Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Quantencomputer die Schachcomputer der Zukunft?“

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Beitrag von Kiffing

[IMG][Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://i.imgur.com/rYt9Hd3.jpg". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://i.imgur.com/rYt9Hd3.jpg" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.][/IMG]Schon jetzt sind die besten Schachcomputer auch von den besten Großmeistern kaum zu schlagen. Doch Quantencomputer können alles bisher dagewesene bei weitem übertreffen. Der qualitative Unterschied könnte so gravierend sein wie der vom Radio zum Fernseher oder vom Fernseher zum Internet. Kennt sich jemand ein wenig mit Quantencomputern und ihre Fähigkeit Schach zu spielen aus, und sind Quantencomputer die Schachcomputer der Zukunft? Steht uns jetzt die nächste technologische Revolution bevor? Zur Einstimmung einmal ein Artikel der Zeit:[url]http://www.zeit.de/wissen/2013-06/quantencomputer-test[/url]

Beitrag von Kiffing

Obwohl die Idee, einen Computer auf Basis der Quantenmechanik herzustellen, schon seit den [URL="http://www.inf.fu-berlin.de/users/alt/vorlesungen/sem02/Einfuehrung.pdf"]60er Jahren[/URL] dokumentiert ist, und sich seitdem Heerscharen an Wissenschaftler damit beschäftigt haben, ist die Entwicklung von Quantencomputern bislang nicht nennenswert vorangekommen, zumindest was die praktischen Ausführungen betrifft. Selbst der erste Prototyp von 2013 (siehe Einführungslink in #1) beherrscht nur simpelste Rechenarten. Um das grundlegende Problem allgemein verständlich darzustellen, so bestehen die praktischen Schwierigkeiten darin, die Atome, Ione, Photonen und Supraleitern in einem Vakuum so zu isolieren, daß sie untereinander agieren können und dabei nicht gestört werden. In dieser Hinsicht sind diese Minimaterialen nämlich unvorstellbar empfindlich. Die Wissenschaftler versuchen derzeit u. a., dieses stabile Vakuum durch die Minimaltemperatur von annähernd 0 Kelvin (=-273 Grad Celsius) herzustellen. Aber auch das löst noch nicht alle Probleme. Einer der Hauptvorteile der Quantencomputer ist neben der weitaus größeren Leistungsfähigkeit im Vergleich zu herkömmlichen Computern die Parallelität der technischen Operationen. Eine auf Basis der Quantenmechanik arbeitende Schach-Engine könnte so alle Züge gleichzeitig berechnen, während ein normaler Schachcomputer die Züge nur nacheinander berechnen kann, wenn auch in einem mittlerweile unvorstellbar hohen Tempo. Das, was viele von uns auf Basis der gewöhnlichen Computer für unmöglich halten, nämlich, daß das Schach irgendwann gelöst werden kann, könnte sich mit den Quantencomputern erfüllen. Es bleibt somit zu hoffen, daß der Durchbruch in der Technik bald gelingt. Wenn mittlerweile schon NASA und Google an den Quantencomputern arbeiten, ist dies sicherlich ein gutes Zeichen. Denn gerade diese beiden gewaltigen Weltunternehmen sind bekannt für hervorragende Möglichkeiten (sie verfügen über die entsprechenden finanziellen und organisatorischen Mittel) in Verbindung mit dem nötigen technologisch-wissenschaftlichen Know-How. Überdies haben die Wissenschaftler, die an den Quantencomputern arbeiten, den Vorteil, daß sie bei ihrer Arbeit auf einer jahrzehntelangen Erfahrung aus der herkömmlichen Computertechnologie aufbauen können, wo es einige Parallelen gibt. Der erste Prototyp des Quantencomputers ist derzeit noch "elefantengroß". Aber wie wir aus der Geschichte der normalen Computer wissen, kann sich das sehr schnell ändern.Wann glaubt ihr, tritt der erste Quantencomputer im Schach auf? Wann wird eine erste Art Deep Quantum im Computerschach mitspielen? Ich tippe auf 2020. Mehr zum Thema: [url]http://www.quantencomputer.de/[/url]Diese Seite hat sich den Quantencomputern mit Herz und Seele verschrieben, und so kann man dort aufs Vorzüglichste über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten werden. :v:

Beitrag von ToBeFree

Das [URL="http://www.mbezold.de/quantencomputer/vorwort.html"]"Vorwort"[/URL] auf quantencomputer.de finde ich interessant und auch deutlich verständlicher als das, was ich bisher zu dem Thema gefunden habe.Ein Zitat daraus, das hier viellleicht von Bedeutung ist:[QUOTE]Der Suchalgorithmus von GroverWill man z.B. in einem Telephonbuch mit 1.000.000 Einträgen eine bestimmte Telephonnummer finden, muß man so lange einen Eintrag nach dem anderen durchsehen, bis man den richtigen findet. Allgemein braucht man, um einen bestimmten Eintrag in einer unsortierten Liste zu finden, N/2 Versuche, beim Telephonbuch z.B. 500.000.Mit dem Quantenalgorithmus benötigt man dagegen im Schnitt nur Wurzel N Schritte. Dies ist möglich, indem durch die sog. "Grover-Iteration" im Quantenregister die Wahrscheinlichkeit für das richtige Ergebnis erhöht wird, die für die falschen aber verringert. So kann man durch einfaches Auslesen das richtige Ergebnis erhalten.Für diesen Suchalgorithmus gibt es eine große Anzahl von Anwendungsmöglichkeiten: indem man einfach alle Ergebnisse ausprobiert, kann man auch Probleme lösen, für die es entweder überhaupt keinen Algorithmus gibt oder nur einen, dessen Berechnungszeit zu lange ist. Ein Beispiel wäre prinzipiell ein Schachcomputer.[/QUOTE]Das alles heißt aber nicht unbedingt, dass wir schachspielende Quantencomputer erleben werden, und es heißt erst recht nicht, dass das bereits 2020 sein wird (halte ich für kaum wahrscheinlicher als die Prognose "2020 gibt es die ersten fliegenden Autos"). Außerdem hat die Möglichkeit, Primzahlen zu faktorisieren, wohl deutlich größere Auswirkungen auf unser tägliches Leben als die Möglichkeit, heutige Schachengines, die sowieso jeden Menschen schlagen, nochmal irgendwie zu übertreffen.

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=ToBeFree;20695]Das alles heißt aber nicht unbedingt, dass wir schachspielende Quantencomputer erleben werden, und es heißt erst recht nicht, dass das bereits 2020 sein wird (halte ich für kaum wahrscheinlicher als die Prognose "2020 gibt es die ersten fliegenden Autos"). [/QUOTE]Na, dann ist ja alles in Butter: [url]http://www.tageblatt.lu/nachrichten/video/story/Das-Auto--das-auch-fliegen-kann-19105142[/url] :P[QUOTE=TobeFree]Außerdem hat die Möglichkeit, Primzahlen zu faktorisieren, wohl deutlich größere Auswirkungen auf unser tägliches Leben als die Möglichkeit, heutige Schachengines, die sowieso jeden Menschen schlagen, nochmal irgendwie zu übertreffen.[/QUOTE]Das mag sein, allerdings werden Quantencomputer nicht nur wegen des Schachs gebaut werden, das ist allenfalls ein Nebenprodukt, das für uns Schachspieler natürlich von besonderem Interesse ist. Quantencomputer in ihrer Gesamtheit werden allerdings die gesamte Welt revolutionieren können wie einst die herkömmlichen Computer oder das Internet. Es ist eine weitere Stufe in der technologischen Entwicklung.

Beitrag von yury

Wenn Kiffing schon eine Prognose aufstellt, dann bin ich auch mal so frei: Ich glaube nicht, dass Quantencomputer in den nächsten 20-30 Jahren irgendeine Auswirkung auf die Schachwelt haben werden.Dafür gibt es mehrere, teilweise schon genannte Gründe. Erstens ist die Technik noch viel zu unausgereift. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, und ich glaube, niemand kann wirklich sagen, wann der Durchbruch kommt. Aber, und das ist der zweite Punkt: Nachdem die Quantencomputer irgendwann einmal halbwegs ausgereift sein werden, wird es immer noch einige Jahre bis Jahrzehnte dauern, bis es brauchbare Schachengines gibt. Die Funktionsweise von Quantencomputern ist einfach komplett verschieden von der von "normalen" Computern. Die Forschung wird ja nicht in dem Interesse von tollen neuen Schachprogramme betrieben, sondern die Tatsache, dass Google, die NASA und Lockheed Martin sich millionenschwer in die Technik einkaufen, noch bevor sie ansatzweise kommerzialisierbar ist, zeigt, was dahintersteht.Drittens nutzt die Parallelisierung von Rechenprozessen Schachengines rein technisch relativ wenig. Natürlich ist es immer noch ein Gewinn an Rechenleistung, aber bei den konventionellen Suchalgorithmen (und, ich denke auch allgemein) ist es so, dass sie relativ schwer zu parallelisieren sind und man daher für Schachzwecke lieber einen sehr schnellen als viele parallele Threads haben möchte.Das vierte und letzte Argument ist, dass man für Quantencomputer völlig neue Algorithmen entwickeln müsste, weil sie eben komplett anders funktionieren und weil diese andere Technik sonst auch keinen Vorteil bringt (vermutlich eher im Gegenteil). Ich will nicht sagen, dass das prinzipiell unmöglich ist. Aber es würde zumindest wiederum Zeit in Anspruch nehmen.Fazit: Auch bei den "traditionellen" Computern war es ja so, dass es relativ lange gedauert hat, bis sie eine merkliche Auswirkung auf die Schachwelt hatten. Zunächst war auch weniger die Rechenleistung als vielmehr die neuen Datenbanken und die neuen Möglichkeiten der Vorbereitungen interessant. Bis dann starke Schachengines entwickelt wurden, dauerte es einige Jahrzehnte.Deep Quantum 2020 - das ist einfach nur blinder Technik- und Fortschrittsoptimismus. Deep Quantum 2050 - das wäre wohl ein ambitioniertes Projekt. Vorausgesetzt, die Technik existiert dann schon seit einiger Zeit und es gibt interessierte Menschen, die die Entwicklung von neuen Algorithmen und Schachengines vorantreiben. Es ist aber genausogut möglich, dass selbst das Utopie bleibt.

Beitrag von Kiffing

Die Quantencomputer werden nach und nach die herkömmlichen Computer verdrängen, und die bestehenden hier bereits beschriebenen Probleme werden gelöst werden können, weil in nur wenigen Jahren die herkömmlichen Computer an ihre Grenzen stoßen werden, so daß die Menschen, vor allem die wirtschaftlichen und staatlichen Körperschaften, regelrecht dazu gezwungen sein werden, sich dem Quantencomputer verstärkt zuzuwenden, um den für die modernen durch die Wirtschaft geprägten Gesellschaften so notwendigen Fortschritt aufrechthalten zu können. Wir sind auf ewiges Wachstum programmiert, und die Wirtschaft stimuliert unsere Bedürfnisse und reagiert auf diese; bleibt dieses Wachstum aber aus, so entstehen Pleiten und Krisen. Die Grenzen der herkömmlichen Computer sind natürlich bereits jetzt spürbar. Vergleichen wir etwa die Entwicklung der Schachcomputer von 1987 bis 1997 und von 2004 bis 2014, so stellen wir fest, daß die gewonnene Leistungsstärke der Schachcomputer drastisch kleiner und fast kaum noch wahrnehmbar geworden ist, allen Maßnahmen der rivalisierenden Schachunternehmen zum Trotz. Der Grund besteht darin, daß die für zunehmende Leistungsstärke notwendige Miniaturisierung an ihre Grenzen stößt. Die Siliziumchips sind heute schon so klein, daß sie kaum bis gar nicht mehr verkleinert werden können. Man sieht dies z. B. an den smartphones, die heute teilweise sogar schon beginnen, ein wieder größeres Format anzunehmen. Die unüberwindbare Grenzen der Miniaturisierung kann nur der Quantencomputer überwinden. Die Quanten heißen wörtlich übersetzt "kleinste Portion" und sind damit noch kleiner als Atome, die man lange Zeit nach Einstein für die kleinsten möglichen Teile auf der Welt hielt. Dadurch und durch die dem Quantencomputer eigene Fähigkeit zur Parallelisierung von Rechenoperationen dürfte der Quantencomputer einen ähnlichen Quantensprung im Verhältnis zum herkömmlichen Computer bedeuten wie das Verhältnis zwischen Abakus und herkömmlicher Computer gewesen ist. So bieten allein 50 Atome schon mehr Rechenleistung als alle herkömmlichen Computer auf der Welt zusammen (siehe Video). Schon jetzt wird ein Quantencomputer dazu eingesetzt, das Erdklima zu simulieren (ebd.). Für das Schach würde der allmähliche Umstieg auf Quantencomputer bedeuten, daß das Schach tatsächlich gelöst wird, und wir zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte etwas finden, daß sich der Perfektion nicht nur annähern, sondern diese sogar erreichen kann. Gegen einen Quantencomputer wird nun jeder Schachspieler Gott herausfordern können, was noch ein Wilhelm Steinitz gegen Ende seines Lebens so verzweifelt versucht hatte. Ich bin gespannt auf diesen Prozeß der zweiten Digitalen Revolution, und gerade Schachspielern bieten sich durch die Quantencomputer ungeahnte neue Möglichkeiten für ihr Training und Spiel. [video=youtube;ciux4HwANMY][Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://www.youtube.com/watch?v=ciux4HwANMY". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://www.youtube.com/watch?v=ciux4HwANMY" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.][/video]

Beitrag von hako

Die Antwort auf die Frage ob Quantencomputer die Schachcomputer der Zukunft sind, ist einfach: das ist nur dann der Fall wenn die Quantencomputer die Computer der Zukunft sind. Vllt passen diese Rechenmonster ja wirklich irgendwann in unser Wohnzimmer, wer weiß ;)Die Lösung auf das Problem Schach ist immer eine recht eigenartige Frage. Selbst wenn es die EINE LÖSUNG gibt (wobei ich glaube, es gibt mehrere) hat man immer noch das Problem Mensch, der zu blöd ist, sich alle Varianten und Gewinnzüge auf einen FALSCHEN ZUG zu merken.

Beitrag von Kiffing

Heute wurden zwei Physiker mit dem Nobelpreis geehrt, weil sie herausgefunden haben, daß Neutrinos im Gegensatz zur bisherigen Annahme doch Masse besitzen. Kann irgendjemand bei uns versuchen, zu erläutern, welche Auswirkungen das für die Quantencomputer und ihre Schachleistung haben könnte?[url]http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/nobelpreis-physik-2015-fuer-takaaki-kajita-und-arthur-b-mcdonald-a-1056360.html[/url]Für die Quantenphysik ist diese Entdeckung übrigens ein Meilenstein, und das heutige Datum deswegen historisch.

Beitrag von Kiffing

Passend zum Thema, so gibt es jetzt eine neue Schachvariante namens Quantenschach, wo die Figuren "Quantenzüge" machen können. Und beim Spielen soll man etwas über die Quantenphysik lernen. Man bekommt einen spielerischen, parabelhaften Zugang zum Thema. Klingt erstmal interessant, und ist es auch, und die Schachvariante ist auch richtig gut erklärt :)[Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://chess24.com/de/lesen/news/quantenschach-eine-neue-variante-die-dabei-hilft-physik-zu-verstehen". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://chess24.com/de/lesen/news/quant ... -verstehen" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.]

Beitrag von hako

Ist definitiv eine interessante Methode das Interesse an Quantenphysik zu wecken ^^