Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Der Blick zurück - nachgelesen, wiedergefunden“

schachburg.de

Beitrag von zugzwang

"Blick nach draussen" ist der Titel eines Buchs von Ludwig Steinkohl.Das Buch stammt aus dem Jahr 1948 und ist ein ... Schachbuch.In der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg dauerte es seine Zeit, bis das Verlagswesen wieder in Betrieb ging.Nicht nur schachlich schaute Deutschland vorsichtig ins Ausland.Die Zeit der selbstgeschaffenen Isolation war zu Ende. Doch wie nehmen die anderen Nationen die Deutschen, die ihnen jahrelang Tod, Zerstörung und Verderben gebracht haben, wieder auf?Die Fußballweltmeisterschaft 1950 findet ohne Qualifikationsmöglichkeit für das in Zonen eingeteilte Deutschland statt. Olympische Spiele 1948 ohne Deutschland.Bei der ersten Nachkriegsolympiade im Schach 1950 in Dubrovnik (!) spielt dagegen bereits ein deutsches Team wieder mit.Es ist quasi der Titelverteidiger. Das "großdeutsche Reich" hatte die Olympiade 1939 in Buenos Aires (24.08.39-19.09.1939), die vom Ausbruch des 2. Weltkriegs überschattet wurde, als Erster beendet.Die Partien einiger der inzwischen gegeneinander Krieg führenden Länder wurden für das "Schlachtenspiel" Schach schiedlich-friedlich remis gegeben. Das Metzeln des Krieges begann dagegen erst. Wäre Schach, so unbedeutend es ist, doch Vorbild gewesen.Die ausgelassenen Partien hatten ihre Brisanz.Die um die Österreicher verstärkten Deutschen siegten mit 36 Brettpunkten vor ihrem härtesten Konkurrenten Polen (35,5).Das Spitzenbrett mit Erich Eliskases (Ö) wäre auf Savielly Tartakower getroffen, der wolh damals schon in Frankreich lebte, aber noch für Polen startete.An Brett 2 hätte Miguel Najdorf Nach Stammaufstellung gegen Paul Michel gespielt.Für das deutsche Reich wurden 3 Begegnungen 2:2 gewertet (Polen, Palästina, Frankreich), für Polen 2 (Böhmen-Mähren und DR).Titelverteidiger USA trat bei dieser, erstmals außerhalb von Europa ausgetragenen Olympiade wegen finanzieler Forderungen seiner Spieler gar nicht erst an.1950 trat die Mannschaft als Bundesrepublik Deutschland an bestand auch nur aus Spielern des "Westens". Nicht nur der "Osten" fehlte in Dubrovnik, sondern auch der große Bruder, die Sowjetunion, die schon damals unbestritten führende Schachnation, die auch die Weltmeisterbei Männern und Frauen stellte (Botwinnik, Ludmila Rudenko - [url]http://de.wikipedia.org/wiki/Ljudmila_Wladimirowna_Rudenko[/url]).Erst ab 1952 begann die Siegesserie der Sowjets bei Schacholympia.Als "rote Zugmaschinen2 bezeichnete sie der Spiegel in einem Artikel zur Schach-Olympiade 1958 in München. Titelbild: David Bronstein mit Brille, in denen sich das Schachbrett mit Figuren Spiegelt. Ein geniales Bild und ein ausführlicher Bericht.Die Westdeutschen (Wolfgang Unzicker, Lothar Schmid, Gerhard Pfeiffer, Ludwig Rellstab, Dr. Hilmar Staudte) spielten 1950 gut und erfolgreich, gewannen die Bronzemedaille, nahmen quasi die Wiederauferstehung vorweg, für die die Fußballer 1954 gemeinhin stehen.Die Teilung Deutschlands nahm dagegen im Schach schnell ihren Lauf. Ab 1952 trat ein separates Team aus der DDR (Berthold Koch, Wolfgang Pietzsch, Hans Platz, Klaus-Uwe Müller) an und das Saarland, das noch nicht über seine Zugehörigkeit abgestimmt hatte (Volksbefragung 1955), kam hinzu. Die DDR-Mannschaft hatte 2 Berliner im Aufgebot. Berthold Koch blieb im Ostteil.Klaus-Uwe Müller, evtl. kein gebürtiger Berliner, ließ sich im Westteil nieder und spielte für Wilmersdorf Berlin und Betriebschach für IBM Berlin.Der weltbekannte Großmeister, Schachschiedsrichter, Schachbuchsammler, Verleger Lothar Schmid [url]http://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_Schmid[/url]ist dem Vernehmen nach vor 2 Tagen am 18.05.2013 verstorben.Nicht nur die deutsche Schachgemeinde, sondern Schachfreunde in aller Welt werden ihn in ehrender Erinnerung behalten.Insofern ist ein Blick zurück oder ein Blick hinaus in die Welt auch immer ein Blick in die Zukunft.

Beitrag von Kiffing

Eine sehr gute, chronologische Zusammenfassung der Geschehnisse im Deutschen Schach in der frühen Nachkriegszeit. Dem Schachleben erging es dabei in der Tat wie allen anderen gesellschaftlichen Bereichen in einer Zeit, in der Erschrecken, Ernüchterung, Scham, Schande und Verdrängung an der Tagesordnung standen. Die vielfach beschworene Stunde 0 hatte begonnen, und aus den materiellen und immateriellen Trümmern mußte jetzt irgendetwas Neues geschehen.Es war die Ostwestkonfrontation, die den Deutschen die totale Bestrafung ersparte, die z. B. im Morgenthau-Plan noch zu Kriegszeiten sehr genau skizziert worden war. Die Deutschen wurden nun als Frontstaat der jeweiligen Seite gebraucht. Die beiden neuen deutschen Staaten standen im Zentrum des Kalten Krieges. In ihnen sollten sich die Segnungen des jeweiligen Systems widerspiegeln, sie sollten wohlhabende Nationen darstellen, die auch militärisch dazu in der Lage sind, mit einer starken Armee ihrem jeweiligen Machtblock im Herzen des Kalten Krieges zu dienen, wenn sich der Kalte Krieg in einen Heißen Krieg entladen sollte. Die Welt stand mehrmals nur sehr kurz davor.In diesem Klima konnte Deutschland schnell wieder zur Tagesordnung übergehen und sich auch als wiederaufgenommenes Mitglied der Weltgemeinschaft an den internationalen Wettbewerben – wie im Schach – beteiligen. Wiederaufbau, Wirtschaftswunder und Konsolidierung konnten in diesem Klima gedeihen. Es waren erst die Jünger der 68er Generation, die hinter all dem den fahlen Schein eines Selbstbetrugs witterten und die Generation der Väter dazu unmißverständlich aufforderten, sich mit ihrer eigenen verdrängten Schuld auseinanderzusetzen. Es war eine Zeit der Konfrontation zwischen Jung und Alt, die uns heute noch in dieser Radikalität verwundert. In der Tat war die Schuld gegenüber der restlichen Welt, die das deutsche Volk in diesen dunklen Zeiten von 1933 – 1945 auf sich geladen hatte, so unverstellbar groß, daß kein Volk der Welt etwas in ähnlichen Dimensionen vorzuweisen hat. 50 Millionen Tote standen in dem von Deutschland angefangenen Zweiten Weltkrieg zu Buche, und auch die „Singularität von Auschwitz“ steht in diesem Zusammenhang.Noch heute, in unendlich ruhigeren Zeiten, in denen Deutschland seit Jahrzehnten ein wohlhabendes Land ist, wo der nationale Traum der Wiedervereinigung sich erfüllt hat und wo seit 68 Jahren keine Bombe mehr auf Deutschland fiel und kein Soldat in feindlicher Absicht deutschen Boden betrat, trauen die Deutschen nicht diesem schönen Schein. Sie tragen oft die unbewußte Angst mit sich, für das, was ihre Vorväter einst angerichtet haben, noch nicht richtig bestraft worden zu sein und daß diese furchtbare Bestrafung noch kommen möge. Die im Ausland mittlerweile zum Phänomen ausgerufene „German Angst“ hat ihre Wurzeln freilich schon viel früher, und zwar im „Dreißigjährigen Krieg“. Die Wiederholung eines neuen Dreißigjährigen Krieges rund drei Jahrhunderte später, hat den Charakter einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Die Deutschen sind auch heute noch immer noch nicht frei.

Beitrag von zugzwang

Boris Gelfand, der Sieger des Tal-Memorials 2013, gab gerade ein Interview das bei Chessbase nachzulesen ist.Zufällig blättere ich im doppelten, abgegriffenen Schach des Jahres 1997, exakt die #9, und wer strahlt mir da in einem Interview entgegen:Der 29-jährige Boris.Mal sehen was er damals so zu sagen hatte:"Mir fehlt einfach die Energie" (trotz des Konsums von rauhen Mengen Isostar, wie der Interviewer Tischbierek einflicht).Weiter klagt "Gelfy":"Ich bin älter geworden. Schach kostet mich mehr Kraft. wenn ich gut drauf bin, dann bin ich nach wie vor gut drauf, aber wenn nicht, wenn mir die Energie fehlt, dann spiele ich richtig schlecht..."Er glaube nicht, daß sein Schach schlechter geworden sei und auch die jüngeren Spieler seine nicht in Massen vorbeigeschossen. Kramnik, Topalov und okay Vishy sein auch meistens vor ihm.Die Jüngeren. Er könne in einer Stellung vielleicht den besten Zug finden, aber sie fänden schneller einen normalen Zug, während er noch nach dem besten Ausschau halte und in Zeitnot den Vorteil verspiele.Eröffnungen. Najdorf.Langweilig sei dies nicht bei allen Facetten und Gleichwertiges kaum zu finden.Er kenne die Witzchen über ihn. Immer Najdorf.Aber keiner könne bei den vielen Abspielen einen Vorteil gegen ihn herausholen trotz gründlicher theoretischer Vorbereitung.Kasparov spiele nicht mehr 1. e4 gegen ihn...Matchsieg über Kramnik 1994Er, Gelfand, habe praktisch alle Partien von Kramnik auswendig gelernt, wisse alles über ihn, wann er opfert, welche Züge er wann bevorzugt. 2 Monate Vorbereitung.Zusammenarbeit mit KramnikMan tausche Ideen aus und habe schon Neuerungen angebracht, die vom anderen stammen und umgekehrt.KasparovKasparov und Topalov seien beim Turnier in Nowgorod herumgelaufen und erzählten die Partie gegen Kramnik hätte Gelfand verkauft (Partie endete remis, Kramnik benötigte einen Sieg, um Kasparov zu überholen!)Kasparov habe diesen Schwachsinn sogar im Fernsehen verbreitet.1996 habe ein demotivierter Kasparov in Dos Hermanas vor seiner Schwarzpartie der letzten Runde gegen ihn Remis angeboten.Er aber wollte spielen und verdarb die Partie mit dem 40.Karpov und WM-SystemKarpov könne ausruhen und abwarten, seine Chancen lägen gegen jeden Gegner daher bei 70:30.Übersiedlung nach IsraelDiese Gedanken seien real.[FONT=Comic Sans MS]Hat sich gar nicht soviel verändert und manches hat sich bewahrheitet. Nur hat Gelfy Energie und Motivation wiedergefunden, den Najdorf etwas "ausgeschmückt" und das Alter hinten angestellt.[/FONT]

Beitrag von ruf012

angeblich Beteiligte:A(l(apin jechin) nderssen) B(er(ger nstein) ird lackburne ogoljubov) C(apaplanca hessgames.com holmov zarnowsky) D(avidson ubois eVere) Euwe G(aviota rünfeld unsberg) houdini J(anowski ester) Kalandar L(asker ebedev oewy) M(a(r(co oczy shall) son) iddleton ychess.com)) i(eses kenas) ortimer) P(etrosian illsbury) R(agosin ubinstein) S(alwe ämisch chlechter chwartz hiply) h(walter hredder) noskoBorowsky pielmann tein(er itz)) T(a(ubenhaus kacs r(rasch takower)) r(enchard ifunovic)) V(idmar ukovic) Walter Yates Zuckertort