Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Kampf gegen Najdorf mit 6. f4“

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Beitrag von Kiffing

Nachdem wir uns Anfang September der Najdorf-Variante mit [URL="http://www.schachburg.de/threads/1335-Vorgehen-gegen-6-a4-im-Najdorf"]6. a4[/URL] gewidmet haben, geht es mir hier um das Abspiel gegen 6. f4 im Najdorf-Sizilianer:Nach 1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. f4 e5 7. Sf3 Sbd7 8. a4 ist 8. ...Le7 stärker als 8. ...Dc7. Mit 8. ...Dc7 möchte Schwarz ...Sc5 vorbereiten, aber der Textzug geht auch ohne ...Dc7 taktisch. Es geht weiter mit: 9. Ld3 0-0 10. 0-0 Sc5 (10. ...exf4) 11. Kh1 (Prophylaxe gegen ein mögliches ...Db6; 11. fxe5?! dxe5 12. Sxe5?? Dd4+ -+) exf4 12. exf4 und Schwarz stehen hier drei spielbare Züge mit dem weißfeldrigen Läufer zur Verfügung: 12. ...Lg4, 12. ...Le6 und ...12. ...Ld7. Ich würde hier 12. ...Ld7 ziehen, weil der Läufer von hier aus schon einmal mal das wichtige Feld b5 im Auge hat und ein später potentiell mögliches ...b5 vorbereitet. Spielt der Gegner a5, dann kommt einfach ...b5 axb6 e.p. Dxb6.Wie denkt ihr darüber?

Beitrag von Mattmonster

Der Naydorf ist bei starken spieler eine tolle waffe in der varieante oben beforzuge ich auch ld7!leider hatt weiss viele sehr agresive varieanten die sich sehr einfach spielen lassenwas kiffing gegen mich leider immer wieder gegen mich spielt (ich muss noch sehr viel lernen denke ich gruss carsten

Beitrag von Zapp Brannigan

[quote] Nach 1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. f4 e5 7. Sf3 Sbd7 8. a4 ist 8. ...Le7 stärker als 8. ...Dc7. Mit 8. ...Dc7 möchte Schwarz ...Sc5 vorbereiten, aber der Textzug geht auch ohne ...Dc7 taktisch. Es geht weiter mit: 9. Ld3 0-0 10. 0-0 Sc5 (10. ...exf4) 11. Kh1 (Prophylaxe gegen ein mögliches ...Db6; 11. fxe5?! dxe5 12. Sxe5?? Dd4+ -+) exf4 12. exf4 und Schwarz stehen hier drei spielbare Züge mit dem weißfeldrigen Läufer zur Verfügung: 12. ...Lg4, 12. ...Le6 und ...12. ...Ld7. Ich würde hier 12. ...Ld7 ziehen, weil der Läufer von hier aus schon einmal mal das wichtige Feld b5 im Auge hat und ein später potentiell mögliches ...b5 vorbereitet. Spielt der Gegner a5, dann kommt einfach ...b5 axb6 e.p. Dxb6.[/quote]Spielte das ein paarmal als weisser, ist ein nettes system welches bei den meisten najdorf-spielern etwas unter dem radar ist. Gut kombinierbar mit den Be2-system gegen scheveningen und löwenfisch gegen drachen. Aber am schluss ist es halt eines von vielen weissen spielen, wo schwarz eher "leicht ausgleicht". Deshalb blieb ich dann auch gleich beim alapin, da kann schwarz zwar wohl auch "leicht ausgleichen" aber er bekommt stellungsbilder die er weniger gut kennt, und das ist auf meinem niveau wichtiger als ein theoretisches +/=8...Qc7 wurde eigentlich weniger als vorbereitung von Nc5 gespielt sondern viel mehr aus angst vor 9.Bc4, als sich herausstellte dass dies sowieso nicht gut ist (auch auf Qc7 spielt man Bd3) wurde 8...Be7 gespielt, die dame ist auf d8 noch flexibler wo sie immer mal auf b6 ein unangenehmes schach geben kann. Anstatt direkt 10...Nc5 ist denke ich 10...exf4 präziser, man stellt halt die frage ob weiss bereit ist mit 11.Bxf4 den bauern auf b2 zu opfern oder ob er 11.Kh1 spielt, worauf 11...Nc5 stark ist (auf 11.Bxf4 würde Nc5 auch gehen falls man angst hat den b2 zu schnappen).Auf 10...Nc5 11.Qe1 ziemlich stark[quote] Der Naydorf ist bei starken spieler eine tolle waffe in der varieante oben beforzuge ich auch ld7![/quote]NaJdorf ist eine lebensaufgabe, würd ich mir nie antun. Während weiss sich entwickelt macht schwarz ein eselohr am damenflügel. Um nicht mit Bg5 (und auch Bc4) überannt zu werden braucht man extremst viel theoriewissen. Es gibt varianten wo man sich hauptsächlich verteidigen muss (Bc4, Bg5, f4), solche wo es eher um ideen geht (Be2, h3, a4) zu heterogenen rochade (Be3, f3) wo es um ein abwägen zwischen guten angriffs-zügen und guten verteidigungszügen geht, d.h. man muss sowohl ein guter angreiffer, wie auch ein guter verteidiger, wie auch guter positionsspieler sein. Und dann spielen auf U2000 niveau sowieso alle anti-sizilianer... ;)

Beitrag von Kiffing

Danke für Deine Erklärung zu 8. ...Dc7´bzw. warum man hier besser 8. ...Sc5 spielt. :top:Die Möglichkeit, daß Weiß hier seinen Bb2 opfert und aus diesem Grund im Laufe dieser Variante auf Kh1 verzichtet, ist tatsächlich hier eines der zentralen Motive. Tarrasch oder Nimzowitsch hätten schon aus Prinzip auf das Schlagen eines so peripher gelegenen Bauern verzichtet. Aber Watson hat ja gerausgearbeitet, daß die modernen Meister da wesentlich pragmatischer denken. Er hob dabei als bislang vernachlässigten Vorteil auf das Schlagen des Bauern b2/b7 mit der Dame hervor, daß so der "innere Verteidigungsring" des Gegners zerschlagen werde, und tatsächlich kann der Gegner sein Spiel am Damenflügel nach 1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. f4 e5 7. Sf3 Sbd7 8. a4 Le7 9. Ld3 0-0 10. 0-0 exf4 11. Lxf4 Db6+ 12. Kh1 Dxb2 vergessen. Doch bleibt natürlich das Problem, daß die Db2 nun sehr weit vom Spielgeschehen entfernt ist, so daß Weiß sich diesen Umstand mit der Verbindung von Defensive und Offensive durch 13. De1 zunutze machen kann und auf dem Königsangriff bald angreifen kann. Ich selbst mag solche Strukturen eigentlich überhaupt nicht, und ich hatte bereits im Najdorf mit 6. Lg5 sehr schlechte Erfahrungen gemacht, als ich mich als Schwarzer noch auf die Bauernraubvariante einließ. Deswegen spiele ich hier lieber 10. ...Sc5 als 10. ...exf4. Aber das ist vermutlich Geschmackssache.