Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Schach"neuling" sucht passende Eröffnung und Trainingsstruktur“

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Beitrag von Ismeralda

Hallo zusammen,ich stelle mich erstmal kurz vor, bevor ich zu meinem Anliegen komme:Ich habe als Kind ein paar Jahre gespielt bis ich für eine andere Sportart das Schachspielen aufgegeben habe. Nun habe ich im Alter von 26 Jahren wieder angefangen und spiele auch wieder in meinem alten Verein und auch im Internet.Zurzeit spiele ich mit schwarz Französisch und bin damit bisher bei Spielen ganz gut gefahren, weil ich mich mit der Eröffnung auch ganz wohl fühle. Mit weiß ist eher das Gegenteil der Fall. Ich spiele momentan Damengambit und komme damit bisher immer ins Verteidigen statt zum Angriff. Des Weiteren werde ich häufig mit mir unbekannten Eröffnungen meines Gegners überrascht (bspw. in meinen letzten zwei Wettkämpfen mit Benoni und Holländisch). Meine Endspielkenntnisse sind nur auf den Basisbereich festgelegt. Zum Mittelspiel: Wie schon erwähnt, komme ich beim Damengambit eher ins Verteidigen statt zum Angriff. Von daher sind dann einige Züge erzwungen. Ist kein Zwang da, passiert es auch häufig, dass ich keinen kurzfristigen Plan habe und somit nicht genau weiß, was ich ziehen soll (es endet dann häufig mal in rückblickend desaströse Bauernzüge). Meine Spielstärke schätze ich jetzt einfach zwischen 1300 und 1500 ein, weil ich in diesem Bereich meinen Gegner sowohl Online als auch in Turnierkämpfen ebenbürtig war und auch häufig gewinne. Eine DWZ Zahl habe ich zurzeit noch nicht, deshalb muss ich jetzt schätzen.Mein Problem:Ich übe gerne Kombinationen, dazu nehme ich mir auch gerne Zeit, allerdings investiere ich damit meine meiste Trainingszeit. Wenn ich selbst spiele, dann ist das meist eine 10 bis 15 minütige Partie. Allerdings habe ich beim Selbstspielen eine sehr geringe Frustrationsgrenze, d.h. wenn ich 2-3x verloren habe, bin ich so gefrustet, dass ich meine Motivation für den Tag mal für eine Zeit verloren habe. Generell ist auch mein Selbstbewusstsein nicht nur am Brett sondern auch in anderen Bereichen geringer als bei anderen Menschen, sodass ich a) manchmal zur Übervorsicht neige und Probleme sehe, die keine sind und b) nach verlorenen Partien meine Fähigkeiten im Schachspiel anzweifel.Zudem benötige ich unbedingt eine Eröffnung für weiß. Es sollte nicht allzu aggressiv sein, aber auch keine Einmauer- Taktik ;)Und zu guter Letzt natürlich wie ich mein Training (hauptsächlich zu Hause ohne Trainer) aufbauen soll, damit ich mich verbessern kann. Hier möchte ich mich jetzt erstmal auf Eröffnung und Mittelspiel konzentrieren.

Beitrag von zugzwang

Willkommen!Im Trainingsbereich der Burg solltest Du etliche Hinweise für Trainingsansätze finden.Lies Dich mal in die dortigen Beiträge ein. Daraus werden vermutlich konkretere und spezifischere Fragen entstehen als Deine doch sehr weit gefaßte Fragestellung zum Trainingsansatz. Deine angesprochenen Probleme liegen kaum in der Eröffnung. Sie könnenam derzeitigen Ausbildungsstand liegen. Es ist im (Wieder-)Einsteigerbereich nicht zu selten, daß man mit Weiß hinterherhinkt,wenn man selbst das Spiel machen soll, während man mit Schwarz den ähnlich starken Gegner häufiger auskontert.1. d2-d4 ist anspruchsvoll, doch je intensiver Du Dich schachlich fortbildest, desto besser wirst Du abschneiden.Zunächst ist Geduld mit hinreichend viel Praxis und Training angesagt.

Beitrag von DailyChess

Willkommen!Wenn du spezifische Fragen haben solltest, kannst du gerne im passenden Thread was posten oder aber eine Nachricht hinterlassen. Vielleicht kann ich dir ja ein paar Tipps zum Selbststudium geben.

Beitrag von Kiffing

Herzlich Willkommen auch von mir! :)Im Schach gibt es die konventionellen Spieler und die kreativen Spieler. Konventionelle Spieler spielen meistens vernünftige Züge und verfolgen Pläne, wie sie in Lehrbüchern gelehrt werden. Den kreativen Spielern ist das freilich nicht genug. Sie fürchten, angesichts eines solchen Charakters könne das Spiel schnell in den Remishafen einmünden, und sie versuchen dann, die Gleichgewichte zu stören. Das kann geschehen, indem sie selbst einen nicht unbedingt „korrekten“ Angriff anzetteln. Das kann auch geschehen, daß sie den Gegner zu vorschnellen Angriffen verleiten, um dann in einem Konter zuzuschlagen. Emanuel Lasker und Viktor Kortschnoi waren solche Konterspieler.Es kann also durchaus sein, daß dieses Spiel auf Konter Dir liegt. Da Du aber selbst noch eher Anfängerin bist und sich bei Dir folglich noch kein richtiger Stil entwickeln konnte, würde ich mich nicht darauf verlassen. Vielleicht kannst Du die Fähigkeit, eigene Ideen in einer Partie zu entwickeln und diese dann umzusetzen, ja noch entwickeln, so daß Du dann die weißen Farben liebst, weil Du dann Dein Mehrtempo für eigenes, aktives Spiel nutzen kannst. Wie man selber anhand konkreter Stellungen Ideen und Pläne entwickelt, und auf welcher Grundlage das geschehen soll, dazu gibt es genug Lehrbücher.Kommen wir zur Eröffnungsphase, heute von vielen unterschätzt, und diejenigen, die das unterschätzen, berufen sich heute auch gerne auf Magnus Carlsen, als wenn dieser die aktuellen Entwicklungen in der Eröffnung überhaupt nicht studieren würde bzw. von Eröffnungen keine Ahnung hätte: Wenn Du genug Erfahrung mit dem Damengambit hast und es Dir nichts bringt, dann würde ich in der Tat wechseln. Denn dann bedeutet dies, das Damengambit entspricht nicht Deinem Stil und Deinen Vorlieben. Nach Mark Dworetzki sind Stil/Vorlieben, objektive Stärke einer Eröffnung und die Theorielastigkeit einer Eröffnung in Abhängigkeit vom eigenen Gedächtnis die drei wichtigsten Eröffnungskriterien. Ich selbst kann mit dem Damengambit auch wenig anfangen. Ich denke auch, daß Schwarz hier gut ausgleichen kann, und der weiße Druck hält sich doch zu sehr im Rahmen. Versuchs doch mal mit dem Königsindischen Angriff (Königsindisch im Anzug). Zum einen ist die Eröffnung weder „zu“ defensiv noch „zu offensiv“. Und zum anderen umgehst Du damit die vielen Antworten nach 1. d4 oder 1. e4, was viel Eröffnungsarbeit einspart.Ansonsten ist das Arbeiten an der eigenen Spielstärke im Schach nicht nur eine kognitive, sondern auch eine mentale Arbeit. Wohl jeder Schachmeister kann Dir bestätigen, daß man gerade, was das Schach angeht, an seinem Charakter arbeiten sollte, um wirklich gut zu werden. Wenn Du also an einem mangelnden Selbstvertrauen leidest und übertrieben sicherheitsorientiert bist, dann solltest Du gerade dann über Deinem Schatten springen und aktiv, risikobereit und unternehmungslustig spielen. So kannst Du diese mentalen Schwächen im Schach eindämmen, und das wirkt sich dann auch generell aus. Im alten Arabien, wo das alte Schach eine immense Bedeutung innehatte, wurde das Schach auch in der Psychologie eingesetzt. Ein Psychologe hat dort die Schwächen des Kunden analysiert und ihm dann übers Schach dadurch geholfen, daß der Kunde nun im Schach gegen seine Schwächen spielen sollte, wenn er also ängstlich war, dann betont angriffslustig. Und das hat den Menschen damals offenbar geholfen!Hier erfährst Du Einblicke in diese interessante Verbundung: [url]http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=schach[/url][QUOTE]Die Epoche des Aufstiegs der arabischen Wissenschaften war auch die erste Blütezeit des Schachspiels. Mathematiker, Mystiker, Mediziner und Meister aller Klassen stürzten sich auf das neue Spiel wie auf eine Fundgrube wunderbarer Geheimnisse. Die ersten Schachmeister verdienten ihr Brot am Hofe. Mediziner empfahlen das Spiel als psychiatrisches Heilmittel. Mit speziell verschriebenen Spielstilen wollten die Ärzte den Charakter beeinflussen und Krankheiten heilen. So sollten Melancholiker durchgeplanten Spielstrategien folgen, während sich Phlegmatiker vor allem Schematismus zu hüten hatten. [/QUOTE]Und in dieser Zeit war Arabien noch in seiner Blütezeit, und die arabischen Ärzte galten als die besten der Welt (während die europäischen Ärzte sich noch auf Aristoteles beriefen...).

Beitrag von Ismeralda

Vielen Dank erstmal für die Antworten! [QUOTE=zugzwang;22062]Zunächst ist Geduld mit hinreichend viel Praxis und Training angesagt.[/QUOTE]Geduld würde ich nicht als eines meiner Stärken aufzählen, da sich - wie schon erwähnt- meine Frustrationsgrenze auf einem niedrigen Pegel befindet.[QUOTE=DailyChess;22063] Wenn du spezifische Fragen haben solltest, kannst du gerne im passenden Thread was posten oder aber eine Nachricht hinterlassen. Vielleicht kann ich dir ja ein paar Tipps zum Selbststudium geben.[/QUOTE]Danke! Ich muss mich erst noch etwas einlesen, aber über Tipps für mein Selbststudium freue ich mich natürlich. [QUOTE=Kiffing;22064] Nach Mark Dworetzki sind Stil/Vorlieben, objektive Stärke einer Eröffnung und die Theorielastigkeit einer Eröffnung in Abhängigkeit vom eigenen Gedächtnis die drei wichtigsten Eröffnungskriterien. [/QUOTE]Diese Theorielastigkeit trifft den Nagel auf den Kopf! Auf das Damengambit gibt es einfach zu viele Möglichkeiten. Bei Französisch gibt es „nur“ die Möglichkeit d5 zu nehmen, vorbeizuziehen oder stehen zu lassen, um eine andere Figur zu entwickeln. Auf diese Möglichkeiten bin ich auch vorbereitet und deshalb gibt es für mich nicht so viele Überraschungen/ Schockmomente [QUOTE=Kiffing;22064] Versuchs doch mal mit dem Königsindischen Angriff (Königsindisch im Anzug). Zum einen ist die Eröffnung weder „zu“ defensiv noch „zu offensiv“. Und zum anderen umgehst Du damit die vielen Antworten nach 1. d4 oder 1. e4, was viel Eröffnungsarbeit einspart. [/QUOTE]Königsindisch klingt für mich doch schon einmal ganz passabel und das werde ich mir auch auf jeden Fall mal anschauen! Vielleicht freue ich mich dann auch mal darauf, wenn ich weiß spielen „darf“ ;)

Beitrag von ToBeFree

Willkommen auf der Burg! :)Mit Trainingstipps kann ich leider nicht dienen, habe selbst nur 1200 DWZ^^

Beitrag von Kampfkeks

Hey Ismeralda, willkommen auf der Burg! :)Bin selbst auch noch neu im Schach.. [QUOTE=Ismeralda;22060]Zurzeit spiele ich mit schwarz Französisch und bin damit bisher bei Spielen ganz gut gefahren, weil ich mich mit der Eröffnung auch ganz wohl fühle. Mit weiß ist eher das Gegenteil der Fall. Ich spiele momentan Damengambit und komme damit bisher immer ins Verteidigen statt zum Angriff. Des Weiteren werde ich häufig mit mir unbekannten Eröffnungen meines Gegners überrascht [/QUOTE]Probier mit Weiß vielleicht mal etwas mit 1.e4 Eröffnungen herum. Da gibt´s zwar auch einige Abzweigungen, die sind aber überschaubar und die Stellungen lassen sich auch ohne Auswendiglernen gut spielen (sind eher taktisch und das scheint dir ja zu liegen). Eine Abzweigung - französisch - kennst du ja sowieso schon ganz gut!Guck dir auch unbedingt immer deine eigenen Partien an. Am besten gleich nach der Partie ziehst du sie nochmal nach. Versuch herauszubekommen, wo die Partie gekippt ist und wie du hättest anders spielen können. Ein paar Minuten reichen für die "Analyse" vollkommen aus... die Schachburg-Cracks werden mich für die Empfehlung einer solch mega-oberflächlichen Kurzanalyse wahrscheinlich steinigen wollen, aber mir hat´s echt was gebracht ;)lg keks :v:

Beitrag von Ismeralda

[QUOTE=ToBeFree;22067]Mit Trainingstipps kann ich leider nicht dienen, habe selbst nur 1200 DWZ^^[/QUOTE]Das ist doch schon einmal ein Anfang ;)[QUOTE=Kampfkeks;22068] Guck dir auch unbedingt immer deine eigenen Partien an. Am besten gleich nach der Partie ziehst du sie nochmal nach. Versuch herauszubekommen, wo die Partie gekippt ist und wie du hättest anders spielen können. [/QUOTE]Das habe ich bisher immer gemacht, auch die Onlinepartien, sowohl mit Chessbase, aber ich zeige die Partien auch im Training, die dann kommentiert werden. Bei dem einen Wettkampf habe ich direkt ein paar Züge später gemerkt, dass ein Zug den Wendepunkt brachte und habe ihn dann auf meinem Partiezettel markiert.

Beitrag von DailyChess

Wie groß würdest du deine Ambitionen schätzen? Ich habe, als ich mit Schach anfing, einen Trainingsplan erstellt und ein Konzept, welches vorsah eine Spielstärke von 2000 zu erreichen. Mittlerweile performe ich bei 2100-2200 und begründe meinen Fortschritt auf dem damaligen Trainingskonzept. Allerdings muss ich sagen, dass das Trainingskonzept sehr "eng" ist, was die Flexibilität angeht, da es derzeit nur drei Schüler angewendet haben (einschließlich mir). Abweichungen vom Kursprogramm sind daher nicht berechenbar und du würdest dir gewisse Sachen auferlegen (z.B. Eröffnungsrepertoire, Trainingseinheiten). Daher müsste vorher die Frage geklärt werden, ob du es rein hobbymäßig ausüben willst oder aber ein ernsthafter Turnierspieler werden willst.

Beitrag von zugzwang

Nebentopic:[QUOTE=DailyChess;22070]... Mittlerweile performe ich bei 2100-2200 und begründe meinen Fortschritt auf dem damaligen Trainingskonzept. ...[/QUOTE]Performances sind deutlich weniger aussagekräftig als die Entwicklung der DWZ.Sie sind dann eine interessante Momentaufnahme, wenn eine größere Anzahl von Partien gespielt wurde und die Gegner ähnliche Spielstärke oder deutlich stärker aufweisen. Daran kann man eine Tendenz und Entwicklung ersehen.Neben guten "Performances" übersieht man leich mal die schlechteren...Die Entwicklung der DWZ mit möglichst vielen Turnieren und Partien ist wesentlich aussagekräftiger als GM-Performances mit 100% der Punkte in regionalen Kleinturnieren.

Beitrag von Mattmonster

[QUOTE=DailyChess;22063]Willkommen!Wenn du spezifische Fragen haben solltest, kannst du gerne im passenden Thread was posten oder aber eine Nachricht hinterlassen. Vielleicht kann ich dir ja ein paar Tipps zum Selbststudium geben.[/QUOTE]seine treinigs ein heiten sind gut zu gebrauchen!!!

Beitrag von Ismeralda

[QUOTE=DailyChess;22070]Wie groß würdest du deine Ambitionen schätzen? [/QUOTE]Nun, ich will mich schon verbessern, sonst wär es ja unsinnig wieder anzufangen ;) Also 2000 visier ich nicht unbedingt an, aber über 1600 soll es schon sein. Kann es aber nicht wirklich abschätzen, vielleicht bin ich ja noch motivierter, wenns denn mal läuft.Am WE spiele ich mein erstes richtiges Turnier mit (7 Runden auf zwei Wochenenden verteilt). Vielleicht kann ich ja danach mehr zu meinen Ambitionen sagen @Kiffing:KIA habe ich mir mal angesehen (YT Videos) und es heute auch schon online ausprobiert und mir gefällt es wesentlich besser als das Damengambit. Am WE wird es dann mal "in echt" ausprobiert ;)