Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Die Feinheit 16. b3! in der Sweschnikow-Variante“

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Beitrag von Kiffing

Auch wenn Emanuel Lasker die Sweschnikow-Variante bereits in seinem Duell um die WM-Krone 1908 gegen Carl Schlechter entkorkt hatte, gilt die Sweschnikov-Variante wegen den bewußt erzeugten gestörten Gleichgewichten als eine sehr moderne Variante, die vor allem durch den Boom in den 90er Jahren (Wikipeida) heute zu den meistgespielten und beliebtesten Eröffnungen zählt. Schwarz läßt den rückständigen Bauern auf d6 und die damit verbundene Felderschwäche auf d5 zu, um als Kompensation das Läuferpaar, Spiel auf den halboffenen b- und f-Linien und Spiel auf dem Damenflügel zu bekommen. Wegen der bedrohten Lage des Sb5, der über a3 ins Spiel zurückgeführt werden muß, muß Weiß zudem einige Tempi investieren. Die weißen Ideen ergeben sich aus der Felderschwäche auf d5 und aus seinem Versuch, aus der Zentralbeherrschung etwas herauszuholen. Aufgrund seiner erwähnten Nachteile muß Weiß sehr aktiv spielen, und das Spiel nimmt trotz der kleinen Rochade des Weißen aufgrund des Prinzips, wer zuerst kommt, mahlt zuerst, den typisch heterogenen Verlauf eines Sizilianers ein.Nach 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 (4. ...e5 mündet in die Kalaschnikov-Variante) 5. Sc3 e5 6. Sdb5 d6 7. Lg5 a6 8. Sa3 b5 gibt es für Weiß mit 9. Sd5 und 9. Lxf6 zwei Hauptfortsetzungen. Ich selbst spiele die Hauptfortsetzung mit 9. Sd5, weil diese mir kräftiger erscheint. Gerne können sich hier Anhänger der Variante mit 9. Lxf6 zu Wort melden, um einem interessierten Publikum die Vorteile von 9. Lxf6 zu erläutern.Nach 9. Sd5 Le7 muß Weiß reagieren, da der taktische Schlag 10. ...Sxd5 droht. 10. Sxe7? ist nicht zu empfehlen, weil Schwarz nach 10. ...Sxe7! nebst ...Lb7 seine Probleme auf dem schwachen Feld d5 löst und mit dem schwachen Bd6 nun befreiend vorrücken kann. Die Durchsetzung von ...d5 gehört zu den strategischen Zielen von Schwarz in den meisten sizilianischen Varianten.Nach 10. Lxf6 Lxf6 11. c3 (11. c4!?) 0-0 12. Sc2 Lg5 bringt Weiß nun unter Aufwendung diverser Tempi seinen Sa3 zurück ins Spiel, der das Feld e3 anpeilt, um von dort aus den Druck auf das starke Feld d5 zu verstärken. Sofortiges 13. Se3 gilt aber als schwach, weil Weiß nach 13. ...Lxe3 14. Sxe3 aus seinem strategischen Vorteil erst einmal nichts herauszuholen vermag. Ohne seine Ambitionen auf d5 zu vergessen, stellt Weiß diese erst einmal zurück und hält mit dem subtilen 13. a4 auf dem Damenflügel dagegen. Nach 13. ...bxa4 14. Txa4 a5 ist 15. Lb5 wohl zu forsch, da sein sehr verpflichtender Angriff nach 15. ... Se7 16. Scb4!? Ld7! 17. Sxe7+ Lxe7 taktisch abgeschlagen werden kann. Hier empfiehlt sich das ruhige 15. Lc4, womit auch thematisch der Einfluß auf das Feld d5 verstärkt wird, und nach 15. ... Tb8 16. b3! Kh8 17. 0-0 kommt Schwarz zwar zu seinem befreienden 17. ...f5, womit er die f-Linie öffnen kann. Nach 18. exf5 Lxf5 setzt Weiß aber nun endlich 19. Sce3 durch und hat gutes Spiel wegen der Beherrschung des Zentrums. Außerdem wird nun die zweite Idee der Feinheit 16. b3! offenbar. Der Ta4 kann nun über die 2. Reihe ins Spiel gebracht werden und damit das weiße Spiel verstärken. Ich empfinde die weiße Stellung als angenehmer.

Beitrag von codeamateur

Ich habe ein Theoriebuch von Sweschnikow über die Sweschnikov-Variante. Dort geht es mit 19...Le6 20.Dd3 Dd7 weiter. Jetzt kann Weiß den Ta4 auf die zweite Reihe bringen mit 21.Td1 Df7 22.Ta2 Dh5 23.Tad2 Ld8. Die Idee, so den Druck auf den schwachen Bauern d6 zu verstärken, ist interessant. Aber mehr als Ausgleich bringt es nicht. Sweschnikov selbst schreibt, dass anstelle von 22.Ta2 ist auch 22.f3!? interesant, mit der Idee Se3-Sf1-Sg3, um den schwarzen Königsangriff vorzubeugen.