Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Gute Schachbücher“

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Beitrag von Kiffing

Schachbücher waren früher relativ einfach zu schreiben. Es war noch nicht so viel bekannt, und in diesem Kontext konnte man damit gut fahren, sein Wissen über Schach in einem grundlegenden Lehrbuch zur Verfügung zu stellen. Capablanca hat dies gemacht, ebenso Aaron Nimzowitsch oder Max Euwe, und natürlich auch zahlreiche andere sehr starke Spieler.Heute dagegen verhält sich die Sache anders. Hier trifft wohl das Bonmot der Postmoderne zu, es ist schon (mehr oder weniger) alles gesagt worden. Damit, das Schachwissen in strukturierter und chronologischer Form einfach zu reproduzieren, gewinnt man heute keinen Blumentopf mehr (wir reden von grundlegenden Lehrbüchern, nicht von Eröffnungs-, Taktik- oder Endspielbüchern). Ich habe mir deswegen einmal Gedanken gemacht, wie man heute trotz dieser Problematik noch ein gutes Schachbuch verfassen kann und bin zu dem Schluß gekommen, daß ein Schachbuch, das sich trotzdem auf dem Markt behaupten soll, heute in erster Linie innovativ sein muß und einen neuen Aspekt einführen sollte. Es soll idealiter eine Leitidee sein, die bisher in der Schachliteratur möglichst noch nicht behandelt worden ist und die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht.Beispiele für solchermaßen gute Bücher wären die Entscheidungsfindung am Schachbrett von Wjatscheslaw Eingorn, Wie man dynamisches Schach spielt von Valeri Beim, Geheimnisse der modernen Schachstrategie von John Watson, Geheimnisse der Schachintuition von Alexander Beljawski und Adrian Michaltschischin und Verbessern Sie Ihre Technik im Schach von Jacob Aagard. Diese Autoren stellen in ihren Büchern (in derselben Reihenfolge) die Aspekte der Entscheidungsfindung, der Dynamik, der Fortschritte seit Nimzowitsch, der Intuition und der Technik in den Vordergrund und passen ihren Inhalt an diese Leitthemen an. Sie alle gelten als gute Bücher und haben sich auf dem Markt durchgesetzt. Was ist eure Meinung zu dieser These und was denkt ihr, was ein gutes Schachbuch als grundlegendes Lehrbuch auszeichnen sollte?

Beitrag von Chessfriend

Hallo Kiffing,ich habe eine Menge Schachbücher; darunter sind u. a. A. Nimzowitsch (mein System und die Praxis meines Systems) und Alexander Bangiev (wohnt auch in Hannover) (Das angenommene Königsgambit). All diese Bücher haben einen ganz hohen Wert für mich. Aber ich komme kaum dazu, sie durchzuarbeiten, weil ich auch andere Interessen habe. Schachbücher haben für mich auch einen idiellen Wert. Das ist wie mit dem Lesen an sich. Ein Buch an sich ist für mich sehr wichtig. Im Internetzeitalter wird weniger zu Buch gegriffen, habe aber gelesen, dass die Tendenz steigt, dass wieder mehr gelesen wird. Für mich gibt es keine schlechten Schachbücher. Die Frage ist: Wie interessant ist das Schachthema? Was liegt einem mehr? Ein "brennendes Brett" oder bedächtiger Spielaufbau? Früher hätte ich nie ein Schachbuch angefasst. Aber heute... wenn ich Zeit habe :verschmitzt:. Deiner Familie und Dir ein schönes Wochenende.GrussChessfriend

Beitrag von Dr.Zej

Ich glaube nicht, dass die Vielfalt an Schachwissen das sich im Laufe der letzten Jahrzehnte angesammelt hat sich negativ auf die Fachpresse auswirkt. Im Gegenteil, ein enormes Wissen, resultierend aus der Menge des Stoffes und der gesammelten Partien in Datenbanken führt dazu, dass das gesammelte Wissen fundiert ist. Zudem lässt sich aus der Vielfalt der Quellen wieder Neues schöpfen. Ich denke nicht, dass ein Buch unbedingt innovativ sein muss, damit es ankommt. Es kommt viel mehr darauf an, dass der Rezipient mit der Leistung des Autors zufrieden ist, was damit verbunden ist was er erwartet: Unterhaltung, Belehrung etc.. Es sollte also schon auf der gleiche Längenwelle basieren, also das was der Autor vermitteln will und was der Leser erwartet.Mir z.B. gefällt "How to Choose a Chess Move" von Andrew Soltis. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie man aus dem Pool von Schachpartien die in Datenbanken zu finden sind, welche raussucht, wichtige stellen separiert und erläutert. Dazu untergliedert er es klar und sein Schreibstil mit nicht alzu vielen und langen Nebenvarianten bringt es auf den Punkt was er zu sagen hat. Es eignet sich prima, um es mal so im Zug zu lesen, ohne alles nebenan auf ein Schachbrett bauen zu müssen. Es unterhält und trägt seinen Beitrag dazu bei, aus der Massen der Druckmedien hervorzustechen, ohne inhaltlich wirklich innovativ zu sein. Jedenfalls tut es das für mich, und erfüllt somit meine Erwartungen.

Beitrag von hako

Ich glaube auch nicht, dass ein neues Schachbuch unbedingt inovativ sein muss. Das dürfte zudem recht schwer werden, da es zu fast allem heute mehr als ein Buch gibt. Ich finde, dass die Qualität entscheidet ist. Es muss gute Erklärungen haben und Spaß machen zu lesen.Vor allem muss es dem Niveau des Lesers entsprechen. Es gibt vermutlich nur wenige Bücher - Taktikbücher ausgenommen - welche für jede Spielstärke gedacht sind. Selbst bei einem Eröffnungsbuch kann es durchaus sein, dass es für einen Anfänger zu kompliziert ist, sich der 2000 aber zu Tote langweilt, obwohl er die Eröffnung nur vom Namen kennt.Auch mit Versuchen, dass "Anfänger" nur einen Teil des Buches und der "Fortgeschrittene" das ganze Buch bearbeitet (siehe "Endspieluniversität") kann man mit einem Buch nicht jeder Spielstärke zufrieden stellen.

Beitrag von zugzwang

Wer trotz hartem Dworetzki-Training nicht so recht mit der Schachleistung weiterkommt,der sollte dann doch mal zu Rowsons "The Seven Deadly Chess Sins" greifenund mal intensiver darüber nachdenken, was er außerhalb von Notation und varianten alles so beschreibt und erklärt.Schon wieder ca. 12 Jahre alt der Klassiker.[QUOTE=Kiffing;8310]... und was denkt ihr, was ein gutes Schachbuch als grundlegendes Lehrbuch auszeichnen sollte?[/QUOTE]Für Fortgeschrittene: Fehleranalysen mit Ideen/Vorschlägen zur Behebung