Die hier vorgestellte Partie zwischen Anand und Kasparov, die in der 9. Runde der PCA-Weltmeisterschaft 1995 in New York City gespielt wurde, gehört sozusagen zu den modernen Klassikern. Denn sie hat sich bereits fest ins kollektive Erbe der Schachwelt eingebrannt, denn die Art der Gewinnführung, mit welcher der „Tiger von Madras“ den nach Meinung vieler besten Schachspieler aller Zeiten bezwingen konnte, begeistert zurecht. Thematisch dreht sich die Partie um die bestmögliche Verwertung einer Majorität am Damenflügel, für die Anand ein instruktives Qualitätsopfer anwendet. Zwar muß der Turm nicht unbedingt geschlagen werden, aber auch objektiv erfüllt das Opfer ihren Zweck. Denn 27. Td5!! verstärkt den Druck gegen e5 und auf der d-Linie, weil die Turmverdopplung damit vorbereitet wird. So ist dieser Textzug mehr als nur eine Falle. Kasparov nimmt das Opfer schließlich an und Anand hat keine Mühe mehr, seine Majorität zu verwerten.