Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Wie lange überlegt ihr bei Taktikaufgaben?“

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Beitrag von Kiffing

Mich würde einmal interessieren, wie lange ihr so an Taktikaufgaben überlegt, wenn euch die Lösung beim besten Willen nicht einfallen will. Ich selbst überlege dann bis zu einer halben Stunde, in der Hoffnung, daß sich der Aha-Effekt so noch einstellen wird. Wie ist es bei euch so, und was haltet ihr für die beste Methode?

Beitrag von hako

Ich selbst überlege ca 5 bis 10 Minuten, mehr geb ich mir nicht. Wenn ich hingegen mit mehreren an einer Taktikaufgabe sitze, überleg ich länger und bespreche mit Freunden gerne 20 Minuten lang verschiedene Varianten, die dann natürlich auch durchgespielt werden. Macht a) mit den richtigen Leuten mega viel Spaß und b) ist das meiner Meinung nach die beste Trainingsmethode für Taktik. :)Für alleine zuhause sind es wie gesagt maximal 10 Minuten pro Aufgabe. Es gibt Leute, die sagen, man muss jede Aufgabe alleine lösen, aber ich habe für mich festgestellt, dass das nur frustriert. Der Aha-Effekt ist da nicht groß genug :)

Beitrag von Zapp Brannigan

Aufgeben tu ich eigentlich nie. Es kommt vor alle drauf an ob man eine lösungsidee hat und nur noch die richtige zugfolge sucht, oder gar keine ahnung hat was die aufgabe soll.Wenn ich nach 5 - 10 minuten noch abs. keinen schimmer eines lösungsansatz habe versuche ich oft, die züge zu verwerfen welche sicher nicht die lösung sind und mich so anzutasten. Wenn das auch nichts hilft mach ich nach spätestens 15 minuten einfach nen lucky guess. Das geht natürlich auf chesstempo gut, denn wenn der lucky guess stimmt (kommt doch vor) ist das oft noch nicht das ende der taktik-aufgabe und ich muss immer noch zug 2, 3, ... finden.Wenn ich aber die idee der aufgabe eigentlich sehe und es nur die frage ist, welche zugfolge die richtige ist kann ich auch gut mal 20-30 minuten an der aufgabe sitzen um wirklich alles durchzurechnen.

Beitrag von Kiffing

Ich meinte mit "Aufgeben" noch das Absetzen eines lucky guess. :DAnsonsten gehe ich aber in puncto investierter Zeit pro Aufgabe mit Dir konform. Schon nach 5-10 Min. aufzugeben, erzieht zum oberflächlichen Denken und damit zu einer bekannten "Todsünde" im Schach. Ich übe übrigens noch klassisch mit Brett und Buch und analysiere hinterher die Aufgabe höchstens noch am Computer. Ich finde nämlich, daß so mehr hängenbleibt als beim Lösen einer Aufgabe am Computer.

Beitrag von zugzwang

Zwischen Stunden und Tagen. Aber mit Unterbrechungen.Es gibt Aufgaben, da finde ich gar keinen Einstieg.:ratlos: Was nicht sein kann, da Aufgabe.:motz:An denen bastele ich dann länger rum oder ... gehe zur nächsten Aufgabe und hebe mir die Aufgabe für später auf. So werden Tage draus.Dann gibt es Aufgaben, wo die Motive recht klar sind, die Berechnung aber umfangreich erscheint oder ist. Hier kommt es sehr auf die Tagesform und die Restenergien an.Da denke ich manchmal: Langweilig, weil bekannt und weiß doch, daß die Faulheit mitspielt sauber und schnell zu berechnen. (Mal abgesehen davon, daß die erste Einschätzung auch nicht immer stimmt!:P)Auch hier verschiebe ich gern, indem ich zur nächsten Aufgabe gehe oder das Licht ausschalte und einschlafe.Am Brett - insbesondere am großen - analysiere ich allein kaum noch. Ab und zu Endspiele mit Steckschach. Die sofortige Eingabe in das Computerbrett ist einfach zeitsparender, aber genauso ermüdend.Also löse im am liebsten liegend vom Blatt/Buch und stapele die angeblätterten Bücher in Griffweite.Ab und zu erinnere ich mich an die 3 "Z" und stelle fest, daß ich mich einige Male schneller an sie erinnern sollte. Ansonsten ist auch ein frischer Blick nach einer Pause hilfreich.Bei ausreichend Bedenkzeit ist dies auch für eine Turnierpartie anzuraten. Kurz mal abschalten-wegblenden.

Beitrag von Babylonia

Ihr löst Taktikaufgaben am Schachbrett? Ich gucke ins Buch oder aufs Blatt und löse sie im Kopf. Mit "Matt in 1", "Matt in 2" und "Matt in 3" komme ich inzwischen klar, aber ansonsten wird es sehr schwierig für mich. Mehr als 5 - 10 Minuten verwende ich nicht auf so eine Aufgabe, sonst finde ich es ermüdend. Babylonia

Beitrag von Kampfkeks

Wenn ich nach 10 - 15 Minuten keine Lösung oder zumindest nen Ansatz habe, dann gebe ich auf. Figuren baue ich nicht auf, ich spiele ja sowieso nur online, also immer in 2d. :smile:

Beitrag von Qf3

[QUOTE=Kampfkeks;27094]....ich spiele ja sowieso nur online, ...[/QUOTE]Wie kommts?Hast du kein Interesse an Vereins- oder Turnierschach?

Beitrag von Birliban

Beim Vereins- und Turnierschach reisen die Spieler. Beim Onlineschach ist es ähnlich wie beim Fernschach - da reisen nur die Züge. Ist doch praktisch und sehr zeitsparend. :lol:

Beitrag von Kampfkeks

Mit Onlineschach bin ich glücklich und zufrieden. Wobei mich eine echte DWZ-Einstufung tatsächlich mal interessieren würde. Auf absehbare Zeit bleibts aber erstmal beim Online Spielen. ;)

Beitrag von Zapp Brannigan

[quote]hr löst Taktikaufgaben am Schachbrett?[/quote]Als ich am Tigersprung 1500 gearbeitet habe habe ich es gemacht. Es war aber eine entäuschende Erfahrung für mich. Bei vielen Aufgaben dauerte das Aufbauen länger als das Finden der Züge. Wenn mein gefundener Zug dann falsch war und nicht in der Lösung erklärt wurde war mir zum Teil auch nicht klar, warum er falsch war. Dazu wäre dann eine Engine praktisch gewesen, aber dafür hätte ich die Stellung ja gleich noch zusätzlich im Computer aufbauen müsen.Jetzt trainiere ich nur noch am Bildschirm, fast ausschliesslich auf chesstempo. Dafür stelle ich die Brettgrösse aber so gross wie möglich ein, d.h. bei Vollbild auf Firefox (F11) ist mein Brett gleich hoch wie mein Bildschirm. Das ist dann zwar noch etwas kleiner als ein reelles Brett, aber doch viel grösser als die Standard-Einstellung.[quote]Ich gucke ins Buch oder aufs Blatt und löse sie im Kopf. Mit "Matt in 1", "Matt in 2" und "Matt in 3" komme ich inzwischen klar, aber ansonsten wird es sehr schwierig für mich. [/quote]Besser ist, zumindest die Lösung auf einem Blatt Papier aufzuschreiben. So kannst du besser mit der Lösung vergleichen.[quote]Mehr als 5 - 10 Minuten verwende ich nicht auf so eine Aufgabe, sonst finde ich es ermüdend.[/quote]Wenn ich nach 10 Minuten noch gar keine Ahnung habe fange ich an zu Raten, in einer reellen Partie sitzte ich ja auch nicht 10min vor einer position und denke mir "irgendwo muss da einetaktik sein". Oft sieht man aber die grundidee schon, aber es ist nicht klar was die beste umsetzung ist. Dann kann es auch mal 20min gehen.

Beitrag von Kiffing

Ich löse schon gelegentlich Aufgaben aus dem Buch heraus. Aber sobald sie einen gewissen Anspruch haben, baue ich das Brett auf. Die Gründe sind:1. Ich nehme die jeweilige Aufgabe ernst und gehe nicht oberflächlich an die Aufgabe heran. Bei aufgebauten Stellungen denke ich wesentlich länger nach.2. Ich bin bei aufgebauten Stellungen viel besser als aus dem Buch heraus. Ich sehe viel mehr. Oft ist es so, daß ich lange ergebnislos auf das Diagramm geschaut habe. Baue ich aber nun das Brett auf, springt mir die Lösung geradezu ins Auge. Ich wundere mich ein wenig, daß dies so ist, denn im zweidimensionalen Schach, d. h. im Internet, spiele ich nicht schlechter. Wahrscheinlich sind mir die Diagramme einfach zu klein.Zu dem, was Zapp.Brannigan bemerkt hat: irgendwie schaue ich nicht gern auf dem Bildschirm, vor allem nicht auf kleine. So hasse ich Handys oder Smartphones, und niemals würde mir eine digitale Zeitung eine analoge Zeitung ersetzen. Das eine hat was mit reiner Informationsgewinnung zu tun, das andere geht schon in den Bereich eines gewissen Genusses. Bei Schach lernen am Computer kommt bei mir einfach keine richtige Atmosphäre auf und schadet zudem den Augen. Den Vorteil, daß ich weiß, daß in der jeweiligen Stellung etwas drin ist, nehme ich gern mit. Deshalb stelle ich mir nie ein selbstgewähltes Limit. Ich finde, im Schach schlägt Tiefgründigkeit die Geschwindigkeit (was auch dem Wesenskern des Schachs näher kommt), und so kann man eigentlich nicht lang genug an einer Aufgabe sitzen. Bei Zeitnotnaturen mag es anders sein, aber das sind Extremfälle. Je mehr Lösungen man findet, desto stärker nutzt es einem in der Praxis, denn Lösungen, die man sich selbst erarbeitet, bleiben lernpsychologisch am besten hängen.

Beitrag von ToBeFree

[QUOTE=Kiffing;27119]2. Ich bin bei aufgebauten Stellungen viel besser als aus dem Buch heraus. Ich sehe viel mehr. [...][/QUOTE]Das geht mir auch so. Mir fehlt bei den zweidimensionalen Abbildungen von Schachbrettern auch die Motivation, mich damit so lange wie mit einer aufgebauten Stellung zu beschäftigen. An einer Schachaufgabe, die aufgebaut in meinem Zimmer steht, könnte ich tagelang immer wieder nach der Lösung suchen. Auf dem Bildschirm oder in einem Buch liegt es näher, nach vergeblichem Überlegen einfach zur nächsten Aufgabe zu wechseln - besonders, wenn diese direkt daneben abgebildet ist.

Beitrag von Kampfkeks

Wie trainieren eigentlich die großen Schachcracks Taktikaufgaben? Weiß man da etwas drüber, ob zB Magnus Carlsen über einem Buch brütet oder vor dem Bildschirm sitzt?

Beitrag von Zapp Brannigan

Ivanchuck und Svidler schauen das Brett ja auch während einer Partie nicht an. Svidler meinte mal, die figuren stehen ihm bei der analyse im weg. Von daher nehme ich an die 2 lösen direkt vom Buch. Wobei Svidler auch mal sagte auf chess24 dass er schon lange keine Taktikaufgaben gelöst habe weil das eh seine stärke sei.David Howell meinte hingegen, alle starken GMs trainieren täglich Taktik, sagte aber nicht wie. Zumindest bei ihm bezweifle ich aber dass er sie auf einem Brett aufbaut. 3000 blitz-wertung auf chess24 mit dem Touchpad muss man auch erst mal schaffen :DKramnik erzählte mal, dass er um fitt zu bleiben schwimmen geht, und damit es ihm dabei nicht zu langweilig wird löst er gleichzeitig eine schauchaufgabe. Die lernt er dann wohl vorher auswendig.