewertungen und Analysen anderer dazu gelesen und sich eigene Gedanken gemacht. Das ist das Thema der Mustererkennung, Speicherung, Verarbeitung, Anwendung.Wer das allein über eigene Partien schaffen will, geht an den schon vorhandenen Schätzen vorüber und wählt eindeutig den schwierigsten Weg.Heutzutage kann man anders als Fischer oder Short theoretisch auf Bücher verzichten und mit Datenbanken und Videos arbeiten.Bücher mit Diagrammen werden wegen ihrer Handhabung aber weiterhin beliebt bleiben.Wenn Du im Schach Dich entwickeln willst, dann empfehle ich Dir dringend "Fremdwissen" zu konsumieren.Als Büchertip für Deinen Wissensstand Silman "Schach, aber richtig - Die Überwindung amateurhaften Denkens" (oder im englischen Original: Amateurs Mind).In der örtlichen Stadtbibliothek solltest Du mit etwas Glück auch ein paar gute Werke finden. Einfach mal hingehen, ausleihen unddas Buch nacharbeiten, was dir zusagt. [QUOTE=Kampfkeks;17819]...Auch die Strategie-Idee mit den kleinen Schritten ist einleuchtend. Wenn man sich nach und nach kleinere Vorteile erarbeitet (Springervorposten, Linienbeherrschung), wird sich das sehr wahrscheinlich summieren... wenn man darüber nachdenkt, liegt dieses schrittweise Vorgehen eigentlich recht nah.[/QUOTE]Ein gut postierter Zentralspringer z.B. wSd5 eröffnet Möglichkeiten am Königsflügel oder Damenflügel. Genaueres ergibt die Stellungund der Verteidigungsaufbau des Gegners. Manche Dinge sind optional einsetzbar.Die Beherrschung einer offenen linie kann zum Eindringen in die gegnerische Stellung genutzt werden. auch hier gibt es dann Optionenauf der 7. oder 8. (1. oder 2.) Reihe gegen den Königsflügel oder den Damenflügel.[QUOTE=Kampfkeks;17819]... Aber darauf muß man erstmal kommen. Bisher bin ich immer von einem großen Plan ausgegangen, den man sich zurechtlegt und dann versucht durchzusetzen. Jedenfalls dachte ich, daß die Profis das so machen.[/QUOTE]Bei weitem nicht immer. Natürlich gibt es Strukturen gerade aus bestimmten Eröffnungen, die beiderseits einen recht klaren großen Plan vorschreiben.Königsindisch ist so ein Fall. Doch auch hier gibt es etliche Teilpläne, Umstellungsnotwendigkeiten und sogar Szenenwechsel.Die Nuancen der Stellung bewirken das. Mit Erfahrung und studium von Fremdpartien bekommt man hier das Gefühl, wo wie zu spielen ist.[QUOTE=Kampfkeks;17819]...Eine Frage noch: Was eine Bauernmajorität ist, habe ich nachgeschlagen. Aber was ist kleinere "kleinere/größere" Majorität?[/QUOTE]Von Kiffing bereits erklärt.Ein paar Anmerkungen zur Damenflügel und Königsflügelmajorität spare ich hier mal auf.Die Theorie der Meister hat sich in der Betrachtung und Bewertung dieser Majoritäten etwas gewandelt.Dazu ein anderes Mal mehr.

Beitrag von Kampfkeks

Mal etwas anderes:[FEN=keks1]r2qkb1r/pp3pp1/3p3p/2pn4/2Q1P3/8/PPP2PPP/R1B2RK1 w kq - 0 12[/FEN]In dieser Stellung hat Schwarz soeben 11...Sxd5 gespielt. Weiß ist also am Zug. Würdet ihr jetzt mit dem Bauern oder mit der Dame zurückschlagen? 12.exd5 hätte den Vorteil, daß der schwarze Läufer durch den Bauern d6 behindert wird. Weiß hätte außerdem etwas Raumvorteil und die e-Linie wäre offen. Nach (beispielsweise) 12...Le7 13.Te1 0-0 sehe ich aber keinen richtigen Vorteil für Weiß. 12.Dxd5 sieht da schon besser aus, vor allem, da der weiße e-Bauer später den schwarzen d6 angreifen könnte. Diesen Zug würde ich wahrscheinlich spielen.Vielleicht wäre auch 12.Db5+ Dd7 13.Dxd7+ Kxd7 14.exd5 eine Option, aber mir geht´s hier hauptsächlich um die Frage, ob exd5 oder Dxd5 besser ist.Was haltet Ihr davon?

Beitrag von Endspielprofi

[QUOTE=Kampfkeks;18440]Mal etwas anderes:[FEN=keks1]r2qkb1r/pp3pp1/3p3p/2pn4/2Q1P3/8/PPP2PPP/R1B2RK1 w kq - 0 12[/FEN]In dieser Stellung hat Schwarz soeben 11...Sxd5 gespielt. Weiß ist also am Zug. Würdet ihr jetzt mit dem Bauern oder mit der Dame zurückschlagen? 12.exd5 hätte den Vorteil, daß der schwarze Läufer durch den Bauern d6 behindert wird. Weiß hätte außerdem etwas Raumvorteil und die e-Linie wäre offen. Nach (beispielsweise) 12...Le7 13.Te1 0-0 sehe ich aber keinen richtigen Vorteil für Weiß. 12.Dxd5 sieht da schon besser aus, vor allem, da der weiße e-Bauer später den schwarzen d6 angreifen könnte. Diesen Zug würde ich wahrscheinlich spielen.Vielleicht wäre auch 12.Db5+ Dd7 13.Dxd7+ Kxd7 14.exd5 eine Option, aber mir geht´s hier hauptsächlich um die Frage, ob exd5 oder Dxd5 besser ist.Was haltet Ihr davon?[/QUOTE][SPOILER]Db5 ist schon ein Patzer, weil schwarz danach minimal besser steht 14.exd5 Le7->-Lf6 schaue dir die Stellung mal an.12.exd5 finde ich nicht so gut, weil man aus der e-Linie keinen nutzen ziehen kann und die Schwachstelle d6 ist gedeckt Le7 Dg4 0-0 Lxh6 Lf6!! Tb1 und schwarz hat ausreichend Gegenspiel andererseits gewinnt weiß den h6 also sollte weiß minimal besser stehen.Dxe5 sieht am besten aus Dd7 b3 Le7 Lb2 0-0 Tad1->Td3 Tfd1 und f4 ich denke, wenn weiß hier richtig spielt kann er mehr Vorteil als nur einen Bauern bekommen, weiß hat jetzt den Königsmarsch nach a6 oder auch überall anders hin, schwarz nicht, also hat weiß quasi eine Mehrfigur.[/SPOILER]

Beitrag von Kampfkeks

Danke für die Antwort, Endspielprofi! 12.Dxd5 war auch mein Zug in der echten Partie, die übrigens noch läuft (chessmail). Gegner hat dann 12...Dc7 gezogen. Interessant ist die Idee mit b3, Lb2 wofür es jetzt aber zu spät ist (es ging mit 13.Lf4 g5 14.Lg3 weiter). Wenn die Partie zuende ist, poste ich die mal. Natürlich kommentiert.. ; )lg