Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Kindertraining: Rückfall zur Patzerei“

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Beitrag von Pantau

Hallo, ich brauche mal externen, unvoreingenommenen Input:Lage: Mädchen, neun Jahre, spielt seit sie vier ist wettkampfmäßig Schach, wurde auch entsprechend trainiert, erreichte auch in der Vergangenheit beachtliche Erfolge. Aber in letzter Zeit, egal ob in Turnieren, Mannschaftskämpfen und sogar im Schulschach kommt keine rechte Leistung mehr, die Analyse der Partien ergibt haarsträubende Fehler. Sie selber ist sehr unglücklich und weiß auch nicht wieso sie auf einmal einzügig Gabeln übersieht oder angegriffene Figuren stehen lässt. Kennt jemand bei Kindern im schachlichen Fortschritt dieses Phänomen und hat eine Idee?

Beitrag von Kiffing

Das könnte vielleicht an einer früh einsetzenden Pubertät liegen. Wenn die Pubertät beginnt, dann verschieben sich die Neuronen im Gehirn und gehen andere Verbindungen ein, das Gehirn wird zur Großbaustelle. Während dieser Phase sind einem selbst einfachste Dinge nicht mehr selbstverständlich und man wird teilweise zurückgeworfen, bis es irgendwann wieder aufwärts geht. Ich selbst kam mir mit 13 im Vergleich zu meiner Kindheit unglaublich dumm und langsam vor. Bei Mädchen setzt die Pubertät ja noch viel früher ein.

Beitrag von Qf3

Sie wird trainiert seit sie vier Jahre alt ist. Auf lange Sicht wird sich der schachliche Erfolg zwangsläufig einstellen. Auch wenn es zwischenzeitlich Rückschläge gibt. Bedenklich ist aber, dass der Spaß am Schachspiel bei ihrer Erziehung überhaupt keine Rolle zu spielen scheint. So wie es sich anhört, wird Spaß nur durch Erfolge und Siege erzielt; es wird von „haarstraübende Fehlern“ gesprochen. Das finde ich sehr bedenklich. Wenn ein neunjähriges Mädchen beim Schachspiel wegen fehlerhaftem Spiel und ausbleibenden Erfolg „sehr unglücklich“ ist, dann würde mir das als Trainer oder Elternteil sehr zu denken geben. Dann wurde vermutlich nicht auf der Ebene des reinen Schachtrainings versagt, sondern vor allem in der Heranbildung eines gesunden (Schach-)Charakters.Vielleicht merkt ihr Inneres intuitiv, dass da was in die falsche Richtung läuft und irgendwas in ihr wehrt sich dagegen.Vermutlich nicht das, was du hören willst, aber ich würde es als Hauptaufgabe ansehen, ihr (wieder) den Spaß am Spiel zu vermitteln. Und Spaß nicht nur ausschließlich durch Erfolge und Siege zu definieren. Bei jahrelangem Training zur Effizienz dürfte das allerdings keine leichte Aufgabe werden.

Beitrag von Pantau

@Qf3Bitte, was? Wie kommst Du darauf, dass der Spaß keine Rolle spiele? Im Übrigen höre ich alles das "gerne" was für mich plausibel klingt, das Problem besteht aber schlicht darin, dass es bei Kindern (und Erwachsenen) nun eben mal bezogen auf den Spaß grad nicht völlig egal ist, wie die Ergebnisse ihrer Spiele sind. Wenn ich z.B. ab nächster Saison eine Partie nach der anderen vergeigen würde, dann würde das in der Tat meinen "Spaß" an der Sache durchaus tangieren. Es ist ja nun nicht so, dass Kinder nicht wüssten, wo sie "eigentlich" stehen bzw. schon standen und es im Grunde für sie wie Würfeln wäre, was am Ende herauskommt - "Hahahaha, hübsch, wie wir grad Schach gespielt haben und wie ulkig, wie ich gegen den Anfänger soeben verloren habe!". Und JA, Kinder, die zuvor mehrzügige Kombinationen drauf hatten und nun einzügig Figuren einstellen, begehen "haarsträubende Fehler" (und wissen das auch selber), bei Gleichaltrigen, welche hingegen erst die Regelkunde beherrschen, würde man bei gleichem Spiel dieses anders bewerten. Wie man den Spaß vom Erfolg bei Kindern entkoppelt, wüsste ich auch gerne, aber soweit ich das einschätze, ist beides durchaus recht hoch korreliert, und zwar nicht nur beim Schach. Wenn mir im Alter von Neun jemand gesagt hätte, dass mir Niederlagen nichts ausmachen sollten und ich doch einfach so Freude haben solle am Schach, hätte ich geglaubt, er will mich verarschen.

Beitrag von Pantau

@KiffingDa könnte was dran sein.

Beitrag von Kampfkeks

Vielleicht braucht sie einfach mal eine Pause und etwas Abstand vom Schach? Ist bei mir jedenfalls so, dass wenn ich immer das Gleiche mache, irgendwann ein Brett vor dem Kopf habe.Ansonsten könnte auch sein, dass sie generell die Lust am Schach verliert oder zusammen mit Schule der Leistungsdruck insgesamt einfach zu groß (für ihr Alter) ist. Das kannst aber letztlich nur du wirklich beurteilen, da wir sie ja nicht kennen.

Beitrag von jampa

Sehe ich auch so wie Kampfkeks.Spiele seit 12 monaten schach, und brauche auch mal einwenig Abstand um alles gelernte mal zu verdauen. :straight_face: