Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Zum Widerstand gegen die Meister in Lehrbüchern“

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Beitrag von Kiffing

Ein bekannter Kritikpunkt an älteren Lehrbüchern zum Thema Schach ist der, daß wir oft Partien präsentiert bekommen, in denen die eine Seite "zu" überlegen gegen die andere Seite gewinnt. Das liegt zum einen daran, daß der Spielstärkeunterschied zwischen den führenden Meistern und der „zweiten Garde“ wesentlich größer war als heute, zum anderen aber auch daran, daß sich so leichter bestimmte Muster und Grundsätze demonstrieren lassen. Kritisiert wird vor allem, daß solche Partien i. d. R. unrealistisch seien, weil heute dem einzelnen Spieler mehr Widerstand entgegengesetzt wird und sich so die eigenen Pläne nicht so leicht realisieren lassen.Ich persönlich denke, daß dieses Gegensatzpaar, d. h. Meisterpartien gegen „Fallobst“ vs. umkämpfte Meisterpartien, sehr gut mit dem Gegensatzpaar zur [URL="http://www.schachburg.de/threads/1163-Zum-Wert-von-Partieanalysen?highlight=Wert+Partieanalysen"]Partieanalyse[/URL], nämlich themenorientiert und konkret verglichen werden kann. Ist die themenorientierte Partieanalyse nach meinem Dafürhalten für den schwächeren Spieler besser geeignet und die konkrete Partieanalyse für den stärkeren Spieler, so sind die Meisterpartien gegen arme Demonstrationsobjekte für den schwächeren Spieler durchaus sehr anschaulich, was die Grundmotive und Grundideen im Schach betrifft. Überdies geben sie einen sehr anschaulichen Einblick in Schachkultur und Schachgeschichte. Später, wenn der ehrgeizige Eleve eine bestimmte Spielstärke erreicht hat und erkennt, daß sich die eigenen Ideen nicht immer so leicht realisieren lassen, kann er ja immer noch auf ein modernes Lehrbuch umsteigen, wo er einen Einblick erhält, was heute Kampf und Leidenschaft auf dem Schachbrette ausmachen. Wie denkt ihr darüber?