Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Von der einen Ära in die nächste - Lasker löst Steinitz ab“

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Beitrag von Kiffing

[IMG][Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://i.imgur.com/2v0OGjD.jpg". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://i.imgur.com/2v0OGjD.jpg" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.][/IMG]New York City, Philadelphia und Montreal hießen die drei Stätten, in denen 1894 die Wachablösung im Weltschach stattfinden sollte, und in denen Emanual Lasker den Beginn einer neuen Ära prägen konnte. Der junge Emanuel Lasker war ein leidenschaftlicher Zweikämpfer, der sich in längeren Auseinandersetzungen gegen Spieler wie Bardeleben, Mieses, Bird, Englisch, Blackburne, Showalter, Golmayo und Vasquez durchgesetzt hatte. Vor seinem Duell gegen Steinitz hatte er auch Tarrasch herausgefordert, der mit seinem älteren Bruder Berthold, der ebenfalls stark Schach spielen konnte, befreundet war, doch nahm dieser den acht Jahre jüngeren Emanuel nicht ernst, seine Ablehnung war brüsk: „Der junge Mann soll erst durch größere Siege in internationalen Turnieren den Nachweis erbringen, daß er das Recht hat, mit einem Mann wie mir zu spielen.“ Emanuel Lasker, der vor seiner ersten Weltmeisterschaft eher kleine Turniere gewonnen hatte, konnte sich schließlich 1893 durch seinen [URL="http://www.365chess.com/tournaments/New_York_1893/29748"]Triumph in New York City[/URL] in einem gar nicht mal so schlecht besetzten Turnier gegenüber Steinitz und möglichen Sponsoren empfehlen, denn er gewann das Turnier mit der maximalen Punkteausbeute von 13/13. Sofern man selbst nicht über die notwendigen finanziellen Mittel verfügte, Organisation einer Weltmeisterschaft, Unterkunft und Verpflegung der Spieler und natürlich den Preisfond zu gewährleisten, war das Gewinnen von Sponsoren und Turnierausrichtern unbedingt erforderlich, und dies gelang in erster Linie durch die Herstellung einer schachlichen Reputation durch eigene Erfolge, um den Weltmeister, die Schachwelt und die Sponsoren gleichermaßen von sich und der Notwendigkeit einer Weltmeisterschaft zu überzeugen. André Schulz hatte sich mit dieser Frage auseinandergesetzt und den Prozeß erklärt, wie der Herausforderer generell, und in diesem Fall Lasker, in dieser Zeit vorzugehen hatte:[QUOTE]Das Finanzierungssystem der Schachweltmeisterschaften funktionierte nach wie vor analog zu Pferdewetten. Die Spiele besorgten sich Mäzene, so genannte „Backers“, die bereit waren, auf das Ergebnis des Wettkampfes zu wetten. Die Sieger der Wette gaben am Ende dem siegreichen Spieler die Hälfte ihres Gewinns ab. Es dauerte mehrere Monate, bis Lasker genügend „Backers“ gefunden hatte. Am Ende waren 3000 Dollar Preisgeld zusammen, die im Verhältnis 2250 Dollar für den Sieger, 750 Dollar für den Verlierer aufgeteilt werden sollten. Ursprünglich hatte man auf eine Börse von 5000 Dollar gehofft. Schließlich gab sich Steinitz auch mit einem geringeren Einsatz zufrieden, und Lasker und Steinitz unterschrieben am 5. März 1894 einen Vertrag, in dem die Einzelheiten des Wettkampfes geregelt waren.[/QUOTE]André Schulz, Das große Buch der Schachweltmeisterschaften, New in Chess 2015, S. 35Wilhelm Steinitz hatte 1866 in einem Zweikampf den preußischen Vorkämpfer Adolf Anderssen in einem packenden Zweikampf ohne Remispartien mit 8:6 bezwungen und damit im Weltschach die Ära Steinitz eingeleitet. Das Duell gegen Anderssen war eine sogenannte inoffizielle Weltmeisterschaft, die sich von den Weltmeisterschaftskämpfen ab 1886 nur insofern unterschied, als daß der Status der Weltmeisterschaft noch nicht in einen formalen Rahmen gegossen war. Der Anspruch, in dem Duell zeige sich der beste Spieler der Welt, war derselbe, und seit diesem Sieg wurde Wilhelm Steinitz´ Führungsrolle im Weltschach akzeptiert, auch weil seit 1866 eine beeindruckende Siegesserie begann, denn auch in den folgenden 25 Duellen konnte sich Wilhelm Steinitz behaupten. Wilhelm Steinitz hatte nicht „nur“ durch seine Siege die Schachgeschichte geprägt, sondern auch durch seine von ihm ausgehenden wissenschaftlichen Umwälzungen, mit denen er, ganz dem Zeitalter von Wissenschaft, Technik und Fortschrittsglauben entsprechend, dem Schach den Schleier des Geheimnisvollen entzogen hatte und herausfand, daß der Erfolg im Schach auf gesetzmäßigen, wissenschaftlichen Prinzipien beruhe, die er akribisch untersuchte und postulierte. Steinitz´ Ideen, der in seinen jungen Wiener Jahren Vorlesungen von Ernst Mach wie Methoden der physikalischen Forschungen und Die Prinzipien der Mechanik und mechanischen Physik in ihrer historischen Entwicklung besucht hatte und dadurch nach den Worten von André Schulz „beeinflusst“ wurde, „wissenschaftliche Prinzipien auf das Schach zu übertragen“ und die Schachtheorie zu begründen, (s. Schulz S. 13) wurden von den Zeitgenossen und den meisten seiner Kollegen noch nicht verstanden. Seine Kollegen reagierten vielmehr ablehnend und beschimpften z. T. Steinitz dafür persönlich, da sie diesen als „Spielverderber“ auffaßten, der ihre nahezu grenzenlosen kreativen und ingeniösen Königsangriffe delegitimiere und einhegen wolle. Symptomatisch sei dafür der strahlende Sieger von London 1883, Johannes Zukertort, genannt, der Steinitz´ Stil als den eines „[Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://www.schachburg.de/threads/2003-Triumph-der-Wissenschaft-Steinitz-schlägt-Zukertort-1886". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "Feiglings und Flüchtlings" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.]“ gebrandmarkt hatte, Steinitz in der ersten offiziellen Schachweltmeisterschaft 1886 gegenübertrat und diesem seine eigene wildromantische Spielweise entgegensetzte. Zukertort, erst 43jährig, aber bereits mit einem Gesundheitszustand eines Greises, trat den Wettkampf als Moribunder an, unterlag Steinitz folgerichtig und starb nur zwei Jahre später an den Folgen seiner zahlreichen schweren Erkrankungen. Steinitz gewann daraufhin zweimal gegen Tschigorin und einmal gegen Gunsberg drei weitere Weltmeisterschaftskämpfe, bis er sich mit dem 26jährigen Emanuel Lasker mit einem Vertreter einer neuen Schachgeneration auseinandersetzen mußte.Sonderlich bekannt war der junge Emanuel Lasker in der Schachwelt noch nicht, und seine jüngsten und jüngeren Erfolge waren eher den Experten bekannt. So wurde auch hier dem 57jährigen Steinitz ein Sieg durchaus zugetraut, die Schachwelt kannte Wilhelm Steinitz seit über 30 Jahren nur als Sieger, der mit jeder Spielerpersönlichkeit bislang fertiggeworden war. Also würde er es auch mit diesem „Nobody“ aus Berlinchen aufnehmen können. Der Wettkampf in den USA, zu der Zeit übrigens Heimat beider Kontrahenten, sollte über zehn Gewinnpartien gehen, ein Revancherecht des Weltmeisters war vereinbart worden.Bekanntlich triumphierte Lasker in den USA mit 10:5 Siegen bei vier Remispartien gegen Steinitz, der nach dem Wettkampf aufgestanden war und ein „dreifaches Hoch auf den neuen Weltmeister“ angestimmt hatte. Lasker, über diese Geste [Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://www.schachburg.de/threads/2098-Als-Lasker-seinen-Titel-verlor-Schach-WM-1921-in-Havanna". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "tief berühr" versehen. 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Richtig warm werden konnte die Schachwelt mit dem jungen Deutschen noch nicht, die seinen eher als unauffällig aufgefaßten Stil noch nicht richtig verstand, und der im Prinzip eine Weiterentwicklung Steinitzens Schachphilosophie gewesen war. Garri Kasparov faßte die Stimmungen in der damaligen Zeit zusammen:[QUOTE]Obwohl Lasker den Titel überzeugend errungen hatte, zeigte die Schachwelt scheinbar keine sonderliche Eile, ihn offiziell zum Weltmeister zu erklären. Zahlreiche Kritiker führten Laskers Erfolg auf das fortgeschrittene Alter und den labilen Gesundheitszustand von Wilhelm Steinitz zurück. Tarrasch, der mit Leipzig gerade zum vierten Mal in Folge ein Internationales Turnier für sich entscheiden konnte, äußerte sich wie folgt: „Die Abschlusspartie löste lediglich tiefes Bedauern aus. Bereits in den ersten Partien, vor allem aber in der siebten wurde offensichtlich, dass der gealterte Maestro nicht zu seiner früheren Form fand, und die Folgepartien erinnerten zusehends an die letzten Partien Zukertorts, der am Ende seines Lebens seine Stärke, seinen Erfindungsreichtum und seine Selbstsicherheit völlig verloren hatte...“[/QUOTE]Garri Kasparov, Meine großen Vorkämpfer, Band 1, Edition Olms 2006, S. 136Der Sieg des eher unbekannten Laskers gegen Steinitz brachte Bewegung in die Schachwelt. Vidmar, wieder die damals vorherrschenden Stimmungen in der Schachwelt zusammenfassend: „Kein Mensch konnte doch mit ruhigem Gewissen sagen, daß Steinitz bereits zum alten Eisen gehöre, der kraftstrotzende Tschigorin übersehen, der mit Recht sehr selbstbewußte Tarrasch von irgendwem in der Schachwelt zurückgeschoben werden könnte. Lasker? Ein Draufgänger, dem der große Wurf gelang?" (Vidmar, S. 15f.). Doch brachte das gewaltige Schachturnier in [Hier befand sich ein Link auf die Seite "%2chttps_/www.schachburg.de/threads/1841-Tarraschs-Fast-Tod-in-Hastings-Reminiszenzen-an-ein-Weltklasseturnier-Anno-1895.html". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "Hastings 1895" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.], das nach Vidmar nicht zuletzt unter dem Hintergrund ins Leben gerufen worden sei, den wirklichen Weltmeister zu ermitteln (Vidmar S. 16), nur eine neue Sensation hervor, denn das Turnier gewann nicht einer der vier Kandidaten, welche die Schachwelt damals im Blick hatte, sondern mit dem US-Amerikaner Harry Nelson Pillsbury ein Mann, der noch einmal vier Jahre jünger war als Lasker selbst. Bekanntlich sollte es Lasker gelingen, sich in dem kurzen, aber heftigen und von vielen Spitzenturnieren geprägten Zeitalter der Pentarchie zu behaupten. Pillsbury steckte sich gleich bei seinem nächsten Weltklasseturnier in St. Petersburg 1895/96 mit dem tödlichen Syphilis-Erreger an, was dazu führte, daß er danach zwar noch elf Jahre leben konnte, aber trotz Aufwendung aller Energien, mit denen er seinem Schicksal trotzen wollte, kein einziges Internationales Turnier mehr als alleiniger Sieger für sich entscheiden konnte. Wilhelm Steinitz, für den die Rückgewinnung des Titels nach Pfleger und Treppner zu einer Art fixen Idee wurde, und der sich zwischen seiner Entthronung durch Lasker und der Revanche 1896 „mit aller Gewalt durch Kneippkuren und anderer Therapien“ fit zu machen versuchte und „am laufenden Band, sogar Simultanvorstellungen (trotz Gehbehinderung und Krücken)“ gespielt habe, (Pfleger/Treppner, Brett vorm Kopf, Leben und Züge der Schachweltmeister, Beck´sche Reihe, München 1994, S. 74) verbrannte bei diesem Ehrgeiz, erlitt beim Revanchekampf „ein grausames Erwachen“ (ebd.) und war im wahrsten Sinne des Wortes reif für die Nervenheilanstalt. Michail Tschigorin war nicht mehr in der Lage, an alte Leistungen anzuknüpfen, während Siegbert Tarrasch es trotz aller offiziell verkündeten Überlegenheitsansprüche gegenüber Lasker erst 1908 vermochte, diesen zu einer Weltmeisterschaft herauszufordern, an der er selbst auch teilnahm, und diesem, seinen Zenit bereits überschritten habend, mit 3:8 klar in [Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://www.schachburg.de/threads/1674-Die-deutsche-Schach-WM-Lasker-vs-Tarrasch-Düsseldorf-und-München-1908". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "Düsseldorf und München" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.] unterlag. Der Weg war also frei für Emanuel Lasker, und es sollte noch sehr lange dauern, bis mit Spielern wie Rubinstein oder Capablanca neue Spieler am Schachhimmel auftauchen sollten, die durch eigene große Dominanz Emanuel Lasker ernsthaft gefährlich werden konnten. Wie sehr Emanuel Lasker die Schachwelt nach dem Wegbrechen der Pentarchie bereits dominierte, zeigen seine beiden Turniersiege von London 1899 und Paris 1900 mit gewaltigem Vorsprung vor dem Rest des Feldes.Wilhelm Steinitz hatte mit seinen neuen Ideen die Schachwelt von Grund auf revolutioniert. Aber auch Laskers Einfluß auf die Entwicklung des Schachs war gewaltig. Während sich die Schachgrößen vor ihm schwer taten, Steinitz´ Entdeckungen überhaupt zu akzeptieren, hatte Lasker diese nicht nur begierig in sich aufgesogen, sondern sich mit diesen auch kritisch auseinandergesetzt, so daß er bereits über diese hinausgehen konnte. Tatsächlich waren Steinitz´ Entdeckungen revolutionär, aber, nicht untypisch bei Revolutionären, nicht frei von Überspitzungen, von denen sein Idealspiel erst von seinen Nachfolgern befreit werden mußte. Dr. Edmund Bruns:[QUOTE]Die Meister nach Steinitz verstanden seine Lehren, sahen sie aber nicht als Ideal an. Sie wollten das Positionsspiel mit der Kombination verbinden, die Gegensätze miteinander verknüpfen und eine Verbindung von Theorie und Praxis erreichen. Sowohl Steinitz wie auch seine Widersacher gingen in ihrer Spielweise ein erhebliches Risiko ein. Die Romantiker nahmen für praktische Chancen theoretische Nachteile in Kauf, während Steinitz sich ganz auf theoretische Vorteile versteifte und nicht genügend auf das Praktische achtete. Spieler wie S. Tarrasch, E. Lasker und H. N. Pillsbury waren es, denen die Aufgabe zufiel, beide Extreme miteinander zu verbinden.[/QUOTE]Dr. Edmund Bruns, Das Schachspiel als Phänomen der Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, LIT-Verlag 2003, S. 42Als Kind des beginnenden technisch-industriellen Zeitalters war Wilhelm Steinitz von dem Newtonschen Weltbild geprägt worden, d. h. mit einem klaren Bezugspunkt im Zentrum der Anschauung. Lasker hingegen, bereits mehr als eine Generation älter, war mit Einflüssen durch Freud und Einstein gesegnet worden; der Einfluß Freuds zeigte sich bei ihm dadurch, daß er in seinem Spiel den von Steinitz, aber auch von Tarrasch so geliebten wissenschaftlichen Elfenbeinturm verließ und bewußt den Gegner in seine Überlegungen miteinbezog und dadurch, wie von Bruns schön auf den Punkt gebracht, aus dem Monolog einen Dialog machte. Emanuel Lasker war der erste Spieler, der ganz bewußt die Psychologie in das Spiel eingeführt hatte, und seine Freundschaft mit Albert Einstein und seine Auseinandersetzung mit dessen Relativitätstheorie und dem damit einhergehenden relativen Weltbild hatte ihn darin bestärkt, daß ein Zug nicht von einem festen, sondern von einem relativen Bezugssystem abhänge, daß also derselbe Zug eine unterschiedliche Wertigkeit besitzen kann, je nachdem, gegen welchen Gegnertyp er gezogen wird. Dies alles machte Lasker, der, wißbegierig und dem Typus des Universalgelehrten entsprechend, seine philosophische Idee des Kampfes auf das Schachbrett übertragen wollte und zu diesem Zweck die Kunstfigur des [Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://www.schachburg.de/threads/1020-Als-Emanuel-Lasker-den-Macheiden-schuf". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "Macheiden" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.] geschaffen hatte, für seine Gegner nahezu unschlagbar, so daß Lasker ebenso wie sein Vorgänger ein halbes Menschenalter auf dem Schachthron residieren konnte, bis sich ihm mit dem jungen Jose Raul Capablanca ein weiteres Genie einer neuen aufstrebenden Spielergeneration in den Weg stellte, der sich ihm gegenüber als überlegen erwies. [Event "Ch World (match)"][Site "New York, NY USA"][Date "1894.04.03"][EventDate "?"][Round "7"][Result "1-0"][White "Emanuel Lasker"][Black "Wilhelm Steinitz"][ECO "C62"][WhiteElo "?"][BlackElo "?"][PlyCount "91"]1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 d6 4. d4 Bd7 5. Nc3 Nge7 6. Be3 Ng67. Qd2 Be7 8. O-O-O a6 9. Be2 exd4 10. Nxd4 Nxd4 11. Qxd4 Bf612. Qd2 Bc6 13. Nd5 O-O 14. g4 Re8 15. g5 Bxd5 16. Qxd5 Re517. Qd2 Bxg5 18. f4 Rxe4 19. fxg5 Qe7 20. Rdf1 Rxe3 21. Bc4Nh8 22. h4 c6 23. g6 d5 24. gxh7+ Kxh7 25. Bd3+ Kg8 26. h5 Re827. h6 g6 28. h7+ Kg7 29. Kb1 Qe5 30. a3 c5 31. Qf2 c4 32. Qh4f6 33. Bf5 Kf7 34. Rhg1 gxf5 35. Qh5+ Ke7 36. Rg8 Kd6 37. Rxf5Qe6 38. Rxe8 Qxe8 39. Rxf6+ Kc5 40. Qh6 Re7 41. Qh2 Qd742. Qg1+ d4 43. Qg5+ Qd5 44. Rf5 Qxf5 45. Qxf5+ Kd6 46. Qf6+1-0