Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Moskau 1925 - warum das Sowjetschach so groß wurde“

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Beitrag von Kiffing

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Efim Bogoljubov, der bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Mannheim spielte und dort wie Alexander Aljechin und andere russische Großmeister von den Deutschen einfach einkassiert wurde und in Kriegsgefangenschaft geriet, pendelte in diesen Zeiten viel zwischen Deutschland und der jungen Sowjetunion. Sein Wohnsitz war zwar Deutschland, aber als Bürger der Sowjetunion spielte er deren Landesmeisterschaften mit und gewann diese 1924 und 1925. Erst 1927 erhielt er die deutsche Staatsangehörigkeit und hat seitdem viel für die Entwicklung des deutschen Schachs getan. Der bekannte Schachfunktionär Alfred Brinckmann hatte Bogoljubovs Schaffen und seine Verdienste für das Schachleben in Deutschland anläßlich dessen Todes 1952 in einer Biographie Großmeister Bogoljubow gewürdigt.1925 hatte sich nach den schwierigen Jahren um den Erhalt der Revolution, und in denen Kriegskommunismus, Hungersnot und Bürgerkrieg herrschten, durch die Neue Ökonomische Politik die Lage im Land etwas entspannt, und der junge sowjetische Staat sah sich in die Lage versetzt, Mittel für solch ein aufwendiges großes Turnier bereitzustellen. Natürlich fehlte der aus dem Land geflohene Adelssproß Alexander von Aljechin, der übrigens seine Heimat in seinem Leben nie mehr wiedersehen sollte. Dafür aber waren andere berühmte Meister anwesend. Elf ausländische Spitzenspieler, Lasker, Capablanca, Reti, Rubinstein, Tartakover, Spielmann, Torre, Marshall, Sämisch, Grünfeld und Yates, gaben sich in Moskau die Ehre, gegen die sich zehn einheimische Spieler behaupten mußten. Die einheimischen Schachspieler waren der westlichen Schachwelt schon bekannt durch Alexander von Aljechin, der später offenbar auf seinen Adelstitel verzichtete und „nur“ noch als Alexander Aljechin auftrat. Und insofern konnte sich der interessierte Zeitgenosse auf ein Wiedersehen dieser Spieler freuen, da ansonsten aus dem abgeschotteten Land wenig nach außen drang. Aljechin hatte nach seiner Flucht aus dem revolutionären Rußland nach Anregung des rührigen Berliner Schachverlegers Bernhard Kagan 1921 das vielbeachtete Büchlein Das Schachleben in Sowjetrußland herausgegeben, in diesem die schwierigen Bedingungen der Schachspieler im Land geschildert und diese Spieler, die teilweise auch als Pioniere der Sowjetischen Schachschule fungierten, anläßlich des „Allrussischen Championsturnier“ von 1920 beschrieben. Dieses Turnier wurde später offiziell als Erste Sowjetische Landesmeisterschaft notiert, als deren erster Gewinner ausgerechnet Aljechin vermerkt werden mußte. Auch diese Begebenheit trägt eine große Ironie in sich.Aljechin hatte den Möglichkeiten einer erfolgreichen Schachentwicklung in diesem Land keine Chancen gegeben. In seinem Buch urteilte er noch:[QUOTE] Was die anderen Städte betrifft, dürfte sich dort das Schachleben in keinem Falle günstiger als in Moskau entwickeln. Nach den letzten Nachrichten, die uns zugekommen waren, beginnen die Schachisten von Petrograd [Leningrad, jetzt St. Petersburg], Kasan und Charkow, sich zu organisieren, doch auch dort – wie überall – hängt alles von dem persönlichen Einfluß irgend eines sowjetischen Regierungsmannes ab, ähnlich wie das Schach in Moskau ein kurzes Aufblühen dank Iljin-Genewsky erlebte.Es erscheint aber kaum wahrscheinlich, daß man auf einem so unsoliden Fundament etwas Dauerndes bauen könne [/QUOTE] Alexander Aljechin, Das Schachleben in Sowjet-Russland, Schachverlag Bernhard Kagan 1921, S. 16Doch hatte Aljechin offenbar die Möglichkeiten der Sowjetunion bzw. die Mobilisierungswirkung, die in solch einem Grade nur ein totalitärer Staat besitzen kann, unterschätzt. Die junge Sowjetunion, die mit Aljechin, Bernstein, Rubinstein und Nimzowitsch immerhin ihre besten Spieler verlor, löste das Problem durch ihre Politik, das Schach von einem „bourgeoisen“ Sport auf eine neue Massenbasis zu stellen. Dadurch wandelte sich in der Sowjetunion auch das Bild eines Schachmeisters. Der Schachmeister war nun kein auf sich allein gestellter Einzelkämpfer, der durch seine Kunst irgendwie überleben muß, wenn er nicht über einen „wirklichen“ Beruf verfügt. Er war stattdessen so etwas wie ein Beamter, finanziell sichergestellt, aber all seiner Freiheiten beraubt. Was dieses neue Bild eines Schachmeisters für die sowjetischen Spieler konkret bedeutete, darüber informierte der Turnierteilnehmer und Sieger von Moskau 1925, Efim Bogoljubov:[QUOTE]Das Turnier wurde arrangiert, um das Schachinteresse der „breiten Masse“ der Sowjet-Union zu fördern; die Meister hatten eben zu kämpfen und ihr Bestes für die Allgemeinheit zu leisten. Die russischen Meister hatten noch die Pflicht, alle Errungenschaften des Turniers hierzu nachträglich zu verwerten.Ich persönlich wurde mit der wichtigen Aufgabe betraut, die Partien des Turniers zu kommentieren [/QUOTE]Efim Bogoljubov, Das Internationale Schachturnier Moskau 1925, Edition Olms Zürich 1982, S. XIIDer Ehrgeiz der Sowjetunion, zu der führenden Schachnation aufzusteigen, besaß eine derartige Priorität, daß viele hochrangigen Politiker aus Regierung und Geheimdienst gleichzeitig wichtige Schachfunktionen besaßen. Die [URL="http://www.propagandafilm.de/page3/page33/page33.html"]Quelle[/URL] Propagandafilm spricht es offen aus:[QUOTE] Michael Botwinnik, der Patriarch des sowjetischen Schachs, spielte erbarmungslos und nutzte die Vorteile politischer Unterstützung für seine Karriere skrupellos aus. Einer seiner Förderer war Nikolai Krylenko, ein Vertrauter und Schachpartner Lenins, erster sowjetischer Oberbefehlshaber, später Generalstaatsanwalt und Kommissar für Justiz von Stalins Gnaden. Neben Wyschinski, der sein Schachrivale und beruflicher Erzfeind war, ein hasserfüllter Ankläger in den Schauprozessen der angststarren dreißiger Jahre. Dieser Fanatiker legt den Grundstein für den Höhenflug des sowjetischen Schachs [/QUOTE]Diese Generalmobilmachung für das Königliche Spiel hatte demzufolge großen Erfolg. Mit der Konsolidierung der Staatsmacht begann auch der schwindelerregende Aufstieg des Schachlebens in diesem Land. Die Statistik derselben Quelle spricht für sich:[QUOTE] 1923 gab es in der Sowjetunion eintausend registrierte Schachspieler, 1929 waren es 150.000, 1960 spielten zwei Millionen Sowjetbürger organisiert Schach. Zum Vergleich, der US-Schachverband hatte 1962 ganze 10.000 Mitglieder [/QUOTE] Das Experiment, sich durch ein solch bedeutsames Schachturnier der Außenwelt zu präsentieren, gelang. Die mit Ausnahme Bogoljubows, den die Sowjetunion zwei Jahre später endgültig an Deutschland verlieren sollte, international noch wenig erfahrenen sowjetischen Spieler spielten zum Großteil nicht wesentlich schlechter als die Größen der übrigen Welt. Zudem war es ein Turnier der Extraklasse und von der spielerischen Bedeutung her mit einem Atemzug neben anderen Großturnieren zu nennen. Von der Bedeutung des Turniers für das Ausland, aber auch für die Schachfreunde in der jungen Sowjetunion selbst, gibt Efim Bogoljubov ein beredtes Zeugnis ab. Angemerkt werden muß allerdings, daß der prominente Zeitgenosse trotz seines Wohnsitzes in Deutschland wegen dessen noch vorhandenen sowjetischen Staatsbürgerschaft und deswegen, weil es wohl nicht in seinem Interesse lag, es sich mit der aufstrebenden Staats- und Schachmacht zu verderben, nicht unbedingt eine neutrale Quelle sein kann, die demzufolge mit Vorbehalt aufgenommen werden muß:[QUOTE]Die gesamte Schachpresse der Welt hat dies Ereignis mit Freude und Enthusiasmus erwartet und begrüßt, aber was noch bezeichnender ist, fast jede bedeutende Zeitung veröffentlichte fortlaufend umfangreiche Berichte über den aufregenden und sehr oft sensationellen Verlauf des Turniers. Die russische Presse braucht natürlich gar nicht erst besonders erwähnt zu werden[/QUOTE]Bogoljubov, S. VIIIDer schon erwähnte Nikolai Krylenko und spätere Botwinnik-Förderer, 1938 erschossen, ließ es sich nicht nehmen, ein Grußwort an die ganze Welt zu richten und sein Land angemessen zu repräsentieren. Auszüge seines Grußwortes:[QUOTE]Daneben hat für uns das Moskauer Turnier noch eine ganz andere – eine politische Bedeutung. Wie das Drum und Dran auch sein mag. Tatsache ist und bleibt: Moskau war für einen Monat lang der Bezugspunkt des Interesses, der Mittelpunkt, der die Blicke vieler Tausende, wenn nicht Millionen von Schachspielern auf sich lenkte. Der armseligste Kleinbürger, der unansehnlichste Schächer irgendeines Krähwinkels der bürgerlichen Welt sah, staunte und mußte zugeben, daß kein auf seine Kultur noch so erpichter westeuropäischer, bürgerlicher Staat das zuwege gebracht hat, was die junge Sowjetunion getan. Das blieb natürlich nicht ohne Einfluß auf die Vorstellung, die man sich von Moskau und Rußland machte und macht[/QUOTE]Ebd. S. V f.Schach hat in Rußland eine lange Tradition, doch durch die Tatsache, daß das Schach nun auf eine Massenbasis gestellt wurde, und durch eben dieses bedeutenden Turnier, brach in der Sowjetunion ein wahres Schachfieber aus, von dem die [URL="http://www.schachburg.de/threads/303-Schachfieber"]gleichnamige Satire[/URL], ein zeitgenössischer Kinofilm aus der Sowjetunion, zeugt, an der interessanterweise auch zahlreiche Turnierteilnehmer wie Capablanca mitwirkten. In diesem Geist ist auch das Kapitel: „[URL="http://www.schachburg.de/threads/1291-Der-interplanetarische-Schachkongre%C3%9F"]Der interplanetarische Schachkongreß[/URL]“ aus der sowjetischen Gaunerkomödie Zwölf Stühle von Ilja Ilin und Jewgeni Petrow in dieser Zeit gemacht worden, die den herausragenden Wert dieses neuen Massenphänomens mit satirischen Mitteln aufs Korn nahmen. Doch im Zuge der Stalinisierung des Landes wurde nur wenige Jahre später schon die Satire als „volksfeindlich“ verurteilt und verboten, sofern sie sich gegen das eigene Land richtete. Zur Kulturpolitik in der Sowjetunion, siehe: [url]http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43375613.html[/url]Ansonsten ist Moskau 1925 auch durch wissenschaftliche Untersuchungen zum schachlichen Denken in Erinnerung, an denen die Spieler mitwirken konnten. Diese Untersuchungen waren überaus gründlich und halfen, das Wesen des spezifischen schachlichen Denkens besser zu verstehen, aber auch, die kognitiven und mentalen Fertigkeiten zu erkennen, die für den eigenen Erfolg als Schachspieler wesentlich sind. Ergebnisse der Untersuchungen, siehe hier: [url]http://books.google.de/books?id=JBAn09e-NPYC&pg=PA39&lpg=PA39&dq=Moskau+1925+Schachturnier+Untersuchungen&source=bl&ots=1HJ5ujAQ4c&sig=x7mHx0_rbAFaPIBfYfgITH_DSkU&hl=de&sa=X&ei=APWEUuDYLc7RsgbH0YH4Aw&ved=0CDEQ6AEwAA#v=onepage&q=Moskau%201925%20Schachturnier%20Untersuchungen&f=false[/url]Zum schachlichen Part, so half dieses Turnier, gegen den Mythos der Unbesiegbarkeit und Perfektion Capablancas zu wirken, der nicht, wie viele heute meinen, erst durch dessen Niederlage gegen Aljechin 1927 zerstört wurde. So hob Bogoljubov hervor, daß der 57jährige Lasker (14 Punkte, Platz 2), nun schon zum dritten Mal in Folge in einem Turnier vor dem Kubaner (13,5 Punkte, Platz 3) landete (vgl. Bogoljubov, S. IX.). Er kommt zu folgendem Schluß:[QUOTE]Es scheint erwiesen, daß das Alter Höchstleistungen nicht ausschließt. Dr. Lasker [...] muß als unbestritten erfolgreichster Meister aller Zeiten angesprochen werden. Sein Spiel wird noch immer durch fast jugendliche Frische und Unternehmungslust ausgezeichnet. [/QUOTE]Ebd.Welche enorme Willensstärke von dem langjährigsten modernen Weltmeister der Schachgeschichte ausging, war schon Frank Mayer [URL="http://schach-und-kultur.de/?p=8658"]aufgefallen[/URL], der in seinem bekannten Magazin Schach und Kultur berichtet hatte, wie Lasker bei der Anreise nach New York 1924, wo er das Turnier im heroischen Stile gewann, eine infolge einer Unpäßlichkeit seines Schiffes ebenso heroische Odyssee durch Eismeer und Schnee in Finnland auf sich nehmen mußte. Zu Capablanca hingegen merkt der ohnehin für sein Selbstbewußtsein bekannte Großmeister, dessen Selbstbewußtsein durch seinen Triumph in Moskau sicherlich noch einmal in schwindelerregende Höhen glitt, kritisch an (zum Verständnis der Leser sei angemerkt, daß es in älteren Texten üblich war, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen):[QUOTE]Weiter steht fest, daß es Capablanca sehr schwer fällt, sich von seiner trockenen Spielweise zu trennen. Seine Technik hingegen ist von Bogoljubov zum mindesten erreicht und wird von den anderen Meistern nicht mehr sonderlich gefürchtet[/QUOTE]Ebd.Capablanca war also schon deutlich vor dem Titelverlust gegen Aljechin 1927 entzaubert, und Anzeichen, daß Capablanca nach seinem Titelgewinn gegen Lasker 1921, wo er endlich am Ziel seiner Träume war, auf das er lange hinarbeiten mußte, in einer „Stalaktierungsphase“ (Kasparov) war, gab es bereits. Capablanca verließ sich zu sehr auf sein angeborenes Naturtalent und war der Ansicht, daß ihm, den im Schach nun einmal alles zufalle, ein ernsthaftes Arbeiten am Schach nicht mehr nötig sei. Kasparov berichtet:[QUOTE]Der Weltmeister indes spielte sehr friedfertig: „Alle streben gegen mich ein Remis an, und ich kann nichts dagegen tun“, klagte er.Nicht verborgen blieb freilich auch, daß der Kubaner sehr leichtsinnig mit seinen Kräften umging. An einem der spielfreien Tage fuhr er beispielsweise kurzerhand nach Leningrad, wo er im Kleinen Saal der Philharmonie eine Simultanveranstaltung gab. Dabei traf er zum ersten Mal auf den 14jährigen Michail Botwinnik und mußte sich von ihm sogar geschlagen geben. Letztlich verlor Capablanca beim Moskauer Turnier gegen die beiden sowjetischen Meister Iljin-Shenevski und Werlinski, wodurch er weit hinter den führenden Boguljubow zurückfiel[/QUOTE]Garri Kasparov, Meine großen Vorkämpfer, Teil 2, Edition Olms 2006, S. 100Das pulsierende Moskau der NÖP bot in diesen Tagen wirklich noch einiges an Abwechslung. Da in der jungen experimentierfreudigen Sowjetunion noch viel von den avantgardistischen Bewegung steckte und die brutale konservative Revolution von Stalin noch nicht eingesetzt hatte, waren solche Zustandsbeschreibungen von sowjetischen Schachturnieren wie in weitaus späteren Jahren von GM Daniel King noch nicht Realität:[QUOTE]Sowjetische Turniere waren berüchtigt; nicht nur waren sie ein strenger Test des schachlichen Könnens, sondern auch was jemand aushalten konnte. Drei Wochen in einer Stadt zu verbringen, wo man abends nichts unternehmen kann, wo es Schaben in Ihrem Hotelzimmer gibt – und wahrscheinlich auch in dem undefinierbaren, eintönigen Essen, das man ihne vorsetzt – ist genug, um jeden fertigzumachen [...][/QUOTE]Daniel King, Wie gut ist Dein Schach, Beyer-Verlag, Hollfeld 1996, S. 89Ein Beispiel für den trockenen und von jedwedem Unternehmungsgeist befreiten Stils des alles andere als „perfekt“ auftretenden Weltmeisters bot schon direkt die erste Runde, in der Caissa ihn früh mit seinem Vorgänger verband:[Event "Moscow"][Site "Moscow URS"][Date "1925.11.10"][EventDate "1925.11.10"][Round "1"][Result "1/2-1/2"][White "Jose Raul Capablanca"][Black "Emanuel Lasker"][ECO "D47"][WhiteElo "?"][BlackElo "?"][PlyCount "58"]1. d4 d5 2. c4 c6 3. Nc3 Nf6 4. e3 e6 5. Nf3 Nbd7 6. Bd3 dxc47. Bxc4 c5 8. O-O a6 9. dxc5 Nxc5 10. Qxd8+ Kxd8 11. Rd1+ Ke812. Be2 Be7 13. b3 Bd7 14. Bb2 Rd8 15. Rd4 Bc6 16. Rxd8+ Kxd817. Rd1+ Kc7 18. Ne5 Rf8 19. h3 Ncd7 20. Nxc6 Kxc6 21. Bf3+Kc7 22. Ne4 Nxe4 23. Bxe4 Bf6 24. Ba3 Rd8 25. Kf1 h6 26. Ke2Ne5 27. Rxd8 Bxd8 28. Bb2 Bf6 29. Bxe5+ Bxe5 1/2-1/2Auszüge von Kommentaren Bogoljubovs:[QUOTE]15. Td1-d4 Zu diesem Zuge lag kein Grund vor: Weiß behauptet die wichtige d-Linie am einfachsten, wenn sein Turm auf d1 stehen bleibt. Eine se4hr starke Fortsetzung war 15. Sf3-e5!, weil darauf Schwarz überhaupt sehr wenig Züge hätte, z. B. würde Ld7-e8 nach 16. Td1-d8+, Le7xd8 17. Se5-c4 Ld8-e7 18. Lb2-a3 b7-b6 19. Ta1-c1 (mit der Drohung Lxc5 nebst Sc3-a4), Sf7-d7 20. Sc3-a4! (drohend Sxb6) Sc5xa4? 21. Sc4-d6+ usw. für Schwarz ungünstig sein(...)16. Td4-d8+ Auch das ist nicht das Stärkste. Nach 16. Se5 wäre der Schwarze wieder vor eine schwere Aufgabe gestellt(...)19. b2-b3 Capablanca zeigt in der ganzen Partie auffallend wenig Unternehmungslust. Energischer war 19. Se5xc6 Kc7xc6 20. b3-b4 Sc5-d7 21. b4-b5+ und der weiße Läufer hätte mehr Bewegungsfreiheit[/QUOTE]Bogoljubov, S. 1f.Wiewohl das Turnier für die junge Sowjetunion als Erfolg zu werten war, wartete man im Kreml noch neun Jahre, bis im nunmehr völlig veränderten Land erst 1934 in Leningrad ein Turnier mit einer ähnlich herausragenden internationalen Bedeutung stattfinden konnte, dem in Moskau 1935 und Moskau 1936 schnell zwei weitere folgten. Das beweist, welchen Kraftakt die Organisation von solch einem Turnier für das finanziell nicht gerade auf Rosen gebettete Land dargestellt hat und was schon Krylenko in seinem „Grußwort“ deutlich hat anklingen lassen. Die Entwicklung des Schachlebens in der Sowjetunion fand nun wieder vor verschlossenen Türen statt, und als sich das Land nach dem Zweiten Weltkrieg als Teil der Allierten den internationalen Organisationen öffnete und sich nun direkt mit den anderen Schachnationen vergleichen lassen konnte, war man anderswo überrascht, als sich auf einmal zeigte, daß die sowjetischen Schachspieler nun allen anderen Schachspielern bereits unaufholbar scheinend überlegen waren. So gewann die UdSSR das berühmte Radiomatch 1945 gegen die USA mit 15,5-4,5. Moskau 1925 war insofern eine interessante Momentaufnahme für die Entwicklung des auf völlig neuen Füßen gestellten Schachlebens in diesem Land, das über dem Schach hinaus eine wichtige Bedeutung hatte, da über das Schach auf einmal mehr über das anderswo vollkommen rätselhafte und für gewöhnlich abgeschottete Riesenreich zu sehen und zu erfahren war.Zum Abschluß dieses Threads noch jeweils eine Partie der beiden Heroen in diesem Turnier, des unermüdlichen Macheiden Laskers und des strahlenden Turniersiegers Bogoljubows, die ich beide im besten Licht erscheinen lassen möchte:Eine typische Kampfpartie Laskers gegen den späteren sowjetischen Spitzengroßmeister Romanowsky:[Event "Moscow"][Site "Moscow URS"][Date "1925.11.12"][EventDate "1925.11.10"][Round "3"][Result "1-0"][White "Emanuel Lasker"][Black "P Romanovsky"][ECO "C65"][WhiteElo "?"][BlackElo "?"][PlyCount "127"]1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 Nf6 4. O-O Be7 5. Re1 d6 6. c3 O-O7. d4 Nd7 8. Nbd2 Bf6 9. Nf1 Ne7 10. Ng3 c6 11. Ba4 g6 12. Bh6Re8 13. Bb3 Nf8 14. Bg5 Bxg5 15. Nxg5 Ne6 16. Bxe6 Bxe617. Nxe6 fxe6 18. Qg4 Kf7 19. Re3 Ng8 20. dxe5 dxe5 21. Nh5Nf6 22. Nxf6 Kxf6 23. Rd1 Qc7 24. Red3 Re7 25. h4 Kg7 26. h5Rf8 27. hxg6 hxg6 28. Qg5 Rh8 29. Rg3 Rh6 30. Rf3 Re8 31. Rdd3Qe7 32. Qxe5+ Kg8 33. Rh3 Rxh3 34. Rxh3 Qg7 35. Qg5 e5 36. Rd3Kh7 37. Qg4 Qf6 38. Rd7+ Re7 39. Rd8 Kg7 40. Qh3 Kf7 41. Qh6Qg7 42. Qe3 Qf6 43. Qxa7 Qf4 44. Qe3 Qxe3 45. fxe3 Kf646. Rd6+ Kg5 47. a4 Kh5 48. Kf2 Rf7+ 49. Kg3 Re7 50. a5 Kg551. b4 Kh6 52. a6 bxa6 53. Rxc6 Ra7 54. Rc5 Re7 55. Kg4 Re656. c4 Re8 57. b5 axb5 58. cxb5 Re6 59. Rd5 Re7 60. b6 Rb761. Rb5 Kg7 62. Kg5 Kf7 63. Rb1 Kg7 64. Rb2 1-0Und hier eine typische Glanzpartie des Turniersiegers gegen Iljin-Zhenevsky, einen Helden der Revolution und einen der Pioniere der Sowjetischen Schachschule mit dem revolutionären Tarnnamen Genewsky, der Genfer: [Event "Moscow"][Site "Moscow URS"][Date "1925.11.15"][EventDate "1925.11.10"][Round "5"][Result "1-0"][White "Efim Bogoljubov"][Black "Ilyin-Zhenevsky"][ECO "D26"][WhiteElo "?"][BlackElo "?"][PlyCount "61"]1.Nf3 d5 2.c4 e6 3.d4 dxc4 4.e3 c5 5.Bxc4 Nf6 6.O-O Nc6 7.Nc3Be7 8.Qe2 O-O 9.dxc5 Qa5 10.e4 Qxc5 11.e5 Nd5 12.Qe4 Ndb413.Ng5 Bxg5 14.Bxg5 Ne7 15.Bb3 Ng6 16.Be3 Qa5 17.f4 Bd7 18.a3Nc6 19.Bc2 Nce7 20.Qxb7 Bc6 21.Qb4 Qc7 22.Rab1 Rfd8 23.Rf2 Rd724.Bc5 Rb8 25.Qc4 Qb7 26.Ne4 Nh4 27.Bd6 Rc8 28.Nc5 Bd5 29.Qd3Rxc5 30.Qxh7+ Kf8 31.Qh8+ 1Abschlußtabelle Moskau 1925: [url]http://en.wikipedia.org/wiki/Moscow_1925_chess_tournament[/url]