Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Habe DWZ1100 : wie verbessern ?“

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Beitrag von JKA

Hallo zusammen,als Wiedereinsteiger habe ich etliche Fragen an Euch.Ich spiele erst seit 1,5 Jahren in einem Verein, bin aber schon über 50 Jahre alt. Schachspielen gelernt mit 10 Jahren, Hobbyspieler seit ich ca. 20 war. Ich möchte mein Hobby wieder intensivieren und natürlich auch besser werden.Nun frage ich mich, wie ich am effizientesten trainiere (Zeit- und Geldaufwand). Das betrifft sowohl den Inhalt als auch die Form. Mein Eröffnungsrepertoire sowohl für weiß (d4) als auch für schwarz (franz.) habe ich gewählt.Meine Baustellen:Schwächen im Mittelspiel.Nach einer mehr oder weniger guten Eröffnung weiß ich oft nicht weiter. Habe keinen Plan. Welche Fragen soll ich mir stellen? Wie beurteile ich eine Stellung?Schachliches Sehen, Motive erkennenTaktik- und Strategietraining: Ziel: Mustererkennung durch wiederholtes lernen/spielen von grundlegenden MotivenWelche Literatur gibt es für solch strukturiertes Taktiktraining? Und welches ist ein gutes Kombinationsbuch (Igney für meine Spielstärke?)Wie lange lasst ihr euch Zeit für eine Taktikaufgabe?Was hilft:a. Nachspielen von kommentierten Profipartien?b. Eigene Partien analysieren mit Schachfreunden?c. Mit Büchern üben: baut ihr immer ein Brett dazu auf?d. Mit DVDs (z.B. chessbase oder anderer Schachvideos) üben? (ich habe das Gefühl, dass mir das Training mit DVDs mehr liegt, besseres einprägen! )e. Teilnahme an TurnierenZusatzfrage: Wer übt und lernt mit Chessbase 13 oder 14? Und wie konkret?Welche Kombi haltet ihr für am sinnvollsten ?Danke vorabJürgen

Beitrag von Kiffing

Generell lässt sich mit Taktiktraining die Spielstärke am schnellsten steigern. Alles andere dient eher der Feinjustierung, wo man zwar über gewisse Grenzen hinaus kommen kann, wo sich der Erfolg aber eher langsam einstellt. Bei Schach braucht es einer ähnlichen Ausdauer wie beim Erlernen einer Fremdsprache. Was Deine Baustellen angeht, so resultiert die Planlosigkeit nach der Eröffnungsphase m. E. darin, dass man Eröffnung und Mittelspiel zuwenig als eine Einheit bzw. einen organischen Zusammenhang begreift. Insofern liegt ein typischer Fehler darin, es reiche, in der Eröffnungsphase einfach seine Figuren schnellstmöglich auf die "besten" Felder zu entwickeln. So etwas predigen leider die meisten Eröffnungsbücher, die sich an Anfänger richten. Tatsächlich aber sollten die Figuren auf Felder gesetzt werden, wo man mit ihrer Hilfe in der Lage ist, einen guten Plan zu verfolgen. Die einzelnen Figuren sollten also auf ihren Feldern mit dem eigenen Gesamtkomplex harmonieren, der wiederum kein statisches Gebilde sein sollte, sondern sich flexibel auf die rasch wechselnden Situationen einstellt. Eine gute Metapher ist die der "Schachgestalt", die dabei hilft, seine Figuren nicht isoliert voneinander zu betrachten, sondern seinen Blick auf die vielfältigen Beziehungen, die diese gegenüber den eigenen und gegnerischen Figuren haben, zu schärfen. Ein guter Plan ist das Resultat einer fundierten Stellungseinschätzung. Um eine Stellung möglichst korrekt einzuschätzen, sind die [Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Steinitz#Stellungsbeurteilunghttp://". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "Steinitzschen Elemente" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.] ein wichtiger Wegweiser.Was strukturierte Taktikbücher angeht, so ist Igney für dich tatsächlich ein gutes Buch. Alle Motive werden mehr als ausführlich erklärt, die Erklärungen sind verständlich und die Aufgaben nicht allzu schwer. Bei deiner Liste, was hilft, so ist alles hilfreich, wenn du dies auch so umsetzt. Was dir mehr hilft, Lernen am Computer oder am Schachbrett, das Aufbauen des Bretts oder das Im-Kopf-Nachspielen, hängt stark von dem Lerntyp ab. Ich baue bei Taktikbüchern z. B. das Brett meistens auf, während andere das nicht brauchen, weil sie die Stellung im Kopf festhalten können bzw. ihnen das kleine Diagramm dazu reicht. Ich finde, am besten kann man vom Computer durch das Analysieren eigener Partien profitieren. Denn da werden oft Fehler gemacht, die sozusagen in der Natur des Spielers selbst liegen und die er immer wieder machen würde, wenn er nicht bemerkt, dass es sich hierbei um Fehler handelt bzw. es in den konkreten Stellungsbildern wesentlich bessere Möglichkeiten gibt. Kombinationen werden bei jedem Turnier in zahlreicher Menge gemacht. Insofern ist es müßig, eine bestimmte Kombination herauszugreifen. Man sollte die Motive kennen und durch Übung seinen Blick dafür schärfen, wann und wie etwas möglich ist.

Beitrag von ToBeFree

Willkommen bei uns! :)Zitate aus dem von Kiffing verlinkten Wikipedia-Artikel:[QUOTE]StellungsbeurteilungZu den wichtigsten Faktoren, die eine Stellungseinschätzung erst erlauben, zählte Steinitz: Für sich genommen stellte keiner dieser Punkte eine Neuerung dar. So behauptete schon Philidor Mitte des 18. Jahrhunderts: „Die Bauern sind die Seele des Schachspiels“, und die romantische Schachschule legte großen Wert auf die Wirkkraft der Figuren. Steinitz systematisierte die Stellungsbeurteilung jedoch und propagierte viele neue Sichtweisen. So wies er beispielsweise nach, dass die Grundstellung der Bauern vor dem (rochierten) König die sicherste Verteidigungsstellung für diesen ist. Er trug auch dazu bei, seinen Zeitgenossen die Bedeutung des Läuferpaars deutlich zu machen, ein damals noch recht neues strategisches Konzept. Steinitz formulierte außerdem den Grundsatz, dass ein Flügelangriff am besten durch einen Gegenschlag im Zentrum beantwortet wird. Stellungen mit einem Isolani hielt er wegen der daraus resultierenden Felderschwächen für ungünstig.StrategieAuf seine neuartige Beurteilung einer Stellung begründete er folgende Prinzipien der Strategie: Diese Formulierungen haben ihre Gültigkeit bis heute behalten.[/QUOTE][SUP][Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Steinitz". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Steinitz" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.][/SUP]

Beitrag von JKA

Danke für die Antwort, sehr hilfreich!Ich habe mir Igney Taktik gewinnt bestellt und überlege, ob ich den Emms noch dazu nehme.Ich habe festgestellt, dass es mir nichts bringt, wenn ich beim Üben kein Brett aufbaue (außer bei ganz leichten 1-Zügern).Auch wenn ich DVDs sehe, nehme ich mir das Brett dazu - Zurückspulen des Films steigert den Behaltenseffekt.Disziplin, das alles auch regelmäßig zu tun ist allerdings nötig, Beruf und Familie lassen das nicht immer gelingen.Das ich auch an der mentalen Seite des Schachs interessiert bin, sehe ich mir mal die beiden Bücher an:Verbessern sie ihr Schach von Aagard undSchach für ZebrasKennst du die beiden Bücher?GrußJürgen

Beitrag von Zapp Brannigan

[quote]Ich habe mir Igney Taktik gewinnt bestellt und überlege, ob ich den Emms noch dazu nehme.Ich habe festgestellt, dass es mir nichts bringt, wenn ich beim Üben kein Brett aufbaue (außer bei ganz leichten 1-Zügern).Auch wenn ich DVDs sehe, nehme ich mir das Brett dazu - Zurückspulen des Films steigert den Behaltenseffekt.[/quote]Wenn du für alles ein Brett aufbauen musst, dann fehlt es an visualisation. Je tiefer du rechnest, desto weniger kannst du an einem physikalischen brett hängenbleiben, das bildet "restbilder" (figuren die gar nicht mehr da sind). Ich habe früher oft varianten gerechnet, wo ich im ersten zug eine figr opfere und im 3ten zug diese figur wieder benutze. Da hänge ich zu stark am brett. Heute schaue ich beim rechnen auch öfters mal die decke an.Viele authoren bestehen darauf, alles am (holz-)brett zu machen, ich sehe das aber anders. Vor allem bei autoren wie Daniel King und Susan Polgar, welche darauf bestehen teure holzbretter zu benutzen habe ich ja immer der verdachte, die überlegung ist "wenn er für ein holzbrett viel geld ausgibt macht er das für meine bücher auch".Meiner meinung nach muss man früher oder später weg vom brett kommen. Visualisierung muss geübt werden, und ein erster schritt ist es, aufgaben aus dem buch zu lösen, ohne sie aufzubauen, danach die lösung von der notation abzulesen und so zu verstehen, ohne dass man das beim brett mitziehen muss. Das braucht übung, aber so wird man besser.Das mag jetzt etwas harsch tönen, aber wenn du 1100 dwz hast, ist deine schwachstelle nicht das mittelspiel, sondern taktik und variantenberechnung. Taktik auf deinem niveau ist vor allem mustererkenntnis. Nimm (sehr) einfache aufgaben, und löse die. Fang mit matt in 1 an, bis du die innert sekunden siehst. Dann matt in 2, danach doppelangriffe (gabeln, spiesse, pins, abzüge, röntgen, ... das sind eigentlich alles doppelangriffe). Welches medium du benutzt ist zweitrangig. Meine favoriten sind(a) chesstempo.com : Du machst dir eine gold-mitgliedschaft, das kostet 35$ im jahr, danach kannst du dir gezielte trainings-sets erstellen(b) Stappenmethode : [Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://www.stappenmethode.de/". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://www.stappenmethode.de/" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.] : Für Kinder gedacht, aber das macht ja nichts. Fang mit stufe 1 mix an. Wenn du da 80% oder mehr richtig hast geht es mit stufe 2 mix weiter, ansonsten mach die schülerhefte der ersten stufe durch.(c) irgend ein taktik-buch : Igney, Emms, Nunn, Colditz, ... : Es gibt jede menge taktik-bücher, die sind alle ok. Überdenke es nicht! Du fragst seit wochen hier und in anderen foren, welches das beste buch für dich wäre, was die beste methode wäre, .... Es ist egal! Nimm irgend eines und fang an! Solange du mehr zeit in foren als mit training verbringst wirst du dich nicht verbessern!Ich habe mich in einem jahr von 1650 elo auf 1850 elo verbessert durch tägliches 20-minütiges mustererkenntnis-training auf chesstempo. Da muss man disziplin und zeit haben, aber es lohnt sich. In der zwischenzeit musste ich die aufgabenauswahl etwas abändern (die muster sitzen halt irgendmal, jetzt vermehrt defensiv-taktiken und endspiele), aber ich mach das immer noch täglich. Mir macht das auch spass, sonst würde ich das natürlich nicht durchziehen.

Beitrag von Kampfkeks

Würde ebenfalls dringend zu Taktiktraining raten! Damit trainierst du nicht nur taktische Muster, sondern auch ganz allgemein deine Rechenfähigkeit/Vorstellungskraft.Mach keine Wissenschaft draus, sondern besorg dir ein Buch (= da kann man nicht vorschnell irgendwas ziehen!) und arbeite damit täglich ein paar Aufgaben durch. Ca. 45 Minuten pro Session, max 10 Minuten pro Aufgabe (viele wirst du auch deutlich schneller lösen können). Wiederhole gelegentlich ein paar Aufgaben, dann prägen sich die Muster besser ein. Tipp: Gib nicht zu schnell auf - manchmal sieht man die Lösung erst nach ein paar Minuten! Für mich spricht nichts gegen das Aufbauen am Brett, solange du die Figuren beim Lösen nicht bewegst (danach kannst du die Lösung natürlich nachziehen). Rate nicht, sondern rechne ganz exakt und bis zum Ende durch.Alles andere (Mittelspiel, Eröffnungen usw) würde ich erstmal außen vorlassen, wobei du evtl dein Repertoire mit Weiß vielleicht auf 1.e4 umstellen könntest. Die Varianten sind da oftmals etwas "erzwungener" und deshalb leichter zu verstehen. Viel Erfolg! :)