Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Die Pirc-Verteidigung“

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Beitrag von SiegerFCN

Mist,da spielt doch tatsächlich einer diesen Schwachsinn.Denke ich mir da häufig. Aus meiner Sicht ist die Pirc-Verteidigung einer der Eröffnungen,die ich als zwar einfach spielbar für schwarz aber zu keinem zeitpunkt vorteil erbringende Eröffnung finde. Das ist aber (leider) nicht korreckt. Sie gehört zu einer der bekanntesten aber auch riskantesten Eröffnungstheorien in der kompletten Schachwelt und wird trotzdem von vielen,starken Spielern verwendet. Der Gründer dieser Eröffnung heißt Vasja Pirc,welcher diese (auf deutsch übersetzt) die Jugoslawische Verteidigung auch nannte.Er arbeitete und studierte diese Eröffnung sehr gründlich mit Anatoli Ufimzew. Offiziel heißt die halboffene Verteidigung Pirc-Ufimzew-Verteidigung.Die grundlegende Idee der Pirc-Verteidigung nach 1.e4 d6 besteht darin,Weiß zunächst mal das Zentrum zu überlassen,mit dem Fianchetto-Läufer auf g7 und dem Bauer auf d6 eine passive Stellung einzunehmen.Obwohl ich die Eröffnung nicht sehr bestätigen möchte,finde ich diese doch sehr gefährlich als Weißer,da sie oftmals unterschätzt wird. Der Aufbau sieht wie folgt aus : d6-Sf6-g6-Lg7-0-0 und dann den Befreiungsangriff mit e5 oder c5 starten.Die Frage ist nun,was Weiß darauf antwortet? Es gibt sehr viele verschiedene Antworten für Weiß. Der häufigste Aufbau resultiert so: e4-d4-Sc3-f4-Sf3-Ld3-0-0(oder e5). Diese Variante mit 4.f4!? nennt sich den Dreibauernangriff und möchte entsprechend wie im Geschlossenen Sizilianer mit e5 oder f5 ins Zentrum vorgehen. Ebenfalls gibt es die Sämisch Variante mit 4.f3!?(mehr dazu im Königindische Verteidigung Thread). Das Ziel von Weiß: Im Zentrum gut stehen,Figuren normal entwickeln und im entscheidenen Moment mit e5 dem Schwarzen Druck bereiten. Normale Theorie-Spieler beginnen ihren Aufbau so: e4-d4-Sc3-Sf3-Le2-0-0,was natürlich auch perfekte Quoten für Weiß bringen.Eröffnungsbau der letztgezeigten Variante siehe unten.[ATTACH=CONFIG]34[/ATTACH]

Beitrag von Kiffing

Danke für die ganzen wertvollen Informationen! :top:Ich selbst denke zwar auch, daß man Pirc wegen seiner Etabliertheit nicht unterschätzen sollte, trotzdem spiele ich gegen Pirc relativ gerne, weil ich erst einmal in eine ganz gute Stellung komme. Allerdings empfinde ich sie persönlich als durchaus unangenehmer als den handzahmen Philidor, weil Schwarz in einigen Varianten ganz schön auf Konter lauern kann und immer tückisch von hinten lauert. Ich selbst spiele gegen Pirc den Dreibauernangriff, aber bereits direkt mit 5. e5. Wenn Schwarz mich herausfordert, dann soll er seinen Willen kriegen, so denke ich. Ist das falsch und verzögert man wirklich besser 5. e5? Ich kenne mich damit nicht so aus.Nach 1. e4 d6 2. d4 Sf6 3. Sc3 g6 4. f4 Lg7 5. e5 Sfd7 6. Sf3 0-0 7. Lc4 habe ich Vorherrschaft im Zentrum und gutes Spiel, muß aber natürlich auf die schwarze Guerilla-Kämpfer aufpassen.

Beitrag von stockfisch

ich würde nich 5. e5 spielen. man hat doch als weißer raumvorteil, wenn man den 3-bauern-angriff spielt. des weiteren ist es die aufgabe von weiß entweder was im zentrum oder am königsflügel zu machen. deswegen würde ich einen weiteren aufbau mit De1 Dg3 oder Dh4 je nach dem mit der idee f5 zu spielen und/oder den schwaren fianchetter läufer mittels Lh6 zu holen. diese art von stellungen sind sehr scharf und der schwarze kann leicht ein fehler machen und ist deswegen schwer zu spielen.ich persönlich habe eine quote gegen pirc in turnierpartien von 100%, man hat da einfach raum- und wie ich finde auch stellungsvorteil und es lässt sich leichter spielen als mit schwarz.

Beitrag von Kiffing

Das sind ja mal interessante Ideen. Werde ich mir merken, danke. Vielleicht ist ein frühes 5. e5 auch problematisch wegen dem Hebel ...c5 mit Unterminierung des Zentrums. Hypermoderne Spielführung eben. ^^

Beitrag von Schachparadox

hallo,ich versteh ehrlich gesagt immernoch nicht warum Pirc schlecht sein soll? kann mir das mal bitte jemand genauer erklären?

Beitrag von Kiffing

Willkommen im Forum! :wink:Also ich stelle mir die Antwort vor allem psychologisch vor. Da spielt einer (der Schwarze) überwiegend hinten, rückt nicht vor, spielt sehr bedeckt, auf engem Raum. Mag sein, daß die Strukturen innerhalb dieser engen Linien geradezu vor Kraft und Flexibilität strotzt, aber so ein Aufbau bekommt natürlich schnell das Etikett: "passiv" umgehangen, und sowas ist bei vielen unpopulär. Daß der Aufbau schlecht ist, denke ich dabei nicht einmal. Ich persönlich komme aber besser mit passiven Aufbauten zurecht als mit aktiven Aufbauten. Da kann ich in Ruhe mein Spiel aufbauen und an meinem Angriff feilen, ohne daß ich mich mit etwaigem Gegenspiel beschäftigen müßte. Aber ist wie gesagt nur subjektives Empfinden.

Beitrag von Schachparadox

schwarz hat doch genug gegenspiel mit e5 bzw c5 oder b5/b4 wie muss sich der weiße fühlen? da greift mich einer nicht im zentrum an? was hat er vor? und im 20 zug gibt er dann auf:nervous::nervous::nervous::nervous:schwarz::angryfire::angryfire:Weiß::nervous::nervous::nervous:sollte doch alles sagen oder? sagt mir mal ne variante wo sich der schwarze hinen rein stellt?

Beitrag von Kiffing

Schwarz spielt sehr flexibel. Er macht erst einmal "unscheinbare" Züge, um dann so langsam ins Spiel zu kommen. Da ich selber als 1. e4-Spieler oft mit Pirc zu tun habe, weiß ich natürlich, daß das nicht so bleibt. Aber Du hattest ja nach dem schlechten Ruf von Pirc gefragt, und ich denke, gerade die ersten Züge einer Eröffnung sind diejenigen, durch den eine Eröffnung den Ruf weg hat. Wenn ich gegen Pirc spiele, versuche ich immer, die vorläufige Pasivität von Schwarz dergestalt auszunutzen, daß ich so druckvoll stehe, daß der Gegner reagieren muß und nicht agieren kann. Das nennt sich dann die Initiative haben. Selbiges gilt gegen Philidor.

Beitrag von Schachparadox

aber im 3 bauernangriff kommt doch eh 5. ...c5 dann wirds kompliziert und der weiße kann genau sogut fehltreten

Beitrag von Kiffing

Ich sag ja nicht, daß der Aufbau passiv ist, ich nenne ihn ja flexibel. Habe ja von dem Ruf gesprochen. Aber stimmst Du mir denn zu, daß Pirc jetzt nicht unbedingt eine Eröffnung ist, wo einem der Gegner direkt oder ziemlich schnell anspringt wie Sizilianisch, Französisch oder irgendein Gambit, sondern wo Schwarz erst einmal abwartet, sich solange flexibel aufbaut, um dann auf Konter zu lauern, etwa, indem das Zentrum oder generell der weiße Aufbau nach seinem Vorrücken unterminiert wird? Konter können gefährlich sein, und daraus erklären sich ja auch die Schwierigkeiten, die Weiß damit haben kann. Trotzdem liegen mir prinzipiell solche Systeme mehr, weil ich so das Gefühl habe, selber ziemlich viel über den weiteren Verlauf der Partie bestimmen zu können. Das Ringen um das Heft des Handelns, um dem Spiel meinen Stempel aufzudrücken, fällt mir leichter.

Beitrag von Schachparadox

jop da stimm ich dir zu das ist auch der einzige PSYCHOLOGISCHE vorteil den weiß hat aber mal ehrlich das kann der weiße doch eh immer selber bestimmen schon ob er e4 oder d4 oder c4 spielt oder sonst was. Bei korrektem Spiel hat schwarz mindestens immer Ausgleich

Beitrag von Kiffing

Mit immer Ausgleich ist so eine Sache. So eindeutig ist es nicht. Zum einen ist das Schach so komplex, daß es das perfekte Spiel praktisch nicht geben kann. Siehe z. B. [url]http://www.schachburg.de/threads/215-Hilfe-das-Schach-wird-bald-gel%C3%B6st-werden[/url]! in unserem Philosophiebereich. Zum anderen übersiehst Du den Anzugsvorteil, den Weiß in Form eines Mehrtempos hat. Deswegen sagen andere wiederum, daß += für Schwarz nach einer langen Variante ok sei. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen = und +=. ^^

Beitrag von Schachparadox

der Anzugsvorteil hat nichts mehr mit Pirc zu tun

Beitrag von Kleinmeister

Mir sagt die Pirc-Verteidigung nicht zu, da Weiß etwa drei verschiedene Systeme zur Auswahl hat, die ihm einfach einen kleinen positionellen Druck geben. Schwarz kann, wenn Weiß richtig spielt, wohl nur versuchen diesen Druck irgendwie auszugleichen, eigene Gewinnchancen hat Schwarz hier eigentlich kaum. Fazit: Spielbar, aber nicht mein Geschmack und sicherlich nicht so gut wie 1...e5, 1...c5, 1...e6 oder 1...c6!

Beitrag von Schachparadox

[Event "NV"][Site "Haarlem"][Date "2004"][Round "nv"][White "Jonkman"][Black "Gagunaschwili"][Opening "Pirc"][ECO "B07"][Result "0-1"]1.e4 d6 2.d4 Nf6 3.Nc3 g6 4.f4 Bg7 5.Nf3 c5 6. Bb5+ Bd7 7.e5 Ng4 8.e6 fxe6 9.Ng5 Bxb5 10.Nxb5 Qa5+ 11.c3 Qxb5 12.Qxg4 cxd4 13.Nxe6 Qc4 14.Nxg7+ Kf7 15.f5 Kxg7 16.Qh4 Nc6 17. Bh6+ Kf7 18.Rf1 Ke8 19.f6 Qe6+ 20. Kd1 Qf7 21.cxd4 exf6 22.Rxf6 Qd5 23.Bg7 Nxd4 24.Ke1 Rg8 25.Rd1 Qe5+ 26.Kf2 Qe2+ 27.Kg3 Qe3+ 0-1[Event "NV"][Site "Venaco"][Date "2005"][Round "nv"][White "Anand"][Black "E.Zude"][Opening "Pirc"][ECO "B07"][Result "1-0"]1.e4 d6 2.d4 Nf6 3.Nc3 g6 4.Be3 c6 5.Qd2 b5 6.f3 Nbd7 7.g4 Nb6 8.h4 h5 9.g5 Nfd7 10.f4 b4 11.Nd1 c5 12.dxc5 dxc5 13.Nf3 Bg7 14.c4 Bb7 15.Bd3 Qc7 16.0-0 Rd8 17. Qe2 0-0 18.Nf2 Nb8 19.Rad1 Nc6 20. b3 Nd4 21.Nxd4 Bxd4 22.Bc2 e5 23.f5 Bxe3 24.Qxe3 Rd4 25.Qg3 Rfd8 26.Rde1 Rd2 27.Bb1 Qd6 28.Re3 Qd4 29. Rf3 Nc8 30.Qh3 Ne7 31.fxg6 Nxg6 32.Rxf7 Bc8 danach kamen nur noch Fehlers sodass er erst noch verloren hat

Beitrag von Kiffing

Eine einzelne Partie beweist überhaupt nichts. Wer Pirc jetzt nicht mag, der wird ebenso schnell eine GM-Partie heraussuchen können, wo der Pirc-Spieler eine vernichtende Niederlage erlitt. Fakten sind hier gefragt.

Beitrag von Schachparadox

aber es beweist das Pirc so schlecht nicht sein kann. Man könnte auch ne Partie suchen wo der sizilinische spieler vernichtet wird, dann sagt auch keiner sizilianisch sei schlecht

Beitrag von ToBeFree

Soll ich dir eine Partie geben, in der jemand mit 1. h4 gewinnt? :rolleyes2:

Beitrag von Schachparadox

vergleichst du etwa 1...d6 mit h4?

Beitrag von ToBeFree

Sicher, warum nicht? 1. h4 ist eine tolle Eröffnung!Ich versteh ehrlich gesagt immernoch nicht warum h4 schlecht sein soll? Kannst du mir das mal genauer erklären? :)Weiß hat hier genug Gegenspiel, z.B. nach 1. ... e5 wird einfach 2. Sf3 gespielt. Dadurch wird der vorher unzureichend gedeckte h-Bauer, der ja nun auch durch die schwarze Dame angegriffen wurde, mit dem Springer gedeckt. Ein Materialverlust kann so vermieden werden und auch Stockfish bewertet die entstehende Stellung nicht allzu negativ.Und wie muss sich bloß der Schwarze fühlen? "Da greift mich einer nicht im Zentrum an?! Was hat er vor?" Und im 19. Zug gibt er dann auf, denn die Eröffnung ist einfach überlegen.Im Gegensatz zu 1. e4 muss ich mich nicht einmal mit nervigen Springern rumschlagen, die meinen Bauern fressen wollen.Schwarz: :heul: :heul: :heul:Weiß: :D :D :DSollte doch alles sagen, oder? Sagt mir mal ne Variante, nach der ich "schlechter" stehe?Hier noch ein Spiel von Super-GM Stock F. Isch als Weiß gegen Super-GM Ima. Loza, welcher Schwarz spielt:[Event "Internationales Foobar-Match"][Site "Antarktis"][Date "1937.3.1"][Round "?"][White "Stock F. Isch"][Black "Ima. Loza"][Result "1-0"][BlackElo "2400"][ECO "B28"][Opening "h4 ftw"][Time "21:57:28"][Variation "FOR THE WIN"][WhiteElo "2400"][TimeControl "60+1"][Termination "normal"][PlyCount "95"][WhiteType "human"][BlackType "human"][Comment "h4 rules!"]1. h4 e5 2. Nf3 e4 3. Nd4 d5 4. d3 exd3 5. Qxd3 c5 6. Qb5+ Qd7 7. Qxd7+Bxd7 8. Nf3 Ne7 9. Bf4 Bg4 10. Nc3 d4 11. Ne4 Na6 12. Nd6+ Kd8 13. Nxf7+Ke8 14. Nxh8 Nb4 15. O-O-O Nxa2+ 16. Kb1 Nd5 17. Bd2 Nab4 18. e4 dxe3 19.Bb5+ Nc6 20. Rde1 Be7 21. Bxe3 Kf8 22. Bg5 Bd6 23. Rd1 Ncb4 24. Bd3 Kg8 25.Bc4 Kxh8 26. Bxd5 Nxd5 27. Rxd5 Bc7 28. Re1 h6 29. Re7 hxg5 30. Rxc7 gxh431. Nxh4 Re8 32. Rg5 Re1+ 33. Ka2 Be6+ 34. b3 Rh1 35. Ng6+ Kg8 36. Rxb7 a637. Rb8+ Bc8 38. Rxc8+ Kf7 39. Rcxc5 Re1 40. Ne5+ Ke7 41. Rxg7+ Kd6 42.Rg6+ Kxc5 43. Nd3+ Kd4 44. Rd6+ Kc3 45. Nxe1 Kb4 46. Rd5 Kc3 47. Ka3 a5 48.Rd3# 1-0

Beitrag von Schachparadox

ha wie lustig ich lach mich tot

Beitrag von ToBeFree

Du magst lachen, so viel du willst, mein h4 wirst du nicht widerlegen. Diese Eröffnung mag vielleicht nicht so toll aussehen, hat ihren besonderen Reiz aber in ihren Nebenvarianten. Meine PGN zeigt deutlich, wie überlegen h4 ist. Immerhin reicht eine einzige PGN ja aus, um die Qualität einer Eröffnung zu beweisen. :)Um ein bisschen zurück zum Thema zu kommen: Welche Eröffnung findet ihr besser? Pirc oder mein h4?Ich habe ja genug Argumente für h4 genannt und muss nicht weiter diskutieren. Eine Allzweckwaffe ist eine Allzweckwaffe ist eine Allzweckwaffe. ;)PS:[QUOTE=Schachparadox;7693]ha wie lustig ich lach mich tot[/QUOTE]Wenn Lachen bei dir derartige Gesundheitsprobleme verursacht, solltest du zum Arzt gehen. ;)

Beitrag von Schachparadox

was hast du mit mir für ein Problem? ich will mich hier über Pirc unterhalten und nicht über h4. Wenn dir Pirc nicht gefällt dann sag es einfach mit ner richtigen begründung

Beitrag von Kleinmeister

Ruhig Blut:hmpf:! ToBeFree möchte sich mit seiner Vorstellung von 1.h4 nur dagegen wehren eine Eröffnung anhand ein, zwei, drei unkommentierter Partien zu bewerten. Kann mich seiner Sichtweise anschließen, allerdings würde eine weitere Diskussion über 1.h4 wirklich vom Thema abführen...Wo siehst zum Beispiel du, Schachparadox, als Pirc-Spieler theoretische Probleme für Schwarz, bzw. wogegen spielst du ungern? Ich würde mal eher auf die Le2-Hauptvariante als auf den 3-Bauernangriff tippen, oder?

Beitrag von ToBeFree

Ich fasse nochmal alle Argumente gegen Pirc zusammen, die genannt wurden: Wenn du etwas an Pirc magst dann sag es einfach mit ner richtigen Begründung! :)Immerhin will ich mich über Pirc unterhalten und nicht über irgendwelche Partien, bei denen x gegen y gewonnen hat.PS: Es wurden in diesem Thread nicht einfach Argumente gegen Pirc genannt; die User haben sich vielmehr ziemlich sachlich mit der Eröffnung und ihren Stärken und Schwächen auseinandergesetzt, was du aber offenbar als reine Kritik empfunden hast. Und dann hast du mit deiner wirklich sehr sinnvollen Argumentationsmethode ( :D :D :D :heul: :heul: :heul: PGN PGN PGN) angefangen, was ich - warum wohl? - parodiert habe. Noch Fragen? ;)EDIT: Mein Post passt zeitlich eher vor den von Kleinmeister; allerdings habe ich zu lange gebraucht, um ihn zu schreiben - sorry.^^

Beitrag von SiegerFCN

Sehr schön,hab da mal was von einem 22er im Internet gestöbelt:Nun, Pirc/Modern wird nicht gerade zu den solidesten und korrektesten Verteidigungen gegen 1.e4 gezählt - seitdem „die Goldenen Siebziger der Flankeneröffnungen zuendegingen“, rangiert es theoretisch ziemlich konstant an etwa fünfter Stelle, nämlich deutlich hinter 1...e5, Sizilianisch, Caro-Kann und Französisch, etwa gleichauf mit Aljechin, etwas vor Skandinavisch, Nimzowitsch, Owen und noch Schlimmerem ...John Nunn, der vor allem in seiner schachlichen Jugend aber natürlich auch später noch haufenweise Pirc und Königsindisch spielte, bekannte zum Ende seiner aktiven Karriere ~2000, daß diese „im Grunde recht passive Eröffnungen“ seien, wenn die Weißspieler nur gut genug wüßten, in welche Konter sie nicht laufen dürften.Alex Yermolinsky schrieb 1999 in seinem preisgekrönten „The Road to Chess Improvement“: „So, even after 1...g6 there´s going to be some theory to study. Maybe not a lot compared with other openings, but still … (Come to think of that, have you ever wondered why there is much less theory there than in the Sicilian, for example? Maybe because White´s task of obtaining an opening advantage is achieved relatively free of problems?)”Michael Adams, bekannt als Pirc-Zertrümmerer, bemerkte einmal (~2004) treffend, daß für 1.e4-Spieler vor allem Sizilianisch recht lästig sei, „well, you can´t play against the Pirc every day“.Und Garry Kasparow hielt in seinem Buch „On Modern Chess Vol.1: Revolutions in the 70´s“ (in dem er die moderne Evolution dynamischer Eröffnungssysteme detailliert beschrieb) unter der zahlreichen und breitgestreuten Beispielen nicht ein einziges zum Bereich Pirc/Modern für notwendig (obwohl Pirc/Modern/Benoni sicherlich DIE Mode der 1970er war) – Garry beschäftigt sich schließlich ja nur mit seriösen Dingen ... (Soviel zur doch nicht funktionierenden Abschreckung) Natürlich gibt es keine auf 20 Seiten niederschreibbare Widerlegung; in Anbetracht der nebulösen Komplexität dieses Konglomerats von Flankeneröffnungen (Pirc/ Modern/ Königsindisch/ Modernes Benoni/ Schmid-Benoni etc.) vermutlich noch nicht einmal einen sicheren Weg zum kleinen weißen Vorteil - allerdings auch keinen sicheren Weg zum schwarzen Ausgleich! Die (dogmatischen?!) Urteile der Theoretiker, die Statistik sowie „das Schweigen der Elite“ (durch „Anwendungsverzicht“) sprechen aber eine deutliche Sprache, auch wenn vereinzelte (Remis-) Erfolge auf höchstem Niveau (Timman, Radjabow, Swidler, Khalifman etc.) den Anhängern Mut machen. Dabei wird Pirc/Modern jedoch fast ausschließlich als einmalige Überraschungswaffe gebraucht – eine regelmäßige Anwendung auch gegen Vorbereitung haben solche ehemaligen Pirc/Modern-Stars wie Anand oder Ponomariow schnell aufgegeben, sobald sie in den Kreis der Top100 aufgestiegen waren. Und auch aus dem Spitzen-Fernschach, eigentlich immer ein verläßlicher Indikator, ist Pirc/Modern so gut wie verschwunden. [Ich weiß nicht genau, Thonar, was Du damit meinst, daß Pirc/Modern „in den letzten Jahren immer bekannter wurde“: es gibt natürlich absolut immer mehr Turniere, die gespielt und erfaßt werden, und damit vielleicht auch mehr Pirc/Modern-Partien in Datenbanken - einen relativen Trend, der irgendwie zugunsten von Pirc/Modern geartet ist, sehe ich nicht – Vielleicht ist es auch nur ein „biographischer Effekt“: je länger Du Pirc spielst, desto mehr stellen sich Deine Gegner darauf ein, und desto mehr stärkere Gegner hast Du auch , die mit Pirc umzugehen wissen?!]Dabei hat Pirc/Modern durchaus einige (zumindest praktische) Vorzüge, die es auch in meiner Sicht zu einer interessanten Turnierwaffe auf einem 1700-2500-Level machen:1) Es gibt kaum Möglichkeiten für Weiß, gegen den Willen des Schwarzen die Stellung schnell ausbrennen zu lassen und das Remis anzusteuern2) Es gibt kaum Möglichkeiten für Weiß, gegen den Willen des Schwarzen eine wirklich sichere Stellung anzusteuern, in der Weiß „mit Technik bequem auf zwei Resultate (Gewinn+Remis) spielen kann“. Schwarz behält eigentlich immer gewisse Gewinnchancen, objektiv allerdings nur auf Kosten höherer Verlustchancen!3) Aufgrund der Vielzahl verschiedener aber äußerst ähnlicher Subsysteme, der verwirrenden Zugumstellungsmöglichkeiten sowie der Komplexität der Stellungen ist es für normalsterbliche Weißspieler (für Top-GM mag genau dies anders sein!) schwierig bis unmöglich, durch das Vorbereiten und Aufs-Brett-Bringen langer forcierter Varianten dem Nachziehenden konkret vorhersehbare Stellungen aufzuzwingen. 4) Obwohl natürlich auch in Pirc/Modern (eröffnungs-)theoretische Kenntnisse wichtig und notwendig sind, spielen daneben Verständnis und Stellungsgefühl eine vielleicht größere Rolle als in manch anderen Verteidigungen gegen 1.e4.All dies zusammen macht Pirc/Modern zu einer sehr interessanten Waffe z.B. bzw. vor allem für Open nach Schweizer System, wo man oft im Gegensatz zu Mannschaftsligen oder Rundenturnieren auch mit Schwarz etwas riskanter auf Gewinn spielen muß, da tendenziell ein erster und paar fünfte Plätze oft mehr Erfolg (und mehr Preisgeld!) versprechen als lauter zweite und dritte Plätze (der Einfluß der Turnierstrukturen auf die Eröffnungspraxis ist wirklich interessant, man denke nur an den Grand-Prix-Angriff!). Hier ist allerdings auffällig, daß IM/GM auf Open ihr Pirc/Modern oft bevorzugt gegen schwächere Gegner spielen (gegen die sie unbedingt gewinnen müssen und gegen die sie Spielstärke ausspielen können), während sie im Kampf gegen andere IM/GM dann doch lieber auf „korrektere Verteidigungen“ wie Spanisch oder Sizilianisch setzen.Für solche Zwecke (also als Zweitwaffe neben einer grundsoliden Verteidigung) scheint Pirc/Modern eine sehr taugliche Waffe zu sein, die es im Repertoire zu haben lohnt. Allerdings bin ich mißtrauisch bis abgeneigt, Pirc/Modern als hauptsächliche oder gar ausschließliche Verteidigung gegen 1.e4 (bzw. gegen alles) gutzuheißen: mir jedenfalls wäre sowas zu riskant, ich brauche (wie viele oder sogar die meisten Schachfreunde) eine grundsätzliches Vertrauen in die „prinzipielle Korrektheit“ meiner Eröffnungen (insbesondere des Schwarzrepertoires) und das kann Pirc/Modern ungeachtet aller anderen Vorzüge einfach nicht bieten! Außerdem hat Pirc/Modern den üblichen Nachteil von Schema-Eröffnungen (und vielleicht noch mehr als Colle o.ä.), daß nämlich die allgemeine Schachentwicklung auf der Strecke bleibt, weil der Horizont der verschiedenen gespielten Stellungen zu klein ist (und bleibt!)Kritisch (gegen Pirc und Modern) ist vor allem der Östereichische Angriff oder Dreibauernsystem mit e4/d4/Sc3/f4, der allerdings von Weiß gewaltige Theoriekenntnisse erfordert. Falls die vorhanden sind, wandelt Schwarz vermutlich schon auf sehr dünnem Eis: es bricht noch nicht sofort aber es knackt schon ordentlich ...Pragmatischer und gleichermaßen beliebt ist der 150er-Angriff mit e4/d4/Sc3/Le3/f3/Dd2 . Inzwischen haben Schwarzspieler halbwegs akzeptable Zugfolgen (oft mit verzögertem Lg7) dagegen ausgearbeitet. Wie aber auch Pirc-Autor James Vigus durchblicken läßt, ist 4.Le3 nach wie vor sehr kritisch, falls Weiß noch zu vielen verschiedenen Systemen bereit ist: zu nachfolgendem f3/Dd2, zu h3/Sf3, zu Le2/Sf3, zu h3/g4, zu h3/g3/Lg2 usw. Dann kann Weiß nämlich erstmal den vierten (oder auch noch den fünften) schwarzen Zug abwarten, bevor er sich selbst endgültig auf eine Angriffsformation festlegt. Und während frühes ...c6 gegen 150er vielleicht gut ist, ist es gegen weißes Fianchetto nicht so toll? Gegen weißes g3 wäre baldiges ...Sc6 nebst ...e5 ganz nett, aber was ist, wenn Weiß noch auf Klassisch umstellen kann? Gegen einen klassischen weißen Aufbau würde Schwarz gern schnell kurz rochieren, aber dann wechselt Weiß wieder in den 150er-Angriff zurück? Ein flexibel angewandtes 4.Le3 ist meines Erachtens nach wie vor höchstgefährlich.Ich persönlich spiele gegen Pirc immer noch gerne den alten klassischen Aufbau mit Sf3/Le2/0-0, der meines Erachtens unterschätzt wird. Es ist für Schwarz zwar sehr einfach, fast vollständig auszugleichen, aber sehr schwierig, wirklich komplett auszugleichen – ein winziges weißer Vorteil zieht sich oft bis ins Endspiel hinein. Ein Nachteil des klassischen Aufbau ist es, daß er nur gegen Pirc geeignet ist; gegen 1...g6 ist er nicht so gut, weil Schwarz dann einen bequemen Hippo spielen kann (Merke: Weiß braucht immer ein Dreibauernzentrum, c-d-e oder d-e-f, um das Flußpferd zu erlegen!)An extravaganten Systemen seien nur zwei erwähnt:Für Schwarz Zugfolgen mit ...c6 vor ..d6: dann kann noch ...d6 oder ...d5 geschehen, letzteres ergibt Caro-Kann-Gurgenidze.Für Weiß ist 2.Sc3 (oder auch 2.d3!?) nebst eventuellem f2-f4 und Verzcht auf d2-d4 interessant: dann sollte Schwarz wohl mit ...c5 in den Geschlossenen Sizilianer bzw. Grand-Prix-Angriff überleiten, ein Beharren auf „modernen“ Strukturen wäre gefährlich!Was die Zugfolge angeht, so gibt es natürlich für beide Seiten wahnsinnig viele Möglichkeiten, weshalb ich nur die grundsätzlichen Ideen der Pirc-Zugfolge (1.e4 d6 2.d4 Sf6) anreißen möchte:Die erste Idee ist, daß Pirc zumindest weniger schlecht als Königsindisch ist bzw. als alles, was Schwarz sonst noch nach 3.c4 zur Verfügung hat (Awerbach-Variante, Eidechse, Känguru, Du-Chattel-System etc.) Weiß hat z.B. manchmal auch die Möglichkeit zu „Pseudo-Sämisch-Königsindisch“ mit Sg1-e2-c3 und Sb1-a3-c2 (die Entwicklung des Sg1 ist in KID-Sämisch ja oft ein gewisses Problem und da kann es vorteilhaft sein, wenn auf c3 noch kein damenspringer steht).Die zweite Idee ist, daß in Pirc fast alle weißen Aufbauten mit Lc4 deutlich harmloser sind als in Modern (da das Scheinopfer ...Sf6xe4 Sc3xe4 d6-d5 funktioniert).Die dritte Idee ist, daß Schwarz nach 2...Sf6 noch nicht auf ein Königsfianchetto festgelegt ist. Damit sind weniger moderne Nebenvarianten wie 3.Sc3 e5?!, 3.Sc3 c6?! Oder 3.Sc3 Sbd7!? gemeint als vielmehr 3.f3 e5!, 3.Sd2 e5! und 3.Ld3 e5! 4.c3 d5! . Gerade die Ld3/c3-Systeme sind nach Meinung der meisten Experten gegen bereits erfolgtes ...g6 sehr gut geeignet, dem Anziehenden völlig gefahrlos einen klitzekleinen Vorteil bis tief ins Mittelspiel hinein zu garantieren ...Allgemein wiegen diese Vorteile eines frühen ...Sf6 einzeln und insgesamt wohl deutlich schwerer als die vorhandenen Nachteile (Schwäche h6, Angreifbarkeit des Sf6 durch weiße Bauern). Zugegebenermaßen kann man hier natürlich anhand konkreter Varianten über jeden einzelnen Punkt und auch insgesamt trefflich streiten (dies aber bitte ohne mich!).Ja, Schachparadox, was soll ich sagen, ich halte Pirc/Modern höchst ungeeignet für Dich. Und dies nicht wegen seiner objektiven Stärke/Schwäche, sondern vielmehr, weil diese schematischen Stellungen (die Du zudem offenbar noch nicht einmal grundsätzlich zu verstehen weißt, wie mir etliche Deiner Bemerkungen zeigen) für Deine weitere schachliche Karriere ein richtiger Bremsklotz sind! Entschuldige, aber es ist doch lächerlich, Pirc/Modern zu spielen und sich dann über Raumnachteil in Benoni-Stellungen zu beschweren (Das ist ja wie Königsgambit lieben, aber Angst davor haben, daß der Gegner es annimmt?!?). Es ist, wie ich oben angedeutet habe, ab Zug Numero 2 für Schwarz alles andere als egal, wie Weiß sich entwickelt und formiert; optisch mögen da riesige Ähnlichkeiten bestehen, aber die feinen Unterschiede im 5.Zug haben gewaltige Auswirkungen im 12.Zug oder später. Und es ist der über Raumvorteil verfügende Weiße, der viel stärker als Schwarz bestimmt, wer wen wo angreift oder welchen Gegenangriff sich gefallen lassen muß!! Über mangelnde „Ausbruchsvarianten“ kann sich nur beklagen, wer sich vorher freiwillig einsperren ließ. Dein Verweis auf die „Familientradition“ zeigt zweierlei: erstens hast Du, obwohl Du alles andere als ein schon „kompletter“ Spieler bist, Dir schon (wie Rowson sagen würde) ein mythisches Selbstbild zurechtkonstruiert, das an der Realität Deines Schachs weit vorbeigeht, etwa „Ich bin ein erfolgreich-dynamischer Flanken-Konter-Spieler“. Und zweitens, daß Du Dich noch nie ernsthaft mit anderen, grundlegenderen Verteidigungen gegen 1.e4 beschäftigt hast. Ich würde Dir dringend raten, mit 1...e5 (oder Sizilianisch) gegen 1.e4 anzufangen!! Für den wahrscheinlicheren Fall, daß Du diesen gutgemeinten Ratschlag ignorierst, wünsche ich Dir aber natürlich weiterhin viel Spaß mit Pirc! :)

Beitrag von Kiffing

Ach, der gute tracke von Schachmatt. Der ist bekannt für solche epischen Beiträge.

Beitrag von ToBeFree

Schön auf den Punkt gebracht! :)

Beitrag von WilhelmH

[QUOTE=Kiffing;755]Das sind ja mal interessante Ideen. Werde ich mir merken, danke. Vielleicht ist ein frühes 5. e5 auch problematisch wegen dem Hebel ...c5 mit Unterminierung des Zentrums. Hypermoderne Spielführung eben. ^^[/QUOTE]5. ... de5[QUOTE=Schachparadox;7591] der weiße doch eh immer selber bestimmen schon ob er e4 oder d4 oder c4 spielt oder sonst was.[/QUOTE]Nicht unbedingt nach 1.e4 d6 2.d4 Sf6Du meinst 1. ... g6