Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Stil und Verdienste des Magnus Carlsen“

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Beitrag von Kiffing

[IMG][Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://i.imgur.com/u6kBz2U.jpg". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://i.imgur.com/u6kBz2U.jpg" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.][/IMG]Weltmeister stehen im Schach immer im Rampenlicht. Und fast jeder ist sich sicher, daß Carlsen den angeblich amtsmüden alternden Anand überrollen wird. Doch diese gegenüber dem mit 43 Jahren im besten Alter stehenden Weltmeister respektlose These soll ein anderes Mal diskutiert werden. Hier geht es um etwas anderes.Magnus Carlsen ist erst 22, die meisten Kämpfe stehen ihm erst noch bevor. Trotzdem hat er in seinem jungen Leben als Schachspieler schon einiges erreicht. Unter anderem knackte er den Elo-Rekord von Garri Kasparov, und er hat sich für den Titelkampf gegen Anand qualifiziert. Die Schachwelt hält traditionell viel von den Weltmeistern. Und tatsächlich haben die allermeisten Weltmeister gegenüber der Schachwelt große Verdienste und das Schach fundamental weitergebracht. Wilhelm Steinitz brachte dem Schachspiel die Wissenschaft und die damit verbundene Positionslehre, Emanuel Lasker gab dem Schachspiel die Psychologie und den Kampf. Seit Jose Raul Capablanca ist der Stil der Präzisionsmaschine bekannt. Alexander Aljechin hob das Schach zur Kunst und wurde der Wegbereiter des neuen dynamischen Schachs. Michail Botwinnik war der Pionier der systematischen Vorbereitung und des Trainings, erste Ansatzpunkte hierfür gab aber bereits Max Euwe. Wassili Smyslow schenkte dem Schachspiele die Harmonie, und Michail Tal zeigte allen, daß man selbst in der Moderne noch mit Wagemut und Abenteuergeist Erfolg haben kann. Niemand konnte Stellungen so zielführend aus dem Gleichgewicht bringen wie er. Er gab der Schachwelt die Magie. Was Michail Tal für die Offensive leistete, leistete Tigran Petrosjan für die Defensive. Waren Tals Ideen für die Offensive legendär, so waren es bei Petrosjan die Ideen für die Defensive. Sein positionelles Qualitätsopfer zu Verteidigungszwecken hatte fast schon Patentrecht. Boris Spasski prägte den Universalstil. Robert Fischer wiederum gab dem Schachspiele die Klassik, Anatoli Karpov zeigte, wie man den Gegner langsam einschnüren und dann zustechen kann. Garri Kasparov machte sich um die Anschauung verdient, daß man mit Vorbereitung, Dynamik und damit, dem Gegner immer wieder vor neue Probleme zu stellen, großen Erfolg haben kann. Obwohl nicht mit der allergrößten Intuition gesegnet und ein ums andere Mal den Todesstoß verpassend, war seine Spielanlage so gewaltig, daß nur wenige sich dadurch retten konnten. Wie kein anderer Weltmeister vor ihm zeigte er auf, daß Schach ein sehr konkretes Spiel ist. Was, fragt sich nun die interessierte Schachwelt, wird uns Magnus Carlsen schenken, wie charakterisiert sich sein Stil und mit welchen Mitteln erzielt er seine Erfolge? Diesen Fragen wollen wir uns nun stellen. Der Threadstarter weiß dabei um die Tatsache, daß Carlsens Stil nicht der populärste ist. Lassen wir uns trotzdem auf ihn ein:Weltmeister Vishy Anand, von einer [URL="http://www.indianexpress.com/news/carlsen-will-be-ridiculously-difficult-to-play-against/1096789/0"]indischen Zeitung[/URL] zu seinen Eindrücken von dem Kandidatenturnier befragt, gab zu bedenken, daß Magnus Carlsen einer anderen Generation entstammt und er dessen Spiel bereits nicht mehr so gut "lesen" könne wie das seiner Weggefährten Topalov, Kramnik und Gelfand. Er repräsentiert die neue Schachgeneration, großgeworden in einem Zeitalter der überall verfügbaren Datenbanken, des Onlineschachs und der Engines. Böse Zungen behaupten, Magnus Carlsen spiele „seelenlos“, zumindest erinnert mich sein Spiel an das einer Engine. Aber darauf reduzieren sollte man seinen Stil natürlich auch nicht, schließlich gibt es auch bei ihm Ansatzpunkte, die sich von den anderen unterscheiden. Ich würde sagen, daß Magnus Carlsen spielerisch sehr viel erreichen kann, seine Fähigkeiten liegen darin, seine Gegner in jeder Position besiegen zu können. In diesem Kontext verfügt er über eine vielleicht einzigartige „Knettechnik“. Im Gegensatz zu seinem zeitweiligen Lehrmeister Garri Kasparov legt er es nicht darauf an, schon in der Eröffnung die Weichen für den Sieg zu stellen. Diese Fähigkeit wäre ihm wahrscheinlich zu arbeitsintensiv. Er legt es stattdessen darauf an, undurchsichtig zu sein, so daß sich seine Gegner kaum auf ihn vorzubereiten vermögen, um dann nach der Eröffnung ungefähr gleiches Spiel zu haben, wo dann der gewinnt, welcher der bessere Spieler ist – natürlich Magnus!Was ist euere Meinung dazu? Wie interpretiert ihr Carlsens Schaffen, wo könnten für die Schachwelt seine Verdienste liegen?

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=Kiffing;18920]Im Gegensatz zu seinem zeitweiligen Lehrmeister Garri Kasparov legt er es nicht darauf an, schon in der Eröffnung die Weichen für den Sieg zu stellen. Diese Fähigkeit wäre ihm wahrscheinlich zu arbeitsintensiv. Er legt es stattdessen darauf an, undurchsichtig zu sein, so daß sich seine Gegner kaum auf ihn vorzubereiten vermögen, um dann nach der Eröffnung ungefähr gleiches Spiel zu haben, wo dann der gewinnt, welcher der bessere Spieler ist – natürlich Magnus![/QUOTE]Wie es der Zufall so will, habe ich gerade Kenntnis von Garri Kasparov erhalten, der ebenso wie Vishy Anand zu seinen Eindrücken von dem Kandidatenturnier befragt worden ist. Und dieser kritisiert in dem besagten [URL="http://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/garri-kasparow-im-gespraech-magnus-carlsen-ist-die-zukunft-des-schachs-12135401.html"]FAZ-Interview[/URL] Carlsens Eröffnungskonzept. Auf die Feststellung, daß Carlsen in London fünf Partien gewonnen habe ohne in der Eröffnung neue Ideen gezeigt zu haben, argumentiert er:[QUOTE]Genau davon rede ich. Ohne Eröffnungen ist ein WM-Kampf nicht zu gewinnen. Schauen Sie, gegen wen Carlsen bei fast jedem Wettbewerb seine Punkte holt: gegen die Spieler aus der unteren Tabellenhälfte. Das war auch in London so. gegen die Spieler der oberen Hälfte hatte er nur eine ausgeglichene Bilanz. Aber in einem WM-Match gibt es keine untere Hälfte.[/QUOTE]Allerdings kann Magnus Carlsen auch gegen die ganz Großen gewinnen. Beim Turnier "Tata-Steel" in Wijk aan Zee gewann er z. B. gegen Nakamura und Karjakin. Beim Londoner Chess Classics setzte er sich gegen Aronian (in einer Glanzpartie) durch. Und beim Tal-Memorial 2012 schlug er mit Teimur Radjabov immerhin die Nr. 4 der Weltrangliste. Und zu dem "unteren Feld" beim jüngsten Kandidatenturnier gehörten eigentlich ebenso absolute Spitzenspieler im Schach. Die ganz Großen kann man nicht nach Belieben besiegen, sonst wären sie nicht ganz groß. Ich gebe Garri Kasparov allerdings Recht, daß Carlsen auch hieran arbeiten könnte. Ein Alexander Aljechin z. B. hat ja unter anderem deswegen diesen legendären Ruf, daß er mit den Schachspielern der damaligen Weltspitze umging wie mit "Grünschnäbeln" (Aaron Nimzowitsch).

Beitrag von Kiffing

Nach Vishy Anand und Garri Kasparov hat sich nun auch der „Sieger der Herzen“ im Kandidatenturnier, [URL="http://www.chessbase.de/Home/TabId/176/PostId/4009459/interview-mit-vladimir-kramnik-120413.aspx"]Wladimir Kramnik[/URL], zu Wort gemeldet und auch zu Magnus Carlsen Stellung bezogen. Dieser schätzt ihn spielerisch nicht stärker ein als Aronian und ihn selbst. Den Unterschied machen nach Kramnik sein junges Alter, seine Energiereserven, sein „stabiles Nervensystem“, „unglaubliche Motivation“ und sein „Killerinstinkt“. Aber auch hier habe sich Carlsen in London verwundbar gezeigt. Auch Kramnik sagt, Anand habe seine Chancen im kommenden WM-Duell. Wie Garri Kasparov sieht er Carlsens Eröffnungsherangehensweise nicht als unumstritten an, sondern gar als Schwäche. Hier sei Anand ihm „eindeutig überlegen“. Dabei habe Magnus Carlsen (eigentlich wie Garri Kasparov, Kiffing) ein „phänomenales Gedächtnis“. Überraschend fand ich persönlich Kramniks Aussage, daß sich Carlsens und Karpovs Stil sehr ähnlich seien (Carlsen sei sogar eine „verbesserte Version" von Karpov). Mich persönlich erinnert Carlsens Stil eher an eine Engine, während ich Karpovs Stil immer als originell und einzigartig angesehen habe. Wie seht ihr das?Interessant:[QUOTE] MM: Es ist seine Seele, die spielt…VK: Ja, das stimmt. Kaltblütig, ziemlich pragmatisch, sogar ein wenig melancholisch. Zugleich ist sein Schach sumpfig, unaufgeregt und im Stil einer Würgeschlange. [/QUOTE]

Beitrag von zugzwang

[QUOTE=Kiffing;18982]...Überraschend fand ich persönlich Kramniks Aussage, daß sich Carlsens und Karpovs Stil sehr ähnlich seien (Carlsen sei sogar eine „verbesserte Version" von Karpov). Mich persönlich erinnert Carlsens Stil eher an eine Engine, während ich Karpovs Stil immer als originell und einzigartig angesehen habe. Wie seht ihr das?...[/QUOTE]Die Wirkung eines Spielers auf die Zuschauer hängt immer auch vom Gesamtumfeld ab.Im engine-Zeitalter mit seinen nüchternen +-x,y-Daten für den Live-Zuschauer wirkt einiges anders als vor 20-30 Jahren.Während Karpovs Gewinnpartien teilweise ein Rätsel blieben (heute aber nachträglich erklärbarer dargestellt werden können), ist bei den Partien von Carlsen schneller ersichtlich, wo er ein Risiko eingegangen ist, wo seine Gegner eine Auswahl brauchbarerZüge hatten, wo sie in die Bredouille gerieten, wo er vielleicht wieder etwas Luft reinließ usw.Carlsen selbst, meine ich, hat zu seinem Stil gemeint, daß er eher in Richtung Karpov tendiert als in andere Richtungen.Die Aussage "verbesserter Karpov" ist also nicht zu weit hergeholt.Der Stil von Carlsen scheint mir auch sehr sportlich und ergebnisorientiert zu sein wie bei Karpov. Der Siegeswille und die Quote mit Weiß sind auch ähnlich. Allerdings ist Carlsen mit Schwarz bereit, mehr Energie zu investieren als früher Karpov, der seine Kräfte für die Weißpartien etwas mehr schonte.Angesichts der heutigen Vorbereitungstechniken muß sich Carlsen in einem ganz anderen Zeitalter mit diesem Stil bewähren und schafft dies herausragend.

Beitrag von Kiffing

@zugzwang: allerdings muß ich zu Bedenken geben, daß Karpov zu seiner Zeit noch keine Engines zur Verfügung stehen hatte, die auf ihn abfärben könnten. Er hat sich alles allein erarbeitet, darum war sein Stil noch human genuin.

Beitrag von zugzwang

[QUOTE=Kiffing;19031]... Er hat sich alles allein erarbeitet, darum war sein Stil noch human genuin.[/QUOTE]Als sich herausstellte, daß Karpov der geeignete und aussichtsreichste Kandidat war, um Bobby Fischer den WM-titel wieder zu entreißen, standen Karpov (fast) alle Ressourcen zur Verfügung, die das sowjetische Schach reorganisiert hatte, um die Fischerschmach zu tilgen.Als Weltmeister durften/mußten ihm in der Folge viele sowjetische Spitzenschachspieler und weitere sowjetische Meister und Trainer zuarbeiten.Insbesondere was Eröffnungen angeht.Karpov wird als Meister der Adaption dieser Ideen angesehen und seine Meisterschaft in der praktischen Verwertung der ausgekochten Ideen war wirklich beeindruckend.Am Brett spielen, die Ideen in Punkte umsetzen und die Nerven behalten, mußte er aber immer noch selbst. Einige seiner späteren Eröffnungsideen und darauf basierende Glanzpartien könnten aber auch den Teilzeitsekundanten Geller und Tal zuzurechnen sein.Es ist trotzdem phänomenal, wie "unterschiedlich" Karpov zu spielen in der Lage war, auch wenn ein bestimmter Stil vorherrschte.Karpov mal etwas anders und ungewohnter:[Event "Tilburg"][Site "Tilburg"][Date "1982.??.??"][Round "1"][Result "1-0"][White "Anatoly Karpov"][Black "Robert Huebner"][ECO "B19"]1. e4 c6 2. d4 d5 3. Nd2 dxe4 4. Nxe4 Bf5 5. Ng3 Bg6 6. h4 h67. Nf3 Nd7 8. h5 Bh7 9. Bd3 Bxd3 10. Qxd3 Ngf6 11. Bf4 e612. O-O-O Be7 13. Ne5 O-O 14. c4 c5 15. d5 Nxe5 16. Bxe5 Ng417. Bxg7 Kxg7 18. Qe2 Bg5+ 19. Kb1 Nf6 20. dxe6 Qc8 21. e7 Re822. Rd6 Qg4 23. Qe5 Kg8 24. Re1 Nd7 25. Rxd7 Qxd7 26. Nf5 f627. Qd5+ Qxd5 28. cxd5 Bf4 29. g3 Bc7 30. Kc2 b5 31. Nxh6+ Kh732. Nf5 Rg8 33. d6 Ba5 34. Re6 Rg5 35. Rxf6 Rxh5 36. d7 Rh237. Ne3 1-0Und hier in einer genialen Mischung, die ihn auszeichnet(e):[Event "03, Linares"][Site "03, Linares"][Date "1983.??.??"][EventDate "?"][Round "?"][Result "1-0"][White "Anatoly Karpov"][Black "Gyula Sax"][ECO "B81"]1. e4 c5 2. Nf3 e6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6 5. Nc3 d6 6. g4 h67. Rg1 Be7 8. Be3 Nc6 9. Qe2 Bd7 10. h4 Nxd4 11. Bxd4 e512. Be3 Bc6 13. Qd3 Qa5 14. O-O-O Nxe4 15. Nxe4 d5 16. Qb3dxe4 17. Bc4 Rf8 18. Rd5 Bxd5 19. Bxd5 Rd8 20. Bc4 Bb4 21. c3b5 22. Be2 Bd6 23. Qd5 Ke7 24. Bc5 Bxc5 25. Qxe5+ Kd7 26. Qxc5Qc7 27. Qf5+ Ke7 28. Qxe4+ Kd7 29. Qf5+ Ke7 30. Re1 Rd631. Bc4+ Kd8 32. Bxb5 a6 33. Ba4 g6 34. Qf3 Kc8 35. Re7 Rd1+36. Kxd1 Qxe7 37. Qa8+ Kc7 38. Qa7+ Kd6 39. Qb6+ 1

Beitrag von Kiffing

Ja, ist richtig, wobei ich nicht verstehen kann, warum die Sowjetunion all ihre Großmeister verärgert und demoralisiert, nur um einen einzigen zu stärken. Selbst wenn man moralische Argumente außen vor läßt, rechnet sich das doch nicht. Der Weltmeistertitel war für sie wirklich ein und alles. Einer der scharfzüngigen Aphorismen von David Bronstein lautete: "Die Sowjetunion basiert auf drei Säulen: auf Ballett, dem Zirkus und Schach." Aber auch Botwinnik mußte schon zugearbeitet werden. Ein ausländischer Spieler beklagte sich einst, daß an Brett 1 der sowjetischen Mannschaft die "Staatsmacht" spiele. In seiner Vorkämpfer-Reihe zog Kasparov eine Linie von Botwinnik zu Karpov, die Lieblinge der Partei. Die erwähnte Partie hatte ich übrigens schon [URL="http://www.schachburg.de/threads/506-Als-es-beim-Doc-einschlug"]gewürdigt[/URL]. ;)

Beitrag von zugzwang

[QUOTE=Kiffing;19041]...Die erwähnte Partie hatte ich übrigens schon [URL="http://www.schachburg.de/threads/506-Als-es-beim-Doc-einschlug"]gewürdigt[/URL]. ;)[/QUOTE]Prima! Beide Partien wurden von Chess Informant-Experten zur besten Partie des Halbjahres gewählt. Die Hübnerpartie galt schon damals als nicht ganz "astrein".Eher im "Spielermodus" als im "Forschermodus" gespielt.Doch zurück zu Carlsen.Er hat schon gezeigt, daß er scharfe Angriffe siegreich beendet und im positionellen Lavieren den ganzen Punkt holt.Glanzpartien aus einem Guß waren schon früher selten und häuften sich eher mal bei Spielern, die auch herbe Rückschläge einstecken mußten als bei Spielern, die konstant ganz weit oben mitspielen.Heute ist das imo noch schwieriger und man muß eher die kunst bewundern, wie Carlsen kleine Ungleichgewichte schafft und zu seinen Gunsten ausbaut.Glanzpartien wie gegen Nakamura gelingen eher, wenn der Gegner mit zu offenem Visier anrennt und diese Aussicht haben WM oder Weltranglistenerster eher seltener.Jeder Stil ist zunächst unter den Möglichkeiten und Grenzen der eigenen Epoche zu beurteilen und früher war es etwas "einfacher", den bekannten und üblichen Rahmen zu sprengen, auch wenn dies letztlich nur Genies ihres Fachs mit bleibendem Eindruck gelang.

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=zugzwang;19043]Glanzpartien aus einem Guß waren schon früher selten und häuften sich eher mal bei Spielern, die auch herbe Rückschläge einstecken mußten als bei Spielern, die konstant ganz weit oben mitspielen.[/QUOTE]Eine Ausnahme war Aljechin. Daß er 1935 gegen Max Euwe verlor, war er ja selbst Schuld, da er damals dauernd betrunken war.Auf jeden Fall ist Magnus Carlsen sehr schwer zu besiegen. Vishy Anand darf ihn bloß nicht überschätzen. Allerdings hat er mit [URL="http://www.chess.com/forum/view/game-analysis/magnus-carlsen-vs-viswanathan-anand"]+11, -7, =21[/URL] einen positiven Score gegen ihn. Das könnte ihm genug Selbstvertrauen geben, daß sich bei ihm kein Carlsen-Komplex entwickelt wie bei Garri Kasparov ([URL="http://www.chessbase.de/Home/TabId/176/PostId/4009459/interview-mit-vladimir-kramnik-120413.aspx"]-16, +5, =31[/URL]). Passend zu Carlsens Stil, seine [URL="http://de.chessbase.com/home/TabId/176/PostId/312800"]Selbstaussage[/URL]: "Vorlieben zu haben, bedeutet Schwächen zu haben." Carlsen will perfekt spielen, und das macht ihn doch eigentlich eher zum Forscher denn zum Spieler (wie von Kramnik behauptet).