Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Figur gegen drei Bauern im Klassischen System der Französischen Verteidigung“

schachburg.de

Beitrag von Kiffing

Zum Klassischen System der Französischen Verteidigung gehört eine scharfe, forcierte Variante, in der Schwarz eine Leichtfigur für drei Bauern ins Geschäft steckt. Die Variante entsteht nach 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Sf6 (das Klassische System) 4. e5 Sfd7 5. f4 c5 6. Sf3 Sc6 7. Le3 Db6 8. Sa4 Da5+ 9. c3 cxd4 10. b4 (nicht vergessen, sonst verliert Weiß den Sa4, z. B. 10. Sxd4 Sxd4 11. Lxd4 b5) Sxb4 11. cxb4 Lxb4+ 12. Ld2 Lxd2+ 13. Sxd2. Kernstück des schwarzen Spiels ist die gefährdete Rolle des weißen Königs, dem Schwarz mit gezielten Aktionen zusetzen kann. Das Problem besteht aber darin, daß der Lc8 schwach ist. Dafür ist die weiße Dame an den Sa4 gebunden, und der Sd2 ist gefesselt, was das weiße Spiel blockiert. Die störende Da4 kann nicht so schnell wieder vertrieben werden. Weiß darf nicht zu passiv agieren, sondern muß sich bemühen, sein Spiel zu konsolidieren. Gelingt ihm das, hat er wegen seines Materialvorteils (auch der Bd4 kann von Schwarz schlecht verteidigt werden) gutes Spiel. Schafft er das nicht, kann sowas passieren: [Event "Wertungsspiel d5cae45ff38d473f"][Site "http://www.chessmail.de"][Date "2017.07.18"][Round "-"][White "Kiffing"][Black "wuppertal22"][Result "0-1"]1.e4 e6 2.d4 d5 3.Nc3 Nf6 4.e5 Nfd7 5.f4 c5 6.Nf3 Nc6 7.Be3 Qb6 8.Na4 Qa5+ 9.c3cxd4 10.b4 Nxb4 11.cxb4 Bxb4+ 12.Bd2 Bxd2+ 13.Nxd2 O-O 14.Nb2 Nc5 15.Bd3 Qc316.Qb1 b6 17.Bxh7+ Kh8 18.Nd1 Qa3 19.Bc2 Ba6 20.Nb3 d3 21.Nxc5 Qa5+ 22.Kf2 Qd2+23.Kg3 dxc2 24.Qb3 g5 25.Ne3 gxf4+ 26.Kh3 Kg7 27.Nxa6 Qe2 28.Nf5+ exf5 0-1Nach [URL="http://www.shredderchess.de/online-schach/online-datenbanken/eroeffnungs-datenbank.html"]Shredder[/URL] hat Weiß nach 13. Sxd2 eine gute Quote von 65% bei 50 ausgewerteten Partien. Schwarz hat mit 13. ...0-0, 13. ...b6 und 13. ...g5?! drei Möglichkeiten zu reagieren. 13. ...g5?! ist zwar scharf, kann aber mit der Riposte 14. Tb1! abgefangen werden. Nach 14. ...gxf4 15. Lb5! a6 16. Lxd7+ Lxd7 17. Sb6 Td8 18. Sxd7 Txd7 19. 0-0 hat Weiß zwar den Bf4 eingebüßt, sich dafür aber vollständig konsolidiert und kann deswegen angesichts der Mehrfigur bei nun guter Stellung darangehen, sich seine Beute abzuholen.Mir ist aufgefallen, daß in den etablierten Varianten nach 13. ...0-0 und 13. ...b6 das Etablieren des weißen Läufers nach d3 sehr wichtig ist und durchgesetzt werden sollte. Nach 13. ...0-0 14. Ld3 b5 15. Sb2 Sb6 16. 0-0 Sc4 17. Sxc4 bxc4 (nicht 17. ...dxc4?, weil nach dem Läuferopfer auf h7 der Springer über e4 eine direkte Route zum König hat) 18. Lxh7+! (Weiß muß alle Brücken hinter sich abreißen, sonst wird die schwarze Bauernkette zu stark) 18. Lxh7+ Kxh7 19. Dh5+ Kg8 20. Sf3 mit guten Chancen. Aufgrund der Stärke des Ld3 scheint 13. ...b6 14. Ld3 La6 15. Sb2 Sc5 16. Lxa6 Dxa6 17. De2 (17. a4!? mit kompliziertem Spiel; 17. Sb3 gefällt mir nicht wegen 17. ...Tc8) stärker zu sein. Man beachte, daß Weiß wegen des Figurenvorteils den Damentausch anstrebt, weil die drei schwarzen Mehrbauern im Endspiel leichter abgeholt werden können. Deshalb ist 17. ...d3! das konsequenteste; nach 18. De3 Da3 19. Tb1 oder 19. Dd4 ergibt sich ein kompliziertes Spiel mit untypischen Strukturen bei beidseitigen Chancen.