Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Wer war der stärkste Franzose im Schach?“

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Beitrag von Kiffing

Liebe Schachfreunde,wie wir nun wissen, besaß Frankreich eine ruhmreiche Schachgeschichte. Es hatte nicht nur exzellente Spieler hervorgebracht, sondern das Schach auch soweit popularisiert, daß jeder es kannte, viele es gerne spielten und es zur Unterhaltungskultur des Volkes und zum guten Ton der geistigen Elite wie der Aufklärer gehörte. Nun möchte ich von euch wissen, wen ihr als den stärksten Franzosen einschätzt. Für mich ist es Louis-Charles de la Bourdonnais, der mit seinem [URL="http://www.schachburg.de/threads/756-Als-die-Zeit-keine-Rolle-spielte"]Marathon-Zweikampf [/URL] gegen den Iren Alexander McDonnell Schachgeschichte schrieb und danach auch als Theoretiker dem Schachspiele erhalten blieb. So verfaßte er das Schachbuch die Neue Abhandlung über das Schachspiel von 1833 und begründete 1836 die erste Schachzeitschrift der Welt, die Le Palamede, benannt nach dem aus der Sage bekannten König Palamedes, der angeblich das Schachspiel erfunden haben soll. Schach und Mythos haben sich schon immer angezogen. Leider erkrankte der "König des Schachspiels", wie ihn Saint-Amant nach seinem Tod in seinem Nachruf ehrte, an Wassersucht und starb früh, mit nur 45 Jahren nach jahrelanger Leidenszeit.Wie denkt ihr darüber? Neben de la Bourdonnais stehen noch zur Auswahl Philidor, Alexandre Deschapelles, Saint-Amant und die französischen Meister der Gegenwart,Joel Lautier und Etienne Bacrot.

Beitrag von Zapp Brannigan

vachier-lagrave? Fresinet? spassky? Sokolov? Tartakower? Fellers Computer?

Beitrag von Kiffing

Efim Boguljubow, Alexander Aljechin und Erich Eliskases haben zeitweise auch für Deutschland gespielt. Ist die Frage, ob man diese großen Sportler nun für Deutschland gleich vereinnahmen kann, da sie ihre Ausbildung woanders genossen haben. So ähnlich dürfte es bei den französischen Immigranten sein. Ein Boris Spassky etwa wird, was seine Schachkarriere angeht, eher mit der UdSSR in Verbindung gebracht als mit Frankreich. Savielly Tartakover spielte gar erst mit ca. 60 Jahren für Frankreich und Sokolov überhaupt nicht. Wer ist überhaupt "Fresinet"?Einzig den jungen Maxime Vacier-Lagrave (*1990) mit seiner höchsten Elozahl von 2731 nehme ich als hilfreiche Anmerkung mit in die Umfrage auf.

Beitrag von ficus

Worauf zielt diese Abstimmung hinaus?Der (gebürtige) Franzose, der das stärkste Schach gespielt hat, dürfte unter Lautier, Bacrot, Vachier-Lagrave und [URL="http://de.wikipedia.org/wiki/Laurent_Fressinet"]Fressinet[/URL] zu finden sein.La Bourdonnais war als einziger (inoffizieller) Weltmeister, dürfte aber gegen eine der heutigen Supergroßmeister logischerweise verlieren.Geht es nach dem zu seiner Zeit erfolgreichsten Franzosen, ist die Antwort La Bourdonnais, geht es nach dem, der das stärkste Schach gespielt hat, ist es einer der heutigen. Es wäre ja auch schlimm, wenn sich das Schach nicht weiterentwickeln würde.(Gut, das stärkste Schach dürfte Feller gespielt haben, aber das lassen wir mal weg...^^)Geniale Partien haben allerdings alle Generationen gespielt::top:[URL="http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1001165"]http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1001165[/URL][URL="http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1551140"]http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1551140[/URL]

Beitrag von Zapp Brannigan

[quote]Wer ist überhaupt "Fresinet"?[/quote]evtl. ein wenig weniger schach-geschichte nachlesen und dafür das schach von heute besser kennen?[url]http://de.wikipedia.org/wiki/Laurent_Fressinet[/url]hat doch immerhin mehr elo als der stärkste deutsche... letztes jahr auch souverän match gegen gustafsson gewonnen...Lautier hat mit seinen 2650 und max bei 2680 in der liste auf jeden fall nichts zu suchen...

Beitrag von Kiffing

@ficus: Die Frage, wer der stärkste (gebürtige) Franzose im Schach gewesen ist, ist immer an der Epoche der jeweiligen Zeit zu messen, an der dieser Spieler wirkte.@Lestat: ja, habe gerade gelesen, Elo von 2714, überzeugt und übernommen. ;)

Beitrag von sorim

de la Bourdonnais würde bei einem Marathonmatch auch heute noch viele Schachspieler besiegen.Heute gibt es so viele Schachspieler die schon nach 7 Partien keine Kondition mehr haben.

Beitrag von Kiffing

Ja, und er konnte noch nicht mal in Ruhe seine Partien spielen, weil die Zuschauer damals in Trauben über dem Brett hingen und ständig in die Partie hineinquatschten. :DDaß während der Partien Ruhe herrscht, ist erst eine moderne Errungenschaft.

Beitrag von Frank Mayer

Vielleicht solltest Du noch Lionel Kieseritzky dazunehmen, der in den 1840iger Jahren mit der stärkste französiche Spieler war.Beste Grüsse Frank

Beitrag von zugzwang

Der stärkste französische Schachspieler warPhilidorMit seinem Buch Lanalyse du jeu des Échecs hat er die moderne Schachtheorie und Schachstrategie bahnbrechend bereichert.Allein für die korrekte Analyse folgenden Endspieltypus hat er posthum den GM-Titel verdient.Trotz des Wissens um die Philidorsche Analyse scheiterten und scheitern noch zig Meistergenerationen nach ihm in der praktischen Umsetzung.De la Villa berichtet in 100 Endgames You Must Know, daß es bei einer Hängepartieanalyse der spanischen MM 1992 mit Ausgangsposition Philidorstellung einer kleinen Gruppe von GM nicht gleang, den Gewinnweg zu rekapitulieren. [FEN=zz1]3k4/4r3/3K4/3B4/8/8/8/5R2 w - - 0 1[/FEN]Weiß am Zug gewinnt![QUOTE=Lestat;16107]...Lautier hat mit seinen 2650 und max bei 2680 in der Liste auf jeden fall nichts zu suchen...[/QUOTE]In seiner "Epoche" war Lautier mit größeren Abstand bester Spieler, als es MVL und Bacrot derzeit sind.Während Bacrot den Rekord für den jüngsten GM aller Zeiten mal hielt (1997), könnte es sein, daß Joel Lautier den Rekord als jüngster U20-WM (1988 = 15 Jahre) aller Zeiten immer noch hält.Für Lautier spricht weiterhin, daß er einer der wenigen menschen ist, die inklassischen Partien eine postive Bilanz gegen GK aufweisen können (+2, -1, =7).Weiterhin hat er gegen jeden der nennenswerten Weltmeister der Neuzeit (Karpov, Kasparov, Kramnik, Anand und Topalov) jeweils 2 klassische Partien gewonnen.Seine Listenzugehörigkeit ist ein Muß! Mit Joel Lautier begann erst wieder der Aufstieg des französischen Schachs aus der 2. Liga in die Weltklasse.Zu den Importfranzosen gehört auch Nicolas Rossolimo, der Anfang der 50er den alten Tartakower als Nummer 1 ablöste, auch wenn er noch hinter ihm spielte. Nach seiner Auswanderung in die USA spielte er dann wieder 1972 für Frankreich, bevor er 1975 verstarb.