Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Zum Völkermordgesetz in Frankreich“

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Beitrag von Kiffing

Und von Konservativen kann doch Gutes kommen, das ist für mich die Quintessenz aus dem jüngst verabschiedeten Völkermordgesetz, welches das Leugnen nicht nur des deutschen Volkermordes, sondern auch das Leugnen jedweden Völkermordes unter Strafe stellt. Sicher kann man der Regierung in Paris eigennützige Motive bzw. politisches Kalkül unterstellen, denn in Frankreich leben etwa 500.000 Armenier. Allerdings gehörte zu dieser Entscheidung auch sehr viel Mut, denn ob sich die Saturierung von Armeniern und Armenien gegenüber der Brüskierung der wesentlich größeren Anzahl an Türken und des wesentlich mächtigeren türkischen Staates „rechnet“, ist eine ganz andere Frage. Was auch immer zu den Motiven Paris´ gehört hat, die Entscheidung an sich steht für mich in ihrer Richtigkeit außer Frage.Denn Menschenrechte sind für mich unteilbar, da spielt es keine Rolle, von welchem Volk Verstöße gegen die Menschenrechte begangen wurden, genauso wie es keine Rolle spielt, von welcher politischen Richtung oder gar Ideologie aus sie passierten. Und kann man sich ein schlimmeres Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorstellen als einen Völkermord?Die verbalen Entgleisungen eines türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogans, der u. a. von einem „Massaker an der Meinungsfreiheit“ schwadroniert, mögen typisch für ihn sein, sie sind aber vor allem eins, zutiefst verlogen und heuchlerisch. Denn Ankara möge sich daran erinnern, daß in der Türkei selbst permanent Menschen verfolgt und ins Gefängnis gesteckt werden, die eben diesen Völkermord der Türkei in Algerien anprangern. So steht die Türkei mit Sicherheit nicht selbst für eine lebendig praktizierte Meinungsfreiheit, so daß die „Kritik“ der Türkei ins Leere zielt. Die Debatte und die überzogene Reaktion der Türkei, die allen Ernstes mit einem Abbruch aller politischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit Paris droht, zeigen vor allem eins, daß eine Vergangenheitsbewältigung in der Türkei offensichtlich niemals stattgefunden hat. Da ist Deutschland schon viel weiter, und das ist nicht etwa etwas, für das wir uns schämen sollten. Eine ernsthafte Vergangenheitsbewältigung ist der notwendige Schritt, um international als respektable Nation anerkannt zu werden und seine Lehren daraus für die Zukunft zu ziehen, damit das Unmögliche nicht noch einmal möglich wird.

Beitrag von yury

[QUOTE=Kiffing;7115]Und von Konservativen kann doch Gutes kommen[/QUOTE]Krass. Wer hätte das gedacht? ;)