Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Ubilava: Stilveränderungen bei Carlsen und Anand“

schachburg.de

Beitrag von Kiffing

Wenn starke Spieler, die zuvor als ein wenig einseitig galten, an ihrem Stil feilen, dann ist es ein gutes Zeichen für sie selbst, zeigt, daß sie sich weiter verbessern möchten anstatt sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen und macht auch den Fans Freude, da die Partie dieser Spieler an Wert gewinnen. Wir erinnern uns an Wladimir Kramnik und Anatoli Karpov. Beide galten in ihrer Anfangszeit als Prototypen von guten Technikern, aber beide haben im Laufe ihrer Karriere ihren Stil bereichert und ihrem Schach damit weitere Impulse gegeben. Wahrscheinlich war das der Grund, daß sie sich so schachlich jung hielten, wenn man jung als Synonym für die Freude am Forschen und Entdecken betrachtet (in diesem Zusammenhang ist es kein Zufall, daß der Forscher am Schachbrett schlechthin, Emanuel Lasker, noch im hohen Alter Weltspitze war), und noch im gesetzten Alter Titel gewinnen konnten. Auch umgekehrt trifft dies zu. So hat der Angreifer par excellence, Alexander Aljechin, sich in seiner intensiven Vorbereitung auf seine WM gegen Capablanca sich die Techniken seines großen Gegners angeeignet, um diesem auch auf dessen ureigenem Terrain Paroli bieten zu können. Und auch, daß Kasparov und Karpov sich seit ihren Wettkämpfen stilistisch immer stärker angenähert haben, ist in der Schachwelt bekannt.Die neue Schachseite Chess24 war so freundlich, ein aserbaidschanisches Interview mit dem Experten bekannten Schachtrainer Elizbar Ubilava, der schon Anand und Mamedyarov trainiert hat, auf deutsch zu übersetzen. In dem Interview berichtet dieser, daß er in Shamkir ähnliche Veränderungen an Magnus Carlsen festgestellt hatte. Nach Ubilava habe Carlsen wesentlich dynamischer als sonst gespielt und deswegen zwar zweimal (in Folge) verloren, aber auch so viel gewonnen. Für Ubilava ist dies ein Zeichen, daß Carlsen diesen Weg bewußt gegangen sei, um sein Schachverständnis weiter zu erhöhen. Insofern denke ich, ist es durchaus spannend zu beobachten, ob aus der nach Capablanca zweiten Präzisionsmaschine so etwas wie ein wahrhaft kompletter Schachspieler wird. Ubilava äußert sich in diesem Interview auch über Anand. Er beschreibt die unguten Veränderungen Anands seit einigen Jahren. Gesättigt durch viele Titel habe Anand die "´Schotten dicht gemacht [...]´ –er begann, komplexe Positionen und einen direkten Kampf zu vermeiden. All dies führte zu einer Verschlechterung seines Spiels", und das sei vor allem bei der WM gegen Carlsen unübersehbar geworden. Tatsächlich galt der junge Anand nie als Inbegriff für uninspiriertes, remislastiges Schach. Sein ebenso überraschender wie legendärer Sieg beim jüngst zu Ende gegangenen Kandidatenturnier in Chanty-Mansijsk habe aber gezeigt, daß Anand die richtigen Lehren aus dieser Entwicklung gezogen hat. Anand ist wieder da, und wenn die nächste Schach-WM nicht ins Wasser fällt, ist von Anand wohl tatsächlich wieder einiges zu erwarten.Hier gehts zum Interview: [Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://chess24.com/de/lesen/news/ubilava-ueber-carlsens-neuen-stil". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://chess24.com/de/lesen/news/ubila ... neuen-stil" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.]