Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Anatoli Bannik - ein ukrainischer Schachstern“

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Beitrag von Kiffing

Anatoli Bannik teilte das Schicksal vieler starker Spieler in der UdSSR, die zwar für westliche Verhältnisse unglaublich stark waren, aber außerhalb der Sowjetunion allenfalls Insidern bekannt waren, weil sie das Land nie zu Auslandsturnieren verlassen durften. Dabei hatte Anatoli Bannik wenigstens in seiner Heimat große Erfolge und gehörte dort jahrzehntelang zu den ganz starken Spielern. Er gewann fünfmal die ukrainische Landesmeisterschaft und nahm sieben mal an der UdSSR-Landesmeisterschaft teil. Hier eine seiner Glanzpartien von der Ukrainischen Landesmeisterschaft von 1951, die er mit einem spektakulären Kurzsieg gewann. Ich hoffe, daß diese Partie dazu geeignet ist, euch mit der Kunst dieses begnadeten ukrainischen Schachmeisters vertraut zu machen. In diesem Turnier holte Bannik auch einen seiner fünf Titel. Sein Gegner war Boris Katalymov.Im beschleunigten Drachen schien Anatoli Bannik zunächst sehr kooperativ, indem er Schwarz schnell zu seinem thematischen Vorstoß ...d5 kommen ließ. Dabei hätte er diesen Vorstoß erst einmal parieren können, mit Zügen wie 7. Lc4 oder 8. Sb3. Doch ist diese Partie nicht nur taktisch, sondern auch strategisch höchst interessant. Denn Bannik wählte offenbar eine Konfrontationsstrategie. Er ließ Schwarz seinen Plan verwirklichen, um in dieser Zeit am gegnerischen Königsflügel aktiv zu werden. Im 14. Zug spielte Bannik dann ein Bauernopfer, das Schwarz annahm. Katalymov wird sich gewundert haben, wie schnell die Partie daraufhin vorbei war. Denn mit der schwarzen Dame auf der dritten Reihe ergeben sich Ideen um Tb3 nebst Th3. Noch stören dabei freilich der Sd5 und der Lc8. Doch während der Sd5 sich aufgrund des Diagonalangriffs mit Turm und Läufer zur Verteidigung auf den anderen Flügel bemühte, wurde der Lc8 mit einer Kombination klassisch abgelenkt. Weiß gewann die Dame und Bauern gegen Turm und Figur. Sein Gegner überlegte wahrscheinlich, wie er mit diesem Material noch ums Remis kämpfen könne, doch eine schöne Abschlußkombination machte auch diesem Hoffnungsschimmer schnell ein Ende. Mit 18. ...Dc8 19. Th3 Dxh3 hätte Schwarz noch kämpfen können. Aber auch dann ist der weiße Materialvorteil offensichtlich. Die kritische Variante in dem ganzen Spiel war wohl 15. ...Dxa2. [Event "Ukrainische Landesmeisterschaft 1951"][Site "MyTown"][Date "????.??.??"][Round "?"][White "Anatoli Bannik"][Black "Boris Katalymov"][Result "1-0"][PlyCount "43"][TimeControl "2400"]{767MB, Fritz8.ctg, MYCOMPUTER} 1. e4 c5 2. Nf3 Nc6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 g6 5.Nc3 Bg7 6. Be3 Nf6 7. Be2 O-O 8. O-O d5 9. exd5 Nb4 10. Qd2 Nbxd5 11. Nxd5 Nxd512. Bh6 Bxh6 13. Qxh6 Qb6 14. Rfd1 Qxb2 15. Rab1 Qc3 16. Bf3 Nb6 17. Bxb7 Bxb718. Rb3 Rac8 19. Rxc3 Rxc3 20. Nf5 gxf5 21. Qg5+ Kh8 22. Qxe7 * Quelle:[video=youtube;5dI8u8321CI]http://www.youtube.com/watch?v=5dI8u8321CI[/video]

Beitrag von hako

Nach 15. .. Qxa2 muss Weiß vermutlich sehr radikal spielen, um den Materialnachteil zu kompensieren. Denkbar wäre 16.Rb3 mit 17.R1d3 (der Läufer e2 bleibt, wo er ist, um Grundreihenmatts zu verhindern) mit den Plan eine Qualität auf h3 zu opfern. Problematisch wird Nf6, woraufhin das Zeitaufwändige Springermanöver Nd4-f3-g5 nötig wäre.Der Schwarze hätte eigentlich gut so spielen können, finde ich. Ich sehe zumindest keinen eindeutigen Gewinnweg für den Weißen, sondern eine sehr unklare Stellung und Chancen für beide (und ich werde die schwarzen Chancen etwas besser ;))