Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Das Sizilianische Vierspringerspiel“

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Beitrag von Kiffing

Heute geht es um das Sizilianische Vierspringerspiel, das nach den Zügen 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 Sc6 entsteht. Typisch für Sizilianer mit 2. ...e6 statt 2. ...d6 muß Weiß hier die Aktivitäten des Lf8 beachten, der jederzeit störend die Fesselung des Sc3 droht und damit eine weiße große Rochade im Sinne eines scharfen Angriffspiels bei heterogenen Rochaden erschwert.Die Hauptlinien sind hier 6. Sdb5 und 6. Sxc6, wobei 6. Sdb5 davon die wesentlich beliebtere Variation ist. Das liegt sicherlich daran, daß 6. Sxc6 auffällig offen gegen eine Richtlinie im Schach verstößt, den Zug Sxc6 möglichst zu vermeiden, wenn Schwarz mit dem b-Bauern zurückschlagen und damit sein Zentrum verstärken kann. Doch kann Weiß in dieser Linie den Richtlinienverstoß rechtfertigen. Nach 6. Sxc6 bxc6 7. e5 Sd5 8. Se4 Dc7 9. f4 Db6! (Schwarz zog diesen Zug erst, nachdem er Weiß zu 9. f4 provoziert hatte, denn nun bestreicht die schwarze Dame von b6 aus die ganze Diagonale und verhindert eine Rochade von Weiß) 10. c4 Lb4+ (die Alternative besteht in 10. ...Se3!? 11. Dd3 Sf5 12. g4, wo Weiß Angriff erhält) ist der Steinitz-Zug 11. Ke2!! die Pointe. Denn der König, der nach Steinitz eine starke Figur sei und sich auch selbst verteidigen könne, trägt zentral dazu bei, die weiße Stellung festzuhalten, keine Schwächen zuzulassen, so daß Weiß allmählich zur Reconquista übergehen kann, etwa durch: 11. ...f5 12. exf6 Sxf6 13. Le3 Dd8 14. Sd6+ +=.Ruhiger geht es zu nach 6. Sdb5 Lb4 7. a3 Lxc3 8. Sxc3 d5 9. exd5 Sxd5 10. Sxd5 exd5 11. Ld3+=, wo Weiß nichts zu befürchten kann und in übersichtlicher Stellung schematisch gegen den d-Isolani spielt. Schwarz kann auch mit 6. Sdb5 d6 7. Lf4 e5 8. Lg5 a6 9. Sa3 b5 10. Sd5 Le7 in den Sweschnikov-Sizilianer übergehen. Möchte Weiß dies vermeiden, so ist 8. Le3?! wohl leicht inkorrekt, denn nach 8. ...a6 9. Sa3 b5 10. Sd5 Tb8 wirkt das schwarze Spiel viel komptakter, während dem weißen Spiel angesichts seiner inkonsistent miteinander verbundenen Figuren irgendwie die logische Linie fehlt. Wenn Weiß Sweschnikov vermeiden will, sollte er sich also auf 6. Sxc6 einlassen.

Beitrag von hako

In der 6.Ndb5-Variante hat der Schwarz auch die möglichkeit, sich via 6. .. Bc5 zu entwickeln. Hier kann folgen 7.Bf4 0-0 8.Bc7!? Qe7 9.Bd6 Bxd6 10.Qxd6 Qxd6 11.Nxd6. Die Weiße Idee ist simpel. Schwarz braucht den Zug d7-d5, um Raum zu gewinnen. Also stellt der Weiße einfach eine Figur auf d6. :) Schwarz steht hier meiner Meinung nach nicht auf verlust und kann einiges an Gegenspiel aufbauen, aber ich denke nicht, dass er ausgleich hat.

Beitrag von Mattmonster

Hallo wie ist den eure Meinung im jahr 2017 was das 4 springer spiel angeht!hatt schwarz mehr als ausgleichs Möglichkeiten?:shocked:

Beitrag von Zapp Brannigan

Es gibt immer noch GMs die 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 Sc6 6. Sdb5 Lb4 spielen (und auch 6...Lc5), die theorie sagt "weiss hat dank dem läuferpaar und dem schwarzen isoani leicht vorteil". Das stimmt wohl in der theorie auch, in der praxis ist es halt immer ein wenig anders... Viele GMs benutzen übrigens die zugfolge 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 Sc6 6. Sdb5 d6 um einen sveshnikov-sizilianer zu spielen, ohne die Rossolimo-Variante 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3.Lb5 zu erlauben. Hier ist die kritische Frage, wie gut/schlecht 6.Sxc6 ist