Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Querelen im DSB-Team“

schachburg.de

Beitrag von Kiffing

Die deutsche Mannschaft ist Europameister - und trotzdem gibt es Querelen. Die Unzufriedenheit mit Trainer Uwe Bönsch ist nach der letzten Einigung nicht etwa gewichen, sondern geblieben. Und wieder einmal tut sich Frontmann Arkadij Najditsch nicht nur auf dem Brett, sondern auch neben dem Brett als Führungsspieler hervor. Im Sport-Interview zieht er mächtig vom Leder: [url]http://www.derwesten.de/sport/seltsame-zuege-id6074996.html[/url]Was meint ihr dazu? Ich persönlich denke, daß der Trainer entlassen werden sollte, weil er seine Arbeit offenbar nicht gut macht, seinen Spielern bei ihren Turnieren nicht helfen kann und bei seinen Spielern auch kein Vertrauen mehr hat. Nur so kann dieser lange schwelende Konflikt gelöst werden. Wie denkt ihr darüber?

Beitrag von Bauerndiplom

Die Bezahlung der Bundestrainer erfolgt meines Wissens durch Zuschüsse des Innenministeriums , fragt sich nur ob diese besser angelegt werden können .

Beitrag von Kleinmeister

Schwer zu sagen was da wieder los ist, aber für 50000€ im Jahr würd ich dann doch auch noch ein paar Hotelbetten reservieren und vielleicht mit gutem Willen sogar noch ein Trainingslager organisieren, aber als Bundestrainer sollte ich doch zu mehr fähig sein, oder:denknach:?!!Positiv ist auf jeden Fall, dass die Nationalmannschaft gewillt ist wirklich absolut professionell an so ein Turnier heranzugehen, aber ich HOFFE es ist nur noch eine Frage der Zeit bis der DSB da nachzieht...Dass man es nicht mal fertig bringt den Spielern persönlich zu gratulieren spricht für sich und sollte schon zu denken geben:explodier:!

Beitrag von Maschendrahtzaun

Ich kenne mich mit der Materie jetzt nicht so aus, aber mich wundert, dass ein Spieler öffentlich so über seinen Trainer redet.Also beim Fußball würde man dafür auf der Bank landen.Felix Magath kann auch nicht besser dribbeln oder schneller laufen als die Spieler, die er trainiert.So sieht es natürlich auch mit dem Bundestrainer aus - schachlich wird er gegen diejenigen, die er trainiert das Nachsehen haben - ist aber ja auch logisch, sonst würde er schließlich selber spielen. Warum also die Aufregung?

Beitrag von Kiffing

Richtig, spielen müssen die Spieler selber, aber die Kritikpunkte sind immer dieselben: der Trainer helfe den Spielern zu wenig bei der Vorbereitung, stimme sie zuwenig auf das Spiel und die Gegner ein, und eine Art Trainer-Unterstützung findet überhaupt nicht statt. Wenn ein Spieler bemängelt, der Trainer sei eher der Teezubereiter fürs Team als der Trainer, dann sagt das doch sehr viel aus.Das Aufbegehren der Spieler, von denen Arkadji Naiditsch nur der konsequenteste ist, zeigt für mich, daß die Spieler gewillt sind, professionell für den DSB Schach zu spielen, aber daran offenbar durch einen schlechter Trainer gehindert werden. Eine Vermutung geht in diese Richtung, es finden beim DSB Seilschaften statt und statt nach Leistung ginge es bei der Postenbesetzung eher um Loyalität und Eingebundenheit in diese Seilschaften. Daher sei die Inthronisierung von Trainer Uwe Bönsch und das Festhalten desselben entstanden, obwohl das Team ihn loswerden will.Über die Form der Kritik und die Tatsache, daß diese öffentlich stattfindet, kann man sicherlich diskutieren. Allerdings vermute ich mal, daß die Kritik vorher schon lange intern erfolgt ist ohne daß sich etwas tat. Und, machen Bedenken an der Form der Kritik diese Kritik wirklich hinfällig?

Beitrag von Maschendrahtzaun

[QUOTE=Kiffing;3153]Richtig, spielen müssen die Spieler selber, aber die Kritikpunkte sind immer dieselben: der Trainer helfe den Spielern zu wenig bei der Vorbereitung, stimme sie zuwenig auf das Spiel und die Gegner ein, und eine Art Trainer-Unterstützung findet überhaupt nicht statt. Wenn ein Spieler bemängelt, der Trainer sei eher der Teezubereiter fürs Team als der Trainer, dann sagt das doch sehr viel aus.[/quote]Ja, was sagt das denn aus?Es sagt aus, dass der Spieler momentan mit seinem Trainer nicht zufrieden ist.Das kann verschiedene Gründe haben.Allein daraus abzuleiten, dass der Trainer eine Nulpe sei, halte ich nicht für belastbar.[quote]Das Aufbegehren der Spieler, von denen Arkadji Naiditsch nur der konsequenteste ist, zeigt für mich, daß die Spieler gewillt sind, professionell für den DSB Schach zu spielen[...][/quote]Wenn jemand aufbegehrt, ist er gewillt, professionell zu agieren?Das halte ich jetzt für eine sehr eigenwillige Interpretation.[quote] [...]aber daran offenbar durch einen schlechter Trainer gehindert werden.[/quote]Nein, es heißt nicht, dass er dann durch einen schlechten Trainer am professionellen Schachspielen gehindert würde.Wie solle das denn gehen?Höchstens heißt es, dass er nicht die Unterstützung erfährt, die er sich erhofft.Allerdings ist das auch wieder nur seine Meinung und deshalb noch lange nicht Fakt.[quote] Eine Vermutung geht in diese Richtung, es finden beim DSB Seilschaften statt und statt nach Leistung ginge es bei der Postenbesetzung eher um Loyalität und Eingebundenheit in diese Seilschaften. Daher sei die Inthronisierung von Trainer Uwe Bönsch und das Festhalten desselben entstanden, obwohl das Team ihn loswerden will.[/quote]Gut, es geht also eine Vermutung in die Richtung?Gibt es auch irgendwelche Evidenz?Sonst nehme ich jetzt auch an, dass auf dem Mars Menschen leben, weil es eine Vermutung in die Richtung gibt.Generell finde ich sollte man klar trennen zwischen Meinungen und Vermutungen und tatsächlich gesicherten Fakten.[quote]Über die Form der Kritik und die Tatsache, daß diese öffentlich stattfindet, kann man sicherlich diskutieren. Allerdings vermute ich mal, daß die Kritik vorher schon lange intern erfolgt ist ohne daß sich etwas tat. Und, machen Bedenken an der Form der Kritik diese Kritik wirklich hinfällig?[/QUOTE]Nein, von mir aus kann sich Herr Naiditsch das Hemd aufreißen, sich auf die Brust trommeln und damit seine Meinung über das von ihm offenbar nicht favorisierte System kundtun.Daraus jedoch ein Zeichen für Professionalität ablesen zu wollen, halte ich dann doch für etwas verdreht.Dass Kritik existiert, ist eine Sache.Ob sie auch vollkommen zutrifft, ist eine andere, man sollte das nicht vermischen.

Beitrag von Bauerndiplom

Bastian spricht im Schachwelt Blog :[url]http://www.schach-welt.de/BLOG/Blog/EuropameistervsBundestrainerRingfreif%C3%BCrRunde2[/url]

Beitrag von Kiffing

Mit der Professionalität meine ich die Vorstellungen der Spieler, die mit dieser Kritik verknüpft sind. Sie erhoffen sich starke Trainerunterstützung, eben, damit sie in den Mannschaftsturnieren noch besser Schach spielen können. Das zeigt, daß es ihnen nicht darum geht, während der Turniere in die Ferien zu fahren und nebenher ein bißchen Schach zu spielen, sondern daß sie auch wirklich den Erfolg wollen. Es sind die Strukturen, die nicht professionell genug sind, nicht die Spieler.

Beitrag von Kleinmeister

Ich kann mich Kiffings Meinung nur anschließend. Immerhin gab es schon zur Olympiade 2010 ein ähnliches Problem, als die Spieler Fridman, Gustafson, Meier und Naiditsch nicht in erster Linie mehr Geld für ihr Spiel, sondern vor allem auch einen professionellen Trainer (Kasimdshanov war schon damals im Gespräch) zur Vorbereitung forderten.Das Ende vom Lied ist klar. Zu Olympia fuhr die Rumpftruppe um Buhmann und Bogner (noch die besseren der sicherlich talentierten Spieler, nur leider eben komplette Neulinge und mit einem 25er-Schnitt) und landeten auf Platz 64. Zur Euro wurden die Forderungen der Spitzenspieler erfüllt und man wurde erster vor versammelter Weltelite (mit Armenien, Ukraine, Aserbaidschan, Israel, Ungarn und Russland spielen die sechs besten Mannschaften der Welt nunmal in Europa mit). Zu folgern das unsere "Eurohelden" professionell zu arbeiten gewillt sind ist also nur folgerichtig und man sollte sie und ihre Meinung auf jeden Fall ernstnehmen im Zweifelsfall der des trotz dem neuen Präsidenten immer noch antiquierten und leistungssportfeindlichen(!!!) DSB unbedingt vorziehen!!

Beitrag von Kiffing

"Das Präsidium des Deutschen Schachbundes hat sich in seiner Sitzung am 27. November 2011 mit den Äußerungen des A-Kaderspielers Arkadij Naiditsch gegenüber Pressevertretern aus Anlass der Erringung der Goldmedaille bei der Mannschaftseuropameisterschaft 2011 in Porto Carras befasst. Darin wird erneut die Arbeit des Bundestrainers Uwe Bönsch in unsachlicher Weise herabgewürdigt. Ferner werden die diversen und erfolgreichen Bemühungen des Deutschen Schachbundes, die Rahmenbedingungen für die Nationalspieler zu verbessern, wider besseres Wissen geleugnet.Das Präsidium des Deutschen Schachbundes trifft dazu einstimmig die folgenden Feststellungen:1.Unsachliche und unrichtige öffentliche Äußerungen Arkadij Naiditschs über verschiedene Funktionsträger des Deutschen Schachbundes gegenüber Vertretern von Presse und Medien gaben bereits mehrfach Gelegenheit zur Beanstandung, zuletzt in einem Schreiben des Präsidenten an die Spieler der Nationalmannschaft vom 28.10.2011.2.Das Präsidium weist die neuerlichen Vorwürfe Arkadij Naiditschs zurück. Es stellt sich zugleich vor den Bundestrainer und weist darauf hin, dass die Aufgabenverteilung bei der Mannschaftseuropameisterschaft zwischen Bundestrainer als Team Captain und Rustam Kasimdzhanov als Eröffnungstrainer jedem Spieler vorher klar war.Uwe Bönsch hat die ihm durch das Präsidium übertragenen Aufgaben in vollem Umfang erfüllt und damit einen wesentlichen Anteil am erfolgreichen Abschneiden der deutschen Mannschaft.1.Das Präsidium ist der Auffassung, dass Arkadij Naiditsch gegen Buchstaben und Geist des mit ihm geschlossenen Spielervertrags erneut verstoßen hat. Der Deutsche Schachbund wird ihm deshalb keine Verlängerung des zum Jahresende auslaufenden Vertrags anbieten.2.Das Präsidium ist außerdem der Auffassung, dass Arkadij Naiditsch derzeit nicht mehr die Voraussetzungen für einen Verbleib im Bundeskader erfüllt, denn dazu wäre u.a. die Bereitschaft zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Deutschen Schachbund erforderlich, die das Präsidium nicht festzustellen vermag.Das Präsidium geht davon aus, dass die Kommission Leistungssport bei der Neuaufstellung der Kader für das Jahr 2012 diesen Umstand berücksichtigen wird.1.Es bleibt weiterhin das Ziel des Deutschen Schachbunds, zu den wichtigsten Mannschaftswettbewerben, also der Schacholympiade, der Mannschaftsweltmeisterschaft und der Mannschaftseuropameisterschaft mit der jeweils stärksten Mannschaft anzutreten.Das Präsidium appelliert daher eindringlich an Arkadij Naiditsch, durch sein künftiges Verhalten zu dokumentieren, dass er zu einer fairen und professionellen Zusammenarbeit mit dem Deutschen Schachbund und seinen Vertretern bereit ist.Die Kommission Leistungssport wird gebeten, vor der Nominierung zur Schacholympiade 2012 im Rahmen ihrer Sommersitzung erneut zu überprüfen, ob dann die Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit Arkadij Naiditsch gegeben sind.Herbert Bastian, DSB-PräsidentBraunschweig, den 27. November.2011"***Na ja, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, hat schon so manchem geschadet. Ich finde es nur schade, daß die Mißstände der Spieler, die diese vorgetragen haben, um wirklich professionell arbeiten zu können, nun unberücksichtigt bleiben. Das, was ich aus der Reaktion des DSBs herauslese, klingt ganz nach verhärteten Fronten.

Beitrag von yury

Ist das nicht ein bisschen überzogen, ihn direkt aus dem Kader zu werfen?

Beitrag von Kiffing

Darüber kann man natürlich lange streiten, und natürlich ist das eine Entscheidung, welche die Qualität der Nationalmannschaft entscheidend schwächen dürfte. Ohne damit die Entscheidung des DSBs rechtfertigen zu wollen, gebe ich allerdings zu bedenken, daß hier ein Wiederholungsfall vorlag.

Beitrag von Bauerndiplom

Im Schachwelt Blog hat Herbert Bastian auch wieder fleissig mitdiskutiert :denknach: :[url]http://schach-welt.de/BLOG/Blog/SchachbundtrenntsichvonArkadijNaiditsch[/url]

Beitrag von Kiffing

Naiditsch sei von Journalisten falsch wiedergegeben worden. Nur, warum meldet er sich jetzt erst mit dieser nach einer Standardausrede riechenden Behauptung?[QUOTE=Chessbase]Arkadij Naiditsch hat auf seine Suspendierung durch den DSB reagiert und über seinen Rechtsanwalt ein Stellungnahme verbreitet. Demnach habe der Journalist, mit dem Naiditsch nach der Europameisterschaft gesprochen hatte, eine verzerrte Wiedergabe des Gesprächs drucken lassen und Naiditsch außerdem falsch zitiert. Eine Anhörung durch den DSB habe es allerdings nicht gegebene, so dass Naiditsch die Dinge nicht habe richtig stellen können. Naiditsch klagt über unprofessionelles Verhalten des DSB in Bezug auf die Vertragserstellung vor der EM und einseitige Verteilung der Pflichten zu Ungunsten der Spieler. Trotzdem habe er gerne in der Nationalmannschaft gespielt. Auch nach der EM habe der Schachbund die Chance, durch den Erfolg die Popularisierung des Schachs voran zu treiben, verstreichen lassen. Er hoffe, dass auch in Zukunft die beste deutsche Nationalmannschaft an den Start geht.[/QUOTE]

Beitrag von Kiffing

Die Antwort des DSBs läßt auch nicht lange auf sich warten. Er hat es verspielt. :ratlos:[url]http://www.schachbund.de/entry/97#body-anchor[/url]

Beitrag von ToBeFree

[QUOTE=Kiffing;6269]Er hat es verspielt. :ratlos: [/QUOTE]Wirklich ganz verspielt hat er sich das ja nicht; immerhin kann er ja später eventuell wiederkommen. :)

Beitrag von Kiffing

Wird schwer.

Beitrag von Kiffing

Es hat am 21.5. ein Gespräch zwischen Georg Meier, Arkadij Naiditsch und Vertretern des DSB stattgefunden, und offenbar ist das Gespräch sehr positiv verlaufen. Beide Nationalspieler könnten nach ihrem Ausschluß aus dem Nationalteam vor einem Comeback bei der Schacholympiade in Istanbul stehen: [url]http://www.schachbund.de/entry/244#body-anchor[/url]