Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Dogmatismus und praktische Relevanz“

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Beitrag von ToBeFree

Das sind interessante Überlegungen; über manches davon habe ich auch schon ab und zu nachgedacht.Zur Anwendung auf Roboter: [URL="http://de.wikipedia.org/wiki/Autonomes_Landfahrzeug"]selbstfahrende Autos[/URL] sind die Zukunft, erste Prototypen z.B. von Google zeigen, dass das tatsächlich funktioniert. Der Fehlerfaktor Mensch wird ausgeschaltet - und damit eben z.B. auch dessen Möglichkeit, sich über starre Regeln hinwegzusetzen und im Notfall rote Ampeln zur Rettung des Kindes zu ignorieren. Unfälle gehören damit theoretisch der Vergangenheit an oder sind zumindest deutlich seltener als bei einer Bedienung durch den Menschen, der sich eben, wie es schon ein lateinisches Sprichwort sagte, irren kann. Unfälle, die trotzdem passieren, wurden letztendlich auch durch Menschen verursacht, wenn man so will.Die Zeitungsschlagzeilen für Unfälle von autonomen Fahrzeugen, besonders wenn dabei auch Personen verletzt wurden, werden wohl deutlich größer ausfallen als die für "gewöhnliche" Unfälle. Das behaupte ich mal so, mit Blick auf die panische Angst mancher Menschen vor Veränderungen und technischem Fortschritt. Wenn sich die Menschen aber durch sinnlose Panikmache nicht einschüchtern lassen, sieht die Zukunft wohl nahezu unfallfrei aus. Trotzdem wird wohl immer (oder zumindest sehr lange) die Möglichkeit bestehen, die manuelle Kontrolle über das eigene Fahrzeug auf Wunsch wieder zu übernehmen, und dann fährt die Person mit dem stark blutenden Kind eben mal über eine rote Ampel. Die anderen, automatisch gesteuerten Fahrzeuge werden darauf präziser und schneller reagieren als jeder Mensch. Selbst autonome Fahrzeuge ("Roboter", von mir aus) bedeuten also nicht, dass in dem Szenario oben das Kind verbluten würde - im Gegenteil, es käme erst recht sicher am Ziel an.Zur Blutendes-Kind-Situation als Vorstellung in der heutigen Zeit: Wahrscheinlich würde ich persönlich die Ampel in diesem Fall überfahren. Voraussetzung ist aber, dass dadurch nicht noch größeres Risiko entsteht - wenn ich tatsächlich klar und zweifelsfrei erkennen kann, dass der Regelverstoß ungefährlich sowohl für mich als auch andere Menschen ist, gibt es keinen sinnvollen Grund, vor der roten Ampel stehen zu bleiben. Dass das Leben des Kindes wertvoller ist als das Einzige, was man bei dieser Aktion sonst verlieren könnte, nämlich der Führerschein, versteht sich wahrscheinlich von selbst.Zur Fuhrpark-Putzsituation: Hier würde ich mich - wenn eine Diskussion mit dem Vorgesetzten keine Option ist! - tatsächlich an die sinnlose Regel halten. Ich verliere im schlimmsten Fall ein paar Minuten meiner Zeit und behalte dafür sicher meinen Job. ;)[QUOTE=anonym]Und was ist es, das Menschen daran hält, ihr Handeln nach einer Regel auszurichten, selbst wenn die Überschreitung zu einem großen persönlichen Vorteil führt, oder einen erheblichen Nachteil abwendet. Hohes Sozialbewußtsein? Angst vor Strafe? Aussicht auf spätere Belohnung?[/QUOTE]"Hohes Sozialbewusstsein", wenn ich den Begriff richtig verstehe, kann aber auch zum Übertreten von Regeln führen. ;)Die Angst vor Strafe klingt nach einem gut möglichen Grund; im zweiten Beispiel ist das auf jeden Fall der Grund für meine Entscheidung. Im ersten Beispiel habe ich die mögliche Strafe in Betracht gezogen und gemerkt, dass sie dort keine Angst hervorruft. Das spricht ebenfalls dafür, dass die Angst vor der möglichen Strafe ein Hauptfaktor für die Entscheidung ist.Aussicht auf spätere Belohnung? Niemand belohnt mich zumindest im ersten Beispiel für das Verbluten des Kindes vor der roten Ampel - vielleicht ist das zweite Beispiel allerdings ein Test des Arbeitgebers, der mir bei richtigem Handeln eine Beförderung verschafft, oder was weiß ich. Darum ging es mir bei meiner Entscheidung allerdings nicht.[QUOTE]Wenn eine Religion mit Bestrafung durch Hölle oder Allah oder Gott was auch immer droht - findet dabei eine Erziehung statt, die dazu führt, dass Regeln aus Angst vor Bestrafung eingehalten werden ohne dass eine Übereinstimmung mit persönlichen Überzeugungen oder eigener Moral notwendig ist?[/QUOTE][URL="http://www.spiegel.de/panorama/welche-sexualregeln-der-islam-vorschreibt-a-892686.html"]Nein, wahrscheinlich nicht.[/URL] ;)