Schachburg-Archiv: Benutzerthema „"Er geht mit uns um wie mit Grünschnäbeln!"“

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Beitrag von Kiffing

Im jugoslawischen Bled 1931 konnte Alexander Aljechin einen markanten Rekord aufstellen, in dem er das Turnier mit [URL="http://www.schachchronik.de/einzelturniere/bled1931"]5,5 Punkten Differenz[/URL] für sich entschied. Ein Beispiel für seine alles überragende Form war seine Partie gegen Aaron Nimzowitsch, der sich nach dem Match theatralisch an die Zuschauer wandte und entnervt ausrief: „er geht mit uns um wie mit Grünschnäbeln!“. Dabei waren er und der gegen Aljechin ebenso chancenlose Turnierteilnehmer Boguljubow doch angesehene Spitzenspieler...Hier die Partie: [Event "Bled"][Site "Bled"][Date "1931.08.30"][EventDate "?"][Round "6"][Result "1-0"][White "Alexander Alekhine"][Black "Aron Nimzowitsch"][ECO "C15"][WhiteElo "?"][BlackElo "?"][PlyCount "37"]1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nc3 Bb4 4. Nge2 dxe4 5. a3 Bxc3+ 6. Nxc3f5 7. f3 exf3 8. Qxf3 Qxd4 9. Qg3 Nf6 10. Qxg7 Qe5+ 11. Be2Rg8 12. Qh6 Rg6 13. Qh4 Bd7 14. Bg5 Bc6 15. O-O-O Bxg216. Rhe1 Be4 17. Bh5 Nxh5 18. Rd8+ Kf7 19. Qxh5 1-0Figurenverlust nach 19. ...Kg7 20. Sxe4 unabwendbar (20. ...fxe4 21. Lh6+ nebst 22. Dxe5Es ist jammerschade, daß Aljechin und Capablanca sich nach ihrem Zerwürfnis nach der WM 1927 immerhin bis 1936 mieden und insgesamt nur noch zweimal auf Turnieren gemeinsam anzutreffen waren (1936 und 1938).

Beitrag von Kampfkeks

Wow, die Partie wirkt fast wie eine einzige große Taktikaufgabe! Das Spiel von Nimzowitsch scheint mir sehr gewagt (ich hätte viel früher Sf6 u. 0-0 gespielt), und es scheint so, als hätte er es von vornherein auf Tg8 (und lange Rochade?) angelegt und sich damit zu weit aus Fenster gelehnt.

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=Kampfkeks][...] und es scheint so, als hätte er es von vornherein auf Tg8 (und lange Rochade?) angelegt und sich damit zu weit aus Fenster gelehnt.[/QUOTE]Ich denke, damit hast Du den Nagel auf dem Kopf getroffen. Ein zu streng schematisches Denken hinderte Nimzowitsch tatsächlich daran, noch größere Erfolge zu feiern. Er war wie Rubinstein eher Philosoph denn Praktiker. Garri Kasparov merkt an:[QUOTE]"Ich glaube, das war die kürzeste Partie in Nimzowitschs Karriere" (Aljechin). In dieser Partie war er dazu gezwungen, auch die ihm verhaßten Probleme zu lösen, was ihn überforderte. Nimzowitsch war es gewöhnt, sehr schematisch das materielle Verhältnis auf dem Brett zu bewerten und in strengen positionellen Kategorien zu denken, zu manövrieren und zu fechten wie ein Musketier. In dieser Begegnung blieb er daher völlig chancenlos[/QUOTE]