Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Als im Computerschach noch mit falschen Prämissen gearbeitet wurde“

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Beitrag von Kiffing

Wir wissen, daß sich Michail Botwinnik bereits mit der Möglichkeit von Schachcomputern auseinandersetzte, aber das Computerschach steckte lange Zeit noch in den Kinderschuhen. Erst ab den 80er Jahren begannen Schachcomputer allmählich, leistungsstark zu werden. In diesem [URL="http://www.tecchannel.de/server/hardware/466465/it_irrtuemer_fehlprognosen_fehlentscheidungen_manager_fehler_computer/index5.html"]wissenschaftlichen Artikel[/URL] wird noch einmal die übertriebene Euphorie in diesem Bereich vergangener Tage pointiert dargestellt. Es wird gezeigt, daß schon die Prämisse falsch war, mit der an Schachcomputern gearbeitet wurde. Aber wen sollte das Wunder stimmen? Schachcomputer sind eine komplizierte Sache, und komplizierte Sachen brauchen eine gewisse Zeit um zu reifen oder, um besonders konkret zu werden, überhaupt erst einmal in die richtigen Bahnen gelenkt zu werden.

Beitrag von Zapp Brannigan

Vor allem brauchst eine hardware die leistungsfähig ist. heutige iphones sind leistungsfähiger als die super-computer der 80er jahren...

Beitrag von sorim

Botwinik wollte den Schachcomputer mehr so gestallten, dass er wie ein Mensch spielt und nicht wahllos alle Züge durchrechnet (brute force)Leider waren die Schachcomputer mit dem Brute Force Algurithmus immer besser, an diesem Prinzip hat sich bis heute nicht viel geändert, nur die Hardware/Datenbank ist besser geworden.

Beitrag von AIL

Moderne Engines sind schon lange nicht mehr reines Brute-Force. Deep Blue war noch Brute-Force und berechnete 200 Mio. Stellungen pro Sekunde.Critter, eine der schnellsten Engines schafft auf meinem PC "nur" ca. 10 Mio. Stellungen, ist aber dem Deep Blue von damals haushoch überlegen.Das Zauberwort heißt im englischen "pruning" und heißt eben, dass die Engines auch eine Menge Züge garnicht groß weiter betrachten, weil sie schon von vornherein nach langfristigen Nachteil aussehen.Und was Datenbanken für Eröffnungen und Endspiele betrifft, so stellen diese nur äußerst selten einen wirklichen Vorteil dar. Wenn man eine Engine mit Eröffnungsbibliothek gegen eine ohne spielen lässt, sehen die Engines nach dem verlassen des Buches in vielen Fällen sogar beide die ohne leicht im Vorteil.

Beitrag von Zapp Brannigan

[quote] Das Zauberwort heißt im englischen "pruning" und heißt eben, dass die Engines auch eine Menge Züge garnicht groß weiter betrachten, weil sie schon von vornherein nach langfristigen Nachteil aussehen.[/quote]alpha-beta pruning kennt man seit ewigkeiten, und ist immer noch "brute force", da dadurch der gleiche zug gefunden wird wie ohne, das ist reine algorithmische optimierung. Der grosse trick ist das sortieren der züge nach evaluation, d.h. die engine rechnet nur 2 züge tief, dann evaluiert sie die züge und sortiert nach evaluierung, dann rechnet sie 4 züge tief, etc. dank dem alpha-beta-pruning kommen dann die "schlechten" varianten gar nicht erst in die berechnung...Was in den letzten 10 jahren vor allem klar geworden ist ist dass eine komplizierte evaluierungsfunktion keinen vorteil bringt, moderne engines haben viel einfachere (schnellere) evaluirungsfunktionen, welche nicht unbeding genau sind, aber untereinander stimmen. Die engine wählt ja am schluss den zug mit der besten evaluierung, aber ob jetzt der beste zug welcher zu einer leicht besseren stellung führt mit +0.1 oder mit +1.6 bewertet wird ist eigentlich egal, solang diese evaluatin höher ist als für alle anderen züge.

Beitrag von yury

[QUOTE=Lestat;20134]Der grosse trick ist das sortieren der züge nach evaluation, d.h. die engine rechnet nur 2 züge tief, dann evaluiert sie die züge und sortiert nach evaluierung, dann rechnet sie 4 züge tief, etc. dank dem alpha-beta-pruning kommen dann die "schlechten" varianten gar nicht erst in die berechnung...[/QUOTE]Ich glaube eigentlich nicht, dass es "den großen Trick" gibt. Es gibt viele Ideen, wie man durch Pruning die Suche effizienter gestalten kann und ich würde mal behaupten, dass es meistens eher auf eine gelungene Kombination ankommt als auf den großen Wurf.