Schematisches Denken bzw. in Schemata zu denken beim Schach meint einfach die Fähigkeit, sich bestimmte Wunschbilder vorstellen zu können, die man dann anstrebt. Schematisches Denken wäre also etwa so: „wenn mein Läufer da stünde und mein Springer da, dann könnte ich...“Wie wichtig schematisches Denken vor allem im Endspiel wäre, demonstriert der für Dänemark spielende isländische GM Henrik Danielsen in Schwerin 1999 gegen Arshak B. Petrosjan in einer spektakulären Endspielpartie. Von dieser Partie bin ich durch: „Verbessern sie ihre Technik im Schach“ von Jacob Aagard inspiriert worden. Es hat großen Eindruck auf mich hinterlassen. Wir betrachten das erste Diagramm:[FEN=5223]8/8/8/4Bp1k/4b3/7P/2p5/2N3K1 w - - 0 57[/FEN]Weiß hat einen Springer gegen einen Bauern, aber wie läßt sich der Materialvorteil verwerten? Wenn wir uns das schematische Denken zunutze machen, dann würde der gegnerische König von der 4. und 5. Reihe abgedrängt werden, wenn der eigene Springer auf f4 stünde und der eigene Bauer auf h4 bei einem gleichzeitig unterstützenden König auf g3. Der Läufer gehört dann nach c1, um den c-Freibauern des Gegners aufzuhalten. Das erklärt die nächsten Züge.[FEN=2567]8/8/7k/5p2/2b2N1P/6K1/2p5/2B5 w - - 0 68[/FEN]Nachdem der erste Plan verwirklicht worden ist, muß es irgendwie weitergehen. Wieder machen wir uns das schematische Denken zunutze. Es fällt auf, daß, nachdem der gegnerische König durch die eigenen Figuren von der sensiblen Region ferngehalten wurde, daß der eigene König aktiviert werden kann. Doch wo kann er sich gewinnbringend einbringen? Schematisches Denken zeigt uns nun, daß wenn der eigene König auf h8 wäre, daß dann der eigene Läufer auf g7 Matt setzen könnte. Dieser Gedankengang erklärt eine der schönsten Königswanderungen der Geschichte. Seht selbst:[Event "Schwerin 1999"][Site "MyTown"][Date "????.??.??"][Round "7"][White "Henrik Danielsen"][Black "Arshak B. Petrosjan"][Result "1-0"][PlyCount "151"][TimeControl "240+2"]{767MB, Fritz8.ctg, MYCOMPUTER} 1. f4 d5 2. Nf3 g6 3. g3 Bg7 4. Bg2 Nf6 5. O-Oc5 6. d3 O-O 7. c3 Nc6 8. Qe1 d4 9. Na3 Rb8 10. Bd2 Nd5 11. Nc2 b5 12. cxd4cxd4 13. Qf2 Qb6 14. Nh4 Qd8 15. f5 Bb7 16. g4 Qd6 17. Nf3 Nf4 18. Ng5 Nxg2 19.Ne4 Qd7 20. Qxg2 Ne5 21. Rab1 Rbc8 22. Na1 Bd5 23. Nb3 Rc2 24. Rf2 Rfc8 25. Bf4Qb7 26. Nbd2 Rc1+ 27. Rxc1 Rxc1+ 28. Rf1 Rc2 29. Qg3 Nc4 30. Nc5 Qc6 31. dxc4bxc4 32. b4 c3 33. Qd3 Rxa2 34. Nf3 a5 35. Ne5 Bxe5 36. Bxe5 axb4 37. fxg6 Qxg638. Qxd4 Rd2 39. Nd3 Qe4 40. Qxe4 Bxe4 41. Nxb4 Rxe2 42. Rd1 Rd2 43. Re1 c2 44.Bg3 h5 45. gxh5 e6 46. Na2 Bd5 47. Nc1 Kh7 48. Bf4 Rd4 49. Rf1 f5 50. h3 Re451. Bg5 Rd4 52. Rf2 Be4 53. Rd2 Rxd2 54. Bxd2 e5 55. Bc3 Kh6 56. Bxe5 Kxh5 57.Bf4 Kh4 58. Kh2 Bd5 59. Nd3 Bc4 60. Ne1 Bb3 61. Nf3+ Kh5 62. Kg3 Bd5 63. Nd4Be4 64. Bc1 Bd3 65. Ne6 Bc4 66. Nf4+ Kg5 67. h4+ Kh6 68. Bb2 Ba6 69. Kf2 Bb770. Ke3 Bc6 71. Kd4 Bb7 72. Ke5 Bc8 73. Kf6 Bd7 74. Kf7 Bc8 75. Kg8 Be6+ 76.Kh8 *
Ja, die ist natürlich noch spektakulärer, weil der König bereits im Mittelspiel in die Schlacht zieht - natürlich äußerst selten. ;)Ging wohl nur, weil Schwarz bereits vollständig paralysiert war. Jan Timman war zweifellos ein sehr starker Spieler, aber ebenso wie Bent Larsen hatte er seine Tage, wo gar nichts ging.
Beitrag von ficus
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