Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Mit Tiefe und Kraft zum Sieg“

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Beitrag von Kiffing

Hier zeigt Schwarz eine berauschende und begeisternde Kombination. Aber Vorsicht, die Aufgabe ist schon für Fortgeschrittene. Sie ist lang, schwer und schön. Schwarz am Zug agiert:[FEN=10]r2qr1k1/p4pbp/bp3np1/3p4/8/BPNnP1P1/P1Q1NPBP/R2R2K1 b - - 0 1[/FEN]

Beitrag von Endspielprofi

[SPOILER]Sxf2 Kxf2 Sg4 Kg1 Sxe3 Dd2 Sxg2 Kxg2 d4 Sxd4 Lb7 Kg1 Lxd4 Dxd4 Te1 Kf2 Dxd4 Txd4 Txa1 mein Kopf fühlt sich jetzt so an :irre2:[/SPOILER]

Beitrag von Kiffing

Oha, aber die Anstrengung hat sich gelohnt. Die Lösung ist völlig richtig. War übrigens ein Sieg Robert Fischers gegen Robert Byrne bei der US-Meisterschaft 1963/64. Sein Bruder Donald Byrne hatte rund acht Jahre zuvor gegen den 13jährigen Fischer in einer "Jahrhundertpartie" die Segel streichen müssen.

Beitrag von zugzwang

Ein paar Anmerkungen zu dieser mit einem Extrapreis versehenen Glanzpartie.Zunächst der Hinweis auf chessgames. com, eine wunderbare Quelle, bei der man im Diskussionsteil häufig viele zusätzliche Anregungen und Hinweise erhält.Daraus ergibt sich z.B., daß Kiffings Warnung[QUOTE=Kiffing;18479]... Aber Vorsicht, die Aufgabe ist schon für Fortgeschrittene. Sie ist lang, schwer und schön. ...[/QUOTE]vielleicht etwas Understatement ist.Jedenfalls hält sich das Gerücht (siehe obige Quelle), daß in der Schlußstellung der Partie (nicht identisch mit der von Endspielprofi angegebenen einen Variante) einige (Groß)Meister davon ausgingen, Schwarz habe die Partie aufgegeben!Kommentator vor Ort war damals anscheinend GM Nicolas Rossolimo, ein heutzutage viel zu unbekanntes Kombinationsgenie. Wenn ihm dies Fehleinschätzung unterlief, dann zeigt das, wie komplex, schwierig und vielleicht teilweise paradox der Partieverlauf und die Endstellung waren.Die Partie in PGN-Format - Quelle chessgames.com:[Event "US Championship 1963/64"][Site "New York City, NY USA"][Date "1963.12.18"][Round "3"][Result "0-1"][White "Robert Eugene Byrne"][Black "Robert James Fischer"][ECO "E60"]1. d4 {Notes from various sources.} Nf6 2. c4 g6 3. g3 c64. Bg2 d5 5. cxd5 {5.Qb3 maintains more tension. -- Fischer}cxd5 6. Nc3 Bg7 7. e3 O-O 8. Nge2 Nc6 9. O-O b6 10. b3 {Itshard for either side to introduce an imbalance into thisessentially symmetrical variation. Deadeye equality alsoensues afer 10.Nf4 e6 11.b3 Ba6 12.Re1 Rc8 13.Ba3 Re8 14.Rc1(Stahlberg-Flohr, Kemeri 1937) -- Fischer} Ba6 11. Ba3 {AfterWhites 11th move I should adjudicate his position as slightlysuperior, and at worst completely safe. To turn this into amating position in eleven more moves is more witchcraft thanchess! Quite honestly, I do not see the man who can stop Bobbyat this time. -- K.F. Kirby, South African Chess Quarterly}Re8 12. Qd2 e5 {! I was a bit worried about weakening my QP,but felt that the tremendous activity obtained by my minorpieces would permit White no time to exploit it. 12...e6 wouldprobably lead to a draw. -- Fischer} 13. dxe5 Nxe5 14. Rfd1{"Add another to those melancholy case histories entitled: TheWrong Rook." -- Fischer ~ "This is very much a case of thewrong rook. One can understand Byrnes desire to break thepin on the e2-knight, but this turns out to be less importantthan other considerations. Fischer spends a lot of time andenergy analysing the superior 14. Rad1!, but still comes tothe conclusion that Black can keep the advantage." -- JohnNunn} Nd3 {Now its all systems go for the Fischer rocket. --Robert Wade} 15. Qc2 {There is hardly any other defense to thethreat of ...Ne4. -- Fischer} Nxf2 {! The key to Blacksprevious play. The complete justification for this sac doesnot become apparent until White resigns! -- Fischer} 16. Kxf2Ng4+ 17. Kg1 Nxe3 18. Qd2 {Byrne: As I sat pondering whyFischer would choose such a line, because it was so obviouslylost for Black, there suddenly comes...} Nxg2 {!! Thisdazzling move came as the shocker... the culminatingcombination is of such depth that, even at the very moment atwhich I resigned, both grandmasters who were commenting on theplay for the spectators in a separate room believed I had awon game! -- Robert Byrne} 19. Kxg2 d4 {!} 20. Nxd4 Bb7+ {TheKing is at Blacks mercy. -- Fischer} 21. Kf1 {In a room setaside for commentaries on the games in progress, twograndmasters were stating, for the benefit of the spectators,that Byrne had a won game. Byrnes reply to Fischers nextmove must have been jaw dropping! -- Wade} Qd7 {And Whiteresigns. Fischer writes: "A bitter disappointment. Id hopedfor 22.Qf2 Qh3+ 23.Kg1 Re1+!! 24.Rxe1 Bxd4 with mate to followshortly."} 0-1Dr. Robert Hübner untersucht in "Materialien zu Fischers Partien" ausführlich den besseren Turmzug 14. Tad1 und die von Fischer in "My 60 Memorable Games2 angegebenen Varianten.Weiterhin kommt er zum Ergebnis, der Partiezug 15. Dc2 sein ein Fehler und die von Fischer bereits angebenen, aber als schlechter verworfenen Alternativen.Dr. Hübner rät zur "Fischervariante" 15. Sd4 Se4, 16. Sxe4 dxe4, 17. Lb2 Tc8 und will mit 18. a4 und zäherer Verteidigung fortfahren.

Beitrag von zugzwang

Nachtrag:Fischers Partieformular der Partie R. Byrne-Fischer mit seiner markanten Handschrift ist u.a. auf dem Titelbild von Chess Life Januar 1964 abgebildet.Diese Meisterschaft (damals traditionell in New York über den Jahreswechsel ausgetragen) brachte einige Höhepunkte.Mit der Glanzpartie besiegte Fischer Robert Byrne zum allerersten Mal überhaupt und brachte diesem die erste Niederlage in einer Wettkampfpartie seit 2 Jahren bei.Fischer gewann diese Meisterschaft in der Folge mit 11-0 Punkten und setzte damit einen weiteren Glanzpunkt seiner noch jungen Karriere.Auch wenn die us-amerikanischen Meisterschaften durchweg nicht die Klasse, Härte und Länge der sowjetischen Meisterschaften hatten, setzte sich Fischer immerhin gegen WM-Kandidaten wie Reshevsky, Benkö und R. Byrne (Zyklus 1973-1974) und gestandene Großmeister wie Larry Evans und Arthur Bisguier sowie dem späteren GM Edmar Mednis durch.