Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Linux“

schachburg.de

Beitrag von Zapp Brannigan

Wer von euch verwendet Linux und warum?

Meine erste Begegnung mit Linux war so um 2000 herum, ein Schulfreund hat mir stolz sein Suse Linux präsentiert, welches aus mir damals eher unklaren Gründen viel besser sein sollte. Ich habe es dann auch installiert, was damals unglaublich mühsam war. Nur um ein Beispiele zu erzählen, die Maus funktionierte nicht einfach so, da musste man zuerst mit dem Text-Editor eine Konfigurations-Datei schreiben. Auch möchte ich erwähnen, dass es damals zwar schon Internet gab, wir es aber zu Hause aber nicht hatten, und man online auch gar nicht unbedingt Anleitungen fand.

Ich habe Linux schnell wieder deinstalliert und Windows rauf getan, aus 2 Gründen. (1) Funktionierten meine Spiele nicht unter Linux, und das ist als Jugendlicher ja doch der Hauptgrund warum man einen Computer hat, und (2) fing ich zur gleichen Zeit einen Nebenjob in einer Softwarefirma als Programmierer an, und da war alles mit Microsoft Visual Studio, was ebenfalls nicht unter Linux läuft.

Etwas später ist die Softwarefirma aber hauptsächlich auf Java umgestiegen, und einer der grossen Sales Pitches dieser Sprache war und ist, dass es auf jedem Betriebssystem gleich läuft. Gleichzeitig hat meine Interesse an Computerspielen Platz gemacht für Brettspiele, erst Go dann Schach, was man auch von Linux spielen kann. Ich habe daher "recherchiert" was denn "die beste Linux" Distribution sei und habe mir ein Debian besorgt. Internet hatte ich zwar unterdessen, aber > 1GB Debian per Internet herunterladen lag trotzdem nicht drin, die Monats-Quote waren damals glaub ich 200MB, was aber auch reichte. Ich konnte 3 Installations-CDs bei "einem hacker" bestellen, der sie mir per Post schickte, dazu kaufte ich noch ein gefühlt 1000-Seitiges Buch, welches erklärte wie man es installiert und benutzt. Installation war auch damals, so 2003 glaub ich, nicht die Stärke von (Debian) Linux. Linux-Benutzer hatten diesen idiotischen Stolz, alles von Hand machen zu wollen, weil man dann alles kontrolliere, plug-and-play gab es nicht, Bildschirm, Maus, Modem, für alles musste man mit Text-Editor eine Konfigurations-Datei schreiben.

Ich habe meinen Desktop-Linux-Computer etwa ein Jahr benutzt, es war aber ein uralter Pentium 133 mit sagenhaften 16MB Ram Und 4GB hard-disk, und irgendwann war das nicht mehr gut genug. Gleichzeitig wollte ich für mein Studium ein Laptop. Ich war zwar von UNIX begeistert, und bin es immer noch. Die "echte" Sicherheit zwischen Benutzern, die gleiche Baum-Struktur wie auch das Internet und Netzwerk, ich wollte auf jeden Fall nicht zum "archaischen" Windows zurück. Linux hingegen ging mir wegen seines Elitismus etwas auf die Nerven, auch war es einfach nicht notwendig, plug-and-play hätte man auch für Linux entwickeln können, ein graphisches Installations-Programm ebenfalls, aber niemand machte es. Aber, gleichzeitig gab es auch andere News: Apple brachte ein neues Betriebssystem raus, weg vom alten Mac OS Classic und das neue Mac OS X, basierend auf BSD Unix. Ich kaufte mir daher ein iBook, und war sehr glücklich damit während dem ganzen Studium.

Teil 2 kommt später :-)

Beitrag von Zapp Brannigan

Aus heutiger Sicht ist schwer zu verstehen, warum ich am iBook und Apple so Freude hatte. Heute ist Apple vor allem dafür bekannt, total überteuerte Notebooks zu verkaufen (die gleiche hardware, die in einem 1500€ macbook drin ist bekomme ich bei Dell für 700€), welche nicht mal einen richtigen USB-Ausgang haben und nur 2 ihrer eigenen. Dazu kommt, dass sie sehr Besitzergreifend sind, alles kontrollieren wollen und mal 4x ja sagen muss bevor man eine eigene Software installieren darf.

Das war 2005 aber anders. Apple war in den 2000er fast tot, und nur dank dem iPod nicht Konkurs gegangen. iBooks, die heutigen MacBooks, kaufte niemand, Microsoft Windows dominierte alles. Um neue Kunden zu bekommen wurde erst das neue, UNIX-basierende Mac OS X, entwickelt, dann die Hardware auf Intel umgestellt und die Notebooks zu sehr günstigen Preisen verkauft. Das Preis-Leistungs-Verhältnis war damals super bei iBooks. So günstig bekam man so gute Hardware sonst nirgends, auch viele Linux-Benutzer kauften Apple hardware um nachher Linux drauf installeren zu können.

Wie auch immer, während meines gesamten Studium hatte ich kein Linux, und kam erst 2010 wieder dazu. Da hat die Linux Gemeinschaft, vor allem dank der Ubuntu-Distribution, endlich begriffen, dass es Sinn macht Linux Benutzerfreundlich zu gestalten. Eine Installation dauert 30 Minuten, alles ist plug and play, es funktioniert (fast) alles von Anfang. Mein eBook war unterdessen so alt, dass Mac OS X nicht mehr wirklich sinnvoll lief. Also installierte ich Linux drauf miteinem Ressourcen-schonenden XFCE-Desktop Manager. Ich installierte Xubuntu, die Ubuntu-Version mit Xfce. Ich wurde aber, trotz meiner Anerkennung was Ubuntu für die Linux Gemeinschaft getan hat, nie wirklich glücklich mit Ubuntu. Es gefällt mir nicht, dass die mir Vorschreiben, wie ich mien Linux zu konfigurieren habe und was ihrer Meinung nach die beste Software für ein spezifisches Problem ist.

Während meiner Doktorarbeit musste ich dann viele Simulationen auf einem Rechenzentrum laufen lassen, und auf dem lief ein CentOS, basierend auf Ret Hat. Ich habe mir dann auf meinem Laptop Fedora installiert, welches ebenfalls auf Ret Hat baisert, und war sehr zufrieden damit. Die Installation und Konfiguration ist einfach, plug-and-play ist natürlich auch da, aber wenn ich etwas ändern will kann ich das auch.

Vor 2 Jahren bin ich dann auf Manjaro umgestiegen. Der einzige Nachteil von Fedora, den man nennen könnte, ist dass es immer etwas hintendrein ist. Das ist gewollt so, ältere Software kann man besser testen, hat weniger Bugs und vor allem auch weniger Sicherheitslöcher. Aber ich habe gerne immer das neueste, und Manjaro bietet das an. Durch ein rolling release system, bei welchem man nie das ganze System upgraden muss aber immer nur gerade die Software updated wird wo was neues ist, muss man gar nie mehr an upgrades denken, passiert alles automatisch. Auch von Bugs habe ich selten was bemerkt, einmal ist eine library die ich für die Arbeit brauchte 2 Tage lang nicht gegangen, da konnte ich aber einfach die alte wieder installieren, und 2 Tage später war das Problem behoben.

So, langer Text von mir, würd mich interessieren wer sonst noch Linux benutzt (hat), und was eure Erfahrung damit ist.

Beitrag von Babylonia

Hi Zapp,

Das Betriebssystem Linus ist sicherlich ein sehr spannendes Thema, wozu ich nur einen Minimalbeitrag liefern kann. Bei meinem vorigen Laptop war ganz normal Windows drauf gewesen. Was war jetzt damit los? Ich glaube, die Festplatte war kaputt. Jedenfalls das Windows war weg und ich bekam eine CD geschenkt mit Ubuntu Linux. Von der CD aus konnte ich dann das starten, aber ich hatte keine technische Möglichkeit, die Ubuntu CD zu installieren. So bekam ich einen kleinen Einblick in Linux. Aber in dem Fall war es für mich nur die Notlösung zur Überbrückung, bis ich mir einen neuen Laptop kaufen konnte (den ich jetzt immer noch habe mit Betriebssystem Windows 8).

Babylonia

Beitrag von ToBeFree

Durch eine Live-CD mit einem schon damals uralten Knoppix habe ich Linux zu Grundschulzeiten kennengelernt und seitdem geliebt. Zuerst, weil es anders war als Windows, und weil bei Kubuntu tolle Spiele wie "Kgoldrunner" und "Enigma" dabei waren, mit denen ich Monate meiner Freizeit verbracht habe. Dass die meisten Linux-Distributionen eine Paketverwaltung haben und man gar nicht auf die mitgelieferte Programmauswahl angewiesen ist, lernte ich in einem Schulpraktikum an der Uni Wuppertal. Seitdem liebe ich Debian und Ubuntu für deren Freiheitsgedanken und die unschlagbare Sicherheit eines vertrauenswürdigen Software-Repositorys. Automatische Updates aus zuverlässiger Quelle, eine extrem mächtige Kommandozeile und einfacher SSH-Zugriff auf andere Linux-Rechner im Intranet und Internet, und das alles kostenlos und quelloffen.

Dazu muss ich aber sagen, dass ich Windows 10 für ein gutes Betriebssystem halte. Ich habe mich früher gerne über XP und Vista lustig gemacht, aber inzwischen ist Windows wirklich ordentlich benutzbar. Für das Raumschiffspiel Elite Dangerous habe ich jahrelang Windows 10 als Hauptbetriebssystem genutzt und bin erst vor relativ kurzer Zeit wieder vollständig zurück auf Linux umgestiegen. Zum Ausführen von Software, der ich nicht hundertprozentig vertraue, oder die mir zu tief ins System eingreift, nutze ich weiterhin Windows: Für den NextCloud-Client, der sogar Administratorrechte haben will und den Explorer modifiziert, und für die Konferenzsoftware Zoom.

Beitrag von ToBeFree

Zapp Brannigan hat geschrieben:Installation war auch damals, so 2003 glaub ich, nicht die Stärke von (Debian) Linux. Linux-Benutzer hatten diesen idiotischen Stolz, alles von Hand machen zu wollen, weil man dann alles kontrolliere, plug-and-play gab es nicht, Bildschirm, Maus, Modem, für alles musste man mit Text-Editor eine Konfigurations-Datei schreiben.
Den Eindruck kann ich gut nachvollziehen. So war ich anfangs selbst eingestellt. Von dieser Mentalität hat sich ein Großteil der Gemeinschaft aber glücklicherweise gelöst. Ubuntu ist vermutlich so sehr im "Mainstream" angekommen, dass es von manchen Personen wegen seiner Beliebtheit gemieden wird.